Re: Wer ist Prinz Erenos?
von Eneas » Do 7. Mai 2020, 19:13
Yadriël schien Probleme zu haben über Kostas Mutter zu reden, wenn es nicht um ihren Körper ging oder das was sie im Bett getan hatten. Eneas wusste nicht, ob es daran lag, dass zwischen Kostas Eltern nie mehr gewesen war als Sex oder ob Yadriël schlicht unerfahren war so über Phoebe zu sprechen. Kosta wollte natürlich mehr Geschichten über seine Mutter hören und was in den Momenten passiert war wo Yadriël und sie nicht miteinander geschlafen hatten. Der Prinz wirkte überfordert und meinte nur vage, dass sie über Kleinigkeiten geredet hätten. Eneas begann zu befürchten, dass Kostas Eltern nicht die Liebesgeschichte gehabt hatten, die Kosta sich erhoffte. Vorhin hatte er sich darüber gefreut, dass seine Eltern ihn lieb gehabt und gewollt hätten. Phoebe hätte mit ihm fliehen wollen, sein Vater hätte sobald er Kosta einmal auf den Armen gehalten hatte, gegen seine Sklaverei aufbegehrt und sich geweigert weitere Kinder zu zeugen. Alles weil sie Kosta so sehr liebten.
Es hatte sehr schön geklungen, doch Eneas begann daran zu zweifeln, dass es wirklich so abgelaufen war. Er konnte verstehen, dass Kosta es unbedingt glauben wollte, doch vielleicht erinnerte selbst Yadriël sich nur verklärt an seine Zeit auf dieser Safframatteplantage. Phoebe klang jedenfalls nach einer gewaltigen Persönlichkeit, die sich nicht so leicht etwas hatte sagen lassen. Und das als Sklavin.
Eneas hätte sie gerne kennengelernt. Als er fragte, ob die Haushexe mit Yadriël als Zuchtsklave einverstanden gewesen war, wehrte der Dhemlaner ab. Kosta dagegen blickte Eneas fast mahnend an und nahm seinen Vater gleich in Schutz. Es wäre nicht leicht wenn die eigene Welt plötzlich als falsch beurteilt würde und die Person, die bisher für einen da gewesen war, schlecht geredet würde. Eneas fragte sich, ob Kosta dabei an die vielen Male dachte, wo Eneas ihn hatte ermuntern wollen für sich selbst zu denken. Eigene Entscheidungen zu treffen, sich gegen die Sklaverei aufzulehnen und für sich einzustehen. Er hatte erst vor kurzem begriffen, dass Kosta auch damals schon auf seine eigene Weise Entscheidungen getroffen hatte.
Als Eneas weitere Fragen über Phoebe stellte, wusste Yadriël wieder nicht viel zu sagen. Er wusste nicht wieso sie in die Schuldsklaverei geraten war. Wieder versuchte Kosta ihm auszuhelfen und wechselte das Thema.
"Meine Eltern? Oh, ich glaube, mein Vater hat sie kennengelernt, als sie noch eine Küchenmagd war und er ein Stallbursche. Mein Vater ist Karolos Ivores, Eneas' Onkel", erklärte sie, "Der Stallmeister. Und meine Mutter ist Adelita, die oberste Köchin im Anwesen der Tolarim."
"Das klingt nach vielen vergnüglichen Stunden im Heu", vermutete Yadriël. Eneas sah ihn erschrocken an. Er konnte so etwas doch nicht über Tessas Eltern sagen, doch die Heilerin lachte.
"Ja, vermutlich. Meine Mutter hat mir erzählt wie sie meinen Vater oft aus der Küche verjagt hat. Woraufhin er damit prahlt, dass er sie oft genug aus der Küche gelockt hat. Sie hat ihn auf Heufahrten über die Ländereien der Tolarims begleitet." Seine Kusine lächelte. "Es mag nach nichts besonderes klingen, ein Stallbursche und eine Küchenmagd, aber ich bin froh, dass sie so ein friedliches Leben haben."
"Es gibt genug Drama im Dienstbotentrakt", erinnerte sich Eneas.
"Deine Eltern waren Drama", entgegnete Tessa und grinste.
Der Krieger überlegte kurz. "Meinst du? Ich glaube, die Geschichten übertreiben. Mein Vater war Soldat", sagte er. "Er hat meine Mutter auf der Winterresidenz kennengelernt. Mein Großvater Takis war sehr dagegen."
"Ich habe gehört, Massimo hat Lela entführt", steuerte seine Kusine bei.
Yadriël sah neugierig zwischen ihnen hin und her. "Das erklärt woher dein ganzes Drama kommt", warf er ein und nickte Eneas zu. Der Krieger rümpfte leicht die Nase. Er hatte kein Drama. Jedenfalls suchte er nicht extra danach. Es fand ihn einfach.
"Ich weiß nur, dass meine Mutter die Tolarims nicht verlassen wollte. Nichtmal für ihn. Also ist er geblieben. Mittlerweile ist er Oberster Butler", erzählte Eneas. Er hätte seine eigenen Lehren aus den Aktionen seines Vaters ziehen sollen. Entführungen funktionierten für die Ivores nicht.
"Ich hätte mit Phoebe fliehen sollen", sagte Yadriël. "Dreimal hab ich sie gesehen, dreimal wollte sie mit mir durchbrennen, zweimal hab ich gekniffen und beim dritten Mal wars zu spät."
Tessa sah ihn milde lächelnd an. "Du kannst nicht wissen ob die Flucht erfolgreich gewesen wäre. Und wäre sie passiert, hätten die beiden sich wahrscheinlich nie kennengelernt. Es ist so gekommen wie es vielleicht sollte." Sie deutete auf Kosta und Eneas. Er musste dabei sofort nach Kostas Hand greifen. Es war für ihn unvorstellbar, dass sein Leben ohne seinen Liebsten hätte ablaufen können. Er wäre ein ganz anderer Mensch. Nicht vollständig.
"Es tut mir leid, dass ihr nie Zeit miteinander hattet und Kosta erst jetzt von seinen Eltern erfahren hat, doch ich bin mehr als froh, dass ich ihn dadurch hab kennenlernen können", sprach Eneas aus.
"Hmmm.. ich wär trotzdem lieber mit Phoebe abgehauen", brummte Yadriël.
"Weißt du was mit ihr passiert ist?", fragte Tessa.
Yadriël erzählte daraufhin das, was Eneas schon von Kosta im Bad gehört hatte. Der Dhemlaner glaubte, dass Phoebe tot war, da Kosta noch Sklave war. Sie hätte auf jeden Fall versucht mit ihrem Sohn zu fliehen. Sie hätte nicht aufgegeben.
"Wenn sie versucht hat zu fliehen und sie entdeckt wurde, muss ihre Strafe nicht unbedingt Tod gewesen sein", machte Tessa ihm Hoffnung. Eneas hielt das für bedenklich. Er konnte sich denken wieso Yadriël so rigoros davon ausging, dass Phoebe tot war. Er würde es vielleicht nicht ertragen, wenn eine noch so kleine Hoffnung am Ende brutal zerstört würde. Hmm, womöglich hatte Kosta recht und der Prinz hatte Phoebe wirklich sehr geliebt, musste Eneas zugeben.
"Wir können später Erkundigungen nach ihr machen. Wenn Yadriël wieder gehen kann", schränkte Eneas ein. Das würde noch einige Wochen dauern. Genug Zeit, um die jetzige große Veränderung irgendwie zu verarbeiten bevor sie sich ins nächste Abenteuer stürzten. Zudem befürchtete Eneas, dass sein Freund noch längst nicht gefestigt genug war sich auf die Suche nach seiner Mutter zu begeben. Besonders wenn diese Suche ins Leere verlaufen oder zu ihrem Tod führen würde.
Vielleicht wollte Kosta auch an seinem Plan festhalten sich in Behandlung bei Priesterinnen zu begeben. Und Eneas mit Kostas Vater allein lassen? Hoffentlich nicht.
Der Krieger aß nachdenklich die letzten Bissen seines Essens. Er hatte gar nicht mitbekommen wie sich sein Teller bei dem Gespräch geleert hatte.