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Ein langer Weg





Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:28

Tileo freute sich riesig über die Pfannkuchen und meinte, nun wäre er total wach. Eneas musste schmunzeln, beobachtete lächelnd wie der Junge sich an Kosta drückte, um sich zu bedanken. Kosta versprach ihm auch, dass er ihm morgen beibringen würde, Pfannkuchen zu machen. Heute hätte Kosta sie beide verwöhnen wollen. Eneas hatte überhaupt nichts dagegen und wusste ja, dass sein Freund dies sehr gerne tat.
Tileo krabbelte nun auch auf die Sitzbank, um sich einen der Pfannkuchen zu schnappen, der auch sofort eifrig verputzt wurde. Eneas ließ sich da etwas mehr Zeit, bestrich seinen Pfannkuchen mit Marmelade und nippte an seinem Tee, den Kosta ihn aufgebrüht hatte. Der andere Krieger setzte sich zu ihnen und so aßen sie einträchtig gemeinsam Frühstück. Es war schön. Genauso etwas hatte sich Eneas erhofft, als sie die Reise angetreten waren. Endlich eine gute Reise, eine ohne Gefahren und Leid. Ruhig und beschaulich. Jedenfalls so gut es ging. Der Pirat konnte sich vorstellen, dass Kosta und ihm dies beiden gut tun könnte, wo sie doch in letzter Zeit ganz andere Reisen und Aufträge gewöhnt waren. Wenn Eneas dann noch aufhören konnte, Kosta zu sehr zu bedrängen und stets das Falsche zu sagen, würde sich hoffentlich auch sein Freund entspannen können.
Zunächst hatte Tileo jedoch eine heikle Frage. Eneas hielt inne zu essen, als der Junge fragte, ob sie etwa zusammen in einer Koje geschlafen hätten. Oh, wie sollten sie das bloß beantworten? Eneas blickte hinüber zu Kosta, der aber ohne mit der Wimper zu zucken, erklärte, dass sie zusammen gelegen hätten. Sie hätten genügend Platz gehabt. Und das war alles. Bei Kosta klang es so, als wäre es etwas ganz normales gewesen. War das auch ein Signal an ihm? Es war nicht von Bedeutung gewesen?

Kosta fuhr fort, dass sie die nächsten Nächte in Schichten schlafen würden, da sie auf offener See sein würden. Wenn sie sich mit dem Schlafen abwechselten, könnten sie nachts über durchsegeln. Kosta wollte sich heute nachmittag hinlegen und dann die erste Hälfte der Nacht wach bleiben. Eneas würde die zweite Hälfte übernehmen. So deutlich hatten sie darüber noch nicht gesprochen, doch Eneas hatte nichts dagegen, dass es sein Freund einfach so festlegte.
Eneas nickte. Es war die logische Vorgehensweise. "Auf offener See können wir nicht ankern und das Schiff würde vom Kurs abtreiben, wenn sich niemand darum kümmert", fügte er erklärend hinzu. "Die See lässt einen als Pirat halt auch nachts nicht in Ruh." Er zwinkerte, aß dann weiter.
Innerlich war er aufgewühlter. Es war wohl vermessen gewesen, zu hoffen, letzte Nacht könnte sich wiederholen. Bei Kosta zu liegen... in seinen Armen.. es hatte so gut getan. Aber hatte es irgendwas bedeutet? Hatte Kosta es auch genossen oder es bloß gezwungenermaßen gemacht, um ihn zu trösten? Eneas wusste es nicht. Er wusste bloß, dass er garantiert nicht danach fragen durfte. Also konnte er nichts anderes tun, als die schönen Stunden in seiner Erinnerung zu bewahren und sich zusammenzureißen. Er hatte die letzten Monate andauernd alleine geschlafen, er würde es auch wieder tun können. Selbst wenn es weiterhin ungewohnt und einsam war. Nach zehn Jahren plötzlich wieder alleine zu sein, war eine Umstellung.
Tileo schien sich zum Glück nichts dabei zu denken, dass sie sich beide eine Koje geteilt hatten, stattdessen wollte er wissen, ob er auch nachts mithelfen sollte. Eneas lächelte.
"Nein, das ist nicht nötig. Aber du kannst gleich helfen, den Anker einzuholen und die Segel zu setzen", sagte er. Tileo brauchte als Kind weit mehr Schlaf und Eneas vermutete, dass der Junge nachts schon im Stehen einschlafen würde. Außerdem war er in der nächtlichen Dunkelheit vermutlich auch nicht so trittsicher an Deck. "Nach dem Zähneputzen und Umziehen", fügte er hinzu.
Aber erst aßen sie noch hungrig Kostas leckere Pfannkuchen weiter ehe sie alle drei satt waren. Eneas erhob sich, um das Geschirr zusammenzuräumen.
"Du hast gekocht, ich kann abwaschen", bot er Kosta an. Dann konnte sich sein Freund der spannenderen Aufgabe widmen, mit Tileo den Anker einzuholen. "Bevor wir lossegeln, sollten wir noch die weitere Route planen", sagte er dem anderen Krieger, während Tileo im Bad verschwunden war. Eneas deutete auf eine Umhängetasche an einem Haken, in der sich die zusammengerollten Kartenpläne befanden. Selbst stand er bei der Kochnische und wusch kurz die Teller und die Pfanne sauber.
"Es wird eventuell ein, zwei Tage länger dauern, aber ich glaube, wir sollten einen Umweg um die üblichen Schiffsstraßen machen." Es gab stark befahrene Routen, eben die besten Wege zwischen den Ländern und Küsten, doch Eneas befürchtete, dass sie auch vom Militär benutzt wurden. Es war unwahrscheinlich, dass ein kleines Fischerboot ihr Interesse wecken würde, aber sicher war sicher. Er wusste nur nicht, wie Kosta dazu stand noch länger als nötig auf so kleinem Raum zu verbringen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:28

Zu seiner Überraschung hatte Eneas nichts dagegen einzuwenden, wie er einfach bestimmte, wie die weiteren Nächte verlaufen würden. Aber vielleicht sagte er auch nichts dazu, weil Tileo noch hier war und würde später einen ruhigeren Moment zum Gespräch suchen. Doch diesmal wollte Kosta hart bleiben. So würden sie es machen oder gar nicht. Sie durften nicht noch einmal gemeinsam einschlafen. Tileo wäre so zu wenig geschützt. Das musste auch Eneas verstehen können.
Tileo akzeptierte seine ruhig vorgebrachten Erklärungen jedenfalls vorbehaltlos und bot nur an, dass er Nachts auch mithelfen könne. Eneas erklärte ihm lieb, dass dies nicht nötig sei. Ausserdem gab es andere Dinge, bei denen er zuerst helfen konnte. Wie den Anker einzuholen und die Segel zu setzen. Allerdings erst nach dem Frühstück, dem Zähneputzen und natürlich dem Umziehen.

Nach dem Frühstück eilte Tileo dann aber gleich voller Tatendrang ins Bad. Eneas erhob sich um abzuräumen. Kosta wollte ihm helfen, doch sein Freund hielt ihn zurück. Da Kosta gekockt hätte, würde Eneas abwaschen. Also blieb Kosta sitzen, um zu warten, bis das Bad frei war. Eneas hatte dafür eine andere Aufgabe für ihn. Er wollte noch die weitere Route planen, bevor sie lossegelten. Kosta war etwas überrascht. Er hatte angenommen, Eneas hätte das schon vor ihrer Abreise getan. Doch er sagte nichts. Stattdessen erhob er sich nur, um den Tisch sauber zu wischen, damit er die Seekarten darauf ausrollen konnte.
Er zuckte nur leicht zusammen, als Eneas meinte, dass sie einen Umweg segeln sollten, der ein, zwei Tage länger dauern würde. Schon der gestrige Tag hatte ihn stark an den Rand seiner Grenzen getrieben und jetzt wollte Eneas diese erzwungene Nähe, in der sie sich doch nicht aussprechen konnten, noch verlängern. Es war fast so, als wolle er ihn dafür bestrafen, dass er ihm auf Nuranessa aus dem Weg gegangen war. Aber das war natürlich Unsinn. Das war sich Kosta schon bewusst.
"Natürlich", bestätigte er leise, während er die Karte studierte. "Besser wir werden von niemandem gesehen und geraten keinem in den Weg. Das ist sicherer mit Tileo an Bord."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:29

Eneas sah das Zusammenzucken des anderen Kriegers sobald er hörte, dass ein Umweg ein, zwei Tage länger dauern würde. War es so schlimm mit ihm auf einem Boot? Es musste so sein. Gestern hatte Kosta ihn bereits gewarnt, dass wenn Eneas ihn weiter so belagere, es ihn an seine Grenzen bringen würde. Er hatte gar von Zerbrechen gesprochen. Ein Wort, das kein Juwelenträger leichtfertig benutzte. Eneas war sich nicht bewusst gewesen, dass Kosta so sehr unter jedem Versuch litt, den Eneas aufbrachte mit ihm zu sprechen und sich ihm anzunähern. Es hatte sehr weh getan, dies zu hören. Tat es auch jetzt, als er das leichte Zusammenzucken sah. Es fühlte sich halt nicht gut an, wenn man nicht gewollt wurde. Eneas wusste kaum noch wie er sich verhalten sollte. Alles schien er falsch zu machen egal wie sehr er sich anstrengte. Er konnte es wohl schlicht nicht besser. Sollte er einfach gar nichts mit Kosta reden? Das schien ja das sicherste zu sein... keinerlei Kontakt. War es das, was Kosta wollte? Und was war gestern nacht gewesen? Wahrscheinlich durfte er auch dort nichts hinein interpretieren.
Kosta stimmte leise zu, dass es besser, wenn sie keinem anderen Schiff begegneten. Das wäre das sicherste mit Tileo an Bord. Eneas kam zu den ausgebreiteten Karten. Fein mit Bleistift hatte er bereits eine mögliche Route nach Kolyvos eingezeichnet. Er tippte darauf. "Hier, ich dachte an diesen Weg", erklärte er, "Wenn die Winde günstig sind, verlieren wir nicht viel Zeit." Dabei hätten sie sich so oder so Zeit lassen können, aber Tileo wollte seine Eltern wiedersehen und Kosta scheinbar so schnell wie möglich vom Boot runter. "Was meinst du?", fragte er. Sein Freund hatte gegen die Route nicht viel einzuwenden.
"Weckst du mich morgen? Ich würd gerne zusehen wie Tileo Pfannkuchen zubereitet", bat Eneas leise. Wenn er die zweite Nachtschicht hatte, würde er es sonst verschlafen. Er konnte sich nach dem Frühstück noch einmal hinlegen. Eneas nahm sich vor, so wenig wie möglich zu schlafen. Er wollte diese Momente nicht verpassen. Und wenn sie das Segeln in rigorosen Schichten verbrachten, würde er sonst auch Kosta weniger zu Gesicht bekommen. Aber vielleicht war das genau das, was der andere Krieger wollte...

Tileo kam zurück aus dem Bad und schaute gleich neugierig zu den Karten auf dem Tisch. "Schau, hier lang werden wir segeln", erklärte Eneas und tippte mit seinem Finger auf die Karte, einen kleinen Schaumfleck vom Spülen hinterlassend. Der Junge kicherte. "Hier, da ist Kolyvos. Dort werden wir anlegen. Es ist ein Schmugglerort", verriet er Tileo im verschwörerischen Tonfall. "Aber für alle Uneingweihten ist es ein simples Fischerdorf." Tileo gehörte natürlich zu den Eingeweihten.
Er wollte auch wissen, wo Nuranessa war, konnte es aber auf der Karte nicht finden. "Nicht eingezeichnet", erklärte er Tileo, "Das soll unser kleines Versteck bleiben. Aber wir wissen schon, wo wir sind. Gerade hier." Ein weiterer kleiner Schaumfleck landete auf der Karte bei einigen der Inselgruppen nordöstlich von Chaillot. Eneas widmete sich wieder dem Abwasch, während Kosta kurz das Bad aufsuchte.
"Vergiss nicht deine Sandalen anzuziehen. Auf dem Deck kann es rutschig werden", erinnerte er Eneas den Jungen. "Vielleicht haben wir Glück und sehen auf der Reise ein paar Delphine." Eventuell sogar Wale, doch er wollte Tileos Hoffnung nicht unnötig wecken. Als dieser seine Sandalen fertig angezogen hatte, war auch Kosta soweit und die beiden gingen nach oben, um den Anker zu lichten. Eneas trocknete das Geschirr noch, lauschte den Geräuschen draußen. Später gesellete er sich zu ihnen und ging ihnen zur Hand. Zum Mittag hin hatten sie die letzten felsigen Riffe und Inseln hinter sich gelassen und das offene Meer erwartete sie.
Jetzt wurde auch der Wind wieder kräftiger, die Wellen etwas höher. Hoffentlich gerieten sie in keinen Sturm. Beide Männer passten darauf auf, dass Tileo sich bei dem kräftigen Seegang immer gut festhielt und einen sicheren Stand hatte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:38

Kosta hatte sich getäuscht. Eneas hatte sich durchaus schhon einen Kurs überlegt. Er hatte ihn nur mit ihm besprechen wollen. Nachdenklich beugte er sich über die Karte und studierte aufmerksam den fein mit Bleistift eingetragenen Kurs. Zustimmend nickte er. So war das wirklich viel sicherer. Trotzdem würden sie nicht viel länger brauchen. Was eigentlich schade war. Denn grundsätzlich war der Gedanke sehr schön, mit Eneas und Tileo alleine zu segeln. Nur war Kosta leider nicht wirklich in der Lage, es zu geniessen. Dafür hatte er viel zu sehr das Gefühl, gleich jeden Moment auseinander zu fallen. Wäre er mit Eneas alleine, dann wäre es nicht so schlimm. Sie mussten ohnehin einen Weg miteinander zu finden. Aber für Tileo wäre es nur sehr erschreckend. Deswegen riss Kosta sich krampfhaft zusammen und versuchte schwierigen Themen aus dem weg zu gehen.
"Ja", blinzelte Kosta etwas verwirrt über Eneas' plötzlichen Themenwechsel, dass er am nächsten Morgen geweckt werden wollte, damit er zusehen konnte, wie Tileo Pfannkuchen machte. "Ja, natürlich mache ich das", bestätigte er noch einmal warmherzig und lächelte liebevoll. Er konnte nur zu gut nachvollziehen, dass Eneas das beobachten wollte. "Ich werde dir senden, sollte er dich überraschen wollen. Dann kannst du dich schlafend stellen." Dann musste Eneas Tileo eben heimlich beobachten. Es sei denn, er wollte das nicht? Andererseits hatte Eneas auch nichts dagegen gesagt, das Kosta vorhin so deutlich klar gestellt hatte, dass sie sich beim Schlafen abwechseln würden. Kosta überlegte aus jahrelanger Unterwürfigkeit heraus, ob er fragen sollte, ob das für Eneas auch in Ordnung sei, entschied sich aber gleich darauf dagegen. Es musste in Ordnung sein. Anders würde es nicht gehen.

Tileo kam aus dem Bad zurück und Kosta ging hinein, um sich die Zähne zu putzen. Danach ging er mit dem Jungen an Deck, um den Anker zu lichten, während Eneas unten den Abwasch machte. Dabei hätte er Eneas eigentlich lieber noch weiter zugesehen, wie er die Teller spülte. Ihm gefiel der Anblick seines Freundes, wie er sich so auf das Geschirr konzentrierte und kleine Schaumflöckcken ihn umschwebten. Doch natürlich liess er Tileo nicht warten, der ganz begeistert von der Aussicht war, Delphine sehen zu können.
Sie hatten gerade den Anker gelichtet und waren dabei, die Segel zu setzen, als Eneas ebenfall zu ihnen kam und sie unterstützte. Rasch nahmen sie Fahrt auf. Tileo war tatkräftig dabei zu helfen und zu lernen. Sie erklärten dem Jungen, wie gefährlich es war, durch Riffe zu segeln, wenn man sich da nicht auskannte. Das sah Tileo auch mit grossen Augen ein und war nicht zu traurig, dass er erst einmal nicht ans Steuerruder durfte. Das konnte er dann tun, wenn sie aufs offene Meer hinaus gelang waren. Was gegen Mittag der Fall war. Der Wind hatte aufgefrischt und man spürte deutlich, dass sie schnell vorwärts kamen. Die Wellen waren etwas höher geworden und manchmal spürte man es im Bauch kitzeln, wenn sie eine Welle runter fuhren.
Für Eneas und Kosta war es nichts ungewohntes und Tileo hatte seinen Spass dabei. Wobei die beiden Piraten ihn immer wieder mahnten sich gut fest zu halten und bei so einem Wellengang lieber nicht zuviel auf dem Schiff herum turnte. Tileo hielt sich brav daran und so konnte Kosta kurz unter Deck gehen, um ihnen ein kleines, leichtes Mittagessen zuzubereiten. Essen taten sie jedoch oben an der frischen Luft. Hier hatten sie mehr Platz und es war angenehmer solange es nicht regnete oder zu heftig windete.
"Ich würde mich nachher gerne hinlegen", bat er Eneas nach dem Mittagessen. "Ist das in Ordnung für dich? Kriegst du das mit Tileo alleine hin?" Immerhin war der Wind inzwischen doch ganz schön stark gewesen und sich auf Tileo und das Segeln zu konzentrieren konnte ganz schön anstrengend werden so alleine.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:39

Heute schien ein besserer Tag zwischen ihnen zu werden, womöglich auch weil es kaum Gelegenheiten gab wo sie alleine miteinander hätten reden können. Sie waren vollauf beschäftigt, Tileo das Segeln beizubringen und bei dem starken Segelgang das Boot auf Kurs zu halten. Durch den kräftigen Wind kamen sie gut voran. Eneas beobachtete verstohlen wie Kosta Tileo gerade erklärte wie man das Steuerruder benutzte. Der Junge war ganz begierig darauf gewesen, auch mal den Steuermann zu spielen und auf dem offenen Meer war es dann endlich soweit. Unter Kostas Anleitung natürlich. Es war schön ihnen zuzusehen. Trotz des warmen Klimas trug Kosta wieder ein hochgeschlossenes, langärmeliges Hemd. Eneas wusste nicht was es damit auf sich hatte, dass sein Freund sich so verbarg, doch es reizte Eneas' Vorstellungskraft und Sehnsucht umso mehr. Er konnte sich einfach nicht helfen. Es sah so schön aus wie der Wind in den feinen Haaren des anderen Kriegers spielte und an seiner Kleidung zupfte. Der Wind drückte das Hemd immer wieder feste gegen Kostas Brust. Es sah hinreißend aus. Rasch konzentrierte sich Eneas wieder auf etwas anderes. Vielleicht waren seine Blicke bereits zu viel. Heute tat er sein bestes, sich zusammenzureißen, um Kosta auch eine schöne Segelfahrt zu ermöglichen. Vielleicht hatten sie den ersten Tag einfach gebraucht, um zu klären wie es an Bord zwischen ihnen ablaufen musste. Wie zwei platonische Bekannte anscheinend.. es schmerzte Eneas zwar, doch dass Kosta gar davon gesprochen hatte, es würde ihn andernfalls zerbrechen, hatte den Piraten sehr erschrocken. Er wollte Kosta doch nichts antun.
Gegen Mittag hin ging sein Freund nach unten, um ihnen ein kleines Mittagessen zu kochen, das sie dann an Deck verspeisten. Eneas lobte vorsichtig Kostas Kochkünste und bedankte sich fürs Kochen, doch mehr wagte er nicht zu sagen. Nach dem Essen, Tileo war bereits wieder energiegeladen am rumturnen, sagte Kosta ihm, dass er sich bald hinlegen wollte. Ob es in Ordnung für Eneas wäre.
Er nickte rasch. "Ja, natürlich. Ich pass schon auf Tileo auf. Sollte das Wetter umschlagen, wecke ich dich", sagte er. Sollte es anfangen zu stürmen, würden sie beide gebraucht werden. Auch wenn Eneas zur Not noch immer seine Juwelenkraft gebrauchen könnte. Allerdings benötigten sie diese auch für die Reise an Land. Eneas blickte nach oben. "Ich denke, das Wetter wird sich noch für eine Weile halten." Er dämpfte seine Stimme, so dass Tileo es nicht mitbekam. "Ich lege einen Hörschutz um deine Koje, ja?" Falls Tileo mal nach unten ging, würde er dann auch nichts mitbekommen von Kostas Albträumen.
"Soll ich dir nochmal einen Tee machen?", bot Eneas an.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:45

"Ja, ich bitte dich darum", nickte Kosta dankbar auf Eneas' Angebot einen Hörschutz um die Koje zu legen. "Den Tee werde ich mir selber brauen, danke Eneas. Du wirst hier alle Hände voll zu tun haben mit unserem Nachwuchspiraten." Schmunzelnd drückte kurz Eneas Unterarm und erhob sich, um zu Tileo zu gehen. Er wollte dem Jungen selber erklären, warum er mitten am Nachmittag ein Schläfchen hielt, damit er sich keine Sorgen machte, dass es etwas damit zu tun haben könnte, was in Dhemlan passiert war. Er wollte nur etwas vorschlafen, damit er nachher die erste Nachtwache übernehmen konnte.

Unter Deck hatte man alleine schon gleich etwas mehr Platz. Kosta brühte sich in Ruhe einen Baldriantee auf und zog sich wieder um, solange er zog. Heute war er viel ruhiger als am vergangenen Abend. Vielleicht lag es daran, dass Eneas nicht wieder so in ihn drang und sich krampfhaft bemühte, ihn von seinen Wunden in Dhemlan zu heilen. Das war etwas, was er unmöglich schaffen konnte, solange es noch Menschen in seiner Nähe gab, die er beschützen wollte. Heute hatten Eneas und er sich jedoch einfach nur aufs Segeln und auf Tileo konzentriert. Es war ganz normal gewesen. Ohne Druck. Das hatte gut getan. So freute sich Kosta fast ein wenig darauf, den Tee zu geniessen und gemütlich einzuschlafen. Selbst wenn ihn die Albträume wieder wecken würden.

An diesem Nachmittag waren sie jedoch nicht ganz so schlimm. Sie waren da, aber diffus und nicht so quälend, dass Kosta schreiend aus dem Schlaf aufwachte. Stattdessen fühlte er sich sogar halbwegs ausgeruht, als er einige Stunden später wieder aufwachte. Kosta war dankbar dafür und hütete sich, genauer darüber nachzudenken, wieso es so war. Es reichte, dass es so war. Gut gelaunt ging er ins Bad, um sich etwas zu waschen. Anschliessend zog er er sich wieder um und ging zurück an Deck. Frischer, feuchter Wind schlug ihm heftig ins Gesicht. Der Wind war stärker, die Wellen höher geworden.
"Ah, es scheint, ich bin gerade rechtzeitig für den Spass aufgewacht", grinste er, als das Segelboot genau in dem Moment eine hohe Welle hinunter sauste. Tileo sass auf einer Bank, hielt sich an den Griffen fest und kicherte fröhlich.
"Jaaa", strahlte der Junge und lachte. "Wie auf einer ganz lebendigen Rutsche."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:45

Kosta ließ sich dieses Mal gerne helfen und stimmte einem Hörschutz zu. Den Tee wollte er sich aber selbst zubereiten, da Eneas ja auch auf Tileo aufpassen musste. Dabei lächelte der andere Krieger und drückte kurz Eneas' Arm. Der Pirat spürte sein Herz gleich heftig klopfen. Eine kurze Vertrautheit. Er bewahrte es wie ein Schatz.
"Sende mir, sollte etwas sein", erwiderte er lächelnd. Zwar hätte er gerne über Kostas Schlaf gewacht oder wenigstens ab und zu nach ihm gesehen, aber da er auf Tileo achtgeben musste, war dies nicht möglich. Er konnte Kosta nur stumm einen guten Schlaf wünschen. Dieser erklärte Tileo kurz, was er vorhatte, dann waren sie alleine an Deck.
Der Junge wollte eifrig beim Segeln mithelfen und es war schön zu beobachten wieviel Spaß Tileo dabei hatte. Es schien ihm richtig zu gefallen. Wer weiß, ob er als Erwachsener etwas mit Schiffen machen würde. Eneas versuchte ihm jedenfalls alles notwendige beizubringen, je nachdem was Tileo gerade ausprobieren wollte. Er wusste mittlerweile die wichtigsten Seeknoten und Segelmanöver. Eneas zeigte ihm weiter wie er sein Juwel einsetzen konnte, um seine Kraft zu verstärken, da man kräftig an den Tauen ziehen musste, um die Segel einzuholen oder die Quermasten zu bewegen. Zu viel für dünne Jungenarme. Tileo versuchte es trotzdem. Bei all dem Spaß, den der Junge hatte, würde er heute abend garantiert totmüde in die Koje fallen. Der Seegang war immer rauer geworden, was man auf dem kleinen Segelboot sofort spürte. Die Gischt der Wellen spritzte ihnen ins Gesicht. Immer wieder sackten sie in die Wellentäler. Noch war es kein ausgewachsener Sturm und zu bewältigen.
"Halt dich gut fest. Es geht wieder runter!", rief er Tileo zu, der auf einer Bank platzgenommen hatte und sich dort festhielte. Für ihn war das ein großer Spaß, doch Eneas hatte einiges zu tun, um das Boot ruhig zu halten und die Segel mit dem Wind mitzubewegen, der jetzt oft hin und herwechselte.

Gegen frühen abend hin, tauchte auch Kosta wieder auf. Er grinste und bemerkte, dass er rechtzeitig für den Spaß gekommen wäre. Eneas lächelte ihn an. Sein Freund wirkte unbeschwert. Vielleicht war der Schlaf halbwegs gut gewesen. Tileo freute sich noch über die vielen Rutschpartien, die sie machten. Da lösten sich zwei der aufgerollten Taue und schlidderten über Deck. Eneas hielt sie schnell mithilfe der Kunst auf und ließ sie zurückschweben. Kosta half ihm, die Seile wieder zu sichern.
"Ist in deiner Koje auch alles gut verstaut? Kann da nichts rumfliegen?", fragte er Tileo. Der Junge blickte ertappt drein und wollte lieber nachschauen gehen. Für Kosta und Eneas war es selbstverständlich jeden benutzten Gegenstand an Bord wieder fest zu verstauen, doch verständlicherweise war Tileo das noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.
Eneas deutete zu einem dunklen Wolkenhimmel in der Ferne. "Wir müssen den Kurs ändern. Sonst segeln wir genau dort rein. 30 Grad mehr backbord. Aber auch so, könnte uns der Sturm nachts erwischen", spekulierte er. Ein paar Regenfäden waren jedenfalls schon da. Nicht genug, um sie davon abzuhalten munter weiterzusegeln. Nun eben in festen Wetterjacken und Stiefeln. Tileo half weiter mit, aber ein paar Stunden später merkte man ihm seine Erschöpfung deutlicher an.
So brachte Eneas ihn nach unten, um ein kurzes Abendbrot mit ihm zu essen. "Das war aufregend, was? Keine Sorge, wir umsegeln das schlimmste Wetter. Das ist das Gute auf dem Ozean. Wenn uns das Wetter nicht gefällt, segeln wir woanders hin oder warten einfach ein bißchen. Es kann sich schnell ändern", beruhigte er ihn. "Und du hast so toll mitgearbeitet. Dass du solange durchgehalten hast, also da kenn ich keinen anderen Jungen, der das so gut hinbekommen hätte." Er lächelte und strich Tileo durchs Haar.
"Geh zähneputzen und mach dich fürs Bett fertig, dann bringt Kosta dich ins Bett, ja?" Eneas hatte ja gemütlich mit Tileo zu Abend essen können. Der Pirat ging wieder nach oben und löste Kosta für einen Moment ab. Er dachte, dass Kosta Tileo noch eine Geschichte vorlesen würde so wie gestern, aber dieses Mal schienen sie nichtmal dazu gekommen zu sein, dass Buch aufzuklappen. Kosta kam kurze Zeit später wieder und erklärte, dass Tileo schon beinahe beim Umziehen eingeschlafen wäre. Eneas schmunzelte.
"So viel Spaß es ihm auch macht, mitzuhelfen. Ich glaube, wir sollten ihm ein paar ruhigere Stunden unter Deck gönnen. Ich weiß, dass Estella ihm auch ein Kinderbuch und Sachen zum Malen eingepackt hat."
Sonst würde Tileo wohl jedes Mal k.o. ins Bett fallen.
Eneas selbst half Kosta noch bis es inzwischen dunkel geworden war und sie die Laternen an Deck entzündeten. Das Wetter war noch rauer geworden, es regnete viel. Es war schwer zu sagen, ob sie noch Kurs hielten. Die Sterne waren nicht zu sehen und sie konnten nichts weiter machen, als am Rande der Gewitterwolken entlang zu segeln.
Das schienen sie irgendwann geschafft zu haben und es wurde ruhiger. Vielleicht waren sie dem Sturm nochmal davon gekommen. Eneas gähnte. Es war anstrengend gewesen und allmählich taten ihm die Muskeln weh. "Meinst du, du schaffst die nächsten Stunden? Dann leg ich mich auch hin.. weck mich, wenn es wieder heftiger werden sollte." Ansonsten für die zweite Nachtschicht.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:48

Auch wenn Tileo noch seine Freude daran hatte, über die hohen Wellen zu segeln, war es inzwischen bei weitem nicht mehr so harmlos, wie es vielleicht für ihn wirken mochte, da die beiden Piraten gut auf ihn aufpassten. Eneas un Kosta hatten jedoch einiges zu tun, um das Schiff auf Kurs zu halten, die Taue zu sichern und dafür zu sorgen, dass sie im richtigen Winkel zu den Wellen standen. Tileo durfte jetzt auch nicht mehr aufstehen, da es sonst zu gefährlich für ihn geworden wäre. Ein unerwartetes Schwanken des Sturmes konnte ihn dazu bringen, über die Reling zu purzeln.
Eneas kam dann die gute Idee, den Jungen zu fragen, ob er in seiner Koje alles gesichert hätte. Tileo war sich nicht sicher und ging nachschauen. So war er für eine Weile unter Deck in Sicherheit, während Kosta und Eneas sich Mühe gaben, an den Rand des Sturmes zu segeln. Schön eingepackt in wetterfeste Jacken und mit festen Stiefeln an den Füssen. Es wurde tatsächlich auch wieder etwas ruhiger, als Tileo wieder nach oben kam, so dass er noch etwas mithelfen konnte, was er ja unbedingt wollte. So lange, bis er selber merkte, dass er eigentlich müde war und eine Pause brauchte. Eneas brachte ihn nach unten, um mit ihm etwas kleines zu essen und um ihn ins Bett zu bringen.
Als Kosta nach unten ging, um Tileo gute Nacht zu sagen, war der Junge schon beinahe eingeschlafen und schien vergessen zu haben, dass er seine Pyjamahose ganz nach oben ziehen sollte. Lächelnd half Kosta ihm dabei und zupfte den Pyjama zurecht, damit Tileo es bequem hatte. Behutsam legte er den Jungen hin und deckte ihn zu. Spätestens dann war das Kind eingeschlafen. Zärtlich streichelte er ihm übers Haar, löschte unten in der Kajüte das Licht und ging wieder zu Eneas ans Deck.

"Ich fürchte, er findet es viel zu spannend, Erwachsenenarbeit zu machen, als dass er sich dazu überreden liesse, unter Deck zu bleiben", lächelte Kosta bei Eneas lieb gemeintem Vorschlag, Tileo etwas mehr ruhe zu gönnen. "Vielleicht wenn wir den Sturm überstanden haben und wir in ruhigere Gewässer gelangen. Dann wird es ihm womöglich zu langweilig. Du solltest allerdings auch darauf achten, dass du zu etwas Ruhe kommst." Eneas wollte jedoch noch etwas wach bleiben, bevor er sich auf Ohr legte. Durch die Wolken und den vielen Regen wurde es schon früh dunkel, weswegen sie erst einmal die Laternen an Bord anzündeten. Danach steuerten sie weiter auf den Rand des Gewitters zu. Bis die See auf einmal ruhiger wurden und der Regen aufhörte.

"Geh schon ins Bett", schickte Kosta Eneas grinsend schlafend, als der nicht so sicher war, ob er ihn nun alleine lassen konnte. "Du musst dich ausruhen. Schliesslich hast du den ganzen Nachmittag geschuftet. Das Gröbste haben wir überstanden und sollte etwas sein, werde ich nach dir senden", versicherte Kosta beruhigend. Dahingehend hatte der Krieger keine Hemmungen. Er wusste auch, dass Eneas auch mit etwas weniger Schlaf auskommen konnte, wenn es sein musste. Das gehörte zum Leben auf See eben dazu. Es wäre unsinnig und würde sie nur in grössere Gefahr bringen, wenn Kosta versuchte, das Segeln alleine zu bewältigen.
"Gute Nacht", wünschte er ihm freundlich, näherte sich Eneas jedoch nicht. Kosta hatte schon mitbekommen, dass Eneas solche Situationen gerne für gefährliche Worte oder Fragen nutzte, wenn sie alleine waren. Darauf wollte Kosta sich nicht nochmals einlassen, weswegen er sehr gewissenhaft die Seile kontrollierte. So lange, bis er spürte, dass Eneas unter Deck gegangen war. Danach machte er sich ernsthaft daran, weiter zu segeln. Kosta hoffte in der Nacht möglichst weit zu kommen und den Sturm zu umrunden, damit Tileo bald wieder sicher an Deck herumtollen konnte.
Die ersten paar Stunden kam er auch wirklich gut voran. Dann jedoch begann der Sturm sich mehr und mehr in seine Richtung zu verlagern, bis es ihm nicht mehr weiter möglich war, ihm auszuweichen. Es hatte wieder begonnen zu regnen. Meerwasser und Regen peitschte ihm ins Gesicht. Der Wind zog und zerrte an allem, wo es ihm nur möglich war. Wellen türmten sich hoch auf. Kosta fühlte sich dabei grossartig. Die Natürlichkeit seiner Umgebung, die Ursprünglichkeit des Sturmes, ohne Gedanken und Lügen, es war so reinigend.
*Eneas?*, sandte er seinem Freund regelrecht gut gelaunt, obwohl er ihn wecken musste. *Eneas, du solltest an Deck kommen. Der Sturm hat uns eingeholt.* Es war sicherer, wenn sie das Ruder zu zweit hielten und sich gemeinsam um das kleine Segelschiff kümmerten. *Zieh dich Wasserfest an*, warnte er ihn grinsend.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:51

Sein Freund vermutete, dass Tileo viel zu gerne auch gleichwertig mitmachen wollte, also dass er unter Deck bleiben würde. Vielleicht, wenn es wieder etwas ruhiger würde und die erste Neuheit des kleinen Bootes nachgelassen hatte. Das glaubte auch Eneas. Er half noch eine Weile Kosta aus, aber als es später wurde und es längst dunkel war, fragte Eneas nach, ob er sich für eine Weile hinlegen konnte. Für den Moment war das Wetter nicht mehr so schlimm und sie schienen dem drohenden Sturm nochmal entkommen zu sein. Kosta stimmte grinsend zu und bestand darauf, dass Eneas sich ausruhte, als dieser noch zweifelte, ob er jetzt guten Gewissens unter Deck gehen könnte. Der andere Krieger war da ganz resolut, dass Eneas seinen Schlaf brauchte. Er hätte schließlich den ganzen Nachmittag geschuftet.
"Wenn man es gerne macht, merkt man die Anstrengung erst später", erwiderte der Pirat lächelnd. Kosta wünschte ihm eine gute Nacht, widmete sich dann aber wieder dem Segeln. Eneas blickte noch einmal zu ihm. Heute war es schön gewesen. Kosta war ihm entspannter vorgekommen und sie hatten miteinander reden können ohne dass sein Freund gequält oder abwehrend gewirkt hatte. Er hatte heute öfter gelächelt und es war so schön, ihn lächeln zu sehen. Eneas hätte ihm all das gerne gesagt, musste es aber für sich behalten. Nach einem letzten sehnsüchtigen Blick, begab er sich unter Deck. Er schaute nochmal nach Tileo, aber der Junge schlief tief und fest. So bereitete sich Eneas auch für die Nacht vor ehe er sich in die Koje legte, die Kosta zuvor noch benutzt hatte. Eneas roch verstohlen am Kopfkissen, sog den Duft seines Schwarms auf. Wenigstens indirekt konnte er ihn so bei sich haben.
Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, als ihn ein Speerfaden erreichte und gleich aufweckte. Er war so voller Lebenslust und guter Laune, es war ansteckend. Eneas fühlte sich innerlich erschaudern. Kostas Speerfaden zog sich selbst wie ein Sturm durch ihn hindurch, weckte sofort sein Verlangen nach seinem Freund. Es war so lange her, wo er ihn so lebensfroh gespürt hatte. Nach den vielen Wochen seit Dhemlan, nein eigentlich schon seit Raej, schien da wieder etwas in Kosta zu sein, das sich am Leben erfreuen wollte. Oder zumindest, dass er es schaffte sich besser gegen die Last zu erwehren, die ihn sonst herunterzog. Die Schuldgefühle, die schrecklichen Erlebnisse.

*Ich beeile mich*, sandte Eneas wach und begeistert zurück. Trotz des Sturmes konnte er es jetzt kaum erwarten, an Deck zu seinem Liebsten zu kommen. Rasch zog Eneas sich wieder an und als er die Treppe nach oben stieg, bekam er als erstes einen Schwall salziges Meerwasser ins Gesicht. Er prustete und grinste.
"Wann ist das denn passiert?", rief er über das Krachen des Donners und den schäumenden Wellen. Es wäre wohl besser, wenn sie sandten. Obwohl das Deck klein war, mussten sie rufen, um sich zu verstehen. Kosta stand am Ruder, stemmte es gegen die gewaltigen Kräfte des Wassers. Nass glänzte die dunkle Regenjacke, sein Gesicht hatte eine lebhafte Färbung, Wassertropfen rannen ihm darüber. Eneas hätte ihn am liebsten gepackt und ihn wild auf den verführerischen, feuchten Mund geküsst. Er sah so stark und heiß aus. Der Hayllier trat zu ihm, drückte seinen Arm ebenfalls gegen das Ruder. Ihre Hände berührten sich, wenn auch in Handschuhe gepackt.
*Wir müssen die letzten Segel reffen, sonst zerfetzt uns der Sturm das Tuch*, sandte Eneas. *Ich halt das Ruder mit meinem Juwel fest.* Dann mussten sie sich gegen den Wind stemmen und trotz dem heftig schwankenden Deck bis zum Mast kommen. *Hier, das Sicherungsseil.* Eneas band es Kosta um die Taille, zurrte es mit kräftigem Ruck fest. Eine übliche Taktik, um zu verhindern, dass einer von ihnen über Bord ging. Und es band Kosta auch an ihn. Wenigstens für diesen Sturm lang. Denn das andere Ende des Seiles schlang Kosta ihm um die eigene Taille. Eneas fühlte es heftig in sich prickeln, dabei war es nur das gewöhnliche Sicherungsseil, er sollte jetzt lieber nicht an irgendetwas anderes denken. Er blickte kurz zu Kosta, dessen klare goldene Augen. Eneas hatte ihnen ein ganzes Gedicht gewidmet und sie dort mit Sonnenlicht in einem Tropfen Morgentau verglichen, doch je nach Licht, ja, je nach Stimmungslage schienen sie andere Facetten zu haben.
Er riss sich von dem Anblick los, als Kosta den letzten Knoten gebunden hatte. Dann ging Eneas voraus zum Mast, lehnte sich in den Wind. Dann hatte er es bis zum Mast geschafft, hakte dort die Karabiner des Sicherungsseils ein, damit sie in Ruhe die Segel einholen konnten. Gleichmäßige, einstudierte Handgriffe.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:52

Eneas antwortete ihm beinahe sofort. Er schien erstaunlich wach zu sein. Es dauerte nicht lange, bis er an Deck gestürmt kam. Prompt wurde er mit einem Klatscher Meerwasser direkt ins Gesicht begrüsst. Wie für den Fall, dass er noch nicht ganz wach wäre. Kosta musste lachen. "Eben erst", brüllte er über das Tosen des Sturmes hinweg, damit der andere Krieger ihn verstehen konnte. "Ich dachte, ich wecke dich, bevor du den ganzen Spass verschläfst." Frech grinste er ihm zu, musste sich aber gleich darauf wieder konzentrieren, das Ruder sicher zu halten. Wenn es ihm aus den Händen glitt, konnten ganz schön üble Dinge passieren.
Dann war Eneas bei ihm und half ihm, das Holz festzuhalten. Er sandte ihm, dass sie die letzten Segel auch noch einholen mussten. Kosta nickte. Deswegen hatte er Eneas ja geweckt. Der Kapitän hielt dann das Ruder mit der Kunst fest, so dass sie es loslassen und sich zum Mast vorwärts kämpfen konnten. Um nicht von einer Welle über Bord gespült zu werden, machten sie sich gegenseitig an dem Sicherungsseil fest, welches sie am Mast befestigten. Es waren routinierte Handgriffe, die sie auch mit geschlossenen Augen tun konnten. Mussten sie fast, so heftig wie der Wind das Wasser in ihr Gesicht peitschte. Ausserdem war es ziemlich dunkel in diesem Unwetter. Selbst die Sturmlaternen wurden beinahe von der Dunkelheit verschluckt und spendeten nicht viel Licht. Kosta störte es nicht. Für ihn fühlte es sich grandios an, wie der Wind an ihm rüttelte und zerrte. Wie ein leidenschaftlicher, stürmischer Liebhaber, der ihm alles abverlangte. Seine Haare waren längst klatschnass und klebten ihm in der Stirn. Ein Blick auf Eneas zeigte ihm, dass es seinem Freund ganz ähnlich ging. Kosta grinste zufrieden und machte sich daran, mit Eneas die Segel zu reffen.

Sie waren gerade fertig geworden und hielten sich an dem Mast fest, um etwas zu Atem zu kommen, bevor sie sich wieder zurück durch den Sturm zum Ruder kämpften, als sie einen unsicheren Speerfaden von Tileo bekamen. *Iason? Taelos? Wo seid ihr?* sandte er aufgewühlt und man konnte spüren, dass ihm irgendwie unwohl war. *Wo mache ich Licht im Schiff? Es ist so dunkel und... und mir ist irgendwie komisch. Sehr komisch.* Kosta wechselte einen besorgten Blick mit Eneas. Der Sturm schien Tileo im wahrsten Sinne des Wortes wachgerüttelt zu haben.
*Wir sind direkt über dir Tileo*, sandte Kosta beruhigend zurück. *Keine Angst. Wir kommen gleich zu dir und machen Licht.*
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:56

Sie hatten gerade alle Segel eingeholt und festzugezurrt, als sie ein wackliger Speerfaden erreichte. Tileo klang besorgt und unwohl. So machte sich auch Eneas sofort Sorgen. War dem Jungen etwas passiert? Er war augenscheinlich wach, wollte wissen wo sie waren und wo er im Schiff Licht machen konnte. Dann sandte er noch, dass ihm sehr komisch sei. Kosta und Eneas sahen sich besorgt an.
*Ich glaube, er ist seekrank*, vermutete Eneas. Kosta versuchte Tileo zu beruhigen. Dann machten sich die Piraten daran, das Deck so schnell wie möglich zu überqueren. Dieses Mal hatten sie ordentlich Rückenwind und stolperten regelrecht gegen die schräge Eingangstüre nach unten.
Nass und tropfend kamen sie die Treppe runter. Eneas holte aus der Kochnische sofort einen Eimer, während Kosta bereits Licht machte und zu Tileo in die Koje kam. Eneas folgte wenig später. Dort saß Tileo bereits auf der Bettkante, sehr blass und grün im Gesicht. Er hielt sich den Bauch und zitterte.
Eneas setzte sich zu ihm, hielt ihm den Eimer vor. "Keine Angst, das geht vorbei. Das erwischt selbst die härtesten Seemänner", sagte er. "Das ist der starke Wellengang. Aber wir haben es bald geschafft." Er redete Tileo Mut zu, auch Kosta war bei dem Jungen und stand ihm rührend bei, empfahl ihm wie er beruhigend atmen konnte. Es half wenigstens eine zeitlang, dann musste sich der Junge übergeben. Er war ganz aufgelöst. Eneas tat es so leid, dass es Tileo gerade nicht gut ging. Sie streichelten ihm über den Rücken, Kosta wischte ihm mit einem Tuch den Mund ab.

"Das war ganz tapfer. Es wird wieder besser", versprach Eneas, "Ich brau dir jetzt einen tollen Tee, ein Piratentrick gegen Seekrankheit. Den kenn ich von Salomon. Der hatte damit früher auch ganz schlimme Probleme, aber ein paar Schlucke von dem Tee und es geht wieder weg." Er lächelte und entsorgte zunächst den Eimer ehe er den Tee aufsetzte, mit viel Ingwer gegen die Übelkeit und ein klein wenig Baldrian sowie Melisse. Sowie ein Löffelchen Honig, damit der Junge den Tee auch mochte.
Als er wieder zurückkam, hatte Kosta Tileo auf dem Schoß und hielt ihn fest, um ihn zu trösten. Eneas reichte dem Jungen den Tee, damit er ein paar Schlucke trinken konnte. Trotz des vielen Regens öffnete Eneas das Bullauge, damit erfrischende Luft reinkam. Langsam verlor Tileo die Blässe im Gesicht und schwitzte auch nicht mehr so viel. Am besten würde es sein, wenn der Junge weiterschlafen konnte.
Eneas ging zwischendurch nach oben schauen, aber nun wo sie die Segel gänzlich eingeholt hatten und er das Ruder mit der Kunst fixiert hielt, konnten sie nicht mehr viel machen außer den Sturm abzuwarten. Als er wieder nach unten kam, gab Kosta Tileo gerade noch etwas von dem Tee. Der Junge sorgte sich, dass der Sturm nicht mehr aufhörte und er nun die ganze Reise Seekrankheit haben würde.
"Nein, bestimmt nicht. Der Tee hilft. Und morgen hast du dich an den Wellengang gewöhnt. Nach einer Pause an Land müssen auch so Wasserratten wie wir uns wieder ans Meer gewöhnen", versicherte Eneas liebevoll.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:57

Mit dem Wind im Rücken mussten sie fast schon aufpassen, dass sie nicht am Heck des Schiffes über die Reling stolperten. Aber Eneas und er waren erfahren genug, um trotzdem sicheren Fusses unter Deck zu Tileo zu gelangen. Nass wie sie waren tropften sie alles voll. Doch das war jetzt erst einmal egal. Rasch befreiten sie sich von der Sicherheitsleine. Kosta machte das Licht an und eilte zu Tileo, während Eneas nach einem Eimer in der Küche griff. Er schien ganz recht damit zu haben, dass der Junge Seekrank geworden war. Tileo sass auf der Bettkante und war ganz grün im Gesicht. Zitternd hielt er sich seinen Bauch.

Noch im Gehen streifte Kosta seine nasse Regenjacke ab, damit er sich wenigstens halbwegs trocken zu dem Kind setzen konnte. Vorsichtig legte er ihm einen Arm um die Schultern, erlaubte ihm, sich an ihn zu lehnen und streichelte ihm sachte sein wirres Haar aus dem Gesicht. "Keine Sorge, Tileo, das ist bald wieder vorbei", tröstete er ihn. "Wir kennen ein paar Tricks, wie man mit Seekrankheit umgeht."
"Seekrank? Ich?" murmelte Tileo entsetzt, dass er so etwas hatte. Eneas erklärte ihm, dass das auch die härtesten Seemänner manchmal hätten. Das würde am starken Wellengang liegen."
"Und unter Deck geschieht das noch viel schneller, weil deine Augen sich an keinem ruhigen Punkt fixieren können", fügte Kosta hinzu. "Versuch möglichst in die Weite zu schauen und ruhig zu atmen. Vier Herzschläge lang einatmen und drei Herzschläge lang ausatmen." Tileo versuchte dem tapfer nachzukommen. Doch schlussendlich musste er doch nach dem Eimer greifen und sich würgend darin übergeben. Das war vielleicht gar nicht so schlecht. Dadurch konnte Tileos Magen sich womöglich beruhigen und sozusagen von vorne anfangen.
Nachdem Tileo fertig war, liess Kosta seine Haare los, die er ihm zurück gehalten hatte, und wischte ihm sanft mit einem Tuch den Mund ab. Anschliessend rief er eine Flasche Wasser herbei. Eneas tröstete Tileo auch. Er lobte ihn, wie tapfer er sei und erzählte ihm von dem Geheimrezept von Solomon. Er wollte ihm einen Tee brauen und ging dann auch gleich in die Küche. Er nahm nur noch den Eimer mit, um dessen Inhalt draussen zu entsorgen. Kosta blieb derweil bei Tileo und massierte ihm sachte den Bauch. Dabei hielt er ihn sanft auf dem Schoss, um ihm Trost zu spenden.
Eneas kam dann auch bald schon mit dem Spezialtee. Vorsichtig trank Tileo davon. Kosta hielt ihn weiter sicher im Arm. Eneas machte das Fenster auf und liess frische Luft ein. Damit zwar auch Regen und Meer, doch es tropfte nicht auf die Betten und vorallem half es, dass es Tileo wieder besser ging.
"Wird es jetzt wieder so lange stürmen wie auf der Überfahrt von Mineva nach Nuranessa?" fragte der Junge bang. "Ist mir dann die ganze Zeit übel?" Eneas beruhigte ihn gleich, dass das nicht so wäre. Der Tee würde helfen und morgen hätte er sich an den Wellengang gewöhnt. Nach einer so langen Pause an Land musste man sich eben wieder ans Meer gewöhnen. Das ginge allen so. Kosta nickte bestätigend.
"Aber auf der 'E' ist mir nicht schlecht geworden bei dem Sturm", jammerte Tileo.
"Das liegt daran, dass sie ein viel grösseres Schiff ist und nicht so schnell ins Schaukeln gerät", erklärte Kosta freundlich. "Aber auch auf so grossen Schiffen kann es einem übel werden."
"Mir nicht", befand Tileo mit leisem Stolz.
"Nein, dir nicht", lobte Kosta. "Du bist eben doch ein waschechter Pirat. Eben nur noch ein junger. Du wirst sehen, wenn du älter bist, wird dich der hohe Seegang auf diesem kleinen Boot auch nicht mehr durcheinander bringen."
"Hmmm, ich bin trotzdem lieber auf einem grossen Schiff wie der 'E'", stellte der Junge klar. "Josés Schiff ist sehr hübsch und toll. Aber die 'E' ist das beste Schiff überhaupt. Da kommt kein anderes ran. Ich bin ganz schön froh, dass Dido es nicht 'Prinzessin' nennen will. Das wäre ein doofer Name. Für mich wird sie immer die 'E' bleiben, Taelos, egal wie Dido sie umbenennt", beteuerte Tileo treuherzig und sah Eneas ernst in die Augen.
"Geht mir auch so", murmelte Kosta instinktiv und drückte Tileo sachte an sich. Der Gedanke, dass die 'E' auf einmal 'Prinzessin' heissen sollte, war irgendwie schauderhaft.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:59

Tileo sagte kläglich, dass ihm auf der 'E' nie schlecht geworden wäre, doch Kosta erklärte ihm lieb, dass dies an der Größe des Schiffes lag und es hier viel schneller unruhig schaukeln würde. Aber selbst auf großen Schiffen wie der 'E' könnten Matrosen schlecht werden. Da musste sich Tileo wirklich nicht sorgen.
Langsam ließ sich der Junge auch beruhigen und dass er sich bereits wieder mit ihnen unterhalten konnte, war ein gutes Zeichen. Solange er abgelenkt wurde, dachte er auch nicht an die Seekrankheit. Tileo meinte, er wäre lieber auf der 'E', denn die wäre das beste Schiff überhaupt. Eneas lächelte geschmeichelt.
"Prinzessin? Wie kommst du denn darauf?", fragte er verwundert. "Nein, ich glaube nicht, dass Dido es Prinzessin nennen würde." Er musste darüber schmunzeln, fand es aber schön, dass der Junge die 'E' so vehement verteidigte. Eneas wusste am besten, dass man auch Bindungen zu Schiffen aufbauen konnte.
"Aber vielleicht nennt sie das Schiff ja so, dass es ganz viele tapfere Frauen inspiriert, auch in die See zu stechen", überlegte er. Nicht, dass es keine Seefahrerinnen gab, doch harte körperliche Arbeit war meist Männerdomäne, einfach weil die Männer nach Meinung der Frauen dafür da waren, hart zu arbeiten und zu dienen. Fast all die Soldaten, die jetzt im Krieg kämpften, waren Männer. Die Frauen befehligten, und die Männer führten es aus. Nur in diesem Falle war es auf der einen Seite, ein Dämon, der das dhemlanische Volk beeinflusste. Nicht die Kraft einer starken Königin. Es lief alles ganz verdreht. Eneas hoffte, dass Hayll siegreich sein würde. Aber für sie hier, hatten sie nichts mehr mit dem Krieg zu tun. Sie hatten ihren Beitrag geleistet. Kosta mehr als alle anderen. Eneas wollte seinen Freund so weit wie möglich von all dem fernhalten.
"Nimm noch einen Schluck von dem Tee. Etwas Flüssigkeit tut dir gut", ermunterte Eneas ihn. "Meinst du, du kannst danach wieder ein bißchen schlafen?"
Tileo schien sich da nicht so sicher, sah sie beiden mit großen Augen an und schien etwas besorgt, was wäre, wenn es ihm wieder schlechter ging. Ob sie nicht ein bißchen in der Nähe bleiben konnte. Falls er den Eimer wieder brauchte. Eneas vermutete eher, dass Tileo jetzt nicht alleine sein wollte. Es war rührend so gebraucht zu werden.
Kosta bot ihm an, ihm etwas vorzulesen.
Eneas drückte Tileos Hand. "Wir bleiben noch etwas hier", versicherte er lächelnd. Er hörte zu wie Kosta dem Kind etwas vorlas, der sich wieder unter die Decken gekuschelt hatte. Zu dritt saßen sie einträchtig in der kleinen Koje. Es war trotz allem heimlig, aber leider musste Eneas sich davon lösen.
"Ich muss nochmal nach oben..", sagte er nach einer Weile leise. Tileo nickte matt, die Augenlider wieder sehr schwer geworden. "Brauchst du noch etwas?", fragte er Kosta leise, nachdem er sich erhoben hatte. Kosta bat ihm um noch etwas Tee und den Eimer. Eneas nickte, setzte wieder etwas Tee auf, brachte auch Eimer und saubere Tücher, sowie ein Glas Wasser in die Koje. Später folgte der Tee, dann ging Eneas endgültig nach oben, um sich um das Schiff zu kümmern. Er setzte etwas seiner Juwelenkunst ein, um das Boot möglichst ruhig zu halten und zu stabilisieren. Trotzdem war es viel Arbeit.

Etwas später kam Kosta wieder nach oben, um ihm mit dem stürmischen Wetter zu helfen. Beide sorgten sich aber um Tileo, gingen öfter nach unten, um nach ihm zu sehen, aber der Junge wachte zum Glück nicht mehr auf.
Am anderen Morgen waren sie endlich vom Sturm fort und wieder in ruhigeren Gewässern. Es regnete zwar und schaukelte noch etwas, aber bei weitem nicht mehr so stark. Sie konnten wieder die Segel setzen, aber der Wind flaute mehr und mehr ab. Eneas streckte sich müde.
"Mal schauen wie es Tileo gehen wird. Eventuell musst du deinen Pfannkuchenunterricht um einen Tag verschieben", bemerkte Eneas. Er blickte in den Himmel. "Da hinten wird es klarer. Mittags haben wir vielleicht schon wieder Sonnenschein." Das wäre eine Abwechslung nach dem eher stürmerischen Tag und Nacht. Außerdem würde es ihnen helfen, festzustellen wo sie eigentlich waren und wie weit sie der Sturm vom Kurs abgetrieben hatte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:01

"Pandora hat mir davon erzählt", erklärte Tileo wie er auf den Namen von Eneas' Schiff kam. Wobei das nun ja das Schiff von Leto war. Eneas überlegte sich, dass die Priesterim dem Schiff einen Namen geben würde, welcher viele tapfere Frauen inspirieren würde, auch in See zu stechen. Während Tileo Eneas nur verwirrt anstarrte, weil er nicht verstand, was daran so bedeutsam war, wunderte Kosta sich hingegen mehr über Eneas Gedankengang. Das klang ganz danach, als hätte er nicht vor, das Schiff wieder zurück zu verlangen. Dabei hatte er ihm doch gesagt, dass es nur für kurze Zeit wäre und er danach wieder Kapitän der 'E' werden würde. Es war seltsam.

Kosta hatte jedoch keine Zeit, genauer darüber nachzudenken. Tileo brauchte ihn jetzt. Zumal er nicht einschlafen und lieber bei ihnen bleiben wollte. Nur so für den Fall, dass ihm wieder schlechter werden würde. Kosta bot ihm an, ihm etwas vorzulesen. Das gefiel Tileo schon besser. Vorsichtig kuschelte er sich wieder in seine Koje und Kosta rief ein Märchenbuch hervor, um daraus vorzulesen. Eneas blieb auch bei ihnen, so dass sie zu dritt auf dem Bett sassen und obwohl draussen ein unheimlicher Sturm toste, war es irgendwie gemütlich.
So brauchte es gar nicht so lange, bis Tileo langsam wieder schläfrig wurde. Eneas nutzte den Moment, um sich zu verabschieden, weil er an Deck nochmals alles kontrollieren wollte. Kosta bat ihn um noch etwas Tee und den Eimer. Nur sicherheitshalber, sollte es Tileo noch einmal überwältigen. Doch der Junge war schon bald wieder ganz eingeschlafen und so wagte Kosta es, wieder zu Eneas nach draussen an Deck zu gehen, um ihm mit dem Schiff zu helfen. Sie beide konnten es dabei allerdings nicht sein lassen, immer mal wieder besorgt nach Tileo zu schauen. Der kleine Krieger schlief jedoch friedlich weiter.

Gegen Morgen hatten sie den Sturm endlich hinter sich gelassen. Es regnete zwar noch, aber weiter hinten am Horizont sah man Licht, das auf eine regenfreie Zone hinwies. Sie hielten darauf zu. Ohne Sonne war es sehr schwierig zu bestimmen, in welche Himmelsrichtung sie segelten, geschweige denn festzustellen, wo sie sich befanden.
"Ja, heute ist eher weniger der Morgen für Pfannkuchenunterricht", nickte Kosta müde. Der Sturm hatte Spass gemacht, doch er war auch anstrengend gewesen. Versonnen beobachtete er, wie Eneas sich streckte. "Er wird sicherlich noch müde sein nach der wilden Nacht. Man kann ja auch am Nachmittag einmal Pfannkuchen essen." Laut Nakarios konnte man das jederzeit. "Möchtest du dich nicht auch erst einmal hinlegen und noch etwas schlafen? Letzte Nacht hattest du nicht sehr viel davon."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:03

Kosta stimmte zu, dass heute morgen nicht die richtige Zeit für Pfannkuchen oder dem Beibringen von selbigen war. Tileo würde gewiss länger schlafen, wo es diese Nacht so unruhig geworden war. Kosta überlegte, ob sie nicht am nachmittag Pfannkuchen essen könnte. Eneas lächelte matt.
"Sofern es Tileo besser geht, sehe ich nicht was dagegen sprechen würde." Er hätte jedenfalls nichts gegen weitere leckere Pfannkuchen seines Freundes. Kosta schlug vor, ob Eneas sich nicht hinlegen wollte. Diese Nacht hätte er nicht viel Schlaf gehabt.
"Ja, aber du ebenso wenig. Bist du nicht müde?", fragte Eneas. Kostas Nachmittagsschlaf war weit länger her als Eneas letzter Kojenbesuch, auch wenn er nicht lange geschlafen hatte bis ihn der andere Krieger geweckt hatte.. Doch Kosta wich der Frage aus, schob vor, dass Eneas doch zuerst schlafen gehen könnte. Wollte er partout nicht mehr gemeinsam in einer Koje liegen? Gerade war das Wetter halbwegs ruhig, dass sie es hätten versuchen können. Eneas wusste nichtmal, ob er es vorschlagen durfte. Trotz des gestrigen anstrengenden Tages waren sie gut miteinander umgegangen. Das wollte sich Eneas nicht verderben. Er war froh, dass Kosta überhaupt mit ihm redete. Auf Nuranessa war das keine Selbstverständlichkeit mehr gewesen...
"Es ist sicher besser, wenn jemand wach ist, sollte Tileo aufstehen oder noch etwas brauchen", stimmte Eneas leise zu. Es war meistens ohnehin schwer Kosta seine Fürsorge auszureden. "Du kannst ja einen Kaffee oder starken Grüntee aufsetzen", schlug er vor. "Lass mich nicht zu lange schlafen. Du wirkst genauso müde..." Eneas zögerte nochmal. "Falls du zu müde wirst, kannst du dich ruhig dazulegen..." Das würde ihm Eneas nicht übelnehmen, und Tileo bestimmt auch nicht. Aber mehr sagte er nicht darüber. Eneas nickte seinem Freund nochmal zu ehe er unter Deck ging und sich aus den nassen Sachen schälte. In neuen trockenen Pants und Unterwäsche legte der Krieger sich in die Koje. Er war wirklich erschöpft.

Gegen Mittags weckte ihn Kosta sanft. Es war immer schön von seinem Liebsten geweckt zu werden. Sei es nun mitten in der Nacht durch einen lebensfrohen stürmischen Speerfaden oder nun, durch ein leichtes Berühren an der Schulter. Eneas erhob sich und streckte sich.
"Oh, danke... ich fühl mich gleich schon viel besser", sagte er. Die Kojen waren wirklich bequem. Ein Blick in Kostas Gesicht zeigte, dass der Krieger sich noch keinerlei Schlaf gegönnt hatte. "Wie lange hast du mich schlafen lassen?", fragte er und blickte hinaus. Es musste mittags sein. Kein Wunder, konnte sich Kosta kaum noch auf den Beinen halten.
Eneas suchte seine Kleidung zusammen. "Ich geh kurz an Deck. Dann kannst du dich umziehen", sagte Eneas. "Ist Tileo schon wach?" Das war er anscheinend und Kosta hatte ihm wohl gerade eine kleine Portion Reis und Gemüse gekocht. Eneas konnte es riechen. "Ist da auch was für mich da?", fragte er hungrig. War es. Eneas lächelte dankbar.
"Danke.. los, nimm deinen wohlverdienten Schlaf."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:05

"Du kannst ruhig zuerst schlafen gehen", bot er Eneas an und wich damit seiner Frage aus, ob er selbst denn nicht müde sei. Natürlich war er müde. Es war eine sehr anstrengende Nacht gewesen und sein Schlaf am Nachmittag war nicht sonderlich lange gewesen. Doch Kosta kam damit klar. Im Kerker von Dalmadans Feste war er tagelang kaum zu Schlaf gekommen und hatte trotzdem Höchstleistungen erbringen müssen. Dazu war das hier im Vergleich geradezu harmlos. Eneas hingegen sah ganz so aus, als könne er etwas Schlaf vertragen. Er hatte nur wenig Schlaf bekommen letzte Nacht.
"Ja, Tileo ist noch zu jung dazu, als dass wir ihn alleine auf diesem kleinen Schiff herumstromern lassen können", nickte Kosta bestätigend, dass einer von ihnen Beiden für Tileo wach sein sollte. "Die Gefahr ist zu gross, dass er über Bord fällt oder sich etwas tut. Besonders wo er das Gefühl hat, schon sehr sicher an Bord zu sein." Das war Tileo auch. Dennoch fehlte ihm die Erfahrung und das machte es gefährlich.
"Nein, Eneas", entgegnete er jedoch streng auf das Angebot, dass er sich zu ihm legen könne, wenn er zu müde sei. "Wir beide sind zu erschöpft, um einen Hörschutz um Tileo zu legen, während wir schlafen. Das will ich nun wirklich nicht riskieren. Mach dir keine Sorgen Eneas. Mir geht es gut. Ich bin wach genug und ein starker Kaffee wird mir helfen. Los, geh ins Bett."

Eneas liess sich schliesslich überreden. Kosta atmete erleichtert auf, als sein Freund endlich unter Deck verschwand. Es war anstrengend sich gegen ihn zu behaupten, wenn er müde war. Trotzdem wartete er noch zirka eine halbe Stunde, bevor er ebenfalls nach unten ging, um sich einen starken Kaffe aufzubrühen. Tee mochte er zwar lieber, doch in dem Fall war Kaffe eindeutig wirkungsvoller. Eneas schlief glücklicherweise schon und versuchte nicht erneut, ihn zu sich ins Bett zu ziehen. Auch Tileo schlief noch tief und fest. Kosta liess ihn ausschlafen und ging wieder zurück an Deck, um mit Hilfe der frischen Luft, wach zu bleiben. Das Segel war wieder gesetzt und das Boot glitt munter durch das Wasser.
Zwei Stunden später kam Tileo auch an Deck getappst. Er hatte sich bereits umgezogen, wirkte aber noch etwas müde. Das viele mitsegeln an den vergangenen beiden Tagen machte sich offensichtlich bemerkbar. Kosta machte ihm ein kleines Frühstück bestehend aus Marmeladebrot und Tee. Danach hatte Tileo schon wieder mehr Energie. Ihm war glücklicherweise auch nicht mehr schlecht. An Deck sowieso nicht. Viel herumtollen mochte er allerdings auch nicht. Es gab gerade auch nicht viel zu tun. So blieb Tileo bei Kosta am Steuer sitzen und plauderte mit ihm. Vorwiegend über Pandora. Manchmal aber auch wieder übers Segeln und darüber, wie man das Steuer hielt. Nun, auf offener See durfte Tileo es auch einmal in der Hand halten. Mit etwas Übung darin und auch in der Geduld von Tileo, kriegte der Junge es auch ganz gut hin. Wobei er merkte, dass es bei so wenig Wellengang doch eher langweilig war. Lieber wollte er noch etwas zeichnen.

Gegen Mittag bat Kosta Tileo trotzdem noch einmal das Steuer zu übernehmen, damit er ihnen etwas zu Mittagessen kochen konnte. Stolz glühte im Gesicht des Jungen auf, dass er ernsthaft mithelfen durfte. Kosta erklärte ihm, dass er zu müde sei, um die Kunst anzuwenden. Strahlend kam der Krieger seiner Aufgabe nach und versprach Kosta hoch und heilig, nicht aufzustehen und übers Deck zu gehen, solange Kosta selbst unten in der Kombüse war. Egal was sei. Wenn etwas Probleme machte, sollte er ihm senden.
Tileo trotzdem nicht ganz aus seinen Sinnen lassend, ging Kosta unter Deck, um etwas Reis mit Gemüse zu kochen. Es war ganz warm hier unter Deck und er wurde recht bald dösig. Es war wohl an der Zeit, Eneas zu wecken. Der Kapitän hatte ihn ohnehin gebeten, ihn nicht zu lange schlafen zu lassen. Kosta wartete jedoch noch, bis das Essen fertig gekocht war, blickte zwischendurch immer mal wieder bei Tileo vorbei. Währenddessen brühte er sich auch schon einmal einen Baldriantee auf. Schlussendlich schöpfte er zwei Teller, stellte sie auf den Tisch und legte einen Wärmeschild darum. Anschliessend ging er in den Bug des Schiffes zu den Kojen. Sachte berührte er Eneas Schulter und nur eiserne Selbstdisziplin hinderte ihn daran, sich einfach in die freie Koje zu legen.
"Sieben Stunden", antwortete er Eneas, wie lange er ihn hatte schlafen lassen. Seiner Meinung nach, war das längst nicht genug, aber wenigstens ein erholsamer Anfang. Eneas schien es auch schon viel besser zu gehen. Nur in Unterwäsche bekleidet streckte und reckte er sich. Rasch senkte Kosta seinen Blick, als er realisierte, dass er starrte. "Ja, Tileo ist schon eine ganze Weile wach", antwortete er nuschelnd, während Eneas schnupperte. "Ich habe für euch Beide etwas zu Mittag gekocht. Tileo hatte auch noch nichts. Die Teller stehen auf dem Tisch unter einem Wärmeschutz bereit. Am Besten du nimmt sie gleich mit nach oben, wenn du unseren kleinen, neuen Steuermann ablöst."

Eneas wurde prompt neugierig und wollte sehen, was Tileo so an Deck trieb. Vorher wiess er ihn jedoch noch an, sich seinen wohlverdienten Schlaf zu holen. Kosta nickte fahrig und bat Eneas, den Hörschutz um seine Koje nicht zu vergessen. Müde trank er von seinem Tee, wartete vor Müdigkeit zitternd, bis Eneas endlich an Deck gegangen war. Fahrig zerrte er dann seine Kleidung vom Leib, taumelte in seinen Schlafanzug und war eingeschlafen, noch bevor er richtig auf die Matratze gefallen war.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:07

Eneas errichtete den Hörschutz um Kostas Koje ehe er die beiden Teller mit dem Essen nahm und nach oben zu Tileo brachte, damit sie gemeinsam essen konnten. Er fragte den Jungen wie es ihm ging, doch nun wie das Wetter ruhiger geworden war, schien es dem Kind gleich besser zu gehen und er aß hungrig.
"Weißt du was dazu noch fehlt? Ein leckerer Fisch", fand Eneas, "Wenn morgen das Wetter gut ist, können wir mal deine neue Angel ausprobieren." Tileo war davon gleich begeistert. Im Grunde hätten sie es schon heute machen können, aber es war besser, wenn Tileo erstmal bei leichter Kost blieb und zudem wollte Kosta bestimmt bei den ersten Angelversuchen dabei sein. Der Wind ging nur noch leicht und so kamen sie nur gemächlich voran. Zum Abend hin hatten sie einen guten Blick auf die untergehende Sonne und Eneas nutzte die Gelegenheit, um Tileo den Umgang mit Kompass und Sextant zu erklären, damit sie ihre Position bestimmen konnten. Unter Deck breiteten sie die Karten aus und Tileo war eifrig mit dabei ihre neue Position herauszufinden und einzuzeichnen. Für ihn war das ein spannendes Rätsel. Eneas hatte zuvor sicher gestellt, dass Kosta ruhig schlief. Er schien vollkommen erschöpft zu sein und tief und fest zu schlafen. Jedenfalls wälzte er sich nicht unruhig hin und her.
So schien es Eneas sicher genug, dass sie sich unten aufhalten konnten, während Tileo mit der Karte spielte und hie und da ein paar Piratenschätze und Ungeheuer einzeichnete. Er war noch eifrig dabei, während Eneas seinen Freund lieb weckte. So konnte Kosta sich dazu gesellen und gemeinsam ein Abendbrot essen. Eneas bemerkte, dass Kosta zuerst an Deck ging, um sich umzuziehen. Es war seltsam, doch Eneas sagte nichts dazu.
Er wollte das nette Zusammensein nicht stören, das sie dann unter Deck hatten.

Eneas hatte auch ein Kartenspiel mitgenommen und brachte dies Tileo nun bei. Während sie an kleinen Obstschnitzen knabberten, spielten sie zu dritt Karten. Nachdem Tileo später ins Bett gebracht worden war, fragte Eneas, wie Kosta es heute mit dem eigenen Schlafengehen halten wollte. Der andere Krieger wollte fest an dem Schichtwechsel festhalten.
"Dein Schlaf kam mir heute aber ruhiger vor...", wandte Eneas ein, "Der Wind ist ruhig, es wird an Deck nicht viel zu tun geben."
Aber Kosta wollte das partout nicht. Allein der Gedanke, Tileo könnte etwas von den Albträumen mitbekommen, schien ihn zu entsetzen. Dabei war bisher nichts passiert. Eneas merkte, dass er nicht weiter drängen konnte und ließ es bleiben. So legte er sich später als erstes hin ehe er nachts von Kosta geweckt wurde. An Deck war es dann entsprechend einsam und ruhig. Der Sturm hatte sie zum Glück nicht so weit vom Kurs abgebracht wie gedacht. Eneas lehnte am Ruder und schrieb in sein Notizbuch, Passagen für eine neue Novelle vielleicht. Er konnte nicht verhindern, dass es sich schnell um Kosta drehte. Früh am morgen weckte er diesen wieder, damit er sich selbst hinlegen konnte. Nicht lange. Nur solange bis Tileo aufwachte und es dieses Mal endlich den versprochenen Pfannkuchenunterricht gab. Eneas konnte bereits in der Koje den Duft der brutzelnden Pfannkuchen riechen und Tileos eifrige Fragen hören. Noch etwas müde setzte sich Eneas auf die Sitzbank, trank von dem Kaffee, den Kosta ihn lieberweise hingestellt hatte und beobachtete das Treiben in der Kochnische.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:14

Eneas weckte ihn am Abend, so dass er noch mit Tileo und Eneas Abendbrot essen konnte, nachdem er sich an Deck umgezogen hatte. Anschliessend spielten sie noch ein wenig Karten miteinander und der Schrecken der vergangenen Nacht schien allmählich zu verschwinden. Tileo war nicht mehr schlecht und weder Eneas noch Kosta waren erschöpft. Kosta glaubte sogar relativ ruhig und erholsam geschlafen zu haben an diesem Nachmittag. So ganz ohne Träume. Trotzdem wollte er nicht gemeinsam mit Eneas schlafen gehen, auch wenn dieser meinte, dass er ruhiger geschlafen hätte und an Deck gäbe es nicht viel zu tun.
"Ich war nur viel zu erschöpft für Albträume", wehrte Kosta ab. "Ich will es nicht herausfordern, dass Tileo mich nachts schreien hört." Die erste Nacht, da hatten sie Glück gehabt. Insbesondere da Kosta hatte verhindern können, dass er schreiend aus seinem Albtraum aufwachte. Eneas hingegen hatte noch nicht einmal mitbekommen, dass Kosta aus einem Albtraum aufgeschreckt war. Der Hörschutz um Tileo war nur noch teilweise aktiv gewesen. Das zeigte Kosta, dass sie viel zu fahrlässig damit umgegangen waren. Deswegen bestand er darauf, dass Eneas sich ins Bett legte und er selber wach blieb. Später in der Nacht wechselten sie und am Morgen dann nochmals.

Es war ruhig auf dem Meer. Fast zu ruhig. Nach dem Sturm schien es nun kaum mehr Wind übrig zu haben und sie kamen nur langsam vorwärts. Aber wenigstens war dies die Gelegenheit Tileo endlich beizubringen, wie man Pfannkuchen buk. Diesmal wurde Tileo etwas früher wach und zog sich dann auch gleich begeistert um, damit sie Frühstück machen konnten. Kosta sandte Eneas behutsam, dass jetzt Pfannkuchenzeit sei, ganz so, wie sein Freund ihn gebeten hatte. Auch wenn er sich erst kürzlich wieder hingelegt hatte. Dann konzentrierte er sich auf Tileo und bald schon stäubte das Mehl nur so, nur von dem spritzenden Öl abgelöst wurde, als sie die Pfannkuchen in der Pfanne brieten. Köstlicher süsser Duft breitete sich in dem Schiff aus und mischte sich mit Tileos fröhlichem Lachen. Anschliessend würden sie ganz schön aufräumen und putzen müssen, so wie sie die Kombüse zurichteten. Aber das war es wert.

Eneas, eher halb als ganz wach, schob sich inzwischen müde auf die Sitzbank und nippte träge von dem Kaffe, den Kosta ihm fürsorglich vor die Nase gestellt hatte. Ganz ohne dass etwas anbrannte, retteten sie den ersten Pfannkuchen aus dem heissen Öl. Behutsam goss Tileo mehr von dem Teig in die Pfanne. Es war gar nicht so leicht für den kleinen Jungen, doch er hatte riesen Spass dabei. Auch wenn er es kaum schaffte, die schwere Pfanne so zu schwenken, damit der flüssige Teig sich regelmässig schnell genug verteilte. Kosta übernahm das dann auch bald, als Tileos Arme schwer wurden. Dafür ging der Junge dann über, ihnen die Pfannkuchen zu servieren. Eneas hatte als erster die Ehre. Strahlend schob Tileo Eneas einen Teller mit einem Pfannkuchen hin, stellte Marmelade dazu und blickte ihn dann mit grossen, erwartungsvollen Kinderaugen an. Kosta grinste verstohlen. Selbst wenn der Pfannkuchen wie eine salzige Scheibe trockenes Brot schmeckte, Eneas würde nun nichts anderes übrig bleiben, als ihn genüsslich verspeisen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:15

Eneas war froh, einfach nur in Ruhe in der Sitzecke seinen Kaffee trinken zu können. Er war definitiv noch zu müde für den Trubel, den die beiden vorm Herd anstellten. Manchmal hörte er ein "Ups" von Tileo und wusste dann gleich, dass es später noch mehr zum Aufwischen geben würde. Jedoch spielte das alles keine Rolle, so schön war es ihnen zusehen zu können. Der Junge war mit Feuereifer dabei, versuchte sich auch daran die schwere Pfanne zu schwenken, stets sorgsam beobachtet von Kosta, damit auch nichts beim Kochen passierte.
Schließlich war der erste Pfannkuchen fertig, den Tileo persönlich servierte und dann hinüber zu Eneas schob. Der Junge strahlte dabei riesig und sah Eneas mit großen Augen an. "Der ist für mich?", freute sich der Krieger. Tileo nickte, noch Mehlspuren im Gesicht. Er war einfach zu süß. Allerdings war das doch etwas viel Erwartung, die in diesen ersten Pfannkuchen gesteckt wurde. "Und den hast du selbst gemacht?" Wieder ein kräftiges Nicken. Eneas begann den Pfannkuchen mit Marmelade zu bestreichen und aß dann den ersten Bissen. "Ohhh.. der ist ja lecker", lobte er. "Bist du sicher, dass das dein erster Pfannkuchen ist? Du flunkerst doch", zog er den Jungen auf, der kichernd verneinte. Er strahlte noch umso mehr unter dem Lob. Das hatte er sich auch verdient, denn es war ein leckerer Pfannkuchen. Daran war Kosta sicherlich auch nicht ganz unschuldig.
"Was meinst du wie deine Eltern staunen werden, wenn du ihnen Pfannkuchen bäckst", bemerkte Eneas und aß weiter, seufzte zufrieden. "Aber lass dir von ihnen helfen", erinnerte er sich hinzuzufügen. Schließlich war ein Herd nicht ungefährlich. Tileo war erstmal zufrieden, den zweiten Pfannkuchen selbst essen zu können ehe er wieder zu Kosta wuselte und ihm weiter helfen wollte. Irgendwann war aller Teig fertig gebacken. Der Junge hatte Spaß daran gleich drei kleine Pfannkuchen zu stapeln und mit Sirup zu übergießen, nachdem Eneas ihm diese Serviermethode gezeigt hatte. Der Schriftsteller hatte nur nicht bedacht, dass er das dann auch alles essen musste. Er konnte ja unmöglich einen Pfannkuchen von Tileo verschmähen. Danach war er pappsatt und nochmal so müde. Trotzdem wartete das Aufräumen auf sie. Weder Tileo noch Eneas waren sehr begeistert davon.
"Das gehört zum Kochen dazu. Davor kann man sich nicht drücken", sagte Eneas. "Und wir wollen Kosta doch nicht damit allein lassen oder?" Nein, das wollte Tileo auch nicht, weswegen sie alles aufwischten und säuberten. Kaum war die letzte Schüssel endlich abgetrocknet, rannte der Junge bereits nach oben. Eneas seufzte. "Woher nimmt er nur die Energie?"

Sie folgten ihm an Deck, wo sich zeigte, dass der Wind weiterhin auf sich warten ließ. Wenigstens hatten sie schönes Wetter. Richtig strahlender Sonnenschein und nur eine leichte Brise. Eneas zog sein Hemd aus, um sich in die Sonne zu setzen.
Irgendwann wollte Tileo seine Angel ausprobieren und fragte Kosta danach, der gerade mit kühlen Getränken nach oben gekommen war. Kurze Zeit später kamen die beide mit der Angel wieder, sowie einem Eimer und einer Box mit Ködern von der Tileo ganz recht feststellte, dass sie furchtbar stank. Zum Glück verflog sich das auf dem Deck schnell und sie konnten dem Jungen zeigen wie er seine Angel vorbereitete.
"Wenn wir Glück haben, gibts heute abend Fisch zum Essen", sagte Eneas lächelnd.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:18

Eneas machte ganz wunderbar mit, bei Tileos erwartungsvollem Blick. Zuerst baute er spannung auf, indem er Fragen stellte, ob der Pfannkuchen wirklich für ihn sei und ob den Tileo tatsächlich selbst gemacht hatte. So lange, bis der Junge vor lauter Aufregung schon fast von einem Bein aufs andere hüpfte. Dann endlich probierte Eneas sein Frühstück und gab das erlösende Lob ab, dass der Pfannkuchen sehr gut sei. Tileo musste kichern, strahlte unter dem Lob und freute sich auch schon, seinen Eltern zu zeigen, wie gut er Pfannkuchen backen konnte. Brav versprach er ihnen, dass er sich helfen lassen würde. Kosta hatte ihm das auch schon vorher eingeschärft, dass er nie ohne einen Erwachsenen, der aufpasste, am Herd herumhantieren würde, denn so ein Herd war etwas gefährliches.
"Und bis dahin können wir noch einige Male üben, wie man Pfannkuchen macht", schlug Kosta lächelnd vor. Dezent servierte er Tileo sein eigenes Frühstück, damit er sich vergewissern konnte, ob es wirklich gelungen war. Was sie zwei sicher noch miteinander üben mussten, war Eier aufschlagen. Das war glitschig und die Schale zerbrach zu leicht in unzählige Stücke. Aber anscheinend hatten sie alle Splitter wieder eingesammelt, denn niemand beklagte sich über knirschende Bisse.
Nach dem Frühstück sah die kleine Kombüse aus wie ein Schlachtfeld und Eneas und Tileo waren so satt, dass sie sich kaum mehr rühren konnten. Geschweige, dass sie aufräumen wollten. Doch Eneas erklärte Tileo, dass das eben zum Kochen dazu gehören würde. Ausserdem wolle er Kosta doch dabei nicht alleine lassen. Lieb wie Tileo war, wollte der Junge das natürlich nicht und so half er ergeben mit, die Küche zu reinigen. Kosta gab ihm die leichten Sachen zum Machen und Eneas hätte er am Liebsten zurück ins Bett geschickt. Doch das hätte Tileo wohl weniger nachvollziehen können, wo ihm das Putzen auch nicht sonderlichen Spass machte.
Schliesslich war es geschafft und Tileo sauste an Deck, kaum war die letzte Schüssel verstaut, was Eneas zum Anlass nahm zu seufzen. Als wäre er schon uralt wollte er wissen, wo Tileo nur all seine Energie hernähme. Kosta lachte. "Das liegt vielleicht daran, dass er in sein Bäuchlein nicht ganz so viele Pfannkuchen gestopft hat, wie du, Kapitän Nimmersatt", zog er Eneas auf, dem zum Schluss die glorreiche Idee gekommen war, Tileo eine Serviermethode zu zeigen, die gleich drei übereinander gestapelte Pfannkuchen enthielt. Anscheinend hatte Eneas nicht damit gerechnet, dass er sie anschliessend auch essen musste.
"Willst du dich nicht noch etwas hinlegen", bot er ihm dann mitfühlender an. Eneas hatte nicht so lange geschlafen am Morgen und es gab nichts besseres, als sich auf den Rücken zu legen, wenn der Bauch so übervoll war. Eneas wollte das jedoch lieber an Deck machen und nicht in der Koje. Heute war auch eine hervorragende Gelegenheit dazu. Es war schön sonnig, warm und damit auch trocken und es ging nur eine leichte Prise. So konnte man wunderbar an Deck ein wenig dösen, oder in Tileos Fall erst herumturnen und dann etwas zeichnen. Kosta genoss die Zeit, um an den Horizont zu starren und die frische Luft um seine Nasenspitze herum zu spüren.

Am Nachmittag, Kosta war gerade wieder mit kühlenden Getränken für sie alle an Deck gekommen, trat Tileo auf ihn zu und fragte, ob sie jetzt seine Angel ausprobieren konnten. Kosta nickte und führte Tileo hinunter zu dem Stauraum, wo all die Geschenke an den Krieger gelagert wurden. Rasch hatten sie die Angel gefunden. Sie brauchten jedoch noch mehr. Eine Dose mit Ködern und einen Eimer, wo sie die gefangenen Fische reintun konnten, sollten welche anbeissen.
"Buäh, stinkt das eklig", schauderte es Tileo, als sie wieder an Deck waren und die Köderdose offen hatten.
"Den Fischen schmeckts", erwiderte Kosta grinsend. "Sieh her. Du musst sie hier vorne auf den Angelhaken stecken. Aber sehr, sehr vorsichtig. Mindestens genau so vorsichtig, wie wenn du am Herd arbeitest. Dieser Haken ist sehr scharf und wenn der sich in deinem Fleisch verfängt, dann tut das scheusslich weh. Am besten du hast dazu immer saubere, trockene Hände, damit dir der Haken nicht aus den Fingern rutscht. Und ein Messer solltest du auch bereit haben, damit du die Angelschnur abschneiden kannst, solltest du dich doch einmal an den Haken hängen. Dann ist es leichter, ihn wieder rauszunehmen." Tileo bekam grosse Augen und wollte, dass Kosta den ersten Köder befestigte, was ihm ganz recht war. Wenn der Junge klaren Respekt vor gefährlichen Sachen hatte, konnte er viel besser und vorsichtiger mit Gefahren umgehen.
Danach zeigten sie Tileo, wie man die Angel auswarf. Sie erklärten ihm, wie das an Land ging und wie hier an Bord, wo der Platz zum Ausholen doch sehr begrenzt war. Sie sagten ihm auch, dass er immer aufpassen müsse, ob jemand hinter ihm stand oder vor im im Meer schwamm. Schliesslich wollte man ja nur Fische fangen und keine Menschen. Eneas freute sich jedenfalls schon auf einen Fisch zum Abendessen. Erst einmal biss jedoch kein Fisch an und Tileo rutschte etwas unruhig auf seinem Sitzplatz hin und her.
"Kann... kann es sein, dass fischen gar nicht sooo spannend ist?" wagte er zu fragen. Formulierte es höflich um, dass ihm eigentlich total langweilig war, weil nichts anbiss.
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