Re: Ein Neubeginn
von Kosta » Di 11. Okt 2022, 20:30
Obwohl das Klopfen sehr lästig war, konnte Kosta sich nicht recht aufraffen, aufzuwachen. Dazu war es viel zu gemütlich in Eneas Armen. Ausserdem fühlte er sich müde und erschöpft. Daran zeigte sich, wie schwach sein Körper noch war, dass Kosta nicht gleich aufsprang, um Tefan reinzulassen. Als das Klopfen aufhörte, sank er auch gleich wieder in tieferen Schlaf. Bis Eneas wieder bei ihm war und ihm sachte über den Arm streichelte. Lord Karleos wäre hier. Kosta wusste erst einmal nicht, wer das war, bis er schliesslich die Augen doch aufbekam. Um auch ja ganz wach zu werden erhob er sich rasch und verneigte sich grüssend vor dem Anwalt.
"Harte Nacht gehabt, was?" brummelte dieser, nachdem er ihm auch einen guten Morgen gewünscht hatte. Misstrauisch beäugte er dabei seinen Schreibtisch, wo alles verdächtig brav an seinem Platz stand.
"Und wie", rutschte es Kosta heraus und er konnte sich eines frechen Grinsens nicht erwehren, was ihm einen noch finstereren Blick von Tefan einbrachte, der wohl frustriert war, dass er nicht hatte mitmachen dürfen. Kosta blinzelte unschuldig. Die Nacht war wegen des Aufsetzen des Vertrages hart gewesen. Nicht wegen dem, was sie zwischen ihren Beinen hatten.
"Deswegen", fügte er schliesslich noch rasch hinzu, bevor Eneas zu nervös wurde. Sachte schob er dem Anwalt den entgültigen Vertrag entgegen. "Könntet Ihr den bitte durchlesen und sagen, ob das so funktioniert." Verwundert nahm Tefan das Stück Papier in die Hand, setzte sich in seinen Sessel und begann es zu studieren. Er hatte sich ursprünglich ja auf etwas anderes eingestellt.
Während der gutaussehende Anwalt ihren Vertrag studierte, schenkte Kosta Eneas noch eine Tasse kalten Tee ein und drückte ihm tröstend die Hand. Er wusste ja, dass Eneas sich sehr schämte für das, was er mit sich machen liess. Tefan lachte jedoch nie, während er den Vertrag durchlas, oder verzog auch nur abfällig das Gesicht. Er behandelte das Schriftstück wie einen langweiligen Allerweltsvertrag.
"Seid Ihr sicher, dass Ihr das wirklich wollt, Lord Erenos", fragte er Kosta zum Schluss nur skeptisch. "Ursprünglich habt Ihr mich wegen etwas ganz anderem angefragt. Das hier ist..." Er stockte und sein Blick fiel auf den nervösen Eneas. "Das hier ist eine deutliche Verharmlosung von Eurer ersten Anfrage", wählte er seine Worte bedächtiger.
"Ja, ich weiss", nickte Kosta. Als Sklave wusste er schliesslich wovon er sprach. Selbst wenn er es meistens immer sehr gut gehabt hatte. Besonders im Vergleich zu anderen Sklaven. "Ich bin trotzdem damit einverstanden. Es wird funktionieren so. Vielleicht sogar noch besser, als anders herum."
"Nun, denn", zuckte der Anwalt mit den Schultern. "Rechtlich funktioniert dieses Dokument. Wenn ihr euch darauf habt einigen können, dann fehlen jetzt nur noch eure Unterschriften, bevor ich den Vertrag bezeugen kann." Einladend hielt er Kosta einen Stift entgegen, der ihn mit einem dankbaren lächeln annahm, um ihn Eneas weiter zu reichen. Sein Freund war derjenige, der sich hier versklavte. Er sollte als erster unterschreiben. Wenn er nicht wollte, brachte es auch nichts, wenn Kosta schon unterschrieben hatte.
Kosta verwunderte es nicht, dass Eneas erst einmal zögerte. Zuerst beim Stift abnehmen und dann noch einmal, bevor er ihn ansetzen sollte. Schliesslich atmete er jedoch tief durch und wagte den Sprung ins kalte Wasser. Kosta bekam dabei ganz weiche Beine. Seine Unterschrift fiel entsprechend viel hastiger aus. Der einzige, der schlussendlich gelassen unterschrieb, war Tefan, der sein Zeugnis dazu ablegte.
Nachdem alle unterschrieben und der Vertrag für gültig erklärt worden war, legte Tefan das Papier sorgsam in eine Mappe und überreichte sie Kosta, der sie rasch in seinem Juwelengepäck verschwinden liess. Sie hatten es tatsächlich getan. Er konnte es gar nicht so recht glauben. Ihm war ganz kribbelig zumute und irgendwie war er auch scharf. Dabei war das jetzt gar nicht der richtige Moment dazu. Oh, aber Eneas hatte seine Freiheit für ihn aufgegeben. Das war scharf. Sehr sogar. Und noch so viel mehr. Es...
"Wegen der anderen Sache, um die Ihr mich noch gebeten habt..." riss Tefan ihn aus seinen verwirrenden Gedanken.
"Oh ja, stimmt", versuchte Kosta sich zu konzentrieren. "Hmm, Eneas, könntest du bitte kurz draussen im Gang warten?" Sein Freund blickte ihn verwundert an. Kosta konnte nicht so ganz erkennen, ob es daran lag, dass Kosta ihm keinen Befehl erteilt hatte, oder dass er draussen warten sollte. Er schien etwas sagen zu wollen, fügte sich dann aber. Kosta nickte dankbar. Es sollte ja eine Überraschung für Eneas werden. Eine schöne Überraschung.
"Hier brauche ich noch deine Unterschrift, Kosta", deutete Tefan auf eine Stelle auf einem Kaufvertrag, nachdem Eneas nach draussen gegangen war. Kosta unterschrieb rasch und überreichte Tefan anschliessend sein Geld. Im Gegenzug erhielt er einen Hausschlüssel.
"Ich danke dir Tefan" beteuerte Kosta herzlich. "Für alles."
"Du hast viel mehr für mich getan", wehrte der Krieger verlegen ab. "Ich wünsche dir, dass dein Plan aufgeht. Kommt zu mir, wenn ihr euch wegen des Inhaltes des Vertrages uneinig seid. Es gibt da noch die eine oder andere Undefiniertheit, im Vertrag. Aber ich denke nicht, dass euch das Auffallen wird. Wenn doch, dann kommt vorbei." Kosta nickte und verabschiedete sich anschliessend herzlich von dem Anwalt.
Draussen im Gang trat er Eneas mit einem sanften Lächeln entgegen. Er wusste es wirklich zu schätzen, was Eneas für ihn aufgegeben hatte. Kosta wusste, wieviel das Eneas gekostet habe. "Von mir aus können wir gehen", lud er ihn entsprechend ohne Befehl ein. "Wenn du auch soweit bist." Das war Eneas, auch wenn er natürlich gleich nervös wissen wollte, wohin sie gingen. Kosta musste grinsen. Nein, eine Unterschrift auf einem Stück Papier hiess noch lange nicht, dass man sich einfach mal etwas führen lassen konnte. Tefan trat zu ihnen und verabschiedete sich noch einmal offiziell von ihnen und brachte sie zum Vordereingang.
"Wir gehen in ein Hotel", klärte Kosta Eneas schliesslich auf, als sie die Strasse entlang gingen. Es war noch früher Morgen. Trotzdem waren schon einiges los. Leute, die müde zu ihrer Arbeit huschten, oder solche, die erst davon kamen und genau so müde waren. "Wir sollten noch etwas Schlaf nachholen und anschliessend ein verspätetes Frühstück einehmen." Oder vielleicht auch gleich ein Mittagessen.
Tefans Haus war jedenfalls glücklicherweise ziemlich im Zentrum des Städtchens. So mussten sie auch gar nicht weit gehen, bis sie das Hotel erreichten, welches Tefan ihm empfohlen hatte. Es war einfach, machte aber einen anständigen Eindruck. Kosta buchte ihnen ein Einbettzimmer für eine Nacht. Er nahm zwar an, dass sie Abends bereits wieder abgereist waren, doch das hier war kein Stundenhotel. Also bezahlte er eben für eine Nacht in einem kleinen Zimmer. Das einzelne Bett würde für die paar Stunden schon reichen.
Oben im Zimmer angelangt, die Tür hinter ihnen wieder zugezogen, wandte Kosta sich Eneas zu, um ihm den Umhang zu öffnen und von den Schultern zu streichen. Ordentlich hängte er ihn an der Tür auf. Anschliessend fasste er ihn sanft an der Hand und führte ihn zum Bett, bedeutete ihm, sich hinzusetzten. Selber setzte er sich auch gleich zu Eneas.
"Danke, dass du unterschrieben hast", begann er innig und lächelte seinen Freund verliebt an, bevor er ernster wurde. "Eneas? Weisst du... hmmm, weisst du eigentlich, was alles dazu gehört, wenn ein Sklave den Besitzer wechselt?" Wollte er behutsam wissen. Er nahm schon an, dass Eneas das wusste. Schliesslich hatten sie oft genug Sklaven befreit und mit ihnen über ihre Erlebnisse gesprochen. Vielleicht wusste Eneas aber auch nicht alles. Kosta ging es jedoch vorallem darum, dass Eneas es sich jetzt deutlich bewusst war.