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Verstummt





Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Sa 8. Okt 2022, 22:28

Eneas wartete bis nach dem Abendessen bis er Tileo von der Neuigkeit erzählte. Der Pirat befürchtete sonst, dass das Essen bald vergessen wäre und Tileo vor lauter Aufregung nichts mehr essen würde. Nachdem der Junge satt war und auch der Nachtisch in Form von kleinen Obststücken vertilgt war, nahm Eneas ihn beiseite.
"Wir haben doch vor einiger Zeit darüber gesprochen, dass du deine Mama und deinen Papa vermisst", erinnerte ihn. Es war schon wieder viel zu lange her, grämte sich Eneas. Er fühlte sich leicht schuldig, dass sie den Jungen so lange hatten warten lassen. So wie es aussah, war das Heimweh auch immer noch akut. Eneas lächelte ihn aufmunternd an. "Jetzt kann ich dir endlich sagen, wann wir aufbrechen", eröffnete er. "In vier Tagen ist es soweit. Dann nehmen wir das Segelschiff von José und segeln damit über den Ozean bis an die Küste von Hayll und von dort reisen wir über Land weiter bis zu deinen Eltern."
Tileo machte riesige Augen, begann dann ganz breit zu strahlen und fiel ihm erleichtert in die Arme. Eneas umarmte ihn, glücklich, dass Tileo sich so freute, doch auch mit leichter Wehmut, dass er bald von dem Jungen Abschied nehmen musste. Vorher würden sie wenigstens noch eine richtig schöne Segeltour haben, hoffte Eneas.
"Echt? In vier Tagen schon?", freute sich der Junge, wirkte aber auch überrascht, dass es nun bald soweit war.
"Den Tag davor werfen wir dir eine tolle Abschiedsfeier", versprach Eneas, "Die bereiten wir jetzt die nächsten Tage vor und dann kannst du dich von allen verabschieden. Wir machen die Feier genau so wie du möchtest. Ich dachte, hinten im Garten. Da haben wir mehr Platz als hier und-" Er stockte, als er sah wie Tileo feuchte Augen bekam und seine Unterlippe zitterte. Plötzlich kämpfte der Junge mit den Tränen. Rasch hob Eneas ihn hoch und drückte ihn in eine feste Umarmung. "Was ist denn los?", fragte er besorgt. "Freust du dich nicht?"
Unter kleinen Schluchzern gestand der Junge, dass er sich zwar freute, aber sich nicht verabschieden mochte. Er wollte seine Freunde nicht verlieren. Pandoras Name fiel dabei besonders oft. Eneas streichelte ihn tröstend.
"Oh, ich weiß, das wird schwer. Du kannst traurig und glücklich zugleich sein." Das war er ja auch gerade. Nur war er geübter darin seine Tränen zurückzuhalten. Was jedoch immer schwerer wurde, wenn Tileo weiterweinen würde. "Wir schreiben dir und wenn du älter bist, kannst du uns bestimmt besuchen, und wir dich. Wir sind nicht aus der Welt", beruhigte er Tileo. "Und ich wette mit dir, dass du Pandora wiedersiehst. Wenn der Krieg vorbei ist, dann zieht sie auch wieder zurück nach Hayll." Zwar war Mineva weit weg von dem Ort, wo Tileo leben würde, aber es war immerhin im gleichen Land. "Und denk nur wie schön es wird, wieder zuhause zu sein. Vorher hast du außerdem ne ganz tolle Segelfahrt mit Kosta und mir."
So konnte er den Jungen allmählich beruhigen, aber Eneas vermutete, dass dies nicht die einzigen Tränen bleiben würden. Er brachte Tileo ins Bett, half ihm besonders viel und blieb noch länger bei ihm, um ihm eine Geschichte zu erzählen. Dieses Mal dauerte es besonders lange bis der Junge einschlief, er war einfach zu aufgewühlt. Eneas betrachtete das schlafende Kind noch versonnen ehe er sich leise aus dem Zimmer zurückzog.

Danach setzte er sich zu Noyan, Farell und Rachel, die eine Partie Karten spielten. Zwischendurch gab es kurz einen Aufruhr, denn Maeve kam besorgt in den Innenhof und wollte wissen, wo Fabiene war. Er war weder in seinem Zimmer noch in Kostas und mittlerweile war es schon recht spät geworden. Bevor Eneas seine Hilfe anbieten konnte, meldete sich Levi. Er würde Fabiene suchen. Eneas vermutete, dass der Jugendliche bei Kosta war, da er ihn ja hatte fragen wollen, ob Fabiene mitkommen würde. Der Schriftsteller sah der Entscheidung mit gemischten Gefühlen entgegen. Seiner Meinung nach wäre es besser, Fabiene bliebe hier. Der Jugendliche verbrachte inzwischen jede Nacht bei Kosta und himmelte ihn an. Das war nicht gut. Früher oder später würde Fabiene sich in ihn verlieben. Kosta war eben Verführung pur, selbst wenn er es nicht beabsichtigte. Anderseits wusste Eneas von Kosta, dass Fabiene ihm half, ruhig zu schlafen. Eneas wollte Kosta diese Hilfe nicht absprechen. Der Pirat wusste genau wie quälend Albträume sein konnten und damals in Mineva hätte er so ziemlich alles getan, um sie loszuwerden. Inklusive sich vollzudröhnen. Er hatte damals auch Kostas Hilfe stark in Anspruch genommen und Timaris hatte es zunächst ebensowenig verstanden. Wie konnte Eneas da Kosta diese Hilfe verweigern? Aber war das fair gegenüber Fabiene?
Nun, hoffentlich würden die beiden zu einer Lösung kommen.
Es dauerte noch etwas länger, da kam die Dreier Gruppe zurück. Eneas legte seine Karten beiseite und erhob sich rasch. Levi und Fabiene lösten sich von Kosta, um in die Küche zu gehen. Schon an dem trübsinnigen Blick des Jünglings konnte Eneas ablesen wie diese Entscheidung wohl ausgefallen sein mochte.
Bevor Eneas Kosta fragen konnte, teilte er es ihm bereits mit. Fabiene würde hierbleiben.
"Das war sicherlich nicht leicht für euch beide", sagte Eneas mitfühlend und blickte zu Kosta, der jedoch den Kopf gesenkt hatte. Eneas hielt sich zurück, zu sagen, ob er diese Entscheidung gut oder schlecht fand. Wirklich glücklich schien keiner. Heute war ein sehr wehmütiger Tag.
"Du könntest versuchen dir mit Tileo ein Bett zu teilen", schlug Eneas leise vor, "Er hat oft bei mir im Bett geschlafen, als du fort warst, und es hat mir immer gut getan." Vielleicht würde Kosta dies auch helfen. Es würde sowieso etwas enger auf dem kleinen Segelboot werden. Eneas wollte für alle Fälle auch Baldriantee mitnehmen.
"Ich habe ihm gesagt, dass wir in vier Tagen abreisen. Er hat sich sehr gefreut, aber er war auch traurig, sich von den Freunden, die er hier gemacht hat, verabschieden zu müssen. Besonders Pandora."
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Sa 8. Okt 2022, 22:29

"Nein, das war es nicht", gab Kosta leise zu, dass es nicht leicht für Fabiene und ihn gewesen wäre, sich zu entscheiden. Gleich darauf biss er sich auf die Lippen. Eneas wollte das sicherlich gar nicht hören. Er hätte es viel lieber gehabt, wenn Kosta nur mit ihm alleine hätte Tielo zurück bringen wollen. Doch Kosta fürchtete sich davor, was geschehen würde, wenn sie Tileo seinen Eltern übergeben hatten. Wenn Eneas und er alleine waren. Dann würden sie sich sicher wieder wehtun und das wollte Kosta so gar nicht.

"Nicht hier auf Nuranessa", wehrte er den Vorschlag ab, dass Kosta sich einmal das Bett mit Tileo teilen würde. Der Junge hätte oft auch bei Eneas geschlafen und es hätte ihm immer gut getan. Ja, das glaubte Kosta ihm. Tileo war so ein liebes Kind. Aber das sollte er auch bleiben. Ein Kind. Hier auf Nuranessa sollte er weiter bei Arion im Zimmer schlafen. Da konnte Kosta ihn nicht herausreissen. Unterwegs würde Tileo wahrscheinlich von alleine zu ihm oder zu Eneas kommen, wenn es Schlafenszeit war.
"Fabiene wird diese Nacht noch einmal bei mir schlafen", gestand er Eneas leise. Sein Freund würde es ohnehin spüren. Besser er sagte es ihm gleich. "Unterwegs werden wir dann aber abwechselnd schlafen müssen." Auf dem kleinen Kahn wohl ohnehin. "Du wirst mich wecken müssen, bevor ich laut werde." Es würde Tileo sonst zutiefst erschrecken, wenn Kosta neben ihm plötzlich zu schreien anfing. Es wäre besser, wenn sie die ganze Strecke über die Winde reisten.

Eneas erzählte ihm davon, dass er mit Tileo darüber gesprochen hätte, dass sie in vier Tagen abreisen würden. Der Junge freute sich natürlich riesig darüber und war gleichzeitig auch traurig, weil er sich von seinen neuen Freunden verabschieden mussten. Und natürlich von Pandora. Seiner Königin.
"Es wir schwer für ihn werden, sie nicht mehr in seiner Nähe zu haben", nickte Kosta verstehend. "Wir haben viel zu lange darauf gewartet, hin zurück zu bringen", fügte er reuig hinzu. Kosta hatte herausgefunden, wo Tileos Eltern lebten, kurz bevor er das zweite Mal nach Raej aufgebrochen war. Da hätte er intensiver dafür sorgen müssen, dass Tileo nach Hause gebracht wurde. Spätestens dann, als er Fabiene bei Lanto zurück gelassen hatte, hätte er Eneas noch einmal einen nachdrücklichen Brief deswegen schreiben sollen. Stattdessen hatte er ihn einfach nur wütend und verletzt angefahren.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Sa 8. Okt 2022, 22:31

Kosta bestätigte auch gleich, dass es nicht leicht für Fabiene und ihn gewesen sei. Eneas sagte nichts dazu. Natürlich war er eifersüchtig. Er wünschte sich sehr, dass er vermochte, seinen Freund zu einem ruhigen Schlaf zu helfen, doch Eneas befürchtete eher, dass er mit einer der Gründe für die Unruhe war. Das und Kostas Erlebnisse in Raej und Dhemlan über die er ihm weiterhin nichts genaues sagen wollte. Eneas kannte das. Solche Albträume waren furchtbar und ließen einen nicht los, hielten einen in dieser schrecklichen Zeit fest und es konnte sehr lange dauern bis die Seele sich soweit erholt hatte. Weggehen würde es nie ganz.
Als Eneas vorschlug, dass Kosta mit dem schlafenden Tileo im Bett womöglich ruhigere Nächte hätte, wehrte Kosta gleich ab, dass er das nicht auf Nuranessa machen wollte. Eneas nickte.
"Ja, ich hatte die Segelfahrt gemeint", stimmte er zu, "Der Schlafplatz ist sowieso begrenzt." Normalerweise hätte er gemütlich dazu gesagt, kuschlig eben, doch danach schien Kosta nicht der Sinn zu stehen. Hoffentlich würde die Reise gut verlaufen. Sie hatten ja Tileo dabei, der sie dazu bringen würde den Frieden zu wahren. Eneas freute sich auf die Segelfahrt, aber die gemischten Gefühle blieben.
Sein Freund gestand ihm leise, dass Fabiene noch einmal bei ihm schlafen würde. Eneas nickte.
"Tu was dir hilft", sagte er Kosta, "Ich verstehe das." Kosta musste sich deswegen nicht schuldig fühlen. Eneas wünschte sich, er hätte etwas besser reagiert, als er es das erste Mal angesprochen hatte. Unterstützender. Kosta bat ihn darum, ihn auf der Reise zu wecken bevor er zu laut würde. Sie müssten abwechselnd schlafen. Er hatte wohl Angst, dass Tileo etwas davon mitbekam.
"Ich nehme Baldriantee mit. Mir hat das manchmal geholfen", sagte Eneas, "Aber ja, ich wecke dich", versprach er, "Kosta.. was immer dir passiert ist, es wird noch eine Weile an die Oberfläche wollen... wenn nicht tagsüber, dann eben nachts." Man konnte es nicht verdrängen. Eneas hatte lange gebraucht dies einzusehen. "Und es fühlt sich furchtbar an, aber ich glaube, das ist eben die Art der Seele an diesen Wunden zu heilen." Es wäre besser wenn Kosta darüber reden würde, egal mit wem, hauptsache, er ließ es raus.
"Es ist schön, dass dir Fabiene hilft", bekräftigte Eneas noch einmal.

Nachdem er Kosta von Tileos Reaktionen erzählt hatte, dass der Junge sowohl froh als auch traurig gewesen war, vermutete auch der andere Krieger, dass es schwer für Tileo werden würde, seine Königin nicht mehr in der Nähe zu haben.
"Vielleicht kannst du einmal mit ihm darüber reden?", schlug Eneas vor, "Du hast sehr viel Erfahrung damit wie es ist nicht in der Nähe seiner Königin zu sein..." Und Eneas war schuld daran. Er hatte auch eine starke Bindung zu Timaris, aber diese Bindung lag größtenteils in der Vergangenheit. Der Schmerz über den Verlust ihrer Beziehung schien alles andere betäubt zu haben. Eneas konnte mit ihr umgehen, bei ihren seltenen Besuchen auf dem Schiff, aber mehr wollte er nicht mehr. Konnte er nicht. Kosta war da anders. Timaris war weiterhin seine Königin und doch entschied er sich jedes Mal wieder zu Eneas zu kommen. Es war ein großes Opfer. Eines was Eneas viel zu wenig gewürdigt hatte. Er fühlte sich schuldig.
Ebenso schuldig fühlte sich Kosta, dass sie zu lange damit gewartet hatten, Tileo zurückzubringen. Eneas nickte.
"Ja, ich weiß. Das bereue ich teilweise auch", gab er zu, "Es ist so viel anderes passiert.. ich hätte ihn gleich zurückbringen sollen, aber du warst nicht da und ich habs nicht über mich gebracht, mich auch noch von Tileo zu trennen." Er hatte den Jungen so liebgewonnen. "Nun, jetzt bringen wir ihn ja zurück... vielleicht hat ihm die Zeit hier geholfen. Ich werde etwas an Gold mitnehmen für Tileos Eltern. Sie haben sicher viel durch den Angriff verloren." Sie hatten jetzt zwar einige Monate gehabt sich zu erholen, aber Eneas befürchtete, dass dies nicht reichte, auch wenn die Eltern scheinbar bei Verwandten untergekommen waren.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Sa 8. Okt 2022, 22:32

Diesmal hatte Eneas nichts dagegen, dass Fabiene bei ihm schlieb. Oder genauer gesagt, er reagierte nur gelassen darauf und sagte Kosta, dass er tun solle, was ihm half. Scheu blickte der Krieger seinen Freund von unten an. Sehnsüchtig und unruhig. Fabiene zu sich ins Bett zu holen, half ihm nicht wirklich. Es liess ihn schlafen. Doch brauchen tat er so viel mehr. Und Eneas verstand überhaupt nicht. Er war derjenige, der sich gegen ihn sperrte. Er war derjenige, der ihn einengte und mit seinen unmöglichen Forderungen zur Verzweiflung brachte. Helfen würde es, ihn zu schütteln und gnadenlos über ihn zu bestimmen, bis Eneas endlich wirklich verstand.

Eneas versprach ihm, Baldriantee auf die Reise mitzunehmen und dass er ihn wecken würde. Gleich darauf erklärte er ihm jedoch, dass, was immer mit ihm passiert sei, es noch eine Weile an die Oberfläche wolle. Entweder tagsüber oder Nachts. Kostas Blick verfinsterte sich. Das wusste er doch. Schon damals, als Prinz Nevander Tolarim ihn für ein paar Tage entführt hatte, hatte Kosta Jahre gebracht, bis er sich in der Dunkelheit wieder einigermassen sicher gefühlt hatte, bis er in kleinen Räumen nicht mehr Angst bekam. Selbst jetzt noch, belastete es ihn, wenn er angeschlagen und müde war und in Dalmadans Feste war er mehr als nur das gewesen.
"Ich habe kein Recht zu heilen", entgegnete er tonlos und voller Abscheu sich selber gegenüber, nachdem Eneas überlegt hatte, dass dies wohl der Weg der Seele sei, an ihren Wunden zu heilen. Doch zu heilen bedeutete, sich zu vergeben, was er Minan angetan hatte und das wollte er niemals. Es war zu furchtbar, was er getan hatte. Er würde den Jungen nur gleich noch einmal verraten, wenn er sich vergab. Allein der Gedanke daran liess die Übelkeit in sich hochsteigen.

Mehr mechanisch als wirklich bewusst, nickte Kosta auf Eneas Bitte, dass er mit Tileo darüber sprechen sollte, wie es war, nicht in der Nähe seiner Königin zu sein. Er hätte ja so viel Erfahrung darin. Oh ja, das hatte er. Genau so, wie man seine Königin im Stich liess und sie verriet.
"Ich werde mit ihm sprechen", versprach er distanziert. Dass Eneas das mit seiner Seele angesprochen, die heilen wollte, hatte ihn ziemlich abrupt heftig aus der Bahn geworfen. "Das Gold wird Tileos Eltern sicher nützlich sein. So wie ich den Jungen kennengelernt habe, wird er nicht mit einem Bauernleben zufrieden sein. Seine Eltern werden ihm Lehrer organisieren müssen. Das Gold wird ihnen dabei helfen. Ausserdem hat Tileo ja noch immer die schwarzen Perlen aus seinem Teddybären. Ich werde ihm von ihnen erzählen."
Abrupt wandte er sich ab. Er hatte Eneas gesagt, was er ihm versprochen hatte zu sagen. Jetzt wollte er gehen. Alles in ihm drin tat weh. Sehr weh. Er sah Minan überdeutlich vor sich, wie er auf diesem furchtbaren Tisch lag und ihn um Erlösung, um den Tod anflehte.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Sa 8. Okt 2022, 22:33

"Ich habe kein Recht zu heilen." Dieser Satz wurde ihm entgegengeschlagen und ließ Eneas erschrocken innehalten. Kosta klang so voller Hass auf sich selbst. Eneas wusste, dass sein Freund schnell dabei war, sich selbst Vorwürfe zu machen, doch das dies gar in Hass und Abscheu umschwang, war alarmierend.
"Natürlich hast du das...", sagte Eneas leise eindringlich, "Du bist kein schlechter Mensch..." Er hätte Kosta gerne noch so viel mehr gesagt, doch der Blick des anderen Kriegers war sofort so finster geworden, dass Eneas es nicht wagte. Er hatte vermutlich bereits viel zu viel gesagt. Was hatte Kosta im Krieg getan, dass ihn so sehr belastete? Dass er sich selbst jegliche Heilung versagen wollte und zu glauben schien, er hätte sie nicht verdient. Damals nach Nevander hatte Eneas lange geglaubt, er wäre schwächlich und nichts wert. Irgendwann hatten all die eingetrichterten Worte seines Urgroßvaters Wirkung gezeigt. So sehr, dass er geglaubt hatte, Timaris würde ihn sofort verlassen, wenn sie erfuhr was für ein Schwächling er war. Es waren sehr selbstzerstörerische Gedanken gewesen und Kosta schien ebenfalls etwas über sich zu glauben, dass gewiss nicht stimmte. Wenn Eneas nur zu ihm durchdringen konnte. Doch sofort waren Kostas Barrieren alle wieder da. Der abwesende Blick, die versteifte Haltung und der distanzierte Tonfall.
Nur noch sehr knapp erwiderte Kosta seine Worte und versprach, dass er mit Tileo darüber reden würde, was es hieß nicht in der Nähe seiner Königin sein zu können.
"Danke", sagte Eneas leise. Er wusste schon jetzt, dass sein Freund nun gleich fliehen würde. Eneas verfluchte sich innerlich, dass er überhaupt die Albträume angesprochen hatte. Er hätte es besser wissen müssen. Nur wollte er seinem Geliebten so gerne helfen. Stattdessen vertrieb er ihn mal wieder.
So war Eneas nicht sonderlich überrascht, als sich Kosta abrupt von ihm abwandte. Der Pirat rang mit sich, ob er ihn aufhalten sollte oder nicht. Aber damit wäre er gewiss noch unbequemer in Kostas Augen. Noch ein Grund lieber Zeit mit Fabiene als mit ihm zu verbringen.
"Ich wollte dir nicht weh tun..", sagte Eneas. "Gute Nacht", wünschte er ihm trotzdem und sah Kosta besorgt hinterher. Wenn er Kosta mit seinen Albträumen doch nur hätte helfen können... sie hätten eine Schwarze Witwe dafür benötigt. Oder eine Priesterin. Ob er Leto fragen sollte? Eneas ging ihr momentan größtenteils aus dem Weg. Sie schlief auch nicht im Gemeinschaftshaus, sondern irgendwo anders im Dorf, näher zum Hafen hin. Eneas seufzte. Bevor sie abreisten, würde er sowieso nicht drumherum kommen mit ihr zu reden. Er wollte ihr etwas sagen, was er schon viel zu lange aufgeschoben hatte.

Die nächsten zwei Tage waren angefüllt mit Vorbereitungen für das Fest und ihre Abreise. Eneas begutachtete nochmal Josés Schiff, ob es etwas auszubessern gab und wo sie ihr Gespäck verstauen würden. Da es eine längere Reise war, musste entsprechend gut gepackt und vorbereitet werden. Etwas, was Eneas Planungsfähigkeiten weit überstieg. Das hatte in den letzten Jahren immer Leto gemacht, doch darauf konnte er sich nicht mehr verlassen. Und Kosta hatte eindeutig anderes im Kopf. Also bemühte Eneas sich, sein bestes zu geben, wobei Tileo unerwartet eine große Hilfe war, der eifrig Listen anfertigte (die dann von Arion bemalt wurden) und sich überlegte was sie alles benötigten. Maria und Ulysses halfen ebenfalls aus und am frühen Morgen der Abschiedsfeier war dann endlich fast alles verstaut.
Eneas konnte es nicht länger hinausschieben und suchte endlich Leto auf. Sie war am Trockendock und arbeitete zusammen mit dem Rest der Mannschaft an der 'E'.
Als Eneas die Heilerin ansprach, huschte ein kurzer Ausdruck des Schmerzes über ihr Gesicht, doch dann war es wieder verschwunden.
"Ich wollte dich nicht stören", begann er, Kapitänshut in der Hand. Betreten strich er mit dem Stiefel durch den Sand.
"Wieso tust du es dann?", entgegnete Leto ungnädig, die Arme verschränkt. Sie standen abseits des Schiffes. Eneas bemerkte die Blicke der Mannschaft nicht, die gespannt zu ihnen hinüber sahen.
Eneas atmete tief durch. "Wie du sicher weißt, reisen Kosta, Tileo und ich morgen ab... und ich weiß nicht wie lange wir unterwegs sein werden", setzte er an. Wieder blickte er auf den Dreispitz in seinen Händen, drehte ihn nachdenklich hin und her. Leto schwieg kühl. "Aber auch danach werde ich mich darauf konzentrieren, dass es Kosta besser geht... ich kann ihn nicht weiter und weiter über die Ozeane mitnehmen..." Das war immer sein Traum gewesen, aber nicht unbedingt Kostas. Eneas hatte jedoch noch einen anderen Traum und das wer der mit Kosta zusammenzukommen.
"Hat das noch irgendetwas mit mir zu tun?", fragte Leto. "Ich will nichts über eure Beziehung hören. Ich bin froh, dass ich damit nichts mehr zu tun habe."
"Ich weiß, ich weiß..", beeilte sich Eneas zu sagen, "Was ich damit meine, ist... dass ich für längere Zeit nicht Kapitän der 'E' sein kann." Er hob den Kapitänshut und hielt ihn ihr hin. Leto blickte irritiert zum Dreispitz. "Ihr sollt nicht auf Kosta oder mich warten müssen und das Schiff braucht einen Kapitän. Ich kann mir niemand besseren vorstellen als dich." Er hielt ihr den Dreispitz nochmal hin bis ihn die schöne Priesterin endlich zögernd ergriff.
"Du gibst mir dein Schiff?", fragte sie leise. Eneas nickte.
"Es war auch immer dein Schiff. Ich wollte dich nie davon vertreiben. Es tut mir leid, wie es zwischen uns geendet ist", entschuldigte er sich nochmal. Leto wog den Kapitänshut kritisch in den Händen.
"Das macht nicht wieder gut, dass du mir zehn Jahre lang Hoffnung gemacht hast", sagte sie. Eneas nickte ergeben. Schließlich setzte sich Leto den Dreispitz auf. "Es ist ein Anfang", meinte die Piratin dann. Eneas lächelte sie an.
"Der steht dir gut", bemerkte er.
"Nur dass du es weißt, ich benenne das Schiff um. Wer benennt ein Schiff nach einem Buchstaben?", gab sie zurück. "Und ich baue Laertes Maschine ein. Ich will wissen, ob sie funktioniert."
"Du bist Kapitän", stimmte Eneas allem zu. "Versenk es bloß nicht."
"Du hast dein erstes Schiff auch versenkt", erwiderte Leto. Eneas musste grinsen. Da hatte sie recht. Dann verabschiedete er sich von ihr und ging am Schiff entlang, tätschelte noch einmal den aufgebockten Kiel. Einige der Mannschaft eilten zu ihm.
"Hast du gerade das getan was ich denke, was du getan hast?", fragte Damien.
"Es war an der Zeit", antwortete Eneas. "Pass auf sie auf." Er blickte zum Schiff, dann nochmal zurück zu Leto. "Auf beide."
Eneas verabschiedete sich vom Rest der Mannschaft. Zwar hatten sie dazu auch auf der Feier Gelegenheit, aber so war es nochmal etwas persönlicher und er konnte sich mit jedem in Ruhe unterhalten. Sie schienen einverstanden mit seiner Entscheidung.
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » Sa 8. Okt 2022, 22:36

Er war so aufgeregt. Endlich konnte er wieder nach Hause zu seinen Eltern. Genau genommen nicht ganz nach Hause, wo er aufgewachsen war. Seine Eltern waren zu Verwandten gegangen, wie Taelos ihm gesagt hatte. Weil sie Hilfe gebraucht hatten. Aber das war egal. Hauptsache Tileo konnte wieder zurück zu seinen Eltern. Wobei er sich schon ängstlich fragte, was mit den andern des Dorfes passiert war. Ob sie alle auch entführt worden oder gar getötet worden waren. Aber er traute sich nicht, da nachzufragen. Das konnte er dann machen, wenn er bei seinen Eltern war.

Er freute sich riesig darauf. Gleichzeitig war er ganz traurig. Er würde all seine neuen, lieben Freunde lange nicht mehr sehen können. Die Piraten, Fabiene, Estella, Arion und vorallem Pandora. Er würde sie wirklich ganz fest vermissen. Auch wenn sie ihn für einen kleinen, schwachen Jungen hielt und andauernd wegen irgend etwas unglücklich war. Wer würde sie denn beschützen, wenn er nicht mehr hier war? Und dass er Taelos und Iason jahrelang nicht mehr sehen würde, trieb ihm die Tränen in die Augen. Hoffentlich würde er morgen auf der Feier nicht zu viel weinen. Sicherheitshalber wollte er sich heute schon mit Pandora treffen, um sich von ihr zu verabschieden. Jetzt hatte er sie auch für sich alleine. Morgen würde sie nur wieder hinter Levi und den anderen Jungs herrennen.

Obwohl er versprochen hatte, nicht mehr Nachts aus dem Fenster zu klettern, musste er es dieses eine Mal noch tun. Sonst käme er nie alleine an Pandora heran. Nur ganz kurz wollte er sie für sich alleine haben und zwar auch so, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte und nicht wieder über irgend etwas unglücklich war oder an ältere Jungs dachte. So wie da, als sie erwischt worden waren, als sie zum Strand hatte schleichen wollen. Da hatte sie ihn toll gefunden, weil er etwas verbotenes gemacht hatte. Deswegen schlich er sich heute Abend, am Abend vor der Feier, noch einmal aus dem Fenster, nachdem er sich sicher war, dass Arion schlief. Beinahe geräuschlos huschte er unter Pandoras Fenster, wobei er unterwegs einige, kleine Kieselsteinchen einsammelte. Vorsichtig warf er einen nach dem anderen gegen ihr Fenster, in der Hoffnung, dass sie aufwachte und zu ihm kam. Sie durfte länger aufbleiben als Arion und er selber. So war sie hoffentlich noch nicht zu tief eingeschlafen.
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Re: Verstummt

Beitragvon Pandora » Sa 8. Okt 2022, 22:36

Es war überhaupt nicht einfach, in so kurzer Zeit ein Geschenk für Tileo zu finden. Die kleine Insel bot auch längst nicht so viel Auswahl wie Mineva mit all seinen Geschäften. Pandora vermisste es teilweise. Sie vermisste garantiert nicht, dass sie sich dort hatte verbergen müssen, aber sie vermisste ihre Schulfreunde, ihr eigenes Zimmer und auch das Schloss. Und natürlich ihren Papa. Da konnte das Mädchen gut verstehen, dass Tileo seine Eltern vermisste. Zu gerne wäre sie mitgekommen auf diese Segelfahrt, die ganz spannend klang. Außerdem wäre sie auch gern mal quer durch Hayll gereist.
Pandora konnte sich einfach nicht entscheiden, was sie Tileo mitgeben sollte und morgen war bereits die Feier. Arion hatte natürlich sofort was gefunden. Die junge Königin hatte versucht etwas zusammen mit Ulysses zu machen, der handwerklich so toll war, aber es war überhaupt nicht gut geworden. Jedenfalls nicht so wie Pandora es sich vorgestellt hatte. Das passierte ständig. Es war nie so etwas wie man es sich vorstellte. Das Mädchen lag bäuchlings auf ihrem Bett, Beine in die Luft baumelnd und einen Brief an ihren Papa schreibend. Mama hatte sie darum gebeten, damit Eneas und Kosta ihn mitnehmen konnten.
Plötzlich klackerte es am Fenster. Pandora sah kurz auf, konnte in der Dunkelheit aber nichts erkennen und widmete sich wieder ihrem Brief. Dann pochte nochmal was am Fenster. Neugierig rutschte das Mädchen vom Bett und wurde prompt aufgeregt, als sie erkannte, dass jemand Kieselsteinchen gegen ihr Fenster warf. Ohhh, das war so romantisch! Ob das Isai war? Er war so süß! Wenn Pandora schon diese Locken sah.. so gerne hätte sie mal ihre Finger dadurch streichen lassen. Nein, er würde bestimmt nicht an ihr Fenster klopfen. Er war so viel älter. Er sah sie nichtmal richtig.

Als sie jedoch das Fenster öffnete und nach unten schaute, musste sie zunächst verwirrt feststellen, dass da jemand ganz anderer war.
"Tileo?", wisperte sie fragend. "Was machst du denn?" Es war schon spät und sie hätten zu dieser Zeit bestimmt nicht hinausgedurft. Besonders nicht nachdem sie Eneas das letzte Mal erwischt hatte und Mama sehr besorgt gewesen war.
Trotzdem war Tileo aus seinem Zimmer geschlichten. Er war wirklich mutig.
Tileo rief leise herauf, dass er gerne mit ihr reden wollte und ob sie nicht runterkommen wollte. Pandora überlegte nicht lange. Das klang spannend und das Mädchen war neugierig was Tileo wollte.
"Ja, warte." Sie öffnete das Fenster ganz und setzte sich auf den Sims. Pandora trug nur eine kurze Hose und darüber eine längere gepunktete rote Tunika. Die langen Haare waren in zwei kleinen Zöpfe gebunden, die frech abstanden. Das Mädchen begann aus dem Fenster zu klettern, sich noch am Sims festhaltend.
"Hilfst du mir runter?", fragte sie leise. Sonderlich Angst hatte Pandora nicht, ihr Zimmer war ja nur im ersten Stock, aber so war es sicherer. Tileo stützte sie an den Beinen und so konnte sie beruhigt loslassen und wurde dann abgesetzt. "Danke." Sie lächelte ihn. "Komm, wir sollten lieber schnell hier weg bevor wir wieder erwischt werden", flüsterte sie. Tileo hatte ihr ein bißchen beigebracht wie sie sich bewegte ohne viel Lärm zu machen.
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » Sa 8. Okt 2022, 22:37

Es brauchte noch ein paar Kiselsteinchen, bevor jemand reagierte. Doch dann öffnete sich das Fenster und zu seiner Erleichterung schaute Pandora heraus. Glücklich strahlte er sie an und winkte ihr zu. Nur um gleich darauf besorgt nach links und rechts zu schauen, ob sie jemand gehört hatte. Doch zum Glück blieb es still. Nur die Zirkaden zirpten eifrig weiter.
"Ich würde gerne mit dir reden", flüsterte er so laut er sich traute, in der Hoffnung, dass Pandora ihn hören konnte, aber niemand sonst. "Kannst du kurz runter kommen?" Zu seiner Freude zögerte die junge Königin nicht sondern stimmte gleich zu. Sie kletterte sogar auch aus dem Fenster. Tileo musste kurz grinsen. Er hatte doch gewusst, dass diese Dummheit ihr gefallen würde. Nur hoffentlich wurden sie nicht erwischt. Zumindest nicht bevor er Pandora ihr Geschenk hatte überreichen können.
"Natürlich", wisperte Tileo und war sofort bei Pandora, um sie fest an den Beinen zu packen, als sie nahe genug war. Auch wenn sie grösser war als er, so fand er sie nicht wirklich schwer. Zumindest leicht genug, dass er ein Ächzen unterdrücken konnte, als er sie absetzte. Glücklich, dass sie ihn nicht auslachte und ihn einfach nur anlächelte, lächelte Tileo zurück. für den Moment hatte er vergessen was er wollte. Es war mehr Instinkt, der ihn ihr möglichst lautlos folgen liess.

Erst nachdem sie etwas durch das hohe Grass geschlichen waren, fand er wieder zu seinen Gedanken. Leise holte er Pandora ein und fasste sie vertrauensvoll an der Hand, um sie durch den Garten zu führen. Ganz hindurch bis dahin, wo der Olivenhain anfing. Da waren sie etwas vor Blicken aus dem Haus geschützt. Mondlich fiel auf die schmalen Blätter der Bäume und liess sie ganz silbern glänzen. Tileo setzte sich zu den Wurzeln eines dieser knorrigen, alten Bäume, zog Pandora mit sich.
"Ich..." Plötzlich fühlte sich seine Kehle so ganz trocken und kratzig an, wo er sie nun in dem geheimnisvollen Mondlich anblickte. Sie hatte wirklich sehr schöne Augen. Sie war ein schönes Mädchen und so viel älter als er. Gleich würde sie ihn für seine Dummheit auslachen, weil er doch nur ein kleiner Junge war. Sein Herz pochte wie verrückt und er spürte, wie seine Wangen. Das war eine dumme Idee gewesen. Er... er hatte sich das alles viel einfach vorgestellt. Er sollte etwas sagen. Sein Herz schlug immer härter. Bevor Pandora die Geduld mit ihm verlor und ging. Jetzt!

Tileo brachte trotzdem kein Wort heraus. Stattdessen rief er die kleine Geschenkschachtel herbei, die er für sie organisiert hatte und hielt sie ihr wortlos entgegen. Es war für sie. Ein kleines Erinnerungsstück an ihn. Es war ein Anhänger für eine Halskette. Tileo hatte ihn selber gemacht. Mit Iasons Hilfe zumindest. Er hatte eine schwarze Perle genommen und sie so mit Silber eingefasst, dass sie wie ein Tropfen an einer Halskette baumeln konnte. Als Iason ihm erzählt hatte, was sie in dem Teddy gefunden hatten, den sie damals in Garois gekauft hatten, hatte Tileo sofort gewusst, dass er Pandora damit ein Geschenk machen wollte.
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Re: Verstummt

Beitragvon Pandora » Sa 8. Okt 2022, 22:37

Sie war bereits hastig losgeschlichen und durch das hohe Gras, das hinterm Haus wuchs und zum Garten führte. Da holte Tileo sie ein und schob seine Hand in ihre. Das Mädchen folgte ihm einfach. Tileo schien eine genaue Idee zu haben, wo er hinwollte. Pandora wurde immer neugieriger was das nun alles sollte, doch aufregend war das definitiv. Sie bemühte sich, so leise in ihren weichen Schuhen aufzutreten, dass man es nicht hörte und auch das Gras nicht verräterisch raschelte. Tileo blieb im Garten nicht stehen und erst als sie bis zum Olivenhain gekommen waren, blieb er stehen. Pandora blickte nochmal zurück zum Haus, das im dunkeln dalag. Es konnte aber gut möglich sein, dass sich welche von den Erwachsenen im Innenhof aufhielten. Der doofe Hof, so nett das Zusammensein auch war, ließen ihnen praktisch gar keine andere Wahl, als sich hinten aus dem Fenster zu stehlen.
"Ich glaub, niemand hat uns bemerkt", sagte sie froh und setzte sich zu Tileo am Fuße einer der älteren Olivenbäume. Er war ganz verdreht und knorrig. Durch das Mondlicht war es aber hell genug, dass sie alles sehen konnten. Eben in diesem wundersamen, silbernen Schimmer. So hübsch.
Abwartend blickte die junge Königin zu Tileo, weswegen sie nun hier rausgekommen waren, aber er brach mitten in seinem Satz ab und sagte dann doch nichts, starrte sie einfach an. Der Junge war kleiner und viel jünger als sie, er wirkte irgendwie nervös, aber Pandora wusste nicht wieso. Sie waren ja nicht erwischt worden.

Bevor Pandora fragen konnte was los war, rief Tileo eine Schachtel aus seinem Juwelengepäck und hielt sie ihr hin.
"Ohh.. für mich?", fragte das Mädchen überrascht. "Du reist doch bald ab. Nicht ich." Wieso schenkt er ihr etwas? Trotzdem öffnete sie neugierig die kleine Schachtel. Ihre goldenen Augen weiteten sich. Die junge Hayllierin hob die in Silber gefasste Perle raus und hielt sie ins Mondlicht. Es sah aus wie ein kleiner Tropfen, doch die Perle war nicht, wie Pandora es kannte, hell, sondern schwarz. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es schwarze Perlen gab.
"Das ist wunderschön", sagte sie bewundernd, "Oh.. das ist für eine Kette, ja?" Sie hatte den Verschluss entdeckt. Pandora hielt den silberdunklen Tropfen in ihrer Handfläche. "Danke, Tileo... das war doch bestimmt teuer", vermutete sie. Das Mädchen war etwas überrumpelt. Sie hatte nicht mit einem Geschenk gerechnet. Hieß das, er mochte sie? Aber er war doch so jung. Das war etwas komisch, aber sie freute sich trotzdem. Dafür hatte Pandora Geschenke viel zu gern.
"Das ist viel cooler als das was ich dir schenken wollte", bemerkte sie leise.
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » So 9. Okt 2022, 08:24

Mit hochroten Wangen, die zum Glück von der Dunkelheit verborgen wurden, nickte Tileo. Ja, das Geschenk war für sie. Auch wenn er abreiste und nicht sie. Er wollte gerne, dass sie etwas hatte, dass sie an ihn erinnerte. Vielleicht würde sie ihn so nicht ganz vergessen. Sein Herz klopfte aufgeregt, während sie neugierig die kleine Schachtel öffnete und er fühlte sich ganz zappelig, als sich ihre Augen weiteten. Gefiel es ihr? Fand sie es doof? Es war kaum zum Aushalten. Erst als Pandora sagte, dass es wunderschön sei, konnte er wieder normal atmen und sein Herz schlug wieder in normalem Rhythmus. Da war er jetzt froh. Plötzlich fühlte er sich so an, als könne er fliegen.

"Nein, gar nicht", grinste er selbstgefällig, dass die Perle nicht so teuer gewesen sei. "Die haben wir in Garois einer Schmugglerbande abgeknöpft. Die waren stinkwütend", kicherte er aufgedreht. "Ähm... aber ja, wenn du sie verkaufen willst, bringt die einiges an Geld zusammen, hat Iason gesagt", fügte er rasch hinzu. Pandora sollte nicht denken, dass er ihr etwas dummes, wertloses schenkte. "Er hat mir auch mit der silbernen Fassung geholfen." sonst hätte er das niemals so schön gleichmässig hinbekommen. Iason hatte so wahnsinnig ruhige und geduldige Hände. Tileo wurde immer viel schneller zappelig.

"Du wolltest mir etwas schenken?" fragte er sehr überrascht, nachdem Pandora das gemurmelt hatte. "Wirklich?" Er strahlte sie an. Das war toll. "Aber das musst du nicht", murmelte er verlegen und insgeheim hoffend, dass er es ihr trotzdem gab, auch wenn sie es nicht so cool fand. "Ich... wegen der Perle... ich wollte nur, dass du etwas ganz besonderes hast. Etwas wertvolles, dass sonst kein anderes Mädchen hast. Dann musst du vielleicht nicht mehr so unglücklich sein, Pandora. Es ist viel schöner, wenn du glücklich bist. Du bist dann noch viel schöner. Und... und vielleicht erinnerst du dich durch die Perle auch ein bisschen an mich, wenn ich weg bin."
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Beitragvon Pandora » So 9. Okt 2022, 08:55

Tileo grinste breit, als sie fragte, ob das Geschenk nicht teuer gewesen sei. Dann erzählte der Junge kichernd eine Geschichte davon, dass sie die Perlen einer Schmugglerbande in Garois abgeknöpft hätten. "Was?", fragte Pandora erstaunt, "Das klingt ja abenteuerlich." Und auch etwas gefährlich. Das Mädchen wusste, dass Tileo in Garois auf dem Sklavenmarkt gelandet war und von dort von Eneas und Kosta befreit worden war. Aber von einem Perlenraub hatte ihnen keiner der drei etwas erzählt.
Sie hielt den Anhänger nochmal hoch. "Also hat die Perle schon was erlebt, ja?" Jetzt fand sie den Tropfen gleich nochmal so schön. Doch Tileo schien zu glauben, dass sie den Anhänger verkaufen würde.
"Nein, das würd ich niemals verkaufen", versicherte das Mädchen und lächelte Tileo an. Der Junge erklärte, dass Iason ihm bei der silbernen Fassung geholfen hätte. "Oh, die habt ihr beide selbst gemacht?", fragte sie. Pandora fand es überhaupt nicht schlimm, dass Iason Tileo geholfen hatte. Eher war sie beeindruckt, dass Tileo da überhaupt mitgeholfen hatte. Außerdem war es dann vielleicht doch nicht so schlimm, dass sie sich ganz viel von Ulysses hatte helfen lassen.

Tileo sah sie strahlend und überrascht an, als er erfuhr, dass sie auch ein Geschenk für ihn hätte. "Ja, klar, als Abschiedsgeschenk", erklärte sie. Natürlich hatte sie ihm etwas schenken müssen. Gut, ihre Mama hatte sie darum gebeten, doch einmal damit angefangen, hatte Pandora der Ehrgeiz gepackt.
"Aber es ist nicht so ganz fertig geworden.. es war nicht so viel Zeit", räumte sie an, "Und Ulysses hat mir geholfen. Also eigentlich, hat er fast das meiste gemacht", gab sie zu, "Aber ich hatte die Idee!" Die junge Königin grinste.
Tileo meinte, dass er ihr etwas besonderes hatte schenken wollen, dass sonst kein anderes Mädchen hätte. "Oh.. das ist lieb", meinte Pandora, wurde aber auch ein bißchen verlegen. Tileo war so viel jünger und sie wusste nicht genau wie sie reagieren sollte.
Er sagte ihr, dass sie damit hoffentlich nicht mehr so unglücklich sein würde. Sie wäre viel schöner, wenn sie glücklich wäre. "Ohh.. danke.. ich bin aber nicht unglücklich", wandte sie ein. "Manchmal vermiss ich mein Zuhause. Du weißt ja wie das ist.."
Tileo wollte, dass die Perle sie an ihn erinnerte. Pandora schloss die Hand fest um den Anhänger.
"Klar", versicherte sie und knuffte ihn leicht gegen die Schulter. So ganz genau wusste das Mädchen nicht, was sie darauf sagen sollte. Es war aber definitiv lieb von Tileo. "Weißt du, mir hat noch nie ein Junge was geschenkt", gab sie zu. "Außer Arion, aber der zählt nicht."
Sie überlegte kurz. "Okay, willst du das Geschenk schon jetzt?", fragte sie. "Es ist halt eher unfertig... dass du so plötzlich abreist, hat uns alle überrascht." Natürlich hatten sie gewusst, dass Tileo irgendwann zurück zu seinen Eltern kommen würde, aber dass es dann auf einmal hieß, in vier Tagen wäre er weg, war schon komisch.
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Beitragvon Tileo » So 9. Okt 2022, 08:57

Glücklich betrachtete er die junge Königin, wie sie sich den Perlenanhänger immer wieder besah und ganz fasziniert davon war. Besonders, als sie hörte, dass hinter der Perle noch eine abenteuerliche Geschichte steckte. Auch wenn sie viel Geld einbrachte, verkaufen würde sie sie niemals, beteuerte sie innig und schenkte ihm eines ihrer schönen Lächeln. Tileo spürte für den Moment sein Herz ganz deutlich schlagen und konnte gar nicht so recht sagen, warum das so war. Aufgeregt nickte er dazu, dass er die Silberfassung mit Iason zusammen gemacht hatte.

Zu seiner Überraschung hatte Pandora auch etwas für ihn. Damit hatte er nicht gerechnet. Sie wirkte sonst nicht so, als würde sie sich über so etwas Gedanken machen. Dass Ulysses ihr dabei geholfen hatte oder vielleicht sogar das Meiste davon gemacht hatte, war Tileo so egal. Hauptsache sie hatte an ihn gedacht. Prompt sprudelte es aus Tileo heraus, dass sie in Zukunft hoffentlich nicht mehr traurig sein musste und vielleicht auch ab und an an ihn denken würde. Sie versprach ihm, dass sie natürlich an ihn denken würde und knuffte ihn leicht gegen die Schulter. Tileo grinste. Das war toll. Jetzt war Pandora super. nicht dann, wenn sie so komisch traurig darüber war, dass sie keinen kurzen Rock tragen durfte oder wegen den dummen Mädchen in ihrer alten Schule aufregte. Jetzt sagte Pandora, dass sie nur manchmal Heimweh hatte. Ja, Tileo kannte das. Aber das war nicht das was er meinte. In Mineva hatte Pandora kein Heimweh gehabt und war trotzdem so doof unglücklich gewesen.

"Die anderen Jungs sind halt dumm", nuschelte er verlegen dazu, dass noch nie ein Junge ihr etwas geschenkt hätte. Ausser Arion, aber das würde nicht zählen. Nein, das zählte nicht, verstand Tileo, denn Arion war ihr Bruder. Er konnte es nicht so recht beschreiben, aber er fühlte, dass es richtig war.
"Ja, natürlich würde ich es gerne sehen", nickte er aufgeregt. "Wenn du es mir schon geben magst. Ich wusste auch nicht, dass ich so plötzlich gehen kann. Muss. Ich werde euch alle furchtbar vermissen. Es wäre schön, wenn ich etwas von dir bekäme, um mich an dich zu erinnern. Wobei, ich würde dich niemals vergessen, Pandora. Niemals. Aber, na ja, ein Geschenk von dir wäre schon toll."
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Re: Verstummt

Beitragvon Pandora » So 9. Okt 2022, 09:29

Als Tileo bemerkte, dass die anderen Jungs dumm wären, nickte Pandora dazu. Nein, eigentlich waren sie nicht dumm. Doch die tollen Jungs auf der Insel waren viel älter als sie und da auch an älteren Mädchen interessiert, nicht an ihr. Trotzdem gabs so viele süße Jungs. Bisher hatte ihr keiner von denen ein Geschenk gemacht, dafür nun Tileo, was Pandora weiterhin überraschte. Das hatte sie nicht erwartet. Und dann sagte er auch so viele liebe Sachen. Das Mädchen hatte Schwierigkeiten dem gerecht zu werden.
Um es auszugleichen, wollte sie ihm nun doch das Geschenk geben, falls Tileo es denn haben mochte, obwohl es nicht so richtig fertig geworden war und Ulysses ihr viel dabei geholfen hatte. Tileo bejahte trotzdem praktisch sofort. Ein Geschenk von ihr wäre toll, damit er sich an sie erinnern könnte. Der Junge fügte aber hinzu, dass er sie niemals vergessen würde. Er würde alle furchtbar vermissen.
Niemals vergessen? Das klang nach ziemlich großen Worten. Pandora rutschte unruhig hin und her, wurde wieder etwas verlegen. So gut war ihr Geschenk dann doch nicht.
"Wir werden dich auch vermissen", sagte sie. Es fühlte sich irgendwie komisch an, wenn sie jetzt gesagt hätte, dass nur sie ihn vermissen würde. Tileo war doch mehr der Freund von Arion gewesen. Die beiden waren auch fast gleichalt.
"Okay.. aber wie gesagt, es ist nicht so doll fertig...", warnte sie Tileo nochmal, da sie die Befürchtung hatte, er würde viel zu viel erwarten.

Das Mädchen rief ein kleines handflächengroßes Bündel aus weichem Leder herbei. "Da hab ichs eingewickelt", erklärte sie. "Ich hatte noch keine Zeit eine Schachtel zu besorgen." Sie drückte es Tileo in die Hand und wartete mulmig wie er langsam das Leder aufschlug. Vielleicht war das doch ne dumme Idee gewesen.
Beide Kinder saßen sich gegenüber, zwischen ihnen lag nun das aufgeklappte Ledertuch und darin ebenfalls ein Anhänger, der an einem geflochtenen rauen Lederband hing. Es war ein geschmiedeter Anhänger aus Stahl, breit und noch etwas grob behauen. Er war fast wie ein U geformt, wobei die zwei Lederbänder, die unten geflochten waren, ihn an der breiten Seite der Wölbung griffen, so dass es wie ein umgedrehtes U als Anhänger herunterhing. Doch es war nicht ganz ein umgedrehtes U, beide länglichen Stahlenden zeigten zwei grobe Buchstaben. Auf der einen Seite endete es in einem T und auf der anderen Seite in einem P.
"Ich wollt eigentlich die Buchstaben deines Namens schmieden.. für deine Zimmertüre oder so...", erklärte Pandora. "Ich dürfte das Eisen ins Feuer halten. Also mithilfe meines Juwels." Andernfalls hätte Ulysses sie nicht an den Schmiedeofen im Dorf gelassen. "Und auch mal den Hammer hauen, aber der war soo schwer. Ulysses hat geholfen ihn zu halten", fuhr das Mädchen fort. "Die Schmiede war irre heiß. Aber nur ein Buchstabe hat viel zu lange gedauert. Und dann haben wir mit der anderen Seite des Eisens noch das P geschmiedet, also mein Anfangsbuchstabe. Eigentlich sollte das noch getrennt werden, damit du wenigstens zwei einzelne Buchstaben hast... aber das hab ich nicht mehr geschafft und dann kam mir die Idee, dass es ja vielleicht ein Anhänger sein kann. Erkennt man was es ist?", fragte sie. "Ich hätte es noch ein bißchen mehr abschmirgeln sollen.. ähm, aber ich hab das Lederband dazu geflochten." Das war nie gut, wenn man ein Geschenk erklären musste.
Das Mädchen blickte kritisch zu dem Anhänger. "Ohh.. ist vielleicht noch was groß für dich", erkannte sie, "Aber du wächst da bestimmt rein." Sie grinste leicht.
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » So 9. Okt 2022, 09:47

Superneugierig nahm er von Pandora das kleine Lederbündel entgegen. Ihn störte es nicht, dass das Geschenk nicht in einer Schachtel lag sondern in ein weiches Leder eingewickelt war. Oder dass es noch nicht ganz fertig war. Hauptsache er hatte etwas von Pandora, wobei sie nur an ihn gedacht hatte. Aufgeregt schlug er das Leder langsam beiseite und machte grosse Augen, als er sah, dass er ebenfalls einen Anhänger bekommen hatte. Er erkannte nicht gleich, was der Anhänger darstellte. Aber das war sowas von egal. Er hatte etwas von Pandora bekommen, was er sich tagtäglich um den Hals legen konnte. Sie wäre immer bei ihm. So ein bisschen zumindest.

Ehrfürchtig strich er mit den Fingerspitzen über den Anhänger. Er schien aus Eisen zu sein und als er ihn mit den blossen Fingern berührte, fühlte es sich so an, als würde er Pandora berühren. Das war ja komisch. Verblüfft blinzelte er den Anhänger an, betrachtete ihn genauer. Dabei merkte er, dass es Buchstaben waren. Ein T und ein P? Wirklich? Mit grossen Augen starrte er Pandora an, die rasch zu erklären begann, was sie sich zu dem Anhänger gedacht hatte und wobei sie hatte mithelfen können.
"Deswegen spürt man deine Signatur so an dem Anhänger", erkannte Tileo, als Pandora ihm erzählte, dass sie sie ihn mit Hilfe ihres Juwels in die Esse gehalten hatte. Es war fast so, als wäre ihre Signatur in das Eisen mit eingeschmiedet worden. Tileo fand das toll. Pandora war toll, dass sie in einer Schmiede gearbeitet hatte. Das war viel besser, als wenn sie wegen der Länge ihres Rockes Aufstände machte. Dass sie dabei nicht an das Selbe dachte wie er bei dem T und dem P spielte auch keine Rolle. Vielleicht hatte sie es ja doch getan, sich nur nicht getraut es zu sagen.
"Ist schon in Ordnung so", murmelte er zufrieden dazu, dass die beiden Buchstaben noch nicht getrennt waren. Wenigstens diese beiden konnten noch beisammen sein. "Es ist perfekt", strahlte er etwas laufter auf Pandoras Frage, ob man es erkennen könne. Ohne zu Zögern legte er sich die Halskette aus den geflochtenen Lederbändeln um. Den würde er nie wieder ausziehen. Da machte ihm noch nicht einmal Pandoras wenig schmeichelhafte Bemerkung etwas aus, dass er noch zu klein für die Halskette wäre.
"Das werde ich", nickte er zuversichtlich dazu, dass er da noch reinwachsen würde. "Und irgendwann werde ich dann grösser sein als du, Pandora." Hoffentlich. Die meisten Männer waren schliesslich grösser als die Frauen. "Du wirst schon sehen und dann werde ich zu dir kleines Mädchen sagen." Frech grinste er sie an. Sie würde schon sehen, dass er nicht für immer der kleine, schwache Junge sein würde, den sie in ihm sah.
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Re: Verstummt

Beitragvon Pandora » So 9. Okt 2022, 10:38

Tileo berührte den groben Anhänger schon fast ehrfürchtig und strich mit den Fingern darüber ehe er Pandora mit großen Augen anstarrte und bemerkte, dass man ihre Signatur sehr stark am Anhänger spüren würde.
"Echt? Ist mir nicht aufgefallen. Aber ich mein, ich hab meine Signatur ja ständig um mich", erwiderte sie. Es war jedenfalls keine Absicht gewesen, doch Tileo schien gerade das zu gefallen. Das Mädchen war sehr erleichtert, dass Tileo das unfertige Eisen trotzallem gefiel und sie daraus einen Anhänger gemacht hatte.
"Du magst es? Das ist toll", freute sie sich, als Tileo sie anstrahlte und meinte, dass es perfekt wäre. Es störte ihn nicht, dass es nicht so geworden war wie Pandora es eigentlich geplant hatte. Der Junge legte sich die Kette dann auch gleich um und Pandora sah, dass sie ihm noch etwas zu groß war. Das würde sich bestimmt bald ändern, wobei sie nicht glaubte, dass er diesen komischen Anhänger sehr lange tragen würde. Aber das war nicht schlimm. Hauptsache, er hatte jetzt etwas.
Tileo nickte, dass er da reinwachsen würde und sagte dann grinsend, dass er irgendwann größer als sie werden würde. Und dann könnte er zu ihr, kleines Mädchen sagen. Pandora lachte.
"Ja, das glaub ich auch", erwiderte sie und grinste zurück. Sie deutete auf seine Hose, die unten schon wieder etwas zu kurz geworden war. "Da guck, du wächst schon aus der Hose raus, die Mama dir in Mineva gemacht hat."

Das Mädchen guckte sich nochmal ihren eigenen Anhänger an. "Den trag ich morgen auf deiner Feier", versprach sie Tileo. "Ich hab geholfen, sie etwas vorzubereiten. Also, ich hab Olintes und Farell gesagt, wie sie die Stühle und Tische im Garten anordnen sollen." Die junge Königin grinste. Rumkommandieren gefiel ihr. "Und ich hab gehört, dass Eneas und du eine scharfe Salsasoße fürs Fleisch gemacht habt. Die probier ich morgen."
Sie lehnte sich gegen den knorrigen Baum und blickte nach oben in dessen silbrige Äste und Blätter. "Ich hoffe, der Krieg ist bald vorbei und wir können alle nach Hause..", sagte sie leise, "Aber du hast bestimmt ne tolle Segelfahrt." Das erste Mal auf dem Schiff hatte ihr überhaupt nicht gefallen, doch da hatte Tileo ihr ganz viel gezeigt. Er war fast wie ein richtiger Pirat.
"Ich hab Leto gefragt und sie will mir nach der Schule manchmal ein paar Sachen erklären über die Seefahrt und wie sie die 'E' reparieren. Sie ist so cool", schwärmte Pandora. "Also Leto. Nicht das Schiff. Wobei.. das ist auch cool." Sie grinste. "Wußtest du, dass Eneas ihr seinen Kapitänshut gegeben hat? Ich glaube, Kosta und er wollen Urlaub haben", spekulierte sie. Pandora verstand nicht so ganz, was mit ihnen los war, aber sie würden bestimmt zusammenkommen. Obwohl das sooo seltsam war. Ihre ganze Kindheit über hatte sie nicht gewusst, dass ihr Onkel und Kosta sich so.. mochten.
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » So 9. Okt 2022, 10:55

Es überraschte ihn, dass Pandora auch daran glaubte, dass er irgendwann grösser als sie sein würde. Tileo hatte angenommen, dass sie ihn immer als einen kleinen Jungen sehen würde. Aber vielleicht hatte er sich geirrt und in ein paar Jahren würde sie das anders sehen. Das wäre toll. Pandora machte ihn darauf aufmerksam, dass er schon wieder dabei war, aus seiner Hose heraus zu wachsen. Stimmt, sie waren schon nicht mehr lang genug. Dabei hatte Estella ihm die Hose doch gerade erst gemacht. Es tat ihm leid, dass er der lieben Hexe, die ihn wie einen Sohn aufgenommen hatte, solche Umstände bereitet hatte. Ausserdem war er heute Abend schon wieder aus dem Fenster getürmt. Er würde es ihr morgen beichten müssen.

"Ja, ich freue mich auch auf die Feier", nickte Tileo mit gemischten Gefühlen. "Die wird bestimmt ganz toll. Aber ich werde sicher auch ganz oft traurig sein. Immer wenn jemand tschüss sagt. Ich habe jetzt schon so viele, liebe Freunde hier gefunden. Trotzdem möchte ich nach Hause." Das wollte Pandora auch und sie hoffte, dass der Krieg bald vorbei sei, damit es ihr auch möglich war.
"Wird es dich nicht stören, wenn du dich in Mineva wieder verstecken musst?" fragte Tileo. Er hatte mitbekommen, wie unglücklich es Pandora gemacht hatte, dass sie sich als schlichte Hexe hatte ausgeben müssen und nicht das beliebteste Mädchen von allen hatte sein dürfen.

"Dido ist sehr lieb", nickte er dazu, dass die Priesterin eine tolle Frau war. "Sie hat mir auch sehr geholfen, als ich neu aufs Schiff kam. Immer wenn Iason und Taelos arbeiten mussten. Sie hat.... waaas? Dido ist jetzt der Kapitän?" Ob das seinetwegen war? Weil Taelos und Iason ihn nach Hause begleiteten? Das hatte Tileo nicht gewollt. Taelos war doch der Piratenkapitän. Pandora meinte jedoch, Iason und Taelos wollten Urlaub haben.
"Urlaub?" Das klang seltsam. Nuranessa war in seiner Vorstellung der beste Ort überhaupt, um Urlaub zu machen. "Ich hoffe nur, sie können sich endlich einigen, in welcher Farbe sie ihr Haus streichen", seufzte der Junge, runzelte dann aber die Stirn. "Ich glaube aber, es geht gar nicht wirklich darum, in welcher Farbe sie das Haus streichen möchten. Das hat Taelos nur so gesagt, weil er mir nicht alles erzählen wollte. Ich glaube, es geht mehr darum, dass Iason Taelos nicht glaubt, dass er ihn gern hat. Also so richtig gern. Du weisst schon."
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Re: Verstummt

Beitragvon Pandora » So 9. Okt 2022, 10:55

Tileo gab zu, dass er sich zwar auf die Feier freute, doch er glaubte, dass er auch traurig sein würde, wenn es ans Verabschieden ging. Pandora nickte, das konnte sie verstehen.
"Wenigstens kriegst du ne Abschiedsfeier. Arion und ich sind in dieser Nacht- und Nebelaktion einfach aus Mineva verschwunden", sagte sie. Pandora hatte keine Gelegenheit gehabt, sich von ihren Freunden zu verabschieden. Sie hatte nichtmal sagen dürfen, wo sie leben würden. Oder wieso. Das Mädchen verstand jedoch, wieso es geheim bleiben musste.
Tileo fragte sie, ob es sie nicht stören würde, wenn sie zurück nach Mineva kam und sich immer noch verstecken müsste. "Ich weiß nicht... ich dachte, es würde sich alles ändern, wenn ich mich nicht mehr verbergen müsste...", sagte die junge Königin überlegend, "Aber so viel hat sich nicht geändert... und vielleicht ist es besser, wenn ich nur wenige Freunde habe, aber die mögen mich wegen mir und nicht weil ich eine Königin bin.." Pandora ließ den tränenförmigen Anhänger in ihrem Juwelengepäck verschwinden und verschränkte die Arme hinterm Kopf. "Obwohl ich sowieso nicht viel als Königin machen kann... ich bin ja keine Adelige." Sie hatte kein Reich über das sie regieren konnte oder einen Hof, den sie führen könnte.

Sie unterhielten sich über Leto und als Pandora erwähnte, dass diese jetzt Kapitänin war, sah Taelos sie überrascht an. Anscheinend hatte er das noch nicht gewusst. Pandora freute sich, dass sie es ihm erzählen konnte.
"Ja, Eneas hat ihr seine Kapitänsmütze gegeben und ihr das Schiff gegeben. Alle habens gesehen. Also am Strand, da wo die 'E' ist. Leto hat gesagt, sie will es umbenennen. Aber sie wollte es nicht Prinzessin nennen. Das war mein Vorschlag." Pandora grinste. "Eneas kommt ja wieder und dann ist er bestimmt wieder Kapitän, aber er hat gesagt, er wollte die anderen nicht warten lassen. Solange Kosta und er.. ich weiß nicht, Urlaub machen? Mama hat gesagt, sie brauchen einen Urlaub."
So ganz hatte Pandora es nicht verstanden und auch Tileo war skeptisch. Er seufzte, dass die beiden sich nicht einigen könnten in welcher Farbe sie ihr Haus streichen wollten. "Ihr Haus?", wunderte sich das Mädchen. Tileo glaubte, dass es aber nicht darum ging, sondern dass Kosta nicht glauben würde wie gern Eneas ihn hätte.
"Die sind komisch. Das sieht doch nen Blinder wie gern sie sich haben. Mein Onkel schaut ihm dauernd hinterher und versucht mit ihm zu reden." Aber Kosta schien das nicht so richtig zu wollen. Pandora hatte ihn viel mit Fabiene rumgehen sehen. Das Mädchen hoffte, dass Eneas und Kosta zusammenkamen.
"Vielleicht vertragen sie sich auf der Segelfahrt. Und dann haben sie am Ende bestimmt ein Haus und gaaanz viele Kinder", schwärmte Pandora.
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » So 9. Okt 2022, 11:03

"Als ich von zu Hause entführt wurde, gab es auch keine Abschiedsparty", musste Tileo doch etwas schmollend klar stellen. Pandora tat immer so, als würde sie benachteiligt werden. Dabei hatte sie es so gut und immer drehte sich bei ihr alles um sie. "Wenn Arion und du nach Hause könnt, bekommt ihr hier bestimmt auch eine Abschiedsfeier." Da war Tileo sich sicher. Hier waren immer alle so lieb. Wenigstens erkannte Pandora, dass es gar nicht so wichtig war, ob sie ihre Signatur verbarg oder nicht. Viel wichtiger sei es, dass die Freunde, die sie hätte, sie ihrerselbst Willen mochten und nicht weil sie eine Königin sei. Das hatte er ja gleich gesagt. Aber eben, manchmal war Pandora einfach etwas doof. So wie sie auch nicht erkannte, was sie als Königin tun könne.
"Du kannst dafür sorgen, dass es dem Land gut geht", erwiderte Tileo. Iason hatte ihm genau erklärt, was die Aufgaben von Königinnen waren und so wie es er gesagt hatte, musste man dabei nicht von Adel sein. "Ohne deine Hilfe wären die Rosenbüsche niemals gekommen, die Taelos hat setzen wollen. Du hast ihm damit sehr geholfen, dass er nicht zu traurig sein muss und Hoffnung haben kann." Tileo hatte sich damals grosse Sorgen um Taelos gemacht, der manchmal sogar Nachts bei den Rosen geschlafen hat. "Und auch Iason hat sich über die Rosen gefreut. Das hat er mir selbst gesagt."

Leider war durch die Rosenbüsche nicht alles wieder gut zwischen Iason und Taelos. Irgendwie fanden sie einfach nicht zueinander. Deswegen wollten die Beiden, laut Estella, gemeinsam Urlaub machen. Tileo verstand das nicht ganz. Bestimmt hatte es etwas damit zu tun, dass sie auch Probleme hatten, in welcher Farbe ihr Haus gestrichen werden sollte. Taelos gab jedenfalls alles, so dass er sogar sein Schiff für eine Weile an Dido verschenkte. Für Tileo war das ein ganz schön gewaltiges Geschenk. Zumal Dido nicht mehr Taelos Gefährtin war. Tileo war jedoch froh, dass sie das Schiff nicht in Prinzessin umbenennen wollte. Für ihn würde es immer die 'E' bleiben.

"Ja, sie sind wirklich komisch", nickte auch Tileo, der nicht verstand, warum die Beiden sich nicht knutschen konnten. "Vielleicht ist Iason beleidigt, weil Taelos ihn so lange hat warten lassen und erst noch der Gefährte von Dido war." Das konnte er noch viel eher verstehen. Hoffnungsvoll nickte er dazu, dass die Zwei sich vielleicht auf der Segelfahrt wieder vertragen würden. Gleich darauf wurde sein Blick jedoch wieder sehr skeptisch.
"Wie soll das gehen?" fragte er zweifelnd auf Pandoras Schwärmerei. "Es sind doch beides Männer. Wie sollen sollen sie da denn ganz viele Kinder bekommen." Das ging doch gar nicht. Als ihm etwas unvermittelt etwas in den Sinn kam. "Ist das etwas, was du auch haben möchtest? Ein Haus und ganz viele Kinder?" Das klang ganz schön anstrengend.
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Re: Verstummt

Beitragvon Pandora » So 9. Okt 2022, 11:04

Tileo erinnerte sie etwas schmollend, dass es bei seiner Entführung auch keine Abschiedsparty gegeben hätte.
"Oh.. ja", murmelte die junge Königin kleinlaut. So hatte sie das nicht gemeint. Sie hatten beide keine Wahl gehabt, dass sie von ihrem Zuhause hatten fortgehen müssen. Aber Tileos Fortgehen war natürlich viel schlimmer gewesen.
Der Junge fand, dass Pandora dafür sorgen könnte, dass es dem Land gut ginge. Sie hätte es doch auch geschafft, die Rosenbüsche wachsen zu lassen. Damit hätte sie Eneas Hoffnung gegeben und auch Kosta hätte sich über die Rosen gefreut. Pandora lächelte geschmeichelt.
"Ja, das war schon cool... ich weiß gar nicht so richtig wie ich das gemacht hab", gab sie zu. Niemand hatte ihr bisher erklärt, was für Kräfte sie als Königin hatte.
"Aber in Mineva kann ich das nur noch heimlich machen... und Lady Tolarim wäre bestimmt nicht froh, wenn ich ihr dazwischenfunke." Aber sie konnte doch auch nicht immer heimlich als Hexe leben oder? Pandora machte sich ein bißchen Sorgen darüber, doch das war alles so kompliziert und etwas unheimlich, nun wo sie allmählich mitbekam in was für einer Gefahr sie geschwebt hatte wegen dem Krieg. Ob auch andere junge hayllische Königinnen irgendwo auf Inseln hockten?
Wie lange der Krieg wohl dauerte? Pandora war sehr froh, dass ihr Papa nicht mitkämpfte, sondern die Leute im Schloss beschützte. Bis dorthin würden doch hoffentlich keine Kämpfe kommen.

Gemeinsam überlegten sie dann wieso Eneas und Kosta kein Paar waren, wo sie sich doch mochten. Das sah jeder. Tileo glaubte, dass Kosta beleidigt wäre, weil Eneas vorher mit Leto zusammen gewesen war. Pandora zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht.. aber er hats ja geschafft, dass Eneas sich in ihn verliebt hat." Da war es komisch, dass sie jetzt nicht zusammen waren. Erwachsene waren voll kompliziert. Pandora hoffte trotzdem, dass sie ein Paar wurden und dann ein großes Haus hatten und viele Kinder.
Tileo sah sie zweifelnd an und wusste nicht wie die beiden Männer ganz viele Kinder bekommen könnten. Pandora kicherte.
"Nein, selber nicht. Aber sie können ja Kinder adoptieren", erklärte sie, "Kinder, die keine Eltern haben. Und die kann man adoptieren und dann sind sie Teil der Familie. Mein Onkel Joël, der ist adoptiert, aber er ist trotzdem mein Onkel. Er ist ein super Klavierspieler. Der beste", fügte sie stolz hinzu.
Tileo interessierte sich jedoch für was anderes. Ob Pandora auch ein Haus und ganz viele Kinder haben wollte. Das Mädchen dachte darüber nach. "Ja, ich glaub schon. Zwei Mädchen und zwei Jungen, weil dann können die nämlich zusammen spielen", fand sie. Das klang nach einem guten Plan. "Und ein Haus mit einem groooßen Schlafzimmer und tollem Garten. Und ein hübscher Salon", schwärmte sie, "Wo man Tee trinken kann."
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Re: Verstummt

Beitragvon Tileo » So 9. Okt 2022, 11:05

"Ihre Tochter scheint dich ganz gern zu haben, wo sie doch extra dafür gesorgt hat, dass du in Sicherheit gebracht wirst", versuchte Tileo Pandora zu trösten. Er verstand, dass es für Pandora nicht leicht werden würde, wenn sie wieder zurück in Mineva war und auch, dass Königin Tolarim als Provinzkönigin wohl etwas dagegen hatte, wenn Pandora in ihrem Garten Rosenbüsche erblühen liess. "Vielleicht kann sie ja ein gutes Wort für dich einlegen. Oder so." Immerhin war sie die Territoriumskönigin. Vielleicht konnte sie Pandora ja noch einmal helfen.

Sie kamen auf ein anderes kompliziertes und überaus rätselhaftes Thema zu sprechen. Taelos und Iason, die einander liebten und trotzdem nicht zusammen kamen. Sie überlegten sich verschiedene Gründe, warum das so sein mochte, doch nichts davon klang wirklich logisch. Sie konnten nur hoffen, dass die Beiden trotzdem noch irgendwie zusammen kamen. Pandora wünschte ihnen sogar noch, dass sie ein grosses Haus hatten und ganz viele Kinder bekamen. Das klang schön. Bis Tileo aufging, dass das doch gar nicht ging, mit zwei Männern.
Pandora musste kichern, gab ihm aber recht. Sie hatte gemeint, die Beiden könnten Kinder adoptieren. Solche, die keine Eltern mehr hatten. Oh! Ob sie ihn dann auch adoptiert hätten, wenn sie seine Eltern nicht mehr gefunden hätten? Das wäre schön gewesen. Aber natürlich ist es noch besser, dass er wieder nach Hause konnte. Pandora erzählte von ihrem Onkel Joël. Pandora hatte so unglaublich viele Verwandte, dass Tileo davon der Kopf schwirrte. Joël war jedenfalls auch adoptiert und trotzdem ihr Onkel. Ausserdem sei er der beste Klavierspieler. Dabei klang sie so stolz, dass Tileo ihr glaubte, dass Joël ihr Onkel war, auch wenn sie verschiedenes Blut in sich hatten. Dieses Adoptieren klang wirklich nach einer guten Sache.

Neugierig wollte Tileo wissen, ob Pandora das auch für sich wollte. Sie musste etwas darüber nachdenken, wirkte erst noch zögerlich, hatte dann aber auf einmal ganz klare Vorstellungen, was sie haben wollte. Zwei Mädchen und zwei Jungen, damit die zusammen spielen konnten. Dazu ein Haus mit einem grossen Schlafzimmer und einem tollen Garten. Ausserdem einen hübeschen Salon, wo man Tee trinken könne.
"Du trinkst Tee?" fragte der Junge verblüfft. Das war ihm so noch gar nicht aufgefallen. Zum Frühstück vielleicht, wenn es keine Milch oder Kakao gab. Aber einfach so, ohne eine Frühstück dazu, daran konnte er sich nicht erinnern. Und warum man ein extra Zimmer dafür brauchte, verstand er auch nicht.
"Hmmm, ich glaube, ich werde lieber Pirat, wenn ich gross bin", überlegte er sich etwas eingeschüchtert von Pandoras komischen Plänen. Kinder, Haus und Garten klang ja schon noch in Ordnung. Aber gleich von allem so viel dünkte ihn anstrengend. "Dann stehle ich wie Iason und Taelos Sklaven und lasse sie frei. Besonders Kindersklaven." Wenn man einer Königin diente, musste man ja nicht immer bei ihr sein. Iason war ja auch nicht immer bei seiner Königin.
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