Re: Ein Neubeginn
von Kosta » Mi 12. Okt 2022, 14:31
Müde schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, das konnte er Eneas nicht genauer erklären. Dass sein Traum eigentlich eine Erinnerung war. Nicht ihm. Er würde Eneas damit nur weh tun. Trotzdem fürchtete er insgeheim sehr, dass Eneas es trotzdem irgend wann einmal erfuhr. Es würde seinem Freund so weh tun und dann würde er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Zu recht.
Jetzt versuchte Eneas ihn jedoch noch liebevoll zu trösten. Kosta kam sich wie ein Betrüger vor, weil er das dankbar annahm und sich nicht klar dagegen wehrte. Innig versicherte Eneas ihm, dass die Träume irgendwann weniger werden würden. Kosta würde das vielleicht nicht hören wollen, aber es helfe darüber zu reden, wenn er soweit sei. Der jüngere Krieger glaubte Eneas das. Er wollte auch gerne darüber reden. Nur nicht mit Eneas. Mit Zucker hatte er versucht darüber zu sprechen. Doch der Prinz hatte nicht gewollt. Er gehörte zu der Sorte Mensch, die lieber verdrängten und vergassen.
"Nein, bitte, kein Licht", schüttelte er seinen Kopf. "Die Sonne geht sicher bald ohnehin auf." Kosta hatte keinerlei Anhaltspunkte für diese Aussage. Er hoffte nur, dass es so war. Denn sich noch einmal schlafen legen, wollte er nicht. Auch dann nicht, wenn Eneas bei ihm blieb und ihn weckte, wenn er unruhig wurde. Eneas sollte doch zu seinem Schlaf kommen. Kosta wollte ihm das doch nicht alles aufbürden. Noch nicht einmal mitten in der Nacht Tee zu kochen. Es war schon schlimm genug, dass er ihn mit seinem Albtraum geweckt hatte.
"Etwas Wasser bitte", bat er dann trotzdem. Denn Eneas wirkte so, als würde er nicht aufhören zu reden, bis er ihm etwas gutes tun konnte. Ausserdem brauchte sein Körper Wasser. Eneas sprang sofort auf und eilte in die Küche, um ihm ein Glas Wasser zu holen. Reumütig, ihn geweckt zu haben, blickte Kosta ihm nach. Wobei ihm zum ersten Mal diese Nacht auffiel, dass Eneas ja nackt war. Nackt und wunderschön, wie er sich da in der Küche im fahlen Mondlicht streckte, um ein Glas aus den oberen Schränken zu holen. Nackt, wunderschön und beringt. Kosta schämte sich dafür, dass er Eneas das alles antat. Und noch mehr dafür, dass er es absolut heiss fand, ihn so zu sehen.
"Danke", lächelte er scheu, nachdem Eneas wieder zu ihm gekommen war und ihm das Wasser überreicht hatte. Hastig trank er davon, denn er wusste gar nicht, wo er seine Blicke lassen sollte. Wo Eneas so verführerisch vor ihm stand. Dass er sich dann aufs Sofa setzte, machte es auch nicht besser. Natürlich, Kosta konnte dann weniger gut schauen. Aber andererseits war Eneas ihm dadurch noch viel näher. Kostas Herz begann augenblicklich wieder wie verrückt in seiner Brust zu wummern. Um sich nicht zu verschlucken, trank er dann doch nicht mehr weiter. Langsam streckte er seine Hand nach Eneas aus, streichelte ihm sachte über seinen Hals und seinen kupfernen Halsring, der sich verführerisch an den Hals anschmiegte.
"Es tut mir Leid, dass ich dir das alles antue und aufbürde", entschuldigte er sich innig. Trotz all den guten Erklärungen und Begründungen, die er hatte, war es nichts desto Trotz schrecklich. Auch wenn er sonst keinen anderen Ausweg gesehen hatte. Und noch schlimmer war es, dass er es so scharf fand, dass Eneas sich ihm so unterwarf, obwohl er es doch gar nicht mochte. Das sollte Kosta nicht gefallen. Traurig zog er seinen Arm zurück.
"Ich habe Angst, dass ich dir noch mehr antuen werde", gestand er leise. "Es ist zwar schon eine Weile her, doch ich war von so viel brutaler, tiefgreifender Gewalt umgeben, dass ich fürchte, diese Gewalt an dich weiter zu geben. Ich will das nicht. Trotzdem habe ich manchmal Angst, dass es schon begonnen hat. Dass ich dir die Ringe nicht unseretwegen aufgezwungen habe, sondern nur um der Gewalt und der Dominanz willen." Zu Anfang war er überzeugt gewesen, dass es war, um ihre Beziehung zu retten. Doch jetzt, nach diesem schrecklichen Albtraum, schien alles anders zu sein.