Kaereille Dies ist ein privates Rollenspielforum

[Darken]

Nach dem schönen Ausflug, wo sie noch einen weiteren Tag in der Baumhütte verbracht und nun wirklich das zweite Bett nicht mehr gebraucht hatten, waren sie zurück in die Stadt gekehrt. Minan war froh, dass er immer noch mit dem Dea al Mon zusammen war, es fühlte sich so gut an. Er hatte auch keine Angst mehr gehabt neben Merion zu liegen und dicht an ihn gekuschelt einzuschlafen, es klappte immer besser. Wenn er natürlich auch wieder wegen Albträumen aufwachte, doch er bemühte sich stets leise zu sein und irgendwie gab ihm die Gewissheit, dass Merion neben ihm lag, auch Kraft sich den Schrecken in seinen Albträumen zu stellen.
Trotzdem wurde der junge Prinz allmählich unruhig, denn Lia war weiterhin fort und es wirkte fast so, als würde sie nie mehr wiederkommen. Bei dem Gedanken daran fühlte er sich mies, er mußte ihr doch noch so viel erklären und der Tänzer sich bei ihr entschuldigen. Außerdem hatte Minan ein schlechtes Gefühl, er machte sich Sorgen um die Heilerin. Nur wagte er es erst einmal nicht, Merion gleich zu bitten, ob er ihn begleiten würde, obwohl der Krieger dies angeboten hatte. Aber die Unruhe konnte er irgendwann nicht länger abschütteln, so redeten sie mit Eoshan und Merion noch einmal mit seinen Eltern bis sie zu Lias Heimatort reisen durften.

Minan packte eine Umhängetasche für einige Tage, er wußte ja nicht wie lange sie bleiben würden. Vielleicht wollte Liasanya ihn auch gar nicht sehen... der Prinz seufzte, zupfte sich einige dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es fühlte sich so kalt an, wenn er an Lia dachte, als wäre sie ganz weit weg. In einer Entfernung, die man nicht in Metern messen konnte. Ob sie ihn wirklich nicht mehr mochte? Und ob sie tatsächlich in ihn... nein, das konnte doch nicht sein.
Er hatte eine dunkelbraune Hose mit vielen angenähten Taschen angezogen, darüber ein beiges eng anliegendes Oberteil, an seinem Handgelenk waren einige geknüpfte Stoffbänder, die er von Kindern aus der Stadt geschenkt bekommen hatte. An seinem Oberarm war dagegen eine Schlange aus Silber, die die Haut wunderschön umarmte. Das Anziehen dauerte meist immer lange, weil jeder irgendwas anderes wollte. Zuletzt legte Minan ein schwarzes schmales Halsband um, schulterte die gepackte Tasche. Er hatte sich von Caelvar helfen lassen müssen. Auch wenn es Minan geistig besser ging, er nicht mehr so ängstlich war, so verschwanden die körperlichen Unzulänglichkeiten natürlich keineswegs und er konnte sich nicht wie andere mit der Kunst behelfen, um dies auszugleichen.
Als er das große Haupthaus nach einem Frühstück verließ, ging er gleich über die vielen Brücken und Stege hoch oben in den Bäumen zu Merions Haus. Das Wetter war schön, Sonnenflecken, grün gefiltert durch das Blätterdach, glitten träumerisch über die Wege, jeder war zu der frühen Zeit schon auf den Beinen und überall grüßte oder winkte man ihm freundlich. Minan lächelte, er fühlte sich sicher, ein Gefühl, das ihm lange Zeit fremd gewesen war.
So kam er beim Haus an, klopfte und wurde von Merions Mutter eingelassen.
"Guten Morgen, Lady Riendes", begrüßte er sie höflich, lächelte und wartete darauf, dass Merion kam. Ob er irgendwann mal hier übernachten könnte? Aber das kam Minan noch mehr als seltsam vor... vor allem wenn seine Eltern so direkt in der Nähe waren. Er wußte zwar, dass Merions Mutter sehr nett war, doch trotzdem... das Gefühl ließ sich nicht vertreiben.

[Merion]

Merion stopfte sich noch rasch die letzten Sachen in seinen Rucksack, liess ihn verschwinden und eilte rasch zur Türe, als Minan klopfte. Doch seine Mutter war schneller gewesen und hatte den Prinzen eingelassen. Normalerweise war er ja nicht so spät daran, doch diesesmal hatte es etwas Überwindung gekostet, seine Sachen zu packen. Zwar hatte er Minan angeboten, dass sie Lia nachreisten und das meinte er auch ernst. Dennoch war da noch so ein leises, nagendes Gefühl, das sich nicht ganz verdrängen liess.
Dazu war er noch von seiner Mutter aufgehalten worden, die ihm noch Proviant mitgegeben hatte und natürlich jede Menge Anweisungen, wie man sich höflich verhielt, wenn man schon unangekündigt auf Besuch war. Seine Schwester beschwehrte sich derweil, dass er in letzter Zeit andauernd fort war. Nur sein Vater hatte ihm nur geraten, sich anständig zu benehmen und war schliesslich gegangen, um seinen Pflichten nachzukommen.

"Hallo Minan", begrüsste er seinen Freund erfreut ihn zu sehen und hauchte ihm ein schnelles Küsschen auf die Wange. Mehr traute er sich nicht zu tun vor seiner Mutter. Allerdings musste er sich zusammenreissen, ihn nicht mit seinen Augen zu verschlingen. "Du siehst gut aus." Die Kleidung des Prinzen war jedesmal eine Überraschung. Doch dieses mal trug er um den Hals ein schmales, schwarzes Band. Merion wusste nicht wieso, doch es machte ihn ganz kribbelig. "Ich bin soweit", versuchte er sich zusammen zu nehmen. "Möchtest du wandern, oder lieber mit den Netzen reisen?"

[Darken]

Merions Mutter wünschte ihm viel Spaß für den nächsten Ausflug und Minan blickte rasch fort, damit die Heilerin nicht sah wie leichte Röte auf seinen Wangen knospte, da er natürlich unweigerlich an den letzten Ausflug denken mußte und was sie dort alles angestellt hatten. Ob Merions Mutter wußte, dass sie Sex miteinander gehabt hatten? Der Prinz hatte das Gefühl man könne es ihm an der Nasenspitze ablesen.
Zum Glück kam in dem Moment Merion in die Küche, gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange was Minan lächeln ließ. Nur mehr hätte er sich vor der Mutter des anderen auch auf keinen Fall getraut, da fühlte er sich so beobachtet. Nun errötete er doch noch offensichtlich, als der Krieger meinte, er sähe gut aus.
"Du auch..." Verlegen streichelte er seinem Freund über die Hand. Minan wollte endlich aufbrechen. Sein Blick huschte zu Lady Riendes. "Wir... können ein Stück wandern und dann mit den Netzen reisen?", fragte er, unschlüssig was ihm lieber war. Nur zu wandern würde gewiss lange dauern, Minan hatte sich die Strecke auf einer Karte angesehen.
"Auf Wiedersehen, Lady Riendes", verabschiedete er sich höflich. Die Heilerin lächelte milde.
"Passt gut auf euch auf, ihr zwei. Merion, bestell Lia schöne Grüße von mir und grüß auch ihre Familie." Es schien so als wollte sie noch mehr Ratschläge erteilen, doch dann sagte sie doch nichts mehr und begleitete die zwei jungen Männer bloß zur Türe.

Minan atmete durch kaum waren sie außer Sichtweite des Hauses. Nach einem weiteren verstohlenem Blick in jene Richtung, näherte er sich dem Krieger und küsste ihn lange und intensiv auf die Lippen. "Hab dich vermisst", gestand er in süßer, unschuldiger Stimme, lächelte verliebt.
"Danke, dass du mit mir kommst..." Merion war bestimmt nicht so wohl dabei und Minan fand es wichtig, dass sein Gefährte ihn trotzdem unterstützte. Er hoffte, Liasanya ging es gut, die Sorgen um sie ließen sich einfach nicht vertreiben. "Ich hoffe, sie will uns sehen..", murmelte er und ging neben Merion her zu einem der Aufzüge.

[Merion]

Seine Mutter verabschiedete sich noch herzlich von ihnen und gab ihnen noch Grüsse mit. Anschliessend begleitete sie die Zwei zur Türe und hielt sich zu Merions Erleichterung mit weiteren Ratschlägen zurück. Doch leider konnte sie es zum Schluss doch nicht lassen, ihren Sohn noch einmal innig zu Umarmen und ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Merion war das peinlich vor seinem Freund. Trotzdem drückte er sie doch kurz an sich, da er sie ja auch lieb hatte.

Aber dann hatte er nur noch Augen für seinen Freund, der so niedlich errötete und ihn lange und intensiv auf die Lippen küsste, nachdem sie ausser Sichtweite seines Zuhause waren. Noch waren solche innigen Küsse ungewohnt, von Minan, doch sie kamen immer öfters. Merion genoss es auf jeden Fall und erwiderte den Kuss sinnlich.
Glücklich und sehr verliebt erwiderte er das Lächeln seines Freundes, der ihm gerade süss und unschuldig gestand, dass er ihn vermisst hätten. Dabei waren sie doch gar nicht lange getrennt gewesen. "Ich habe dich auf vermisst Minan", bestätigte Merion trotzdem. Er konnte gar nicht genug von dem Prinzen bekommen. "Ich komme doch gerne mit dir mit und um deinetwillen hoffe ich auch, dass sie uns sehen liess."

Bei einem der Aufzüge angelangt, fuhren sie hinunter auf den Waldboden und marschierten von da aus weiter. Sie plauderten viel, konnten es aber auch nicht lassen, sich ab und an sanft zu streicheln, oder sich verliebt zu küssen. Bis Merion es irgendwann nicht mehr Aushielt und mit dem Zeigefinger sachte über Minans Halsband strich. Berührte so weichen Stoff und sanfte Haut gleichermassen. "Das Ding hier ist sehr neckisch", flüsterte er seinem Freund mit samtener Stimme ins Ohr. "Ich weiss nicht wieso, aber es gefällt mir sehr an dir."

[Darken]

Merion erwiderte, dass er ihn auch vermisst hätte und der Prinz strahlte erfreut. Natürlich hatten sie sich erst gestern gesehen, aber manchmal kam Minan die Nacht wie eine Ewigkeit vor. Es war auch schön zu hören, dass der Krieger gerne mitkommen wollte. Der junge Prinz wußte nichtmal ob er sich alleine und ohne den Rückhalt von Merion getraut hätte. Darken vermutlich schon.
Einer der hölzernen Aufzüge brachte sie zum Waldboden, wo sie weiterwanderten. Minan fragte den Dea al Mon neugierig aus, weil er selbst bisher noch nicht viel vom ganzen Wald gesehen hatte, Faolchur allein kam ihm schon groß genug vor. Die Gespräche waren unterbrochen von Streicheleinheiten, anschmiegen, vielen Küssen und Händchen halten was Minan alles sehr genoss und sich selbst immer mehr traute.
Natürlich kamen sie so nicht sehr schnell voran, aber beide Jugendlichen kümmerte es nicht sonderlich. Irgendwann blieben sie wieder stehen für einen weiteren Kuss.

Danach strich ihm der Krieger sanft mit dem Zeigefinger über das Halsband und Minan erschauderte angenehm. Ihm zuflüsternd, verriet ihm Merion, dass ihm das Band an ihm sehr gefalle, er wisse gar nicht wieso.
Ich weiß wieso, wisperte der Tänzer in seinen Gedanken, doch Minan wußte erstmal nichts mit den Worten anzufangen. Scheu sah der junge Prinz ihn an.
"Ich gefalle dir gern...", erwiderte er genauso leise, streichelte über Merions Arm. "Darken hat auch so ein Halsband, aber mit Stacheln außen. Und das hier hat noch ein kleines Geheimnis..." Er wandte den Samtstoff von innen nach außen und nun konnte man vorne einen silbernen Ring sehen. Erst da ging Minan auf warum Merion das möglicherweise gefiel und erschrak innerlich. Wollte er ihn etwa unterwerfen?
Minan hatte sich nie etwas dabei gedacht, neue schöne Halsbänder weiterzutragen, obwohl er als Lustsklave viele davon aufgezwungen bekommen hatte. Vielleicht war es so gewohnt oder es war seine Art mit der Vergangenheit und der Angst umzugehen.
Trotzdem bekam er nun Angst. Er hatte ja miterlebt wie Darken den Dea al Mon geschlagen hatte und auch ihr Gespräch danach... Minan hatte sich weit zurückgezogen, weil es so viele böse Erinnerungen geweckt hatte und er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er wollte, dass Merion ihn "bestrafte". Dennoch überlief sein Körper ein Kribbeln. Nein, er wollte sich doch geborgen bei dem Krieger fühlen.
"Du... du würdest mir doch nicht weh tun wenn ich es nicht will oder?", fragte er stockend.

[Merion]

Merion erschauderte leicht bei Minans Worten, dass er ihm gerne gefalle. Da er schon sowieso sehr nah an der Seite seines Freundes stand, schob er sich sacht hinter ihn und umarmte ihn an der Taille. Das Halsband von Darken konnte er sich nicht so ganz vorstellen. Es klang gefährlich. Aber Merion hoffte trotzdem, dass er es einmal an ihm sehen würde.

Minan verriet ihm noch, dass dieses Halsband sogar noch ein Geheimnis hatte. Neugierig sah er hin, als sein Freund den Samtstoff nach aussen drehte und man nun vorne einen silbernen Ring sehen. "Der ist hübsch", meinte Merion darauf ehrlich und tippte ihn mit einer Fingerspitze an, um etwas mit ihm zu spielen. "Warum versteckst du ihn?" Allmälich kamen die Hintergedanken nun doch. Ob er Minan einfach an dem Ring packen und zu einem leidenschaftlichen Kuss hinziehen könnte? Verlockend war es ja schon.

Es war, als hätte Minan seine Gedanken mitbekommen und sie ängstigten ihn. Sofort waren alle Fantasien diesbezüglich weg und er schmiegte sich nur sanft an ihn. Da versicherte sich Minan, dass Merion ihm doch nicht wehtun würde, wenn er es nicht wolle. Überrascht löste er sich etwas von seinem Freund und drehte ihn in seinen Armen um, so dass er ihm in die Augen sehen konnte.
"Nein, ich würde dir nicht wehtun, wenn du es nicht willst", bestätigte Merion ihm aufrichtig. "Ich wüsste nicht mal einen Grund, weshalb ihr dir überhaupt weh tun sollte. Ausserdem würdest du mir doch auch nicht wehtun." Es war keine Frage, sondern Vertrauen, von dem er eine Weile gedacht hatte, dass es verloren gegangen war.
Behutsam strich er Minan eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht, beugte sich vor und gab ihm einen innigen Kuss. "Na was ist?" fragte er ihn sanft. "Willst du noch weiter wandern, oder wollen wir zu dem Landenetz gehen, dass gleich hier in der Nähe ist?"

[Darken]

Der Krieger fand den Ring auch hübsch, strich sogar mit den Fingerspitzen leicht darüber, um damit zu spielen. Unwillkürlich mußte Minan daran denken wie es wäre, wenn eine Kette an dem Ring befestigt wäre und Merion die halten würde. Nein, das wollte er gar nicht denken! Da kamen nur schlechte Erinnerungen in ihm hoch, die er nicht wollte. Und warum trug er dann überhaupt so etwas? Minan konnte die Frage nicht genau beantworten, doch es ängstigte ihn.
Merion schien es mitzubekomen, denn er schmiegte sich gleich sanft von hinten an ihn was ihn zu einem leichten Erschaudern brachte. Die Nähe zu seinem Freund war immer so bittersüß, so schön und doch auch oft noch so erschreckend, aus Angst irgendwann doch enttäuscht und verletzt zu werden. Es dauerte lange bis Minan sein Mißtrauen und seine Scheu verlor, es gelang ihm nur immer besser.
Als er den Krieger vorsichtig danach fragte, ob dieser ihm wehtun würde, wenn Minan es nicht wollte, drehte Merion ihn gleich zu sich herum, blickte ihm in die Augen. Es tat gut zu hören, dass der Dea al Mon ihm nie weh tun wollte, er wüßte gar nicht wieso er das auch tun sollte. Der junge Prinz nickte erleichtert, lächelte ihn zaghaft an.

Eine seiner Haarsträhnen wurde ihm sacht von Merion aus dem Gesicht gestrichen und dann bekam er auch noch einen innigen Kuss, den er gleich sehnsüchtig erwiderte, sich dabei dichter an seinen Gefährten schob. Jener fragte ihn nach dem langen Kuss, ob er noch weiter wandern oder zum nächsten Landenetz gehen wollte. Es fiel Minan teilweise immer noch schwer eigene Entscheidungen zu fällen, so dachte er eine Weile darüber nach.
"Lass uns zum Landepunkt gehen", entschloss er sich dann, "Ich bin zu aufgeregt...", gab er zu. Und er hatte Angst, dass Liasanya ihn nicht sehen wollte, dass sie wieder streiten würden. Er wollte sie als Freundin nicht verloren. Manchmal kam ihm das normale Leben sehr schwer und kompliziert vor, doch es war es wert.
Minan hauchte noch ein Küsschen auf die weichen Lippen Merions und ging dann neben ihm her. Hoffentlich übernahm der Tänzer das Reden, er wollte nicht schon wieder für die Taten der anderen gerade stehen.
Zwar war das Landenetz nicht genauer durch irgendetwas gekennzeichnet außer einer Holzbank in der Nähe, doch Minan spürte ein intensives Kribbeln überall um ihn herum, wie Stimmen die ihm zusäuselten. Fast so ähnlich wie bei den Bäumen, inzwischen hatte er ein gutes Gespür dafür, konnte auch die Bäume in der Art der Dea al Mon um eine Frucht bitten oder sie anhand ihrer Aura wiedererkennen. So verabschiedete sich der Prinz auch gedanklich von den Bäumen in der Nähe. Beim Landenetz blieb er stehen, blickte Merion erwartungsvoll an. Es war schon sehr lange her wo Minan auf den Winden gereist war, doch er konnte den leichten Zug spüren, wie Wind unter seinen Schwingen. Er schluckte, biss sich auf die Lippen, der Gedanke tat weh.
Dann bekam er ganz abrupt ein schlechtes Gefühl, legte seine Hand auf den Unterarm des Kriegers. "Warte, noch nicht", hielt er ihn ab, legte den Kopf leicht schief wie als würde er lauschen. Dann verschwand das schlechte Gefühl wieder, kurz blitzte durch seinen Geist die Vision von einem schwarzen furchteinflößenden Schiff, das in den Nebeln verschwand. Minan wurde kurz blass, fing sich wieder. "Jetzt.. jetzt können wir." Vorsichtig hielt er sich weiterhin an Merion fest.

[Merion]

Minan war dafür zu dem Landenetz zu gehen, damit sie mit den Winden reisen konnten. Er war zu aufgeregt, zu Fuss zu gehen. Dass hiess wohl, dass er endlich die Sache mit Lia klären wollte. Das konnte Merion nur zu gut verstehen. Mit jemanden Streit zu haben war nicht schön und sich dann nicht versöhnen zu können war noch schlimmer.

Beim Landenetz schien Minan aber wieder Zweifel zu haben, legte seine Hand auf den Unterarm von Merion und meinte sie sollen noch nicht jetzt gehen. Verwundert hielt Merion inne und wartete schweigend, bis Minan soweit war. Dann hüllte er diesen in seine Purpurne Kraft ein, langsam und behutsam, bevor sie dann schliesslich auf die tigeraugenen Winden sprangen. Purpur wäre zwar schneller gewesen, doch so ging es auch und dafür waren die Winde milder als die purpurnen. Dass die Winde in Dea al Mon allgemein wilder, rauer und gefährlicher als sonst so waren, war sich der Krieger nicht bewusst. In Dea al Mon war vieles noch ursprünglicher und rauer.

Am späteren Nachmittag kamen sie dann schliesslich in der Geburtstadt von Lia an. Vorsichtig sprang Merion von den Winden, löste die purpurne Kraft um Minan und lächelte ihn freundlich an. "Das ging doch ganz gut", meinte er glücklich. "Wie geht es dir? Bist du schon soweit, nach Lia zu suchen? Ich würde sagen, wir fragen hier im Haupthaus nach. Immerhin war Lias Tante einmal Königin hier."

[Darken]

Zwar stiegen sie nur langsam auf die Winde, aber Minan klammerte sich trotzdem fest an den Krieger, vergrub sein Gesicht an dessen Schulterbeuge und kniff die Augen ganz fest zusammen. Das Reisen auf den Winden verursachte mehr als nur mulmige Gefühle bei ihm, irgendwie hatte er Angst, dass ein anderer Reisender sie erspähen könnte, doch nicht hier oder? Der junge Prinz bemühte sich ein Zittern zu unterdrücken, ebenso wie alle Gedanken an den bösen Schatten. Trotzdem kam ihm die Reise ewigwährend vor, um sich zu beruhigen sog er tief den Geruch ein, seine Nase gegen das Hemd seines Freundes gedrückt.
Zum Glück endete auch irgendwann die längste Reise und Minan spürte wieder festen Boden unter den Füßen. Etwas schwankend wie ein junges Kitz, das zum ersten Mal auf den langen Beinen stand, wankte Minan zurück.
"Mir ist nur ein bißchen schwindlig...", gab er zu, "Ich bin das nicht mehr gewohnt." Und die letzten Male wo er gefesselt und mit verbundenen Augen durch die Winde gerissen worden war, hatten auch nicht gute Erinnerungen zurückgelassen.

Der Prinz setzte sich am Fuße einer großen Pappel, blickte sich scheu um. Sie befanden sich noch auf dem Waldboden, doch hier gab es auch mehrere der Bäume, die so riesig in den Himmel wuchsen. Sicher waren dort die Häuser, er konnte auch einige der Hängebrücken weiter oben ausmachen, zudem hatte er den Eindruck, dass sie nicht alleine wären, sondern ganz in der Nähe noch mehr Lebewesen.
Minan atmete tief durch. "Darf ich etwas trinken?", fragte er. Auch jetzt noch konnte er meist nicht unterdrücken, so zu fragen, als ob er auf eine Erlaubnis wartete. Doch Merion hatte den Proviant ja in seinem Juwelengepäck.
"Ich weiß gar nicht so viel über Lias Familie... ich kenn ihre Schwester." Die hatten sie immerhin auf der Geburtstagsfeier getroffen, die mußte doch auch hier wohnen oder? Der Prinz wurde langsam richtig nervös, wenn er daran dachte nachher Liasanya wiederzusehen. Hoffentlich ging es ihr gut, denn das schlechte Gefühl war weiterhin da.

[Merion]

Minan hatte die Augen fest zusammen gekniffen, sich eng an ihn geklammert und seinen Kopf an seiner Schulterbeuge vergraben. Er reiste wirklich nicht gerne mit den Winden. Merion konnte sich vorstellen, dass das daran lag, Minan seine Juwelen einfach nicht mehr benutzen konnte und somit allem Unbill ausgeliefert war. Zwar umarmte Merion seinen Freund behutsam und hielt ihn sicher fest, dennoch wirkte der Prinz wie ein junges Kitz, das zum ersten Mal auf seinen langen, wackeligen Beinen stand. Das sah unglaublich süss aus und so konnte Merion nicht anders, als ihn rasch sanft zu küssen.

Doch Minan schien es abgesehen von etwas Schwindel ganz gut zu gehen. Nur wollte er erst etwas trinken. Sogleich rief Merion eine Wasserflasche herbei und reichte sie seinem Freund. Wusste er doch, dass er lieber Wasser als Saft trank. "Ich weiss auch nicht viel über ihre Familie. Salea habe ich ja gemeinsam mit dir kennen gelernt, aber sonst kenne ich Lia ja viel weniger gut, als du."

Während sie noch etwas bei dem Landenetz standen und Minan sich von der Reise erholte, lauschte Merion der Umgebung. Vielleicht hörte er ja schon Stimmen, die ihm verrieten, in welche Richtung sie gehen konnte um nach dem Weg zu fragen. Laut den leisen, entfernten Geräuschen schien es ein paar Bäume weiter einen Trainingsplatz zu geben. Merion hörte auch, wie sich zwei Schwertkämpfer ihnen näherten. Wahrscheinlich waren sie zu ihnen geschickt worden, wollten aber ihr Training so spät wie möglich unterbrechen.

Schliesslich standen sie dann auch vor ihnen, bekleidet nur mit Stiefeln und enganliegenden, dunkelgrünen Hosen. Hosen wie die Wachen in Dea al Mon sie trugen. Ihre Oberkörper waren nackt, schweissbedeckt und verflixt muskulös. Auch wenn Merion nur seinen Freund wollte, musste er doch zugeben, dass der Krieger und der Prinz attraktiv aussahen, wie sie das so breitbeinig, männlich und mit dem Schwert in der Hand dastanden.

Allerdings handelte es sich bei dem Prinzen um Ryak Aolen. Das war der Freund von Lia, den sie bei ihrer Geburtstagsfeier vorgestellt bekommen hatten. Besser hätten sie es also gar nicht treffen können. So riss sich Merion rasch zusammen und besann sich auf seine Manieren. Höflich verneigte er sich vor den beiden, wie es das Protokoll vorschrieb. "Prinz Aolen."

Der Prinz lächelte sie offenherzig an und nickte ihnen beiden zu. "Hallo Jungs", grüsste er sie locker mit dem Recht des Höherrangigen. "Ich hab euch doch in Faolchur getroffen. Bei der Geburtstagsfeier von Nya. Prinz Darken und Lord Riendes nicht? Was macht ihr denn hier?"

[Darken]

Merion gab ihm eine der Wasserflaschen und der Prinz nahm ein paar Schlucke bis sich sein Magen etwas beruhigt hatte. "Sie hat mir nur ein bißchen über ihre Familie erzählt damals..." Minan überlegte angestrengt, ob ihm etwas nützliches einfiel, doch er erinnerte sich nur an die Geschichten über Salea und Lia als Jugendliche wie sie Wahrheit oder Pflicht gespielt hatten und solche Sachen. Der Prinz bekam das Gefühl er hätte noch etwas vergessen, nur was?
Er erhob sich geschmeidig wieder und während die beiden Jungen noch überlegten in welche Richtung sie gehen sollten, um irgendwie nach oben zu den Baumhäusern zu kommen, hörten sie Stimmen, die langsam näher kamen. Wenig später traten zwei Männer zwischen dem grünen Dickicht hervor, passende waidgrüne Hosen tragend. Ihre muskulösen Oberkörper glänzten vor Schweiß, das silberne Haar klebte ihnen an den Schläfen und man konnte sehen, dass sie wohl gerade trainiert hatten... oder einer anderen schweißtreibenden Tätigkeit gefrönt haben, fügte der Tänzer in Gedanken hinzu und Minan mußte sich bemühen nicht gleich rot zu werden.
Erst darauf erkannte er Ryak, einen Freund von Liasanya, er war auch auf der Feier gewesen. Natürlich, er mußte hier bleiben und war damals nur zu Besuch gekommen. Er sah schon sehr gut aus und Minan kam sich noch ein bißchen kleiner und unbedeutender vor, er realisierte meist nicht, dass er selbst wunderschön aus.

Als der Prinz aus den Augenwinkeln sah wie sich Merion verneigte, tat er es ihm rasch gleich, er war sich nicht so sicher welche Juwelen die zwei Dea al Mon trugen und allgemein war es Minan gewohnt, dass er derjenige war, der sich demütig zeigte.
Am liebsten würd ich ihm das schmierige Lächeln aus dem Gesicht treiben, bemerkte Darken gedanklich und forderte Minan auf Ryak gleich nach Lia zu fragen und nicht länger hier ihre Zeit zu vertrödeln.
"Hallo, Prinz Aolen", begrüßte er ihn auch, "Wir... also wir wollten uns mit Liasanya treffen." Minan hoffte, das klänge unverfänglich genug, er wollte dem Mann bestimmt nicht erklären warum er mit Lia reden wollte. "Wißt ihr vielleicht wo sie ist?", fragte Minan nach, mußte der Versuchung widerstehen nach Merions Hand zu fassen.

[Merion]

Der Prinz begrüsste sie zurück und erkannte sie noch von der Geburtstagsfeier. Allerdings nannte er die Heilerin Nya, was Merion im ersten Moment etwas verwirrt blinzeln liess. Das klang ganz so, als hätten die zwei schon eine gemeinsame Geschichte gehabt. Aber warum auch nicht. Doch eigentlich war das ja überhaupt nicht wichtig. Sie waren wegen der Aussprache zwischen Minan und Lia hier.

Sein Freund sprach den Prinzen auch gleich an und brachte ihr Anliegen vor. Damit schien er irgend etwas negatives bei Ryak angesprochen zu haben. Denn sein Lächeln wurde etwas weniger. Dann wandte er sich erst einmal an seinen Freund und verabschiedete sich von ihm. "Meldest du beim Training ab Saoris? Ich kümmere mich um die beiden. Wir sehen und dann morgen wieder." Der andere Krieger nickte, verabschiedete sich von ihnen und ging.

Danach wandte sich Ryak wieder ihnen zu und bedeutete ihnen, mit ihm zu gehen. Etwas unsicher setzte sich Merion in Bewegung und warf Minan einen fragenden Blick zu, ob er wüsste, was nun los sei. Der Prinz erklärte sich vorerst nicht, sondern führe sie hoch in die Stadt.
"Ich weiss nicht genau, wo sie sich befindet, aber ich habe eine Ahnung, wo in etwa sie sich jetzt befindet", erklärte er sich schliesslich doch noch. "Weiss Nya eigentlich, dass ihr kommen wolltet? Sie hat gar nichts gesagt." Er öffnete die Türe zu einer kleineren Behausung. "Kommt rein. Möchtet ihr etwas trinken?"

[Darken]

Minans schlechtes Gefühl verstärkte sich noch bevor Ryaks Mundwinkel bei der Erwähnung von Liasanya nach unten gingen. Irgendetwas mußte passiert sein, spürte der junge Prinz und er wollte es am liebsten gar nicht hören. Ratlos stand er neben Merion, tauschte einen fragenden Blick mit ihm aus, während Ryak sich von dem anderen Dea al Mon verabschiedete. Danach waren sie allein und der Prinz wies sie nur mit einer Handbewegung an ihm zu folgen.
Minans Aufregung und Nervosität stieg weiter an, auch machte er sich noch mehr Sorgen um Lia. Warum fühlte es sich so kalt an wenn er an sie dachte? Konnte er seinen Instinkten überhaupt noch vertrauen? Vermutlich machte er sich grad selbst verrückt. Auf Merions fragenden Blick konnte er bloß mit dem Kopf schütteln.
Sie gelangten zu einer Leiter, die nach oben in die Baumkronen führte, der Weg kam Minan ewig vor, so viele Stufen und der Boden entfernte sich immer weiter von ihm. Dann gingen sie auf schmalen Wegen zwischen den belaubten Ästen entlang.

Ryak redete endlich weiter, doch Minan wurde nicht so recht schlau daraus. Was sollte das heißen, er wußte es nicht? Und warum nannte er Lia immer Nya? Der junge Prinz hatte begriffen, dass es die letzten drei Buchstaben von Liasanyas vollem Namen waren. "Nya?", fragte er zaghaft nach, "Ihr.. du meinst Lia oder?", vergewisserte er sich. Sie gelangten zu einer runden Türe bei einem der Baumhäuser und wurden gebeten einzutreten.
"Naja... also... ich glaube, sie wußte es nicht", gab er zu, "Aber sie war schon so lange weg... und ähm da wollten wir sie überraschen und besuchen kommen." Minan schaute zu Boden, weil er das Gefühl hatte Ryak würde gleich sehen, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte. Das Angebot mit dem Trinken lehnte er höflich ab. "Wir dachten, Liasanya wohnt bei ihrer Familie. Ist das nicht so?", fragte er vorsichtig nach.

[Merion]

Sie traten nur zögerlich in die Wohnung ein. Das Wohnzimmer war eher schlicht, aber gemütlich eingerichtet. So wie Merion sich die Wohnung eines Jungesellen vorstellte. Was aber auffiel war, dass neben der Signatur, der hier offensichtlich wohnte, noch die Signatur von Lia hier zu spüren war. *Sie war hier drin*, sandte er Minan sogleich. Dass sie gerade nicht anwesend war, war klar.

Minan wollte derweil wissen, ob sie von der selben Person sprachen. Etwas zu trinken lehnten sie beide ab. Ryak nickte nur, schloss die Tür und trat ins Wohnzimmer. "Macht es euch bequem", bot er an und deutete auf sein Sofa. "Ja, ich rede von Liasanya var La. Das ist schön, dass ihr sie besuchen wollt. Sie hat auch bei ihren Eltern gewohnt, dann ist sie allerdings zu mir gezogen. Nur ist sie gerade nicht da. Wollt ihr wirklich nichts trinken? Ich geh mich kurz duschen, danach können wir etwas plaudern und gemeinsam auf sie warten."

Nachdem sie erneut abgelehnt hatten, verschwand der Prinz im Nebenraum und gleich darauf hörte man die Dusche rauschen. Endlich wagte es Merion seinem Freund das Bein sanft zu drücken und ihn anzulächeln. "Das lief doch bis jetzt ganz gut", meinte er erfreut.

[Darken]

Was Minan schon vermutet hatte, nämlich, dass Lia mal hier in Ryaks Wohnung gewesen war, bestätigte sich als Merion ihm sandte. Der junge Prinz nickte verstehend, während sie ins kleine rundliche Wohnzimmer kamen und sich auf das Sofa setzen sollten. Minan setzte sich rasch, doch sein Unbehagen wollte nicht verschwinden, obwohl der Dea al Mon eigentlich sehr nett zu ihnen war.
Er erzählte ihnen, dass Liasanya bei ihren Eltern gewohnt hätte, dann aber wäre sie zu ihm gezogen. Bei den Worten rebellierte Darken innerlich, aber natürlich bekam niemand etwas davon mit. Ryak berichtete im Plauderton weiter, dass Lia zwar nicht da wäre, aber sobald er geduscht hätte, könnten sie ja gemeinsam auf sie warten.
"Ja... ähm, das ist sehr nett", konnte Minan nur noch sagen bevor zum einen Ryak im Nebenraum verschwand, um zu duschen und anderseits Darken ihn wütend verdrängte.

Als Merion ihn dann am Bein sanft drückte und lächelnd meinte, es wäre bisher sehr gut gelaufen, blickte Darken ihn zornig an und machte sich los von ihm. "Gar nichts ist gut verlaufen", fauchte er, jedoch im gedämpften Tonfall, so dass es dieser Ryak nicht hörte. "Sie ist nicht hier und der Kerl hat keine Ahnung. Nicht die Geringste." Sonst würde er nicht so fröhlich plaudernd von Lia reden. Ach nein, Nya... "Kapierst du das nicht? Es ging ihr richtig scheiße nach dem Traum, und nicht nur wegen dem Traum, schon davor... wegen anderer Sachen." Das wollte er jetzt nicht vor Merion ausbreiten, er hatte es Lia versprochen. "Aber sie hat nicht mit Ryak darüber geredet." Und die Probleme hatten sich ja wohl nicht in Luft aufgelöst, wenn sie mit niemanden drüber gesprochen hatte. Folglich war es wahrscheinlich, dass es Lia seit all den Tagen immer noch so mies ging. Das durfte doch nicht wahr sein. "Und dieser blöde Idiot merkt nichts", zischte er, starrte zornig zu der Türe, wo Ryak sich in seiner Körperpflege erging. Darken ballte die Hand zur Faust. Klar, er hätte keine Chance gegen jemanden wie Ryak, was aber nicht bedeutete, dass er nicht trotzdem den Wunsch hatte ihm eine reinzuhauen.
"Kannst du Lia nicht senden?", fragte Darken.

[Merion]

Kaum war Ryak im Bad verschwunden, blickte ihn Darken zornig an und machte sich los von ihm. Verwirrt sah der Krieger seinen Freund an. Dieser fauchte auch gleich, dass gar nichts gut verlaufen wäre, da sie nicht hier sei und Ryak von nichts eine Ahnung hätte. Lia sei es wirklich schlecht gegangen nach ihrem Traum und auch noch wegen anderer Sachen. Nur hätte sie offensichtlich nicht mit ihrem Freund darüber gesprochen.

Betroffen starrte Merion auf seine knie und wusste gerade nicht, wie er damit umgehen sollte, dass Darken ihn so anfuhr. Er verstand ja, dass er dieses schreckliche Missverständnis aus der Welt schaffen und Lia helfen wollte. Doch da schien noch etwas anderes zwischen den beiden sein, was er nicht wusste. Noch mehr Geheimnisse und alle hatten sie mit Lia zu tun.
*Das hätte ich schon längst, wenn ich sie irgendwo gespürt hätte*, erwiderte er jedoch nur kopfschüttelnd, sah Darken dabei nicht an. *Ich habe nicht so dunkle Juwelen und ausserdem kenne ich sie nicht so gut wie du. Das erschwert es noch zusätzlich.*

Es dauerte nicht lange, da kam Ryak zurück. Er trug eine schwarze Hose, ein tiefdunkelblaues Hemd und seine silbernen Haare waren noch feucht. Diesmal lächelte er nicht mehr, als er sich vor sie stellte und sie ernst fragte: "Sagt mal, wie gut kennt ihr Liasanya eigentlich? Seid ihr einfach so vorbei gekommen, um ihr einen Freundschaftsbesuch abzustatten? Oder hat dieser Besuch einen anderen Grund." In der Hand hielt er einen gefalteten Zettel und Merion nahm instinktiv an, dass es sich dabei um einen Brief handelte. Einen Brief von Lia? Für Minan?

[Darken]

Er verfluchte sich selbst, dass er so unbeherrscht gewesen war, Merion konnte schließlich am allerwenigsten dafür. Aber Darken hatte jetzt echt andere Sorgen als seinem Freund die Hand zu halten. Der Dea al Mon verteidigte sich per Speerfaden, dass er nur nicht nach Lia gesendet hätte, da er sie nirgendwo in der Nähe spürte, er hätte eben nicht so dunkle Juwelen. Wenigstens hast du überhaupt noch welche, dachte Darken bitter, war kurz darauf überrascht über die Heftigkeit seiner Gedanken. Ganz ruhig, er durfte seine Frustration und Wut nicht an Merion auslassen, der hatte das nicht verdient.
"Hör mal...", setzte er an, legte von selbst seine Hand auf Merions Knie. Allerdings kam Darken nicht weiter, denn da kam Ryak gerade zurück. Rasch zog Darken seine Hand zurück. Im gleichen Moment fiel ihm ein, dass er immer noch das Halsband mit dem Ring trug, verflucht! Er hasste dieses Ding.

Ryaks Stimmung hatte sich verändert, das spürte selbst Darken. Sein erster Verdacht war, dass der Dea al Mon doch alles belauscht hatte, dabei hatte der Prinz sich extra bemüht leise zu sein, hatte auch geglaubt das Wasserrauschen würde das meiste übertönen. Ryak begann dann fast im Tonfall eines Verhörs zu fragen wie gut sie Lia kannten, ob sie tatsächlich bloß wegen einem Freundschaftsbesuch hier wären. Dabei hielt er einen Zettel in seiner Hand, leichte Wasserflecken waren noch darauf zu erkennen.
Darken blickte ungehalten an. "Was geht dich das denn an? Bist du der Leibwächter von Lia, hm? Wir wollen einfach nur mit ihr reden. Warum ist doch wohl unsre Sache", entgegnete er. "Also entweder weißt du nun wo sie ist oder du weißt es nicht."
Darken, kannst du nichtmal was freundlicher sein, bat ihn der Tänzer. So hilft er uns doch nie weiter. Erklär ihm lieber, dass wir nicht mit ihm drüber reden können.
Innerlich verdrehte Darken die Augen. Jeder hatte immer kluge Ratschläge parat, aber er wollte sich von Ryak bestimmt nicht abwimmeln lassen. "Ich kenne sie gut genug, und ich möchte etwas privates mit ihr besprechen, es ist wichtig", versuchte er es etwas versöhnlicher, obwohl er Ryak am liebsten an den Kopf geworfen hätte, dass er Lia anscheinend besser kannte als Ryak Nya...

[Merion]

Darken hatte ihm noch etwas sagen wollen, bevor Ryak den Raum betreten hatte, und hatte ihm nun seinerseits seine Hand auf Merions Knie gelegt. Nun sah der Krieger ihn doch wieder an. Aber wegen Ryak zog Darken seine Hand rasch wieder zurück und unterbrach sich selber. Merion blickte den älteren Prinzen fast etwas ertappt an und wunderte sich dann über dessen Fragen.

Sein Freund hingegen wunderte sich nicht, sondern blickte den Dea al Mon ungehalten an und fuhr ihn an, dass ihn das doch gar nicht angehe. Ob er denn Lias Leibwächter sei und ob er nun wisse wo die Heilerin sei. Merion sog scharf die Luft ein. So würden sie bestimmt nichts erreichen. Das schien auch Darken einzusehen und versuchte es noch einmal versöhnlicher.

Doch anscheinend war es zu spät. In den Augen des Prinzen funkelte es gefährlich auf und er trat bedrohlich auf die beiden Jugendlichen zu. "Sie ist meine Freundin", knurrte er dunkel. "Und da du offensichtlich derjenige bist, der ihr wehgetan hat, werde ich dich ganz bestimmt nicht einfach so zu ihr lassen. Nicht, dass du ihr nochmals wehtust. Ich habe dir, seit wir uns beim Landenetz getroffen haben, die Gelegenheit gegeben, dich zu erklären und du hast sie nicht ergriffen. Nun wirst du dich eben rechtfertigen müssen."

Das lief alles wirklich gar nicht gut. Merion sass angespannt auf dem Sofa. Er war ein ruhiger Krieger und mochte es nicht, wenn gestritten wurde. Aber als Ryak Darken Vorwürfe machte, hielt auch er es nicht aus. Abrupt erhob er sich und schob sich etwas zwischen seinen Freund und Ryak.
"Wir sind bestimmt nicht hier um ihr weh zu tun", erwiderte er leise, aber fest. Er hatte unbestreitbar etwas Angst, aber wenigstens musste er sich keinem Kriegerprinzen entgegen stellen. "Dazu mögen wir sie doch viel zu sehr." Vorallem sein Freund.
Ryak hielt inne und musterte ihn scharf. Dann aber trat er wieder einen Schritt zurück und setzte sich in einen Sessel. Mit einem leisen, erleichterten Aufatmen konnte sich nun auch Merion wieder setzen und er war froh, so heil davon gekommen zu sein. "Was ist passiert?" wollte Ryak nun wissen.

[Darken]

Ryak sah ihn nur finster an, kam langsam näher und blieb dicht vor dem Sofa stehen. Darken ahnte schon was jetzt folgen würde und ja, er wurde nicht enttäuscht. Der Dea al Mon wetterte herum, dass Lia seine Freundin wäre und er würde Darken nicht zu ihr lassen, weil er nicht wollte, dass jener ihr schon wieder weh tat. Er hätte Darken ja reichlich Gelegenheit gegeben sich zu erklären auf dem Weg hierher, aber da er das nicht getan hätte, müsse er sich eben jetzt rechtfertigen.
Die onyxhaften Augen des Prinzen wurden noch dunkler, am liebsten wäre er Ryak an die Gurgel gegangen. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Doch statt dass Darken auffuhr und sich wider bessrer Vernunft auf den anderen Prinzen stürzte, stand Merion auf, versuchte zu vermitteln und beteuerte, dass sie Lia gewiss nicht weh tun wollten, dafür würden sie die Heilerin viel zu sehr mögen.

Der ältere Dea al Mon musterte Merion scharf, während Darken sich nur mit Mühe zurückhalten konnte. Würde der Mann jetzt ein falsches Wort zu Merion sagen, konnte er sich auf was gefasst machen. Aber Ryak trat bloß zurück und setzte sich in einen Sessel gegenüber. Auch Merion nahm wieder Platz und kurz darauf verlangte Ryak zu wissen was denn nun passiert sei.
Darken schnaubte wütend. "Erstmal hast du mir überhaupt keine Gelegenheit gelassen irgendwas zu erklären. Oder glaubst du echt, dass ich so etwas auf dem Weg zu deiner Hütte mache?", fuhr der Prinz ihn an. "Vor dir muss ich mich nicht rechtfertigen." Er war fertig mit den Leuten vor denen er sich hatte rechtfertigen müssen. "Zweitens werde ich dir bestimmt nicht sagen was passiert ist. Lia hat dir ganz offensichtlich nichts gesagt, also werde ich das auch nicht machen. Ich habe es ihr versprochen", fügte er hinzu. "Und drittens kannst du mir glauben, dass ich hier bin, damit es ihr wieder besser geht. Ich kann das wieder einrenken, ich muss nur mit ihr reden und sie sehen. Also wo ist sie?"
Abwartend starrte Darken den älteren Mann an. Hatte der wirklich geglaubt, Darken würde ihm alles sagen? Er konnte das einfach nicht. Das Resultat hätte vermutlich darin bestanden, dass Ryak ihn verprügelt hätte. Oh, was mit Lia passiert ist? Tja, die hat ein anderer Splitter von mir in seinen Traum gelockt und mit ihr geschlafen und jetzt denkt sie, ich hätte sie vergewaltigt. Schon wieder. Außerdem bin ich schuld, dass ihre Juwelen ausgebrannt sind. Ach ja, hab ich schon gesagt, dass sie vermutlich in mich verliebt ist? Oder war, nach der Sache vermutlich nicht mehr.
Nein, das hätte ganz bestimmt nicht gut geendet.

[Merion]

Zu seiner Verzweiflung wurde Darken einfach nicht ruhiger. Stattdessen fuhr er Ryak weiter wütend an. Verstand er denn nicht, dass man mit jemandem, der einem nicht so vertraut und der der Höherrangige war, nicht so sprechen konnte? Er lebte doch bestimmt schon lange genug in Dea al Mon, um zu wissen wie stolz und protokolltreu sie waren. Wenn er so weiter machte, würden sie nichts erfahren und nur bewirken, dass Ryak ganz dicht machte und sie rausschmiss. Wenn er sie vorher nicht noch erst für ihre Respektlosigkeit massregelte. Prinzen waren zwar nicht so schlimm wie Kriegerprinzen, wenn sie wütend wurden, doch sie waren schlimm genug.

Und Ryak wurde wütend. Allerdings wohl mehr auf die Gesamtsituation und weniger direkt auf sie, wie Merion erleichtert feststellte. Darkens erstes und drittes Argument beachtete er auch nicht, sondern schnellte aus seinem Sessel hoch und lief unruhig in seinem Wohnzimmer hin und her.
"Natürlich hat sie mir nichts gesagt", meinte er aufgebracht. "So offen und lebenslustig sie auch ist. Wenn es ihr schlecht geht, sagt Nya nie etwas. Sie ist das Klischee einer Heilerin. Opfert sich für andere und wenn es ihr schlecht geht, leidet sie stumm und alleine vor sich hin. Denkst du etwa, ich hätte da nicht mitbekommen?"
Mit zwei energischen Schritten stand er wieder vor Darken und funkelte ihn wütend an. "Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass sie nur hier war, um sich zu verabschieden? Erst ein paar Tage bei ihren Eltern, dann ein paar bei Salea und nun bei mir. Wir alle haben versucht, herauszufinden was passiert war. Haben versucht ihr zu helfen, dass es ihr besser geht. Da fragt man sich doch, was du getan hast Prinz Darken. Viele Möglichkeiten bleiben da nicht offen. Doch selbst wenn du das wieder einrenken kannst, bist du zu spät gekommen."
Prinz Aolen knurrte leise, wandte sich von ihnen ab und liess sich wieder in seinen Sessel fallen. "Sie ist weg." Er winkte mit dem Zettel, den er noch immer in der Hand hielt. "Und bevor ihr fragt, sie hat nicht geschrieben, wohin sie wollte."