Re: Ein langer Weg
von Kosta » So 9. Okt 2022, 22:02
Eneas hatte sich auch einen Schlafanzug rausgesucht, weil Kosta ebenfalls einen trug. Ausserdem würde es allmählich kälter in Hayll werden. Das mochte stimmen, dennoch fand Kosta das komisch. Eneas war so gar nicht der Typ für Schlafanzüge. Da realisierte Kosta, dass Eneas gar nicht wissen konnte, weswegen Kosta nachts immer hochgeschlossen gekleidet war. Der Dunkelheit sei Dank. Er konnte nicht wissen, dass es für Kosta nicht wirklich eine Erleichterung war, wenn Eneas sich ebenfalls einhüllte.
Kosta kam jedoch nicht mehr dazu, Eneas das zu erklären oder wie sie es Nachts machen sollten, wenn sie nebeneinander im Bett lagen und auf Kostas Albtäume aufpassen sollten, damit Tileo davon nicht erschreckt wurde. Denn der Junge kam zurück aus dem Bad und sollte nicht mitbekommen, wie schwer sie miteinander schon bei ganz alltäglichen Dingen zu kämpfen hatten. Ganz ungewollt, ganz ohne dem anderen schaden zu wollen. Also besprach Kosta das nicht weiter mit Eneas, wie sie es in der Nacht handhaben wollten und kümmerte sich stattdessen um Tileo, damit er ins Bett kam. Vielleicht schon fast ein wenig übereifrig. Doch er wollte einfach nur sichergehen, dass es dem Jungen gut ging.
Während er Tileo noch das Haar trocknete, entschloss sich Eneas nun ebenfalls duschen zu gehen. Kosta nickte ihm lächelnd zu. Ja, das war eine gute Idee. Selber wollte er nachher auch noch eine Dusche nehmen. Aber erst einmal galt es, Tileo ins Bett zu kriegen und zwar mit trockenen Haaren, damit er sich nicht erkältete. Denn Eneas hatte schon recht. Die Nächte in Hayll wurden allmählich kühler.
Nachdem er Tileo unter die Decke gepackt und dafür gesorgt hatte, dass der Junge es schön gemütlich und warm hatte, setzte er sich zu ihm aufs Bett und begann ihm eine Geschichte zu erzählen. Eine von den drei Abenteurern, die schon die ganze Zeit über ihre Geschichten beherrschten. Diesmal traffen sie auf den grossen Troll Finnybald, der ganz schauerlich stöhnte und gruselige Geräusche machte, weil er eine ganz grässliche Magenverstimmung hatte. Das mussten die Helden aber erst einmal herausfinden, wo sie doch erstmal vor Angst vor den unheimlichen Lauten beinahe in die Hose gemacht hatten.
Eneas kam gerade wieder aus dem Bad zurück, als die Helden dabei waren Kräuter für den Troll zu suchen. Neugierig wollte er wissen, wo sie in der Geschichte waren und staunte nicht schlecht, dass die Abenteurer dem Troll halfen anstatt ihn zu bekämpfen. Doch warum musste man auch einen Troll bekämpfen, der nichts getan hatte, sondern nur wegen seinen Bauchschmerzen alle so in Angst und Schrecken versetzte? Kosta gefiel es viel besser, wenn der Troll geheilt wurde.
"Und weisst du noch alle vier Heilkräuter die sie besorgen müssen?" fragte Kosta Tileo schmunzelnd, der Eneas gleich aufgeklärt hatte, was in der Geschichte gerade passierte. Schliesslich war dies ein echtes Rezept, das Tileo vielleicht später einmal helfen würde. Der Junge nickte grinsend und zählte die Kräuter gleich eifrig auf und erklärte auch gleich, dass man aus ihnen eine grosse Kanne Tee machen musste, die der Troll trinken sollte. Es war ihm anzusehen, dass er sich noch nicht ganz vorstellen konnte, wie Finnybald dazu überredet werden sollte, wo sein Lieblingsgetränk doch eigentlich Met war.
Bevor Kosta weiter erzählen konnte, kam Eneas jedoch erst einmal zu ihnen ans Bett. Sein Schlafanzugshemd nur nachlässig geschlossen und seine seidenweichen, nachtschwarzen Haare tropften noch immer Wasser. Er sah zum Anbeissen aus. So, dass man ihn am Hemdkragen vorne packen und ins nächste Bett zerren wollte, um ihn leidenschaftlich zu vernaschen. Und dann kam Eneas auch noch so nah, um Tileo gute Nacht zu wünschen. Kosta starrte ihn einfach nur mit grossen Augen an, während er von Eneas Signatur total umnebelt wurde. Leidenschaftliches Verlangen nach seinem Freund brandete in ihm auf. Nur das eisige Wissen, dass er vieles verderben würde, wenn er mit Eneas schlief, bevor sie miteinander geklärt hatten, wie ihre Beziehung weiter gehen würde, hielt ihn einigemassen zurück
"Taelos warte!" rief er seinen Freund streng und so sehnsüchtig zugleich zurück, als dieser sich aufmachen wollte, unten eine Zeitung zu holen. "Entschuldige bitte kurz Tileo", bat er den Jungen und erhob sich aus dem Bett, um rasch zu Eneas zu gehen. Resolut nahm er ihm das Handtuch aus den Händen, mit dem der Kapitän nur halbherzig sein Haar zu trocknen versucht hatte. Ohne Widersprüche zuzulassen rubbelte er Eneas energisch den Kopf trocken, nahm dabei die Kunst zur Hilfe, damit die Haare auch wirklich trockneten.
"Du kannst doch nicht mit so nassen Haaren nach unten gehen, Taelos", schimpfte er empört. "Da erkältest du dich gleich. Also wirklich, Kapitän! Was gibst du Tileo da nur für ein Beispiel ab." Von wegen die Nächte in Hayll würden allmählich kühler werden! "So, unvernünftig. Immer muss man auf dich aufpassen", schimpfte Kosta weiter und übertrieb es auch ein wenig dabei, weil Tileo in seinem Bett zu kichern begonnen hatte und es anscheinend lustig fand. "Dabei bist du doch ein erwachsener Mann. Sollte man meinen." Und was für ein Mann. Er sah so verführerisch aus in dem halb angezogenen Schlafanzug und den feuchten Haaren. Viel zu verführerisch, als dass Kosta ihn so nach unten gehen lassen würde. Eneas würde so doch nur von jemandem in die nächst beste, dunkle Ecke gedrängt und leidenschaftlich gevögelt.
"Und dann bist du auch noch halb nackt", stellte er entsetzt fest, als der die Haare trocken hatte und das Handtuch beiseite legen konnte. Kosta schnallzte tadelnd mit der Zunge und Tileo musste sich seine Hände vor den Mund pressen, um nicht laut zu lachen. "So kannst du wirklich nicht nach unten Taelos", schimpfte er weiter und packte sich bestimmend Eneas Schlafanzug, zupfte ihn zurecht und knöpfte ihn ordentlich zu. Wobei er sich grosse Mühe gab, Eneas nicht direkt zu berühren und auch nicht darüber nachzudenken, wie körperlich Nahe er ihm schon die ganze Zeit war. Es machte ihnt ganz durcheinander.
"Was ist das auch für eine Idee, im Schlafanzug in eine zwielichtige Spelunke zu gehen", brummelte er unwillig und musterte Eneas noch einmal eingehend, nachdem alle Knöpfe zugemacht waren. "Nein, so kannst du nicht runter gehen Kapitän", schüttelte Kosta entschlossen den Kopf. Eneas sah noch immer viel zu verführerisch aus. "Los, ab ins Bett mit dir", bestimmte er stattdessen und verpasste ihm einen harmlosen, leichten Klapps auf den Hintern, um ihn in die richtige Richtung zu weisen. Ah, aber selbst das fühlte sich schon viel zu gut und zu intim an. Kosta konnte gerade noch so ein Keuchen verhindern. "Erzähl Tileo die Geschichte zu Ende. Ich geh deine Zeitung holen und danach bekomme ich ja vielleicht auch noch meine Dusche."