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Ein langer Weg





Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:22

Er hatte nichts dagegen, in der Sonne auf dem Deck zu dösen und es ruhig angehen zu lassen. Nachdem sie die letzten Tage so gut vorangekommen waren, war dies eine nette Abwechslung und Zeit, sich etwas zu entspannen. Dabei war die ganze Reise, abgesehen vom ersten Tag, sehr schön verlaufen, glaubte Eneas. Er redete zwar mit Kosta, aber meist drehte es sich nur um Tileo oder die weitere Planung der Reise. Eneas bemühte sich, die Vergangenheit oder sie beide, nicht anzusprechen und das schien dazu beizutragen, dass Kosta sich in seiner Gegenwart wieder etwas entspannte. Sein Freund ging lockerer mit ihm um, neckte ihn sogar manchmal. Dann fiel es Eneas besonders schwer, den anderen Krieger nicht verliebt anzuhimmeln. Es war wundervoll, dass er Kosta wieder zum Lachen bringen konnte. Auch ohne dass sie über eine mögliche Beziehung sprachen, bekam Eneas das Gefühl, dass sie darin vorangekommen wären. Einfach indem sie wieder unbeschwerter miteinander umgingen. Also womöglich war es sogar gut, dass sie eine Weile nicht über die Beziehung oder Kostas Erlebnisse sprachen und sich wieder auf ursprünglicheres besannen. Es half allerdings nicht, Eneas' Sehnsucht zu dämpfen. Er musste nachts immer noch an die erste Nacht denken bei der er in Kostas Armen hatte liegen dürfen. Leider war das nicht mehr vorgekommen. Eneas bewahrte es wie ein Schatz in seiner Erinnerung.
Lächelnd sah er zu wie Kosta Tileo sorgsam zeigte wie man den Köder an den Angelhaken brachte. Gemeinsam zeigten sie dem Jungen dann wie man die Angel richtig hielt und sie gut auswarf. Und das möglichst ohne jemanden zu verletzen. Tileo hatte auch Spaß am Auswerfen der Angel, doch als es dann daran ging, darauf zu warten bis ein Fisch anbiss, wurde er etwas ungeduldiger und erkannte, dass Fischen ja gar nicht so spannend wäre.
Eneas grinste.
"Fischen ist sehr ruhig. Bis ein Fisch angebissen hat. Dann wirds auf einmal ganz spannend und das passiert ganz plötzlich", erklärte er, "Das ist ungefähr so wie man ein Wächter ist und Wache steht. So wie Ioakim", erinnerte er Tileo, "Man muss wachsam und vorbereitet sein für den abrupten Moment, wo es ernst wird."
Aber Tileo wollte vor allem wissen, wann es denn ernst werden würde. "Hier, wir helfen etwas nach." Eneas warf etwas von dem losen Köder ins Wasser, um einige Fische anzulocken. Trotzdem hieß es dann warten, wofür Tileo noch eindeutig zu unruhig und jung war. Verständlich, außerdem hatte er noch nicht die Aufregung erlebt, wenn ein Fisch dann an der Angel zappelte.

Als es dann passierte, bemerkte es Tileo zuerst nicht, war zu abgelenkt.
"Tileo, die Angel", sagte Eneas. Der Junge packte sie fester, als die Schnur sich spannte. Er bekam große Augen und rief aufgeregt, dass ein Fisch angebissen hatte. Eneas sah noch, dass die Angel sich abrupt stark bog und der Zug sehr stark wurde.
"Tileo, lass los!", rief er alarmiert. Der Fisch war zu groß. Der Krieger wollte noch nach dem Jungen greifen, da riss ihn der Zug geradewegs über die Reling, als wäre er leicht wie eine Feder. Es ging alles furchtbar schnell. Zum Entsetzen der beiden Männer. Kosta reagierte ebenso schnell und sprang sofort hinterher, als Tileo gerade ins Wasser platschte. Pfeilschnell stieß Kostas ins Meer, durchbrach die Wasseroberfläche.
Eneas beugte sich über die Reling, wandte die Kunst an, um Tileo zu erwischen, doch was dann nach oben schwebte war nur die Angel. Die Leine war zertrennt, vielleicht hatte Kosta sie gekappt. Eneas war auch gerade viel zu besorgt um Tileo, um Gedanken an den entwischten Fisch zu verschwenden. Sie hatten Ersatzleinen und Angelhaken, aber garantiert keinen Ersatz für Tileo. Eneas wollte gerade ebenfalls ins Wasser springen, als Kosta wieder auftauchte. Mit Tileo im Arm. Eneas fiel ein Stein vom Herz.
Rasch warf der Krieger eine Strickleiter aus, damit Kosta nach oben klettern konnte. Sein Freund reichte ihm den bibbernden und hustenden Jungen an, den Eneas dann mit triefenden Kleidern über die Reling hob.
"Gehts dir gut?", fragte er besorgt, "Hast du dir etwas getan?" Er strich Tileo eine nasse Haartolle aus der Stirn. Der Junge wirkte noch etwas geschockt ehe er hervorplatzte, dass er nicht gewusst hatte, Angeln wäre so cool. Eneas musste lachen. Inzwischen war auch Kosta über die Reling geklettert. Er war tropfnass, die hochgeschlossene Kleidung klebte an seinem schlanken Körper, das Haar war nass und dunkel. Eneas lächelte ihn an, versuchte das Begehren aus seinem Blick zu bannen. Am liebsten hätte er seinen Freund aus der Kleidung geschält. Es war toll gewesen wie er sofort mutig hinterher gesprungen war.
"Bedank dich bei deinem Retter", sagte er Tileo, der gleich zu Kosta kam und ihn umarmte. Was für ein Schreck.
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von Anzeige » So 9. Okt 2022, 21:22

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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:25

Tileos Gesichtsausdruck nach zu schliessen, schien er weder Wächter noch Angler werden zu wollen. Es schien nicht nach seinem Geschmack zu sein zu warten, bis etwas passierte, was seinen Einsatz verlangte. Allerdings war Tileo nun auch viel zu höflich, zu sagen, dass er doch nicht fischen wollte. Schliesslich war die Angel ein Geschenk gewesen. Eneas hatte zum Glück erbarmen mit ihm und zeigte ihm, wie man die Fische anlocken konnte. Er streute einige der stinkenden Köder ins Wasser, was tatsächlich einige kleine Fisch anlockte, die daran knabberten. Leider waren sie noch nicht gross genug, um an den Haken anzubeissen. Tileo gab sich Mühe, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Dennoch wurde er immer unruhiger und zappeliger, während sie wartete. Kosta tröstete ihn, dass die kleineren Fische die grösseren anlocken würden. Tileo nickte tapfer, überlegte sich aber gerade eindeutig, was er anderes machen könnte.

So war der Junge auch viel zu abgelenkt, um zu sehen, wie etwas an seiner Angel zupfte. Eneas wies ihn darauf hin. Sofort war die Aufregung wieder da. Fest packte Tileo seine Angel und blickte mit grossen Augen ins Wasser. "Es hat einer angebissen", strahlte er aufgedreht. "Ein ganz grosser." Kosta lächelte freundlich. Fische die man fing, waren immer grösser, als sie es tatsächlich waren. Als sich die Angel abrupt stark bog. Das musste wirklich ein riesig grosser Fisch sein. Ein gefährlich grosser Fisch. Kosta rief sein Messer herbei, um rasch die Angelschnur durchzuschneiden. Der Fisch war zu gross für Tileo und seine Angel. Gleichzeitig rief Eneas Tileo zu, dass er loslassen solle. Doch sie Beide waren zu spät bei dem Kind. Die Angel bog sich noch etwas weiter und dann wurde Tileo einfach so über Bord gezogen.
Kosta war sowieso schon auf den kleinen Krieger zugeeilt und obwohl sein Herz vor Schreck aussetzen wollte, beschleunigte er nun um so mehr und sprang zielsicher ebenfalls von Bord, Tileo hinterher. Der Junge konnte inzwischen zwar ganz gut schwimmen, doch hier auf dem offenen Meer war das noch einmal etwas ganz anderes und vielleicht schaffte es Tileo auch vor lauter Schreck nicht, die Angel loszulassen. Kaum hatte Kosta die Wasseroberfläche erreicht, war er auch bei dem Kind. Sofort legte er seinen Arm um dessen Bauch und hielt ihn an sich gepresst, damit sie nicht mehr getrennt wurden. Mit der anderen Hand, in der er das Messer hielt, hieb er nach der Angel, um die Schnur zu durchdrennen. Allerdings hatte Tileo sie dann doch endlich losgelassen und so liess Kosta das Messer sofort verschwinden, damit er sich darum kümmern konnte, Tileo wieder nach oben über das Wasser zu schieben.
Hustend und prustend durchbrach Tileo die Wasseroberfläche. Besorgt blickte Kosta ihn an, doch soweit er beurteilen konnte, konnte Tileo ganz alleine atmen. Da sah Kosta sich nach ihrem Segelschiff um, hoffend, dass sie nicht zu weit abgetrieben waren. Allerding herrschte zum Glück gerade so eine Flaute, dass es nur ein paar Meter vor ihm war. Eneas hatte auch gleich eine Strickleiter hinunter gelassen und half ihm dabei, Tileo an Bord zu ziehen. Kosta blickte sich noch nach der Angel um, bevor er selber die Leiter hochkletterte. Sie war wohl abgetrieben oder mit dem Fisch mitgezogen worden. Es würde Tileo gar nicht gefallen, dass er sein Geschenk verloren hatte.
An Deck jubelte Tileo jedoch gerade, dass Angeln total cool wäre. Er meinte wohl eher den Sprung ins Wasser. Eneas musste lachen und auch Kosta grinste. Der Junge war schon ein Energiebündel, das auf Abenteuer stand. Schön, dass er den Schrecken so gut verwunden hatte. Kosta selber, war gar noch nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken. Und auch jetzt lenkte der Blick, den Eneas ihm zuwarf, ihn gekonnt davon ab. Unwillkürlich kam er sich ganz nackt und schutzlos vor und wenn er gekonnt hätte, wäre er einen Schritt zurück getreten. Wenn Eneas ihn so anschaute, hatten sie in der Regel danach meistens ziemlich leidenschaftlichen, hemmungslosen Sex. Aber das ging jetzt nicht mehr. Kosta wandt sich unter dem Blick und wollte sie am liebsten verstecken.
Dann war jedoch Tileo wieder bei ihm und umarmte ihn ganz fest. "Danke, dass du mich gerettet hast", nuschelte er in den feuchten Stoff seines Hemdes. "Schon wieder."
"Immer wieder gern", versicherte Kosta liebevoll und umarmte Tileo genau so herzlich. Bis er spürte, dass der Junge leicht zitterte. "Du bibberst ja", stellte er besorgt fest und erschuff sofort einen Wärmezauber um sie zwei herum, damit ihre Kleidung trocknete. "Wie wäre es, wenn du mit Taelos unter Deck gehst, dich wäschst und trocknest und dir etwas frisches zum Anziehen holst. Danach wirst du dich bestimmt besser fühlen."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:25

Als Kosta den Blick abwandte, sah auch Eneas ertappt beiseite. Es war wohl nicht geglückt, dass er neutral zu seinem Freund hinübergesehen hatte. Eneas konnte sich nicht helfen. Er begehrte den anderen Krieger so sehr. Am liebsten hätte er ihn leidenschaftlich geküsst und seine Hände unter die nasse Kleidung geschoben. Nein, ganz falsche Gedanken. Eneas vertrieb sie hastig wieder. Besonders als Tileo Kosta umarmte und sich bei ihm für die Rettung bedankte. Kosta bemerkte, dass Tileo zu zittern begonnen hatte. Eneas spürte das Aufwallen eines Wärmezaubers. Hoffentlich erkältete sich keiner der beiden. Kosta wollte, dass Eneas mit Tileo unter Deck ging, damit Tileo sich umziehen konnte.
"Was ist mit dir?", fragte Eneas. "Du solltest auch aus den nassen Sachen raus." Er täte gerne dabei helfen, aber auch Eneas war klar, dass dies der völlig falsche Moment war. Und das nicht nur wegen Tileo. Es war eine denkbar schlechte Idee, sich zuerst körperlich anzunähern. Schon mehrmals war es beinahe dazu gekommen, der Moment nachts auf der 'E' und ebenso ein paar leidenschaftliche Küsse auf Nuranessa. Aber einer von ihnen beiden hatte es immer gestoppt. Vorher mussten ganz andere Dinge stimmen. Trotzdem kam der Pirat nicht dagegen an, dass er sich nach Kosta verzehrte. Die letzten Monate ganz ohne Sex taten ihr übriges dazu. Ach, er brauchte auch eine Dusche. Am besten eiskalt.
Eneas löste sich von dem Anblick des tropfenden Kosta, der darauf bestand, dass Tileo zuerst das Bad benutzen sollte. Vermutlich auch, damit Kosta sich später in Ruhe alleine umziehen konnte.
"Komm, beeilen wir uns", sagte Eneas und führte Tileo nach unten, der mit nassen Füßen die Treppe hinunter patschte. "Geh schonmal ins Bad, ich hol dir neue Kleidung." Als er mit dem kleinen Stapel Kleidung vor der offenen Badezimmertüre stand, kämpfte Tileo gerade mit seinem Shirt und bekam es, nass wie es war, nicht ausgezogen. Eneas half ihm dabei, hatte inzwischen auch einen Wärmeschild errichtet, um das Bad aufzuwärmen, damit sich Tileo nicht weiter verkühlte. Der Junge wollte aufgeregt wissen was für ein großer Fisch das wohl gewesen war.
"Es gibt sehr viele große Fische in diesen Gewässern. Vielleicht ein Thunfisch oder eine Goldmakrele, eventuell sogar ein Marlin. Die können riesig werden. Selbst erfahrenen Anglern entwischen sie oft. Es kann sein, dass einer von ihnen von den kleineren Fischen angelockt worden ist", spekulierte Eneas, während er das nasse Shirt über einem Eimer auswrang. Die Kleidung konnten sie nachher an Deck zum Trocknen aufhängen. Tileo zeigte sich betrübt, dass ja jetzt die Angel weg wäre.
"Nein, die konnte ich retten", klärte Eneas ihn lächelnd auf. Allerdings wirkte Tileo nicht übermäßig erleichtert.
"Heißt das, wir angeln noch mehr?", fragte er. Eneas lachte.
"Es ist nicht schlimm, wenn dir das Angeln nicht so viel Spaß macht", beruhigte er ihn, "Es kann einem nicht alles gefallen."
Tileo gab kleinlaut zu, dass ihm nur das Warten nicht gefiel. "Wie wäre es, wenn ich nachher das Warten übernehme und ich ruf dich, wenn was anbeißt. Dann können wir gemeinsam den Fisch rausziehen. Ohne dass einer von uns nochmal über Bord geht", bot Eneas an. Der Junge musste auch lachen. Ihm schien die Idee zu gefallen nur für die spannenden Momente dabei zu sein. Eneas ließ Tileo dann alleine, damit er sich waschen und umziehen konnte.

Frisch umgezogen gingen sie wieder an Deck, Eneas trug die nasse, noch leicht tropfende Wäsche. Nachher würden sie mal die Treppe putzen müssen. Fragend ging Eneas Blick zu Kosta, ob er sich eventuell schon die Kleidung getrocknet oder gar umgezogen hatte. Es fehlte noch, dass sich einer von ihnen erkältete. Aber es war sehr tapfer von Kosta gewesen, Tileo sofort nachzuspringen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:32

"Ich wechsle meine Sachen danach", versicherte er Eneas treuherzig, der sich sorgen machte, dass er aus der nassen Kleidung raus musste. Teilweise zumindest. Aber da war noch mehr, als nur Eneas Sorge. Da war noch Sehnsucht und Begierde nach Kostas Körper. Etwas, wonach Kosta normalerweise nur zu gerne nachgegeben hätte. Aber jetzt traute er sich Eneas noch nicht einmal nackt zu zeigen. Einerseits weil er ihnen Beiden nicht zutraute, dass sie sich beherrschen konnten und keinen Sex hatten. Andererseits, weil sein Körper nun auf einmal so merkwürdig makellos war. Die Tätowierung war restlos verschwunden und man sah auch keinerlei Narben von den Einstichlöcher der Piercings. Ausserdem fühlte er sich so seltsam jung an. Kosta war natürlich auch noch sehr jung. Nur kam es ihm so vor, als wäre sein Körper jünger geworden. Er fand keine Worte, um es zu erklären. Kosta wusste nur, dass etwas mit ihm gemacht worden war. Wie damals, als er sich Sorra Tolarim hingegeben hatte. Er war aufgewacht und sein Körper war absolut unverletzt gewesen. Gleichzeitig hatte er die Erinnerung an Andiël zurück erhalten. Kosta wollte nicht wissen, was das zu bedeuten hatte. Lieber versteckte er sich vor Eneas und allen anderen.

"Es wird ohnehin zu eng, wenn wir alle dort unten herumwuseln und versuchen, uns umzuziehen", versuchte er Eneas zu überzeugen, zuerst mit Tileo nach unten zu gehen. "Ich würde nur unnötig viel volltropfen, wenn ich jetzt auch noch runter käme." Zu seiner Erleichterung lenkte sein Freund ein und nahm den aufgedrehten Jungen mit nach unten. Froh atmete Kosta tief durch, konzentrierte sich dann aber darauf, seine Kleidung mit Hilfe der Kunst zu trocknen. Er sollte sich nun wirklich nicht erkälten. Anschliessend konzentrierte er sich darauf, das Deck etwas aufzuräumen, was durch Tileos Sprung ins Wasser ganz schön durcheinander geraten war. Die Dose mit den Ködern lag umgekippt da. Kosta stellte sie auf, schüttete das, was sich aufs Deck verteilt hatte ins Meer. Mit Hilfe der Kunst formte er eine Art Besen, mit dem er Köder und kleine Wasserlachen über den Rand ins Meer beförderte. Dabei entdeckte er, dass Eneas die Angel hatte retten können. Das war schön. Lächelnd legte er sie ordentlich beiseite und machte sich daran, die Strickleiter wieder an Bord zu ziehen.

"So, dann geh ich mal nach unten, mich umziehen, wo das Bad wieder frei ist", lächelte er Tileo zu, als dieser mit Eneas wieder nach oben kam. Eneas hielt dabei noch Tileos tropfende Kleidung, die er an Deck zum Trocknen ausbreiten wollte. Es wäre sinnvoll gewesen, hätte Kosta sich gleich an Deck ausgezogen und seine Kleidung ebenfalls hier oben gelassen. Doch das brachte er nicht über sich.
"Ich koche uns nachher gleich noch einen frischen Tee, damit wir uns von innen heraus auch noch aufwärmen können", erklärte er Eneas, weswegen er vielleicht etwas länger unter Deck bleiben würde. Damit es nicht zu lange dauerte, setzte Kosta jedoch zuerst das Wasser auf, bevor er sich hastig auszog und sich rasch wusch. Noch schneller trocknete er sich ab und zog sich etwas anderes wieder an, damit auch ja nicht die Gefahr bestand, dass Eneas hinunter kam und zuviel Haut sah. Er hatte sich jedoch umsonst Sorgen deswegen gemacht. Eneas war geduldig an Deck geblieben und kümmerte sich um Tileo. Kosta konnte in aller Ruhe Tee kochen, sich waschen und umziehen, den Tee in drei Tassen giessen und ihn zusammen mit einem Teller Kekse auf ein kleines Tablett stellen, welches er anschliessend nach oben trug.

"Hier, ich habe uns eine Stärkung auf dieses Abenteuer gemacht", meldete er sich bei Tileo und Eneas wieder an und trat zu ihnen, damit sie sich an den heissen Getränken bedienen konnten. "Was für ein Fisch, der da bei dir angebissen hat Tileo", sagte er staunend, nachdem sie es sich an Deck bequem gemacht hatten. "Der war bestimmt grösser als du selbst."
"Sowas gibt es?" machte der Junge grosse Augen.
"Aber klar", lachte Kosta. "Eine ganze Menge sogar und nicht wenige davon sind sogar grösser als Taelos und ich. Nur so einen grossen Fisch hat Taelos sich wohl nicht zum Abendessen vorgestellt. Damit kann man eine ganze Mannschaft ernähren. Was wir bräuchten, ist etwas kleineres. Vielleicht so lang, wie mein Unterarm."
"Aha", meinte Tileo. "Und wie sucht man sich das aus?"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:33

Kosta trug immer noch seine nasse Kleidung, aber er schien sie etwas getrocknet zu haben. Auch hatte er angefangen auf Deck aufzuräumen und einiges vom Wasser wieder wegzuwischen. Und das alles in durchnässten Sachen. Eneas wunderte sich mehr und mehr wieso Kosta regelrecht Angst zu haben schien sich zu entblößen. Nichtmal das Oberteil hatte er ausgezogen oder gewechselt. Was war es, was er unbedingt verbergen wollte? Normalerweise hatte sich der andere Krieger seiner Nacktheit nie geschämt. Wollte er Eneas unmissverständlich klar machen, dass nichts zwischen ihnen passieren würde? Eneas wusste es nicht und hier konnte er auch nicht fragen. Er wollte es sich nicht verderben, dass Kosta wieder bereitwilliger mit ihm redete oder bei ihm war. Trotzdem hätte Eneas ihm gerne gesagt, dass er wegen ihm nicht so hochgeschlossen herumlaufen müsste.
Kosta ging rasch nach unten und wollte ihnen auch einen Tee aufsetzen. Eneas nickte und blieb mit Tileo an Deck, damit Kosta seine Privatsphäre hatte. Er sollte ihm trauen können, dass er dies nicht ausnutzen würde. Stattdessen setzte er sich mit Tileo an Deck, um ihm zu zeigen wie man die Schnur und den Haken an der Angel austauschte.
"Das ist nützlich zu wissen", erklärte er Tileo, "Selbst wenn du Angeln nicht so spannend findest, im Notfall kannst du dich damit versorgen. Hier, nun spannt man dort die Leine ein." Er zeigte Tileo die richtigen Handgriffe. Der Junge lehnte sich halb baumelnd über sein Knie, sah vertraut zu und wollte dann auch probieren den Angelhaken zu befestigen. Aber ganz vorsichtig. So wie Kosta es ihm gezeigt hatte. Sie hatten gerade die Angel repariert und einen neuen Köder draufgesteckt, als Kosta mit Tee und Gebäck wiederkam. Eneas lächelte ihn dankbar an, nahm dann eine Tasse Tee vom Tablett.
Gemeinsam saßen sie an Deck, tranken Tee und knabberten Kekse. Tileo staunte darüber, dass es größere Fische als ihn geben konnte ehe er wissen wollte wie sie denn den perfekten Fisch für drei Personen fangen konnten.
Eneas schmunzelte. "Nun, manchmal ist es Glückssache. Ich glaube, der riesige Fisch an deiner Angel ist von kleineren Fischen angelockt worden und hat dabei aus Versehen den Köder am Haken geschluckt. Normalerweise kann man ein wenig steuern was anbeißt. Verschiedene Fische mögen unterschiedliche Köder. So wie du ja auch dein Lieblingsessen hast. Dann ist noch entscheidend wo man angelt und wie groß der Köder ist."
Eneas zeigte ihm die verschiedenen Köderstücke die sie dabei hatten ehe sie ein passendes nahmen und Tileo ein weiteres Mal die Angel auswerfen durfte. Danach übernahm Eneas jedoch die Angel, damit Tileo noch etwas spielen konnte, während Eneas den eher unaufregenderen Part übernahm zu warten. Etwas Entspannung war ihm nur recht.

Es dauerte dann auch längere Zeit bis etwas anbiss. Zunächst war es nur ein kleiner Fisch. Zu klein, den Eneas sorgsam vom Haken befreite und wieder zurückwarf. Aufgeregt beobachtet von Tileo. Dann dauerte es wieder etwas bis endlich größeres an der Leine zappelte.
"Tileo, komm schnell her", rief Eneas. Der Junge war rasch da und Eneas ließ ihn die Angel halb greifen, hielt aber immer noch fest, damit Tileo nicht wieder über Bord gezogen wurde. Zwar hatte die Leine ordentlich Zug, doch es war längst nicht so fest wie beim letzten Mal. Tileo war trotzdem begeistert und aufgeregt. Seine kleinen Füße stemmten sich gegen das Deck, während er darüber staunte, dass die ganze Angel zitterte.
"Jetzt müssen wir aufpassen, dass der Fisch müde wird und die Leine nicht reißt. Gib etwas mehr Leine. Ja, genau. Da, kannst du ihn sehen?" Eneas deutete zur Wasseroberfläche, wo sie ab und zu was zappeln sahen. Lange dauerte es nicht und Tileo konnte staunend seinen ersten Fisch aus dem Wasser ziehen.
Er war groß, aber gerade richtig für sie drei. Es schien eine Makrele zu sein. Kosta half ihnen, den Fisch über die Reling zu ziehen.
"Erlösen wir ihn schnell", sagte Eneas und rief ein Messer herbei. "Das beste ist, den Fisch vorher mit einem Schlag zu betäuben. So spürt er nichts."
Tileo war so auf das Fangen an sich fixiert gewesen, dass Eneas jetzt nicht wusste, ob er den Anblick verkraften würde. Fragend sah er kurz zu Kosta hinüber.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:36

Lieb erklärte Eneas dem Jungen, wie man es etwas beeinflussen konnte, welchen Fisch man fing. Manchmal sei es aber auch Glücksache. Da die Zwei die Angel repariert hatten, während Kosta sich umgezogen hatte, konnten sie den Haken schon wieder im Wasser mitziehen lassen. Nun, nach Tee und Kekse, zeigte Eneas Tileo, welcher Köder für was für Fische gedacht war. Erneut wurde die Angel ausgeworfen. Das machte Tileo durchaus Spass. Danach durfte Eneas jedoch die Angel hüten. Der Kapitän machte das ganz gerne und voller Geduld. Kosta konnte das nachvollziehen. Er hätte auch nichts dagegen gehabt, einfach etwas in der Sonne zu sitzen und mit offenen Augen zu dösen.

Während Tileo sich etwas zum Spielen zurück zog, machte sich Kosta daran, die letzten Spuren ihres Meerbades auf den Stufen zuputzen, anstatt sich zu Eneas zu setzen, damit er gemeinsam mit ihm darauf warten konnte, dass ein Fisch anbiss. Dabei wäre es so schön einfach zusammen zu sitzen, ohne dass sie reden mussten. Einfach nur gemütlich in der Sonne zu warten. Doch in Eneas brodelten so viele Fragen. Er war so unruhig und empfand so eine Sehnsucht. Kosta war sich sicher, dass Eneas sich dann mit Fragen nicht zurück halten konnte. Genau wie er aufgrund seiner Sehnsucht nicht die Antworten verwehren konnte. Deswegen setzte er sich nicht zu Eneas. Es war für sie alle drei zu gefährlich.

Irgendwann biss ein Fisch an. Tileo war sofort zur Stelle und zog aufgeregt ein Fischlein an Bord. Da es jedoch zu klein war, zeigte Eneas ihm, wie man das Tier befreien und wieder ins Meer entlassen konnte. Beim nächsten Mal war der Fisch jedoch schon etwas grösser. Tileo durfte wieder die Angel halten. Diesmal war Eneas jedoch dicht bei ihm und hielt ihn fest, während er ihm zeigte, wie man einen Fisch so an Land ziehen konnte, ohne dass man ihn verlor oder die Schnur riss. Langsam, Stück für Stück und immer mal wieder etwas nachgeben, bis der Fisch müde war. Dann konnte man ihn schliesslich aus dem Wasser ziehen. Kosta stand schon an der Reeling mit einem Netz bereit, das er von unten über den Fisch stülpte, damit er ihnen nicht noch in aller letzter Sekunde erwischte. Tileo strahlte, als der Prachtkerl endlich an Bord lag.

"Ja, so wie mit den Hühnern", nickte Tileo verständig, dass man das Tier erst betäuben sollte, bevor man es tötete. "Papa hat mir gezeigt, wie man das macht. Auch wie man ein Huhn ausnimmt. Das stinkt ganz schön. Aber selber habe ich das noch nie gemacht. Musst du den Fisch jetzt auch ausnehmen Taelos? Wird das auch so stinken?"
"Ja, das wird es", bestätigte Kosta erleichtert, dass Tileo das schon kannte, woher das Fleisch oder der Fisch eben kam und was man dafür tun musste, bevor man es essen konnte. "Ausserdem muss man einen Fisch auch noch entschuppen, sonst knirscht es während dem Essen ganz schön zwischen den Zähnen." Behutsam nickte er Eneas zu, der ihn fragend angeblickt hatte. Tileo konnte zusehen, wenn er wollte. "Aber wir lassen das doch Taelos tun, meinst du nicht auch?" bot er dem Jungen einen Ausweg an. "Wir beide hatten heute schliesslich schon genügend mit Fischen und Meer zu tun." Tileo kicherte und nickte. Er schien ganz froh darüber zu sein, dass er den Fisch nicht ausnehmen musste.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:38

Tileo wusste zum Glück auch schon wie Hühner getötet wurden und was dafür erforderlich war. Es schien ihm keine Angst zu machen, auch wenn ihm der Gestank nicht gefiel. Kosta erklärte Tileo was man bei einem Fisch noch beachten musste ehe der Krieger Eneas zunickte, dass er fortfahren könnte.
"Und ihr habt das leckere Frühstück vorbereitet", stimmte Eneas zu, dass er sich um den Fisch kümmern würde. Er hielt seine ausgestreckte Handfläche über den Kopf des Fisches, zögerte nicht mehr lange und betäubte das Tier mit einem Schlag der Kunst bevor er es schnell mit einem Messer tötete. Danach widmete sich Eneas dem Entschuppen und Filetieren des Fisches ehe er unter Deck ging, um zu Kochen. Gebratener Fisch mit etwas Bratkartoffeln und Gemüse. Abends saßen sie dann alle zusammen, um zu essen. Eneas gefiel es auch, mal im Gegensatz den beiden etwas gutes zu tun und für sie sorgen. Es war ein schöner Abschluss für einen zwar aufregenden, aber guten Tag. Selbst wenn der Wind nicht mitgespielt hatte. Nachdem sie aber Tileo ins Bett gebracht hatten, zog sich Kosta zurück nach oben. Er würde den ersten Teil der Nacht übernehmen. Eneas war etwas überrascht. Sie waren doch beide müde. Er erinnerte Kosta vorsichtig daran, dass es Flaute war und er in den letzten Tagen ruhiger geschlafen hatte, aber sein Freund ließ sich nicht überreden und floh dann regelrecht nach oben. So blieb Eneas nichts anderes übrig wieder alleine in der Koje zu liegen, dutzende Fragen im Kopf. Er hätte so gerne mit seinem Schwarm darüber geredet, war auch kurz davor gewesen und hatte sich nur mühsam zurückgehalten. Es brannte ihm auf der Zunge dies zu klären.
Aber nicht diesen Abend und auch die nächsten nicht. Eneas wollte es sich mit Kosta nicht verderben. Die wenigen Momente, wo sein Freund wieder mit ihm scherzte, waren zu kostbar, um sie aufzugeben nur weil er so unsicher und verwirrt war. Lieber riss Eneas sich auch den Rest der Segelfahrt zusammen. Er hielt sich brav an den auferlegten Schichtwechsel, verkniff sich jegliche Fragen über sie beide oder Kostas manchmal seltsames Verhalten. Der wacklige Frieden schien zu funktionieren und sie verbrachten weitere, schöne Tage auf hoher See. Tileo hatte am meisten Spaß zu segeln und am Ruder zu stehen und sich darin zu üben diverse Befehle übers Deck zu rufen, egal ob sie Sinn machten oder nicht. Der Wind war wieder kräftiger geworden, einmal sahen sie eine Gruppe Delphine, die munter über die Wellenkämme jagten. Ein toller Anblick. Ebenso wenn das Wetter gut genug war im schillernden Abendrot an Deck zu sitzen. Wobei es Eneas dann besonders schwer fiel, seinen Schwarm nicht sehnsüchtig anzustarren. Er hätte so gerne den Arm um ihn gelegt, wagte es aber nicht.

Einige Tage verstrichen und sie trafen das erste Mal auf ein anderes Schiff. Ein kleiner Fischkutter, umschwärmt von kreischenden Möwen. Ein paar Stunden später trafen sie noch im Dunkeln an der Küste Haylls ein. Eingenistet zwischen mehreren hohen Klippen lag Kolyvos, direkt ruhend an hohen Bergen. So hatte sich das Schmugglerdorf eher in die Breite ausgedehnt, direkt am überaus schmalen Küstenstreifen. Mehrere der Häuser waren halb in die Klippen gebaut oder lehnten dagegen. Jetzt sahen sie nur die dunklen Shilouetten und die vielen dutzenden Lichter in den Fenstern.
Sie steuerten das Boot in den kleinen Hafen, wo zwei Dockjungen die Taue entgegen nahmen und das Boot gegen die Docks zogen. Als Tileo über den Steg ging und dann wieder auf festem Boden stand, bewegte er sich noch ganz komisch und ungelenk. Wie ein waschechter, kleiner Pirat.
Eneas betrachtete ihn lächelnd. Sie holten erstmal nur ein paar Dinge aus dem Boot. Eneas reichte Tileo seinen eigenen, kleinen Seesack und dann gingen sie zu einem der Gasthäuser, die sich dicht an dicht um einen winzigen Platz drängten in dessen Mitte sich ein Brunnen befand.
"Na, wie ist, wieder an Land zu sein?", fragte er Tileo, der fand, dass es sich komisch anfühlte. "Das vergeht wieder. Jetzt kommen wir zum Klippenhecht." Er deutete auf das Gasthaus. Warmes Licht schimmerte aus den Fenstern. "Eine liebe Freundin ist die Wirtin. Sie heißt Nerei und sie weiß, dass wir aus Nuranessa kommen. Sie war selbst oft da."
Sie betraten das Gasthaus. Unten saßen mehrere Leute im Schankraum, um zu trinken und Würfel zu spielen. Kosta schob Tileo rasch an ihnen vorbei bis hin zum Tresen.
"Oh, ich trau meinen Augen kaum! Iason und Taelos", rief die braungebrannte Schönheit hinter den Tresen aus. Nerei hatte gelocktes, schwarzes Haar, korallfarbene Lippen und große goldene Ohrringe. Sie trug einen Fransenrock und ein gewickeltes Oberteil. "Und wer ist das?" Sie beugte sich über die Theke.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:38

Auch wenn Tileo das Warten beim Angeln nicht so toll fand, so war er dann doch ordentlich stolz auf sich, als sie gemeinsam bei dem leckeren Abendessen sassen, das Eneas für sie zubereitet hatte. Zurecht, wie Kosta fand. Der junge Krieger hatte tapfer vieles ertragen und entdeckte das Leben nun neu, um es aus vollen Zügen zu geniessen. Er lebte es und verkroch sich nicht, was Kosta sehr bewunderte. So tat er alles, um es so schön und so leicht für Tileo zu machen, wie es nur ging. Ein Teil davon war auch, nicht gleichzeitig wie Eneas zu schlafen, damit er immer von einem Hörschutz umhüllt war und Tileo nicht mit seinen Albträumen erschreckte. Auch wenn Eneas ihn immer man wieder vorsichtig dazu verleiten wollte, zu ihm in die Koje zu kommen. Es quälte Kosta und liess ihn erschreckt fliehen. Er konnte nicht verstehen, warum Eneas die Gefahr nicht sah und es riskieren wollte, Tileo Angst einzujagen. Manchmal machte es ihn auch wütend.

Alles in Allem verbrachten sie aber noch schöne Tage auf See. Sie konnten sich behutsam um die schwierigen Situationen herummanövrieren und die Zeit mit Tileo geniesse. Sie liessen den Jungen Kapitän sein, hüpften über Wellen und beobachteten Delphine, die sie Streckenweise begleiteten. Und so vergingen die Tage doch viel schneller, als Kosta es gehofft hatte. Nur, dass er nun lieber doch noch länger mit Eneas und Tileo gesegelt wäre. Selbst wenn er immer auf der Hut sein und aufpassen musste. Aber nun, wo es immer näher rückte, dass sie sich von Tileo verabschieden mussten, wollte er es so lange wie möglich herauszögern.

Kolyvos rückte jedoch unerbittlich näher. Es sah unscheinbar aus. So wie viele andere hayllische Fischerdörfer. Eingeklemmt zwischen Berg und Meer erstreckte es sich der Küste entlang. Es hatte einen kleinen Hafen und sogar einige Wirtshäuser. Wie viele andere Dörfer auch. Was Kolyvos jedoch einzigartig machte, waren seine Bewohner. Kaum einer war hier geboren. Die meisten von ihnen waren auch ehemalige Sklaven, Verfolgte und zu unrecht Verurteilte. Sie waren wie die Bewohner von Nuranessa. Piraten und Schmuggler, die hier ihren Stützpunkt in Hayll hatten und damit die nächste Verbindung zu Nuranessa waren.
Nachdem sie am späteren Abend in der Dunkelheit angelegt hatten, erklärte Eneas Tileo, wohin sie gingen. Wobei sie sich erst einmal wieder daran gewöhnen mussten, wieder auf dem Festland zu gehen. Der Unterschied auf so einem kleinen Segelschiff war schon viel grösser als auf der 'E'. Es war aber unglaublich süss Tileo dabei zu beobachten, ganz ungelenk über den Steg zu wanken. Es würde sich komisch anfühlen. Kosta grinste. Damit hatte er absolut recht. Allerdings hatten Eneas und Kosta schon mehr Erfahrung darin mit diesem Unterschied Land und See umzugehen.

Sobald sie das Gasthaus zum Klippenhecht betreten hatten, war Tileo schon wieder sicheren Fusses unterwegs, weil er davon abgelenkt wurde, wie spannend es in der Taverne war. Das Feuer im Kamin, die wettergegerbten Fischer, die tranken und würfelten, die schumrige, abenteuerliche Atmosphäre. Rasch schob Kosta ihn vorwärts zum Tresen, damit der Junge sich nicht all zu neugierig umsehen konnte. Damit er nichts aufschnappte, was er nicht aufschnappen sollte. Am Tresen wurden sie herzlich von Nerei begrüsst, bevor sie freundlich Tileo kennen lernen wollte. Der Junge blickte die schöne Hayllierin einen Moment lang verblüfft an, blinzelte ein paar mal, bevor er sich galant verneigte.
"Ich bin Jannis, wunderschöne Lady Nerei", grüsste er sie charmant lächelnd. "Es freut mich, dich kennen zu lernen und es ist eine Ehre in deinem interessanten Wirtshaus sein zu dürfen."
"Oh, was für ein entzückender Junge", lachte die Hexe erfreut. Adrett knickste sie vor Tileo. "Es freut mich, dich kennen zu lernen, Lord Jannis. Hast du denn Hunger? Bestimmt. Abenteurer-Krieger wie du sind immer hungrig. Ich werde dir ein leckeres Abendessen mit Dessert besorgen. Du bist eingeladen."
"Oooh, das wäre toll", strahlte Tileo nun wieder ganz der Junge. "Ich habe wirklich Hunger und es ist noch ganz komisch, dass der Boden nicht mehr wackelt. Und trotzdem wackelt er irgendwie noch immer."
"Das wird schon wieder", versprach Kosta Tileo und legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern. "Nerei, wir bräuchten neben dem Abendessen noch ein Zimmer für die Nacht. Hast du was frei?"
"Für euch immer doch, Herzchen", beteuerte die Wirtin herzlich. Dankbar und auch ziemlich verlegen lächelte Kosta zurück.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:40

Tileo schien verblüfft, dass er angesprochen worden war, doch dann stellte er sich mit seinem Piratennamen vor und war bereits ganz der Charmeur. Eneas lächelte. Der Junge würde später gewiss keine Probleme haben, die Damenwelt für sich zu gewinnen. Kostas Charme und Höflichkeit schienen sehr stark abgefärbt zu haben. Nerei war natürlich sofort begeistert und stieg auf die galante Begrüßung ein ehe sie Tileo mit dem Angebot eines Abendessen und Desserts für sich gewann. Desserts waren auf dem Segelboot eher Mangelware gewesen und so war der Junge gleich begeistert. Er erzählte Nerei auch davon wie komisch sich der feste Boden anfühlen würde. Dass sie mitten in einer Schmugglerkneipe waren, schien Tileo nicht zu verängstigen. Er war eher neugierig.
Kosta legte beschützend und tröstend einen Arm um ihn, während er sich an Nerei wandte und ein Zimmer für sie wollte. Eneas blickte fragend zu ihm hinüber. Hatte er das wörtlich gemeint? Wollte er plötzlich wirklich ein einziges Zimmer für sie alle drei? Vor Nerei wollte Eneas nicht nachfragen und da sein Freund in letzter Zeit so vehement über ihre Schlafaufteilung gewesen war, wollte Eneas lieber nicht über dieses wunde Thema argumentieren. Er hätte nichts dagegen, gemeinsam mit Tileo und Kosta in einem Zimmer zu nächtigen.
"Komm, ich zeig euch das Zimmer, dann könnt ihr eure Sachen abladen", durchbrach Nerei die Stille und führte sie nach oben. "Wie lange bleibt ihr denn?"
"Vermutlich nur ein oder zwei Tage", sagte Eneas. Sie hatten ein paar Waren, die sie aus Nuranessa mitgebracht hatten und die noch verteilt werden wollen. "Wir bringen Jannis hier zurück zu seinen Eltern."
"Ach wie schön", schwärmte Nerei. Mit wiegenden Hüftschwung und hin und herschwiegendem Rock marschierte sie voraus ehe sie die Türe zu ihrem Zimmer aufschloss. "Zwei Betten", sagte sie. "Aber ihr kommt sicher klar."
Eneas strich sich verlegen durchs Haar. "Ähm, ja.. danke, Nerei." Er wusste nicht ob sie "klarkommen" würden, aber das war, was Kosta gewollt hatte und Eneas wollte es seinem Freund recht machen. Sie legten ihr Gepäck ab und gingen wieder nach unten.
"Sucht uns schonmal einen freien Tisch", schickte Eneas die beiden voraus, um noch mit Nerei zu reden. "Hast du ein paar aktuelle Zeitungen, die du mir später bringen kannst?", fragte er. Eneas wollte sich gerne ein Bild von den Ereignissen des Kriegs machen, doch möglichst ohne Kosta und Tileo zu belasten. Nerei versprach es ihm zu besorgen und Eneas gesellte sich zu Kosta und Tileo an einen Tisch in einer Ecke. Etwas abseits der trinkenden und würfelspielenden Fischer.

Tileo blickte sich trotzdem aufgeregt um. Als dann auch noch eine dunkel gekleidete Gestalt mit langem Mantel und schwarzen, langen Haaren in die Taverne reinkam, machte der Junge große Augen und wollte flüsternd wissen, ob das ein Pirat sei.
"Möglich", sagte Eneas, "Es kann auch ein Schmuggler sein... oder einfach ein Fischer."
Tileo fand aber, dass der Mann viel zu gruselig für einen Fischer aussähe. Dann drehte sich der Mann um und Eneas erkannte ihn prompt wieder.
"Vasil!", rief er und winkte ihn her. Der Mann schob sich in ausholenden Schritten an den anderen Tischen vorbei ehe er drohend vor ihnen aufragte. Dann grinste er aber breit, entblößte dabei einen goldenen Schneidezahn. Er trug einen Dreitagebart. Eindeutiges Zeichen, dass er ein Mischling war.
"Das Piratengespann!", rief er aus, "Schneit ihr auch mal wieder rein? Was treibt euch her?" Sie klopften sich gegenseitig auf die Schultern.
"Wir bringen Jannis hier zu seinen Eltern", erklärte Eneas.
"Hmm, ein kleiner Pirat?", fragte Vasil und beäugte Tileo. Der dunkelhaarige Mann zog sich einen Stuhl heran, drehte ihn lässig um, um sich verkehrt herum draufzusetzen. "So hab ich auch mal angefangen."
"Vasils Vater war ein berühmter Flusspirat aus Dena Nehele", steuerte Eneas bei.
"Und meine Mutter war ne hayllische-"
"Lady. Eine hayllische Lady", unterbrach Eneas ihn schnell. "Wir haben ein paar Waren dabei, die du weiter transportieren könntest."
"Wo ist die Goldauge? Ich hab euer Schiff nicht im Hafen gesehen", entgegnete Vasil. Er blickte sich um. "Oder den Rest von der Mannschaft."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:42

Nerei hatte noch ein Zimmer für sie frei und führte sie auch gleich nach oben. Wie immer wiegten ihre Hüften bei jedem Schritt reizvoll. Doch Kosta hatte keinen Blick dafür. Seine Gedanken drehten sich darum, dass Tileo ein gutes, sauberes Bett und bald eine Mahlzeit bekam. Sie hatten das Abendessen heute ganz schön lange verschoben. Das war nicht gut für ein Kind. Doch sie waren so kurz vor dem Schmugglerort gewesen. Da hatte es sich nicht gelohnt, noch extra was zu kochen und sie hatten sich mit einem Kanten eher trockenen Brotes und einem Apfel begnügt.

"Danke, Nerei", bedankte sich auch Kosta bei der Wirtin. "Das Zimmer ist wunderbar." Dass sie nur zwei Betten darin hatten und nicht drei, darüber dachte Kosta nicht weiter nach. Sie hatten es auf dem Schiff auch schon so gehabt. Da machten ein oder zwei Nächte mehr auch nichts mehr aus. Wohl eher zwei Nächte, überlegte sich Kosta. Sie hatten noch einiges hier abzugeben. Das würde seine Zeit brauchen. Besser sie nahmen sich einen ganzen Tag dafür und reisten dann am Tag darauf ganz früh mit der Morgendämmerung ab. Dann hatten sie die Möglichkeit Tileos Eltern über die Winde vielleicht sogar schon innerhalb eines Tages zu erreichen. So konnten sie die erste Nacht wieder in Schichten schlafen. Nur in der zweiten würden sie eine andere Lösung finden müssen, da sie alle am nächsten Morgen früh ausgeruht sein mussten.
Aber darüber konnten sie am nächsten Abend nachdenken. Jetzt luden sie erst einmal ihre Seesäcke ab und gingen wieder nach unten in den Schankraum. Eneas schickte die Beiden vor, einen Tisch aussuchen. Kosta wählte einen an der Wand in einer Ecke aus, wo Tileo zwischen ihm und der Wand sitzen konnte. Ein eindeutig sicherer Platz, als den, den der Junge hatte wählen wollen. Möglichst in der Mitte des Raumes, wo er überall neugierig hinsehen konnte. Dort mochte es zwar spannend sein, aber nur solange bis die nächste Schlägerei einsetzte. Das konnte manchmal schnell gehen. So spassig das auch war, war es ganz sicher nichts für ein Kind.

Tileo realisierte dann jedoch recht schnell, dass er den besten Platz überhaupt bekommen hatte. So sah er als erstes den grossen, unheimlich aussehenden Krieger, der zur Taverne herein kam. Er hatte lange, schwarze Haare und ein wettergegerbtes Gesicht. Tileo war es plötzlich ganz wohl in seiner Ecke. Eneas hingegen grüsste den Neuankömmling erfreut und auch Kosta winkte dem Flusspiraten grinsend zu. Damit Tileo keine Angst haben musste, stellte Eneas Vasil dem Jungen vor, der ihn mit grossen anstarrte.
"Du warst auch schon als Kind ein Pirat?" fragte er staunend. Man sah dem Kind an, dass er sich selber nicht wirklich für einen gefährlichen Piraten hielt. Mehr für jemanden, der das nur spielte, weil es Spass machte. Aber nun schien er auch darüber nachzudenken, dass er ernsthaft ein Pirat werden konnte, wenn er erwachsen war. Nun, wo er jemanden kennenlernte, der auch schon als Kind ein Pirat gewesen war.
"Wir sind nur zu zweit hier, Vasil", antwortete Kosta ihrem Freund. "Der Rest der Crew hat Landurlaub. Ist zur Zeit wohl auch besser so. Wie sieht es denn im Land so aus? Sind die Strassen in Hayll sicher?"
"Sicher für wen?" grinste Vasil. "Für die braven Bauern oder inovativen, aufgeschlossenen Geschäftsleuten wie uns?" Kosta musste schmunzeln.
"Wieso?"
"Weil es auf den Strassen und den Landepunkten nur so von gut gerüsteten Wachen wimmelt, die alles und jeden aufs peinlichste genau durchsuchen, um auch ja keinen Spion Dhemlans entwischen zu lassen", erklärte der der Flusspirat eher unglücklich.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:43

Tileo schien auf einmal sehr interessiert, dass Vasil bereits als Kind Pirat gewesen war. Eneas befürchtete, dass sie den Jungen auf viel zu dumme Ideen gebracht hatten. Das Piratenleben konnte auch sehr unstet und gefährlich sein. Aber da sie Tileo stets davor abgeschirmt hatten, schien er das noch nicht wahrgenommen zu haben. Während Eneas noch überlegte wie sie Tileo das erklären konnten, beantwortete Kosta Vasils Fragen nach der 'E'. Kosta erklärte ihr alleiniges Auftreten damit, dass der Rest Landurlaub hätte, ehe er fragte, ob die Straßen im Landesinneren sicher wären.
Vasil erzählte davon, dass momentan alle Straßen und Landepunkte gut gesichert wären. Alles würde ausführlich kontrolliert und jeder genau befragt. Natürlich war der Schmuggler und Flusspirat darüber unzufrieden. Aber auch Eneas bereitete das verstärkte Aufkommen der Soldaten Sorgen.
"Wir haben nichts zu verbergen, aber das könnte auch für uns eine Verzögerung bedeuten", bemerkte der Pirat. Allein schon, wenn man sie durchsuchen und verhören würde. Eigentlich wollte Eneas dies weder Tileo noch Kosta zumuten, aber es schien als hätten sie keine andere Wahl. Abseits der Wege zu reisen würde viel länger dauern und sie erst recht verdächtig machen.
"Ich glaube, wir werden uns wieder unter die braven Bürger mischen", sagte Eneas. Sie hatten entsprechende, feinere Kleidung im Gepäck und auch für Tileo hatten sie damals in Garois schon edlere Kleidung besorgt, da sie sich der Junge unbedingt gewünscht hatte. Um seinem Vorbild Kosta nachzueifern.
Da kam Nerei mit mehreren Tellern dampfenden Abendessens. Nach all dem Fisch hatte sie ihnen Lammfleisch mit Erbsen, Reis und scharfer Soße gebracht. Tileo bekam einen etwas kindgerichten Teller mit dem er dann auch ganz zufrieden war, nachdem er einmal vorsichtig bei Eneas' Teller gekostet hatte.
Vasil sagten sie, mit welchem Boot sie angekommen waren und verabredeten sich, sich morgens dort zu treffen, um die Waren abzuladen. Der Schmuggler klaute sich noch eine Pommes von Tileos Teller ehe er sich verabschiedete.

Sie waren gerade dabei, den Nachtisch zu verputzen - Schälchen mit leckerem Pudding - als sich zwei Fischer in die Wolle bekamen, sich unflätig gegenseitig beschimpften und schubsten. Eneas rief rasch einen Hörschutz um Tileo um, damit der Junge nicht gleich die derbsten Schimpfwörter mitbekam. Seine Eltern würden sonst gewiss mit ihnen schimpfen.
"Ich glaube, es ist Zeit, dass wir nach oben gehen", sagte Eneas, während Nerei und ein dickbäuchiger Mann die zwei Streitenden nach draußen bugsierten. Eneas ließ den Hörschutz wieder fallen. Tileo fragte wieso er das nicht hatte hören dürfen. "Für ein paar Dinge bist du noch zu jung. Das Piratenleben kann auch sehr gefährlich sein. Für jeden erfolgreichen Vasil gibt es dutzende Kinder, die nicht so erfolgreich sind. Es ist besser, erst einmal etwas anderes zu lernen."
"So wie du mit der Akademie", bemerkte der Junge, wischte sich den Mund ab, nachdem das Puddingschälchen leer war. Eneas nickte bemüht lächelnd, während er nur daran denken konnte, dass dort ganz andere, schreckliche Gefahren gelauert hatten. Er erinnerte sich an Cyrill. Jener Kadett, der sich damals umgebracht hatte. Eneas wurde übel, wenn er nur daran dachte, dass auf Tileo ähnliche Schrecken warten konnten. Er wollte den Jungen zwar zu seinen Eltern bringen, aber er hatte Angst, ihn alleine zu lassen. Dass er ihn dann nicht mehr schützen konnte.
Natürlich, Tileo hätte seine Eltern wieder... aber die hatten ihn auch nicht vor dem Angriff der Sklavenhändler schützen können. Wie sicher war Tileo bei der nächsten Bedrohung? Eneas hätte ihm gerne noch so vieles mehr beigebracht und ihm vor allem gewarnt. Es fehlten noch so viele Ratschläge und die Reise war viel zu kurz.
Für einen Moment drohten ihn die Gedanken daran zu erdrücken.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:46

Eneas überlegte, dass sie sich wohl am Besten als anständige, brave Bürger ausgaben, um möglichst rasch zu Tileos Eltern zu gelangen. Selbst wenn sie damit die Kontrollen über sich ergehen lassen mussten. Kosta nickte zustimmend. Es würde auch die Bewohner von Tileos Dorf weniger erschrecken, wenn sie anständiger gekleidet waren. Wobei Kosta noch nicht genau wusste, wie es dann werden würde. Ob sie das Dorf betreten, oder erst einmal versteckt abwarten sollten, um herauszufinden, wie die Bewohner da so tickten.
Jetzt gab es erst einmal etwas zu essen. Reiss, Lammfleisch mit scharfer Sauce und Erbsen. Es war eine herrliche Abwechslung zu dem vielen Fisch. Die Krönung war ein leckerer Pudding zum Nachtisch. Etwas, was sie auf dem Schiff nicht so oft gehabt hatten, denn irgendwann waren ihnen die Eier ausgegangen, um weitere Pfannkuchen zu backen. So stürtzte sich Tileo sich auf die Süssspeise und hatte gar nichts dagegen, auch noch Kostas Pudding zu geniessen, den er ihm verstohlen zugeschoben hatte. Und zu guter Letzt drohte auch noch eine richtige Tavernenschlägerei zu entstehen. So wie es sich für eine Piratenkneipe gehörte.
Schlussendlich war es dann doch nicht so spektakulär. Die beiden Fischer beschimpften sich nur sehr wüst, wovon Tileo zu seiner Enttäuschung nichts mitbekam, da Eneas blitzschnell einen Hörschutz um ihn legte. Nerei und ein Krieger packten die beiden Streithäne auch gleich und bugsierten sie nach draussen. So kam es nicht nicht wirklich zu einer Prügelei. Entsprechend wollte Tileo auch gleich wissen, warum er nicht hatte zuhören dürfen. Er hatte sich nicht erschreckt ob der bedrohlichen Situation. Nicht wo er gleichzeitig von Kosta und Eneas beschützt wurde.

Sanft erklärte Eneas, dass es an der Zeit wäre, nach oben zu gehen. Denn für gewissen Dinge sei Tileo noch zu jung. So ein Piratenleben könne auch sehr gefährlich sein. Besser wäre es, wenn man erst einmal etwas anderes lernte. Denn für jeden erfolgreichen Piraten gäbe es viele Kinder, die nicht so viel Glück hätten. Das waren ganz schön harte Worte. Instinktiv streichelte Kosta Tileo über den Rücken, wie als könne er ihn dadurch von dieser brutalen Warheit beschützen. Dabei waren die Worte schon gesagt. Zu seiner Überraschung war Tileo deswegen nicht eingeschüchtert. Er wurde ernst, nickte dann aber verstehend und meinte, dass man es so machen solle, wie Taelos, der zuerst auf die Akademie gegangen war.
Eneas nickte lächelnd. Doch Kosta kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass er innerlich erstarrte und an seine eigenen, schmerzhaften Erinnerungen da dachte. An das, was er selber da hatte erleiden müssen, an die Gefahren die auch ausserhalb eines Piratenlebens existierten. Kosta sah das geistige Beben aus der Unfähigkeit geboren Tileo noch weiter, noch mehr warnen und beschützen zu können. Kosta ging es ganz ähnlich. Tileo gegenüber, aber vorallem Eneas gegenüber. Ohne weiter darüber nachzudenken legte er seine Hand tröstend auf die seines Freundes und drückte sie liebevoll.
"Nun, wir sollten wirklich nach oben gehen", lächelte Kosta die beiden anderen Krieger an. "Denkt doch nur, endlich haben wir wieder ein Bad, wo man sich umdrehen kann, ohne dabei überall anzustossen. Und eine Dusche, Jungs. Die können wir alle vertragen." Kurzerhand packte er Tileo und warf ihn sich über die Schulter. Der Junge quitschte lachend und zappelte kichernd, als Kosta sich erhob, um die Treppe hoch zu gehen. Dabei hielt er weiterhin Eneas Hand fest und zog seinen Freund einfach mit sich. Die Treppe hoch und dann in ihr Zimmer. Da liess er den lachenden Tileo aus sicherer Höhe auf eines der Betten fallen, so dass er noch federnd etwas auf und ab hopste.
"Na, wer will als erstes unter die Dusche?"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:46

Gerade wo ihn die Gedanken daran, dass er bald nicht mehr für Tileo würde sorgen können, zu überwältigen drohten, berührte ihn Kosta an der Hand. Kein Versehen, nein, ein fast tröstender Händedruck, der besagte, dass sein Freund für ihn da war. Kosta schien zu ahnen was Eneas durch den Kopf ging. Durch die kleine Berührung waren die Gedanken daran erst einmal vergessen. Dankbar blickte er Kosta an. Der Krieger übernahm fürs weitere die Führung und schlug vor, dass sie nach oben gehen sollten. Schließlich hätten sie da Gelegenheit auf eine richtige Dusche. Eneas war dieser Luxus nicht so wichtig, aber vielleicht konnten sie Tileo so aus dem aufregenden Schankraum locken. Der Junge war viel zu neugierig und erkundungsfreudig, doch das kannte Eneas auch von sich selbst. Oder wollte er seine Eigenschaften bloß in dem Kind wiederfinden? Wieviel hatten sie ihn am Ende wirklich geprägt? Wie würde sein Leben in Zukunft ablaufen?
Kosta ließ aber länger keine schwermütigen Gedanken zu. Er schnappte sich Tileo, um den glucksenden und zappelnden Jungen über die Schulter zu legen. Natürlich blickten da einige Gäste zu ihnen hinüber, was sie da veranstalteten. Während Kosta immer noch deutlich Eneas' Hand hielt und ihn von der Holzbank zog. Eneas wurde sehr aufgeregt. Nicht nur weil sein Schwarm seine Hand eine längere Zeit hielt, sondern auch weil ihnen mehrere Leute dabei zusahen. Ja, Eneas hatte seinen engsten Freunden gesagt, dass er auch Männern zugetan war, insbesondere Kosta. Nur bisher hatte Eneas das bloß gesagt und keinerlei Gelegenheit gehabt, es auch zu zeigen. Nichtmal auf Nuranessa, wo Kosta ihm so oft aus dem Weg gegangen war.
Dies war das erste Mal, dass es nun so richtig in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. Kosta schien nicht weiter darüber nachzudenken, doch Eneas klopfte das Herz bis zum Hals, als sein Freund ihn weiterzog und dann die Treppe hinauf. Es ging alles so schnell, dass Eneas kaum Zeit hatte darüber nachzudenken. So oft hatte überlegt wie es wäre, wenn man ihre Zuneigung öffentlich sehen würde, aber jetzt war es ganz überstürzt und ungeplant passiert. Fast wie ein erster Kuss. Und Eneas hatte überhaupt nicht angemessen reagieren können. Hatte es denn etwas zu bedeuten? Aber Kosta hielt immer noch seine Hand, als sie im Zimmer waren und er Tileo auf dem ersten Bett ablud. Der Junge lachte und begann auf dem Bett auf und abzuhüpfen. Eneas war viel zu hin und weg von seinem Geliebten, als dass er eingegriffen hätte und so war es Kosta, der den Jungen ins Bad schickte bevor er noch sein Bett auseinandernahm.

"Du..." Eneas biss sich auf die Lippen. Kosta hatte es ihm eigentlich untersagt, über ihre Beziehung zu reden. So deutete der Krieger nur auf ihre Hände. Im Hintergrund hörte man das Plätschern des Wassers. "Du hast mich vor dem gesamten Schankraum an der Hand nach oben gezogen...", sagte er schließlich leise. Hatte es etwas zu bedeuten oder hatte nur Eneas es so empfunden? Auch besaßen sie nur zwei Betten. Wollte Kosta nun doch wieder bei ihm liegen? Trotz der Albträume? Fragend blickte Eneas ihn an.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:49

Er bekam keine Antwort, wer denn nun als erster unter die Dusche wollte. Tileo hatte viel zu viel Spass daran, wie er aufs Bett geplumpts war und wiederholte das nun kichernd und quitschend. Das arme Möbelstück knarrzte und ächzte gefährlich. Sicherheitshalber fing Kosta den Jungen also wieder auf, als er gerade wieder in die Luft sprang, um sich schwungvoll auf die weiche Matratze fallen zu lassen. Dabei liess er Eneas Hand los. Der Kapitän hatte nichts dazu gesagt, dass er Duschen gehen wollte. Er stand nur ganz dicht bei ihm. Da, wo Kosta ihn hingeführt hatte. Kosta dachte sich jedoch nichts dabei. Für ihn war es selbstverständlich, dass sie Tileo als erstes unter die Dusche und dann ins Bett schicken würden.
"Ich fürchte, das Bett, wird deine wilden Sprünge nicht allzu lange aushalten, Tileo", warnte er den Jungen und stellte ihn aufrecht auf dem Boden ab. "Wir wollen Lady Nerei doch keine Scherereien machen. Sonst stellt sie uns, genau wie die Streithähne unten in der Taverne, einfach vor die Tür. Das wäre eine kalte Nacht." Tileo bekam grosse Augen. Das schien er dann doch nicht zu wollen. "Na los, unter die Dusche mit dir und wasch dir gründlich jedes Salzkörnchen ab. Auch hinter den Ohren." Tileo grinste, nickte und sauste ins Bad. Kosta kam ihm etwas langsamer nach, um nach zu sehen, ob alles in Reichweite des Jungen lag. Ob er an die Handtücher und die Seife gelang. Anschliessend legte er ihm noch seinen Schlafanzug und frische Wäsche aus Tileos Rucksack zurecht, bevor er ihn alleine zurück liess. Kosta konnte nur hoffen, dass mit dem warmen Wasser auch die Müdigkeit kam.

Zurück im Zimmer schüttelte er Tileos Kopfkissen auf und schlug ihm die Bettdecke zurück, damit er es sich nach der Dusche schön gemütlich darin machen konnte. Als Eneas ihn auf einmal ansprach. Fragend blickte Kosta auf. Doch Eneas biss sich erst einmal nur auf die Lippen und deutete auf seine Hand. Sofort war Kostas Anspannung wieder da. Die Vorsicht, die Angst, dass er Eneas wieder weh getan hatte. Vorsichtig richtete er sich auf und blickte dem älteren Krieger unter dichten Wimpern hervor in die Augen. Prompt warf dieser ihm vor, dass er ihn vor dem gesamten Schankraum an der Hand nach oben gezogen hätte. Schuldbewusst zuckte Kosta zusammen.
"Es tut mir leid", wisperte er entschuldigend und senkte demütig seinen Kopf. Er hatte Eneas einfach angefasst, ohne ihn vorher um Erlaubnis zu fragen. Und dann auch noch so, dass alle es hatten sehen können. Etwas, wovor Eneas grosse Angst hatte. "Tileo sollte nicht länger da unten sein, wo sich die Gemüter immer mehr erhitzten", erklärte er sein Handeln. Eneas hatte ja selbst gesagt, dass es an der Zeit wäre, nach oben zu gehen. "Ich wollte dich nicht da lassen, wo du warst." Damit meinte er nicht den Schankraum, sondern da, wo Eneas mit seinen Gedanken gewesen war. "Es war einfach eine freundschaftliche Geste. Die anderen Gäste werden das sicher auch so sehen. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:49

Eneas dachte noch über den soeben erlebten Moment nach, so dass er nur schweigsam daneben stand, als Kosta den Jungen liebevoll ins Bad schickte und dann auch kurz hinterher ging, um nachzusehen, ob Tileo alles fand. Und womöglich nicht weiteren Unsinn im Bad anstellte so wie schon das arme Bett hatte leiden müssen.
Als Kosta zurückkam, konnte Eneas doch nicht anders, als seinen Freund auf das Händchen halten anzusprechen. Der Krieger wusste, das Thema war eigentlich tabu und er befürchtete schon, Kosta würde nicht gut darauf reagieren, doch sonst würde sich Eneas mal wieder ewig den Kopf darüber zerbrechen. Zögernd deutete er auf Kostas Hand und dann auf seine. Aber der andere Krieger verstand es zunächst falsch. Der schöne Blick unter den dichten Wimpern wurde entschuldigend und Kosta zuckte sogar zusammen, befürchtend, dass er etwas falsch gemacht hatte. Dabei empfand es Eneas ganz und gar nicht so. Es war nur so plötzlich passiert, aber er hatte es aufregend gefunden. Eneas hätte dies Kosta gerne gesagt, es lag ihm bereits auf den Lippen.
Kosta entschuldigte sich trotzdem und erklärte, dass er nur Tileo hätte aus dem Schankraum bringen wollen. Und Eneas aus seinen Gedanken reißen. Jedenfalls verstand Eneas die Erklärung so. Kosta hatte also gespürt was mit ihm los gewesen war, womöglich dachte er ähnlich über das Ende ihrer Reise und den Abschied von Tileo.
"Danke, das war gut von dir", begann Eneas. Er machte den Mund auf, um noch mehr loszuwerden von dem was ihm auf dem Herzen lag. Besonders dieser flüchtige Moment, wo Kosta ihn vor Augen aller anderen hinter sich herzog. Doch da sprach sein Schwarm bereits weiter. Es wäre eine freundschaftliche Geste gewesen. Nichts worüber man sich Gedanken machen musste. Eneas erstarrte innerlich, versuchte tapfer zu verbergen, dass ihn das traf.
"Oh.. ja, natürlich", sagte er leise. Jetzt kam er sich dumm vor, Es war vielleicht naiv gewesen, zu glauben, es wäre ein besonderer Moment gewesen. Kosta schien nichtmal daran zu denken. Für ihn war es nicht der Rede wert. Er hatte natürlich schon öfter Männer in der Öffentlichkeit an der Hand nach oben zu den Zimmern gezogen. Für Kosta war das nichts neues. Und dabei war es nichtmal das gewesen. Wie Kosta gesagt hatte, es war rein freundschaftlich gemeint gewesen. Eneas hatte viel zu viel hinein interpretiert. Die ganze aufregende Empfindung über den neuen Schritt war mit einem Male dahin. Wie als wäre der erste Kuss dann doch nichts weiter als ein Küsschen auf die Wange gewesen.
"Du musst dich jedenfalls nicht entschuldigen", sagte er. "Für mich wars vermuztlich aufregender als für dich", fügte er hinzu und lächelte link. Eneas ging zu seinem Seesack, um Sachen fürs Bad rauszusuchen.
"Wie willst du das mit dem Bett machen?", fragte er, während er vor dem Seesack kniete, Kosta den Rücken zugewandt. Eneas legte einen eigenen Schlafanzug aufs Bett. Vielleicht war Kosta das lieber. Er schien diese Distanz zu brauchen, die hochgeschlossene Kleidung. Vielleicht befürchtete er, alles andere würde Eneas verführen. Der Pirat wusste nichtmal, ob er damit recht hatte oder nicht.
"Ich kann etwas länger aufbleiben und über deinen Schlaf wachen.. ich werde einen besonders starken Hörschutz errichten. Er sollte bis morgen halten", glaubte er. Eneas blickte über die Schulter. "Willst du, dass wir beide in einem Bett.. oder.. ich kann mir auch hier ein Lager machen mit einer Decke." Er deutete auf den Boden, obwohl er eigentlich schon jetzt wusste, dass Kosta das niemals erlauben würde. Eher würde Kosta selbst auf dem Boden schlafen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:56

Scheu blickte er unter dichten Wimpern hervor, als Eneas sich bei ihm bedankte, dass er ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. Selbst wenn er ihn dazu vor allen Leuten im Schankraum an der Hand gefasst und durch den Raum zur Treppe gezogen hatte. Hastig beteuerte er Eneas, dass die anderen es sicherlich auch als rein freundschaftliche Geste wahrgenommen hätten. Gerade mit Tileo über den Schultern. Eneas musste keine Angst haben, dass das jemand missverstanden haben könnte.

Eneas stimmte dem zögerlich zu. Er schien nicht so recht überzeugt. Kosta wollte sich gleich noch einmal für sein unbedachtes, ungebührliches Verhalten entschuldigen. Doch Eneas kam ihm zuvor und stellte klar, dass er sich nicht entschuldigen müsse. Kosta war sich da nicht so sicher. Er spürte, dass Eneas sich unwohl fühlte und hatte das starke Bedürfnis, es wieder gut zu machen. Als der andere Krieger unvermittelt hinzufügte, dass es für ihn selbst wahrscheinlich aufregender gewesen sei, als für Kosta. Er lächelte ihn komisch an, bevor er ihm den Rücken zuwandte und sich um seinen Seesack kümmerte.

Kosta blieb wie versteinert stehen und brauchte einen Moment, bis er realisierte, was Eneas da eigentlich gesagt hatte. Es wäre aufregend für ihn gewesen. Hiess das, dass er es gewollt hatte? Dass er gewollt hatte, wie Kosta ihn vor allen an der Hand genommen und in sein Zimmer gezogen hatte? Hatte Eneas gewollt, dass die anderen Gäste sie als Paar erkannten? Aber sie waren kein Paar. Weniger denn je und das obwohl sie sich nacheinander verzehrten. Kosta hatte jedoch nicht das Gefühl, dass sie wahrhaft zueinander gefunden hatten. Vielleicht interpretierte er jedoch auch zuviel in Eneas Wunsch hinein, dass sie ein Paar wurden. Vielleicht wollte Eneas es einfach so haben, wie es bisher gewesen war. Einfach ohne, dass sie sich versteckten und Eneas dabei noch eine Gefährtin hatte. Allerdings stand das im krassen Gegensatz dazu, dass Eneas ihm vorwarf nicht dafür einzustehen, was er selber wollte und dass er bei ihm nicht sicher sein konnte, was er wirklich fühlte.

"Eneas", brachte er unsicher hervor. Anmutig kniete er sich mit etwa einer Armlänge Abstand hinter den Krieger auf den Boden. "Eneas, solange Tileo bei uns ist, hat nichts von dem, was ich tue mit unserer Beziehung zu tun", versuchte er sanft zu erklären. Auf die Frage nach dem Bett konnte er gerade nicht eingehen. Er hörte sie noch nicht einmal richtig, so sehr kreisten seine Gedanken darum, dass er Eneas wieder einmal enttäuscht hatte. Traurig versuchte er es wieder gut zu machen. Reumütig blickte er auf den schlanken Rücken vor sich.
"Ich möchte Tileo sicher und glücklich nach Hause bringen", bat er leise. "Danach haben wir ganz viel Zeit uns mit uns beiden zu beschäftigen Eneas. Ich... ich werde nicht fortlaufen. Aber so lange er bei uns ist, können wir nicht mehr als Freunde sein. Bitte, Eneas", flehte er den Kapitän mit brüchiger Stimme an. "Ich möchte ihn nicht erschrecken oder ihm Kummer bereiten." Kosta hatte eigentlich gedacht, dass das auf dem Schiff schon geklärt hatten. Er verstand nicht, warum Eneas das immer wieder beiseite schob. Ihm war Tileos Wohl doch auch nicht egal. Warum riskierte er dann nur immer wieder, dass Kosta vollends den Halt verlor?
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 21:56

Eneas versuchte ungerührt mit dem Auspacken seines Seesackes weiterzumachen, als Kosta sich hinter ihn kniete, doch es fiel ihm gleich deutlich schwerer sich zu konzentrieren. Der Pirat biss sich auf die Lippen und hielt inne in seinen Bewegungen, während Kosta nochmal betonte, dass solange Tileo bei ihnen war, keine von Kostas Aktionen etwas mit ihrer Beziehung zu tun haben würde.
"Ja, ich weiß", sagte Eneas schnell. Er wusste sofort, er hatte einen Fehler gemacht. Er hätte seinen Mund halten und seine Fragen und Gedanken für sich behalten sollen. Das hatte die letzten Tage auf dem Schiff einigermaßen gut geklappt. Eneas hatte sogar das Gefühl bekommen, dass sie wieder lockerer miteinander umgegangen waren. Hatte er das jetzt erneut kaputt gemacht? Dunkelheit, er war so ein Idiot. Eneas blickte auf seinen Schlafanzug.
Kosta hatte nicht auf die Frage nach der Schlafsituation reagiert. Bedeutete das, Eneas sollte sich hier ein Lager bereiten oder war es ihm egal? Sein Freund schien seit der Rückkehr aus Dhemlan ein Buch mit sieben Siegeln.
Kosta fuhr leise fort, dass er sich darauf konzentrieren wollte, Tileo sicher nach Hause zurückzubringen. Bis dahin könnten Eneas und er nicht mehr als Freunde sein. Kosta würde ihm nicht weglaufen.
"Ich weiß. Ich hätte nicht damit anfangen sollen. Es tut mir leid", brachte Eneas vor und drehte sich nun doch um. Kostas brüchiges Flehen war schwer zu hören. Eneas verstand nicht wieso das wieder zu viel gewesen war. Er hatte geglaubt, dass es besser zwischen ihnen lief. Dass nun doch eine kleine Bemerkung seinen Schwarm sofort wieder an den Rand des Zusammenbruchs trieb, traf Eneas. Das hatte er natürlich nicht beabsichtigt. Jedes Mal wieder seine heftigen Gefühle im Zaum zu halten, fiel ihm sehr schwer.
"Ich möchte auch, dass er eine gute Reise hat. Das letzte, kurze Stück noch. Die Zeit ist so schnell vorüber gegangen." Eneas blickte zur Badezimmertüre, wo man das Wasser plätschern hörte. "Er soll sicher und glücklich sein." Über die Reise hinaus. Eneas mochte gar nicht daran denken. Vorhin hatten ihn die Gedanken daran fast überwältigt und es war Kosta gewesen, der ihn dort hinausgerissen und abgelenkt hatte. Es hatte Eneas einfach berührt. Aber es war freundschaftlich gedacht gewesen und nicht mehr. Der Schriftsteller wusste kaum noch welche der starken Gefühle er überhaupt noch rauslassen konnte. Er musste sch zusammenreißen. Für Kosta und Tileo.
"Also ich kann hier schlafen... wenn das einfacher für dich ist", sagte Eneas und deutete auf den Boden. "Ich hab auch einen Schlafanzug für mich.." Er hielt das Stoffbündel in den Händen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 21:58

Eneas beteuerte ihm schnell, dass er es wisse, dass dies nichts mit ihrer Beziehung zu tun gehabt hatte. Er hätte gar nicht erst damit anfangen sollen. Es täte ihm leid. Verwirrt schaute Kosta ihn an. Der andere Krieger hatte sich zu ihm umgedreht und blickte ihn traurig an. Kosta wand sich unter dem Blick und verstand gar nichts mehr. Wenn Eneas wusste, dass die Berührung nichts mit ihrer Beziehung zu tun hatte, warum hatte er dann überhaupt danach gefragt? Hatte er nun gewollt, dass er ihn vor allen Leuten anfasste oder nicht? Warum konnte er den Gedanken an sie Beide Tileo zuliebe nicht für eine Weile beiseite schieben? Eneas war doch derjenige gewesen, der diesen Segelausflug vorgeschlagen hatte. Warum machte er es Kosta so schwer, sich zusammen zu halten? Es würde doch nur auf Tileos Kosten gehen. Wenn er Kosta einfach nur drängen und quälen wollte, für das, was er ihm alles angetan hatte, hätte der Krieger es ohne zu Murren angenommen. Aber Tileo sollte das nicht erleben müssen.

Auch Eneas sah das so. Er wollte, dass Tileo eine gute Reise hatte. Dass er sicher und glücklich sein sollte. Auch das letzte kurze Stück noch. Die Zeit wäre so schnell vorüber gegangen. Kosta nickte wehmütig. Das war sie und er hatte es noch nicht einmal richtig geniessen können. Dauernd hatte er aufpassen, sich zusammen reissen und auf jedes kleine Wort achten müssen. Das war sehr anstrengend, auch wenn er es gerne für die beiden Krieger tat.
"Es tut mir leid, Eneas, dass ich dir nicht beides bieten kann", entschuldigte er sich bei seinem Freund innig. Man hörte seienr Stimme an, wie zutiefst zerrissen er sich fühlte. "Dass nicht beides geht. Eine sichere Reise für Tileo und eine stabile Beziehung zu dir. Bitte. Hab noch ein bisschen Geduld. Nicht mehr lange und dann gehöre ich ganz dir. Dann können wir neue Regeln aufstellen." Wie Eneas in der Öffentlichkeit angefasst werden wollte zum Beispiel."Es tut mir leid, Eneas, dass ich dir nicht beides bieten kann", entschuldigte er sich bei seinem Freund innig. Man hörte seienr Stimme an, wie zutiefst zerrissen er sich fühlte. "Dass nicht beides geht. Eine sichere Reise für Tileo und eine stabile Beziehung zu dir. Bitte. Hab noch ein bisschen Geduld. Nicht mehr lange und dann gehöre ich ganz dir. Dann können wir neue Regeln aufstellen." Wie Eneas in der Öffentlichkeit angefasst werden wollte zum Beispiel. Dabei gehörte er Eneas doch ohnehin schon vollkommen. Leider reichte das nicht aus, damit er ihm auch seine Wünsche erfüllen konnte

In dem Moment, wo Eneas anbot, dass er hier auf dem Boden schlafen könne, erinnerte sich Kosta daran, dass Eneas ihm das kurz zuvor schon einmal angeboten hatte. Doch der Krieger war zu verletzlich gewesen, vor lauter Angst, Tileo weh zu tun, dass er nicht darauf eingegangen war. Wusste er doch, dass Eneas dem Jungen auch keinen Schaden zufügen wollte. Deswegen hatte er sich fest darauf konzentriert. Jetzt jedoch hatte er einen Blick dafür.
Unwillkürlich musste er sich vorstellen, wie Eneas vor seinem Bett am Boden schlief, bereit, jederzeit von ihm zwischen die Federn gezogen zu werden. Das war reizvoll. Er wollte Eneas gerne zu sich ins Bett ziehen und ihm zeigen, wie sehr er ihn liebte. Aber abgesehen davon, dass Eneas das sowieso nicht begreifen würde, war der Boden viel zu hart, als dass Kosta seinem Liebsten dies zumuten wollte. So schüttelte er nach kurzem Zögern und da auf den Boden starren, wo Eneas vorgeschlagen hatte zu schlafen, bedächtig seinen Kopf.
"Du hast einen Schlafanzug dabei?" fragte er einigermassen überrascht. Kosta wusste zwar, dass Eneas so etwas besass, doch der Kapitän trug ihn kaum je. Sollte es zu kalt sein holte er sich noch eher Kosta ins Bett, um ihn zu wärmen, als dass er Kleidung zum Schlafen trug. Höchstens einmal, wenn er krank war.
"Tileo würde sich nur wundern, wenn wir auf einmal nicht mehr im selben Bett schliefen", wehrte er ab, dass Eneas am Boden schlafen sollte. "Lass uns besser wieder in Schichten schlafen und mit einem ganz starken Hörschutz arbeiten. Dann wird es schon gehen, dass er nichts von meinen Albträumen mitbekommt." Das wäre das Beste. Lieb lächelte er Eneas an.

Da hörte man, wie das Wasser der Dusche abgestellt wurde. Gleich würde Tileo aus dem Bad kommen. Kosta erhob sich sofort anmutig, um den Jungen in Empfang zu nehmen. Liebevoll half er ihm, das Haar trocken zu rubbeln und vergewisserte sich, dass Tileo die Zähne geputzt hatte. Anschliessend drängte er ihn dazu sich ins Bett zu legen, nicht darin herum zu hopsen und bot ihm an, ihm noch eine Gutenachtgeschichte zu erzählen, wenn er schön brav sei.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 22:01

Kosta entschuldigte sich erneut dafür, dass er ihm nicht beides bieten konnte. Entweder hätten sie eine sichere Reise für Tileo oder eine stabile Beziehung. Eneas nickte langsam.
"Ja, die Reise ist wichtig", stimmte er zu. Das wollte er bestimmt nicht gefährden. Er hatte auch Kosta nicht in solche Bedrängnis bringen wollen. Aber das Händchenhalten war so unerwartet gekommen nach so langer Zeit ohne körperlichen Kontakt und dann noch in der Öffentlichkeit. Eneas sehnte sich so sehr danach, dass er anscheinend viel zu viel da hinein interpretiert hatte. Doch Kostas neue Worte gaben Anlass für noch mehr Fragen und Vermutungen. Was meinte er damit, wenn er sagte, dass er bald ganz ihm gehören würde? Es stimmte Eneas nachdenklich, dass sein Freund nun mit einer neuen Selbstverständlichkeit von einer Beziehung sprach. Es klang so, als wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis sie zusammenkämen. Kosta erwähnte sogar eine "stabile" Beziehung. Wollte er das nun auch oder steckte eher dahinter, dass Kosta wieder einmal Eneas Wünschen nachkommen wollte?
Es war noch nicht so lange hergewesen, da hatte jegliche Frage, was aus ihnen beiden werden würde, Kosta sofort in die Flucht getrieben. Hatte sich Kostas Einstellung dazu über die Segelfahrt hinweg geändert? Eneas war da skeptischer geworden. Es hielt sie nicht nur Tileos Anwesenheit zurück. Auf der Insel hätten sie Momente alleine haben können, aber die waren selten gut ausgegangen und es hatte manchen Streit gegeben, da hatte Eneas begonnen daran zu zweifeln, ob es mit ihnen überhaupt klappen würde. Zu unterschiedlich schienen ihre Erwartungen.

Jetzt aber sprach Kosta ganz selbstverständlich darüber, dass er bald ihm gehören würde und sie neue Regeln aufstellen würden. Was genau er wohl damit meinte? Aber Eneas durfte nicht nachhaken.
"Ich würde gerne über uns beide reden", war das einzige was er wagte dazu zu sagen. "Ich wollte dich nicht in Bedrängnis bringen", entschuldigte er sich, "Wo es die letzten Tage doch so gut geklappt hatte..", erinnerte er Kosta vorsichtig daran, dass Eneas sich ja eigentlich gut zusammengerissen hatte. Abgesehen von diesen zwei Malen...
Um seinen Schwarm weiter zu besänftigen und für sich zu gewinnen, bot Eneas erneut an, dass er auf dem Boden schlafen könnte, präsentierte auch seinen Schlafanzug. Kosta sagte wieder nichts dazu, blickte aber abwägend auf die Stelle, wo Eneas hingedeutet hatte. Schließlich traf Kosta einen Entschluss und schüttelte den Kopf. Eneas drängte nicht weiter, denn eigentlich würde er insgeheim gerne bei Kosta im Bett liegen. Der andere Krieger bemerkte endlich den Schlafanzug.
"Ja, den hatte ich mitgenommen.. ich dachte, das wäre vielleicht angenehmer für dich", erklärte Eneas. "Du schläfst ja auch in einem." Womöglich wollte Kosta nicht, dass sich ihre nackte Haut berührte. Der Pirat konnte nur wilde Vermutungen anstellen. "Außerdem wird es ja allmählich kälter in Hayll."
Er wusste nicht, ob er ihn nun anziehen sollte oder nicht, doch wenigstens sagte Kosta offen, dass sie das Bett gemeinsam nutzen sollten. Eneas' Gesicht hellte sich bereits auf ehe Kosta wieder mit diesen unsäglichem Schichtwechsel anfing. Selbst hier? Er schien immer noch große Angst zu haben, dass Tileo von den Albträumen mitbekam. So schlimm wie auf Nuranessa waren sie Eneas aber nicht mehr vorgekommen.
"In Schichten, ja.. ich passe auf, dass der Hörschutz extra stark ist. Es sollte halten, auch wenn ich einschlafe. Aber wäre es nicht seltsam für Tileo, wenn wir mitten in der Nacht aufstehen und das Zimmer verlassen? Soll ich dann einfach wach neben dir liegen..." Er schluckte angesichts dieser Vorstellung, denn sie klang sehr schön, obwohl er seinen Schwarm wahrscheinlich nicht dabei berühren durfte.

Weiter konnten sie nicht darüber reden, denn Kosta sprang auf sobald sich nur die Badezimmertüre regte. Sofort kümmerte er sich um Tileo und alles andere schien vergessen. So rührend es war, Eneas stand etwas unschlüssig daneben. Er hätte Tileo auch gerne ins Bett gebracht, doch meist ließ er Kosta dies erledigen. Je näher sie zum Ende der Reise kamen, desto beklommener fühlte Eneas sich dabei.
"Ich ähm.. geh mal duschen", sagte er zu den beiden, als Kosta dem Jungen das Haar abtrocknete. Eneas verschwand schnell ins Bad, um vor der anheimeligen Szene zu flüchten. Kosta konnte so gut mit Kindern umgehen. Es war aber eher selten vorgekommen, dass sie ein befreites Kind so lange betreut hatten. Normalerweise konnten sie die Kinder rasch zu ihren Angehörigen bringen oder anderweitig bei guten Familien unterbringen.
Eneas versuchte seine Gedanken an die ungewisse Zukunft ziehen zu lassen, als er unter der Dusche stand und sich vom kräftigen Wasserstrahl ablenken ließ. Eine richtige Dusche tat wirklich gut, konnte aber nicht ganz verhindern, dass er an die Unterhaltung mit seinem Freund dachte. Dass er bald ganz ihm gehören würde.. es waren seltsame Worte gewesen, ließen ihn jetzt unwillkürlich an leidenschaftliche Umarmungen denken. Nein, falsche Gedanken, Tileo und Kosta waren direkt nebenan. Eneas drehte hastig das kalte Wasser auf.
Nach einer erfrischenden Dusche bereitete er sich fürs Bett vor, schlüpfte in die Schlafanzughose und streifte sich das zugehörige Hemd über. Mit einer Hand versuchte er die Knöpfe zu schließen, mit der anderen Hand rubbelte er sich die nassen, blauschwarzen und wilden Haare trocken. So kam er zurück ins Zimmer. Tileo lag im Bett, während Kosta bei ihm saß und ihm eine Geschichte erzählte.
"Und, was passiert gerade?", fragte Eneas lächelnd. Tileo hatte sich in die Decke eingemummelt, kam aber jetzt wieder etwas hervor. Er sagte, dass die drei Helden gerade einem Troll geholfen hätten.
"Geholfen? Nicht bekämpft?", fragte Eneas schmunzelnd. Tileo schüttelte den Kopf und berichtete, dass der Troll krank gewesen wäre und sie hätten Heilkräuter für ihn gesammelt. Eneas blickte lächelnd zu Kosta. So wie er seinen Freund kannte, gabs diese Heilkräuter vermutlich auch im richtigen Leben.
"Nun, gut für den Troll. Es ist immer gut, Freunde auf Reisen zu machen. Gute Nacht, schlaf gut, Tileo." Er beugte sich vor, wollte ihm einen Gutenachtkuss geben, aber es kam ihm plötzlich zu nahe vor. So strich er dem Jungen nur über den Kopf. Tileo beschwerte sich trotzdem, dass er tropfen würde, lächelte dann aber ehe er wieder erwartungsvoll zu Kosta blickte.
Eneas trocknete sich die Haare weiter. "Ich geh kurz nach unten und hole mir eine Zeitung", sagte er Kosta, seinen halb geschlossenen Schlafanzug bereits wieder vergessend.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 22:02

Eneas hatte sich auch einen Schlafanzug rausgesucht, weil Kosta ebenfalls einen trug. Ausserdem würde es allmählich kälter in Hayll werden. Das mochte stimmen, dennoch fand Kosta das komisch. Eneas war so gar nicht der Typ für Schlafanzüge. Da realisierte Kosta, dass Eneas gar nicht wissen konnte, weswegen Kosta nachts immer hochgeschlossen gekleidet war. Der Dunkelheit sei Dank. Er konnte nicht wissen, dass es für Kosta nicht wirklich eine Erleichterung war, wenn Eneas sich ebenfalls einhüllte.
Kosta kam jedoch nicht mehr dazu, Eneas das zu erklären oder wie sie es Nachts machen sollten, wenn sie nebeneinander im Bett lagen und auf Kostas Albtäume aufpassen sollten, damit Tileo davon nicht erschreckt wurde. Denn der Junge kam zurück aus dem Bad und sollte nicht mitbekommen, wie schwer sie miteinander schon bei ganz alltäglichen Dingen zu kämpfen hatten. Ganz ungewollt, ganz ohne dem anderen schaden zu wollen. Also besprach Kosta das nicht weiter mit Eneas, wie sie es in der Nacht handhaben wollten und kümmerte sich stattdessen um Tileo, damit er ins Bett kam. Vielleicht schon fast ein wenig übereifrig. Doch er wollte einfach nur sichergehen, dass es dem Jungen gut ging.

Während er Tileo noch das Haar trocknete, entschloss sich Eneas nun ebenfalls duschen zu gehen. Kosta nickte ihm lächelnd zu. Ja, das war eine gute Idee. Selber wollte er nachher auch noch eine Dusche nehmen. Aber erst einmal galt es, Tileo ins Bett zu kriegen und zwar mit trockenen Haaren, damit er sich nicht erkältete. Denn Eneas hatte schon recht. Die Nächte in Hayll wurden allmählich kühler.
Nachdem er Tileo unter die Decke gepackt und dafür gesorgt hatte, dass der Junge es schön gemütlich und warm hatte, setzte er sich zu ihm aufs Bett und begann ihm eine Geschichte zu erzählen. Eine von den drei Abenteurern, die schon die ganze Zeit über ihre Geschichten beherrschten. Diesmal traffen sie auf den grossen Troll Finnybald, der ganz schauerlich stöhnte und gruselige Geräusche machte, weil er eine ganz grässliche Magenverstimmung hatte. Das mussten die Helden aber erst einmal herausfinden, wo sie doch erstmal vor Angst vor den unheimlichen Lauten beinahe in die Hose gemacht hatten.

Eneas kam gerade wieder aus dem Bad zurück, als die Helden dabei waren Kräuter für den Troll zu suchen. Neugierig wollte er wissen, wo sie in der Geschichte waren und staunte nicht schlecht, dass die Abenteurer dem Troll halfen anstatt ihn zu bekämpfen. Doch warum musste man auch einen Troll bekämpfen, der nichts getan hatte, sondern nur wegen seinen Bauchschmerzen alle so in Angst und Schrecken versetzte? Kosta gefiel es viel besser, wenn der Troll geheilt wurde.
"Und weisst du noch alle vier Heilkräuter die sie besorgen müssen?" fragte Kosta Tileo schmunzelnd, der Eneas gleich aufgeklärt hatte, was in der Geschichte gerade passierte. Schliesslich war dies ein echtes Rezept, das Tileo vielleicht später einmal helfen würde. Der Junge nickte grinsend und zählte die Kräuter gleich eifrig auf und erklärte auch gleich, dass man aus ihnen eine grosse Kanne Tee machen musste, die der Troll trinken sollte. Es war ihm anzusehen, dass er sich noch nicht ganz vorstellen konnte, wie Finnybald dazu überredet werden sollte, wo sein Lieblingsgetränk doch eigentlich Met war.

Bevor Kosta weiter erzählen konnte, kam Eneas jedoch erst einmal zu ihnen ans Bett. Sein Schlafanzugshemd nur nachlässig geschlossen und seine seidenweichen, nachtschwarzen Haare tropften noch immer Wasser. Er sah zum Anbeissen aus. So, dass man ihn am Hemdkragen vorne packen und ins nächste Bett zerren wollte, um ihn leidenschaftlich zu vernaschen. Und dann kam Eneas auch noch so nah, um Tileo gute Nacht zu wünschen. Kosta starrte ihn einfach nur mit grossen Augen an, während er von Eneas Signatur total umnebelt wurde. Leidenschaftliches Verlangen nach seinem Freund brandete in ihm auf. Nur das eisige Wissen, dass er vieles verderben würde, wenn er mit Eneas schlief, bevor sie miteinander geklärt hatten, wie ihre Beziehung weiter gehen würde, hielt ihn einigemassen zurück

"Taelos warte!" rief er seinen Freund streng und so sehnsüchtig zugleich zurück, als dieser sich aufmachen wollte, unten eine Zeitung zu holen. "Entschuldige bitte kurz Tileo", bat er den Jungen und erhob sich aus dem Bett, um rasch zu Eneas zu gehen. Resolut nahm er ihm das Handtuch aus den Händen, mit dem der Kapitän nur halbherzig sein Haar zu trocknen versucht hatte. Ohne Widersprüche zuzulassen rubbelte er Eneas energisch den Kopf trocken, nahm dabei die Kunst zur Hilfe, damit die Haare auch wirklich trockneten.
"Du kannst doch nicht mit so nassen Haaren nach unten gehen, Taelos", schimpfte er empört. "Da erkältest du dich gleich. Also wirklich, Kapitän! Was gibst du Tileo da nur für ein Beispiel ab." Von wegen die Nächte in Hayll würden allmählich kühler werden! "So, unvernünftig. Immer muss man auf dich aufpassen", schimpfte Kosta weiter und übertrieb es auch ein wenig dabei, weil Tileo in seinem Bett zu kichern begonnen hatte und es anscheinend lustig fand. "Dabei bist du doch ein erwachsener Mann. Sollte man meinen." Und was für ein Mann. Er sah so verführerisch aus in dem halb angezogenen Schlafanzug und den feuchten Haaren. Viel zu verführerisch, als dass Kosta ihn so nach unten gehen lassen würde. Eneas würde so doch nur von jemandem in die nächst beste, dunkle Ecke gedrängt und leidenschaftlich gevögelt.
"Und dann bist du auch noch halb nackt", stellte er entsetzt fest, als der die Haare trocken hatte und das Handtuch beiseite legen konnte. Kosta schnallzte tadelnd mit der Zunge und Tileo musste sich seine Hände vor den Mund pressen, um nicht laut zu lachen. "So kannst du wirklich nicht nach unten Taelos", schimpfte er weiter und packte sich bestimmend Eneas Schlafanzug, zupfte ihn zurecht und knöpfte ihn ordentlich zu. Wobei er sich grosse Mühe gab, Eneas nicht direkt zu berühren und auch nicht darüber nachzudenken, wie körperlich Nahe er ihm schon die ganze Zeit war. Es machte ihnt ganz durcheinander.
"Was ist das auch für eine Idee, im Schlafanzug in eine zwielichtige Spelunke zu gehen", brummelte er unwillig und musterte Eneas noch einmal eingehend, nachdem alle Knöpfe zugemacht waren. "Nein, so kannst du nicht runter gehen Kapitän", schüttelte Kosta entschlossen den Kopf. Eneas sah noch immer viel zu verführerisch aus. "Los, ab ins Bett mit dir", bestimmte er stattdessen und verpasste ihm einen harmlosen, leichten Klapps auf den Hintern, um ihn in die richtige Richtung zu weisen. Ah, aber selbst das fühlte sich schon viel zu gut und zu intim an. Kosta konnte gerade noch so ein Keuchen verhindern. "Erzähl Tileo die Geschichte zu Ende. Ich geh deine Zeitung holen und danach bekomme ich ja vielleicht auch noch meine Dusche."
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