Re: Wiedersehen in Loraka
von Kosta » Mi 27. Jul 2022, 18:50
Kosta wusste nicht, wie lange er die Medizinfläschchen vor seinen Augen angestarrt hatte, nachdem Laree gegangen war. Innig hatte er sie gebeten, auf sich aufzupassen und ganz kurz hatte er es gewagt, sie in einer liebevollen Umarmung an sich zu drücken. Sein sanftes Lächeln allein schien nicht genug. Laree war so verloren, so einsam. Ein riesiger Berg von Kummer schien sich hinter der kleinen Spitze zu verbergen, dass sie nicht zurück nach Draega wolle. Hier wäre es besser als in Draega.
'Es gibt bessere Orte als hier', hatte er noch eifrig auf die Wachstafel geschrieben, doch Laree schien nicht hören zu wollen. Sie wollte auch keine Fragen mehr zu ihrer Tätowierung beantworten, respektive was sich darunter verbarg. Sie war regelrecht vor ihm geflohen und liess Kosta verwirrt und mit traurigem Herzen zurück. Er wusste, dass Draega kein schöner Ort war. Hatte es schon gewusst, bevor er nach Mineva gekommen war damals. Es überraschte ihn nicht, dass Laree dahin nicht mehr zurück wollte. Doch was war geschehen, dass sie kein anderes Glück mehr sah, als hier für diesen Revan Asar zu Arbeiten und sich, im Gegenzug für Sex, von ihm beschützen zu lassen?
Kosta wusste es nicht. Es gab zu viele Möglichkeiten, sich etwas auszudenken. Er würde Laree fragen. Nachdem er sie von hier weg geholt hatte. Und wenn das bedeutete, er müsste ihr mit einem Knüppel eins überziehen und sie in einem Juttesack an Bord schleppen. Er würde sie nicht hier lassen. Nicht mit diesem Blick, den er gesehen hatte. Eneas hatte diesen Blick gehabt, nachdem Nevander ihn vergewaltigt hatte. Damals hatte er ausgeharrt und versprochen nichts zu sagen. Das würde er nie wieder tun.
Die folgenden Tage wurden noch anstrengender als die vorherigen. Die Schinderei auf dem Übungsplatz konnte er ertragen. Selbst dass Bovert sich auf ihn einschoss und alles mögliche versuchte, um ihn vor den anderen zu demütigen. Was jedoch nicht wirklich fruchtete. Kostas Gedanken waren viel zu sehr mit all den Aufgaben beschäftigt, die er noch vor sich hatte, um gross darauf zu achten. Ausserdem gab er einen Fliegenschiss auf die Meinung eines derart schwachen, dhemlanischen Kriegers, der sein Selbstbewusstsein nur daraus zog, indem er andere fertig machen konnte.
Die Arbeit am Nachmittag in der Krankenstation war reinste Erholung. Mit seiner ruhigen, liebenswerten Art, freundete er sich rasch mit den Patienten und auch den Heilerinnen an. Sie alle sorgten sich um die schwangere Lady Winters und wollten ihr möglischt viel Arbeit abnehmen. So kam es, das Kosta mit immer wichtigerem betraut wurde und schon bald ein fester Bestandteil der Gruppe wurde, mit dem sie gut zusammenarbeiteten. Das gefiel ihm sehr.
Was ihn tatsächlich anstrengte und ihm viel Schlaf raubte, war was er in seiner wenigen Freizeit so machte. Es war kaum möglich an Gualterio Malateste heran zu treten und einmal in Ruhe mit ihm zu sprechen. Dauernd wurde er von irgendwelchen Leuten belagert. Schlussendlich schaffte er es nur, indem er mit ihm eine lange, traurige Nacht mit ihm im Schwarzen Kessel verbrachte, wo der Kriegerprinz ziemlich viel trank und finster über Laree nachdachte. Nachdem seine Trinkkumpanen längst in komatösen Rausch gefallen oder sich wohin zurück gezogen hatte, wachte Kosta wie durch ein Wunder, taufrisch von seinem Rauschausschlafen auf und bewog den Kriegerprinzen zu einem Spaziergang.
Der wollte ihm erst einmal nicht glauben und ihm sicherheitshalber einfach nur den Schädel einschlagen. Doch Kosta wusste genügend Details, um sich als den zu Beweisen der er war. Ein Bote von Timaris, um ihnen zu helfen und sie vorallem wieder zurück zu bringen. Fiebrig wurde auf dem kurzen Rückweg ins Fort geplant, wie sie weiter vorgehen sollten und zwei Tage später wurde der Kriegerprinz auf Mission geschickt. Eine Mission, bei der sie hofften, dass er mit den Rebellen Kontakt würde aufnehmen können.
Gleichzeitig blieb Kosta das Problem, wie er mit Eneas Kontakt aufnehmen konnte. Es war dann sein Freund, der ihm eine Nachricht zukommen liess. Eines Abends prangte in der Nähe des Schwarzen Kessels das Zeichen Goldauges auf einer Hintertüre. Eine schmutzige Hexe, die als Hure arbeitete, hatte weitere Nachrichten für ihn und so konnte er auch welche zurück schicken. Dass er den Schatz gefunden hätte. Natürlich warnte er Eneas auch, dass die eine grosse Flotte sich im Hafen befand. Sie würden sehr vorsichtig sein müssen.
Zur Abwechslung mal hatte er aber ziemliches Glück. Denn wie sich herausstellte, war die schmutzige Hexe, keine wirkliche Hure, tat diese Arbeit nur manchmal zur Tarnung. In Wahrheit gehörte sie zu den Raejern, die nicht wollten, dass die Dhemlaner sich ihr Land unter den Nagel rissen. Sie hatte Verbindungen zu anderen, die genau so dachten. Kosta kam sich gleich weniger alleine vor. Vielleicht gelang es ihm ja doch noch, das Fort in die Luft zu sprengen, die Schiffe zu versenken und die Stadt anzuzünden. Oder so, ähnlich. Glauben tat er nicht daran. Doch das Mantra half, nicht zu verzweifeln in all dem Matsch und Fischgestank.
Zucker ging er die Tage eher aus dem Weg, wich seinem Blick aus, wenn sie sich trafen. Ihm war eine Idee gekommen, wie er sich ihm nähern und mit ihm unterhalten wollte. Auf andere Weise als sonst. Fragen hatten nichts genutzt. Jetzt wollte er den Prinzen zu einer Reaktion provozieren, damit dieser mehr von sich preisgab. Zur Vorbereitung gehörte es deswegen dazu, dass er sich ihm nicht mehr freiwillig näherte und sichtlich einen grossen Bogen um ihn machte, wann immer er auftauchte. Wie als hätte er Angst vor ihm. Oder als hätte er ein furchtbar schlechtes Gewissen.
Zucker schien tatsächlich immer das haben zu wollen, was er nicht bekommen konnte. Denn nachdem er anfänglich mit den Schultern darüber gezuckt hatte, dass er ignoriert wurde, bohrte es nun mit der Zeit schon an ihm und er stellte ihm nach. Kosta machte es ihm nicht zu leicht. Doch nachdem er an einem Abend noch so ein Spezialtraining von Bovert hatte durchmachen müssen und sich müde zu seinem Schlafplatz schleppte, dabei war es noch längst nicht Schlafenszeit, liess er sich von dem Prinzen erwischen.