Re: Hexe
von Darken » Sa 28. Jan 2023, 12:31
Eoshan klärte Minan nun auch noch einmal auf, dass sie sich wirklich in einem Traum befanden und er könne die auch steuern, er dürfe das nicht vergessen. Für einen Augenblick schien sich Minan auch zu beruhigen, aber als dann die Uhr zu schlagen begann, war es sofort wieder mit der Ruhe vorbei und die Panik war sofort wieder da. Auch Darken war angespannt, wenn auch lange nicht so ängstlich, er fühlte nur wieder die Wut in ihm aufkommen. Er versuchte sich auch zu konzentrieren, irgendetwas an dem Traum zu verändern oder zu beeinflussen, aber es schien nichtmal annähernd zu funktionieren. Es ist nur ein Traum... nur ein Traum. Etwas was nun auch seine Schwester wie ein Mantra wiederholte, um es sich ebenfalls klar zu machen.
"Ich weiß, aber er hat zu viel Angst, das siehst du doch." Der Prinz deutete auf Minan, der sich panisch am Bettpfosten krallte und zitterte wie Espenlaub, davon wisperte, er wäre immer brav gewesen und er wolle nicht. "Dann sind wir uns ja einig", bemerkte Darken auf Eoshans nächsten Kommentar, dass sie erstmal von hier verschwinden sollten. Eoshan trat zum Bett, streichelte Minan und redete beruhigend auf ihn an bis man den Jungen vom Bett lösen konnte und er sich stattdessen hilfesuchend an Eoshan klammerte, die ihn auf den Arm nahm.
"Ich will auch nicht dreizehn werden, ich glaube, das ist ein doofes Alter", bemerkte er und schniefte, bettete seinen Kopf an ihre Schulter. "Zwölf war auch ein doofes Alter."
"Siebzehn ist ein gutes Alter", gab Darken zurück und lächelte aufmunternd. "Und du bist es schon längst." Selbst wenn er es in diesem Albtraum immer wieder zu vergessen schien. Als sie von unten wieder die Uhr und die Schritte hörten, trat auch der Prinz rasch zum Fenster, das Eoshan schon aufgestoßen hatte, sich anschickte aufs Fenstersims zu klettern, wobei Darken ihr hastig half.
Er fragte sich kurz, ob Eoshan jetzt mit Minan abstürzen würde, aber sie schien hier zumindest mehr Macht zu haben als sie beide zusammen und als sie nach einem Moment sprang, stützte Darken sich gleich am Fenster ab, blickte etwas entsetzt in die Tiefe, doch zum Glück fiel seine Schwester nur einen Moment und schwebte dann wieder empor. Nur bei ihrer Bemerkung, das fühle sich wunderschön an, knurrte er leicht zornig.
"Die Träume wos wunderschön war, kann ich an einer Hand abzählen", meinte er, wütend und neidisch, dass Eoshan so viele gute Erfahrungen mit ihren Träumen gemacht zu haben schien. Darken blickte rasch hinter sich, als jemand an der Türe rüttelte und der Knauf sich hin und herdrehte.
"Sie kommt! Nein nein, ich will nicht hier sein", flehte Minan ängstlich. "Wir müssen uns verstecken!" Darken schob sich eilig auf den Fenstersims, als Eoshan ihm ihren Arm entgegen streckte. Und was wenn er einfach auf die Erde fiel? Die Tür erzitterte unter einem starken Gewicht, dass sich immer wieder dagegen warf, Holz splitterte.
"Mann Minan, was träumst du wieder?", fluchte er, fasste sich ein Herz und sprang dann, nachdem er Eoshans Hand ergriffen hatte. Für eine Schrecksekunde glaubte er, er würde fallen, aber dann schwebte er doch irgendwie in der Luft. Knapp hinter ihm krachte die Türe donnernd gegen die Wand und Minan schrie auf. Irgendein schattenhaftes Monster, das nur noch entfernt an Talian erinnerte, kam auf dutzenden von herumwirbelnden Tentakeln ins Zimmer gekrochen. Die ersten schlängelten sich schon durchs Fenster.
"Nein nein, ich will nicht Geburtstag haben, ich will nicht mit ihr schlafen!" Zitternd hielt er sich an Eoshan fest und heulte nur noch. Darken schwebte in der Nähe seiner Schwester weiter. An was schönes denken? Das war grad nicht so einfach, denn nun schossen die Tentakel auch noch aus den anderen Fenstern und das ganze Haus machte einen Ruck, hob sich knirschend in die Höhe ehe es durch die albtraumhafte Nebellandschaft auf sie zugeeilt kam.
"Scheiße", entfuhr Darken, "Minan hör auf, alles schlimmer zu machen! Denk an was schönes!"
"Ich kann nicht", heulte Minan völlig aufgelöst und verzweifelt als sie weiter durch die Nacht flogen. Hinter ihnen war das infernalische Trampeln des Hauses zu hören wie es schlurfend und grollend näher kam.
"Denkt an Sex", fiel ihm dann plötzlich an, sah zu Eoshan. "Du auch. Vielleicht kommen wir so hier weg. Vertraut mir." Ihm fiel es nicht so schwer daran zu denken, er stellte sich einfach etwas mit Merion vor und Minan schien sowieso gerade schon an Sex zu denken, selbst wenn es in ihm Angst auslöste.
Gerade als das Haus immer näher kam, schossen sie durch eine Baumkrone und irgendetwas schien sich zu verändern. Jedenfalls landete Darken aufkeuchend auf dem Boden, spürte Gras unter sich. Verwirrt rappelte er sich auf. Eoshan lag neben ihm und auch der junge Minan. Er war nicht mehr im Gesicht verletzt, rieb sich die Augen.
"Wo sind wir?", fragte er, sah sich ängstlich um. Sie schienen in irgendeinem Wald zu sein, aber er wirkte seltsam märchenhaft. Die Stämme waren silbern und in den Baumkronen schimmerten überall Lichter, hie und da glitzerten Äste als wären sie eher mit Silber durchzogene Adern. In der Luft schwirrten Glühwürmchen und in der Ferne war Musik zu hören.
"Ich weiß nicht... ich dachte, wir kommen in den Albtraum vom Tänzer und da wäre es vielleicht etwas besser...", sagte Darken nachdenklich, blickte zu Eoshan. "Alles in Ordnung?"
Dann waren plötzlich melodische hohe Stimmen in der Nähe zu hören. Darken sah zwar niemanden, hörte aber zwei Frauen oder Mädchen, die sich kichernd und lachend unterhielten. "Und dann hat er gesagt, meine Augen wären wie Sterne", sagte die eine gerade. "Und mich geküsst. Ohhhh, es war so schön." Die andere fragte aufgeregt was weiter passiert wäre und das Gespräch ging so fort, mutete eher wie Vogelgezwitscher an.