Re: Verstummt
von Eneas » Sa 8. Okt 2022, 10:37
"Und jetzt?", fragte Levi, als sie beide noch Fabiene hinterher sahen, der Kosta hinterher lief. Eneas hätte Kosta auch gerne eingeholt, aber er befürchtete, dass seinem Freund das wieder zu viel sein würde. Es war so anstrengend, jedes Gespräch zwischen ihnen scheinbar ein Ringen um ihre Grundsätze. Eneas wollte mit Kosta zusammenkommen, aber er musste auch öfter an früher denken. Es war unbeschwerter gewesen. Würden sie das je zurückbekommen? Hatte er das verschuldet so wie Kosta es ihm einmal vorgeworfen hatte? Ihm die Unschuld in jeglicher Hinsicht geraubt.
Aber es ging nicht nur um sie beide. Kosta hatte etwas erlebt in diesem Krieg, das ihn vollkommen aus der Bahn geworfen hatte. Und es würde nicht weggehen indem er versuchte, es vor allen zu verbergen. Eneas hoffte, dass es mit der Zeit besser würde. Kosta hatte bereits Fortschritte gemacht, seitdem Zucker und die anderen ihn vollkommen verstört zum Schiff gebracht hatten. Kosta traute sich wieder aus seinem Zimmer und er sprach mehr mit anderen. Das gab Eneas Hoffnung, dass er mit der Zeit auch wieder andere Dinge tun mochte, wie sich zu den anderen zu setzen und sich mehr zu öffnen.
Nur das zwischen ihnen... es wirkte wacklig und ungewiss. Eneas wollte Kosta auch nicht dauernd damit bedrängen, doch oft hatte Kosta selbst eine mögliche Beziehung angesprochen, besonders diese Herr und Sklaven Geschichte. Es stand weiterhin ungelöst im Raum und Eneas wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er wollte nicht Kostas Herr werden. Und wenn Kosta nichts anderes wollte?
Dazu passte aber nicht wie wütend sein Freund vorhin auf die Jugendlichen reagiert hatte, die Eneas scheinbar bedrängt hatten. Kosta hatte gesagt, er hatte ihn beschützen wollen. Und wenn doch etwas Eifersucht dabei war? Ach, er wollte es wahrscheinlich viel zu sehr glauben...
"Ha-llo?", erinnerte ihn Levi, während Eneas immer noch nachdenklich in die Richtung starrte in der Kosta verschwunden war.
Der Pirat räusperte sich und stand auf. "Ähm, lass die beiden erstmal. Sie haben genug auszusprechen", meinte er. Levi verzog das Gesicht.
"Fabi braucht keinen Besitzer", wandte er ein. Eneas lächelte. Die Gedanken kamen ihm sehr bekannt vor.
"Ich glaube, Fabiene ist noch nicht so weit, das so zu sehen. Sei geduldig mit ihm." Es kam ihm so vor, als würde er mit sich selbst reden. "Und es ist auch nichts schlechtes daran, wenn er für andere da sein will. Vielleicht liegt es in seiner Natur." Eneas räumte die Tücher, Eimer und Wasserflasche beiseite.
"Fabi tut viel zu erwachsen", murmelte der junge Dieb.
"Dann ist es deine Aufgabe, ihm zu zeigen, was es bedeuten kann, ein Jugendlicher zu sein", sagte Eneas. "Komm, zeig mir mal das Holz was ihr gefunden habt. Ich helf dir, es vorzubereiten und dann könnt ihr es behandeln und streichen."
Zudem hatte ihn körperliche Arbeit noch immer gut abgelenkt.
Nachdem er zusammen mit Levi Holz gesägt und dem Jungen dabei etwas beigebracht hatte im Gebrauch einer Säge, zog es Eneas doch zu Kosta. Er wollte sehen wie es seinem Freund ging. Er hatte sich vorhin übergeben, weil er Fabiene schlecht behandelt hatte, wie Kosta gesagt hatte. Das war ein eindeutiges Zeichen des Körpers, das da was nicht stimmte und Kosta, was immer ihn beschäftigte, nicht ewig in sich hineinfressen konnte.
Ob Fabiene Kosta hatte trösten können? Ob sie was... gemacht hatten? Nein, daran wollte Eneas nichtmal denken.
Er fand die beiden oben auf einem Hügel sitzend vor von dem man aus einen guten Blick auf das Küstendörfchen hatte. Kosta hatte den Arm um den dhemlanischen Jüngling gelegt, der sich feste an ihn gekuschelt hatte. Nun, Kostas Angst ja niemanden anzufassen, war eindeutig kuriert, dachte Eneas bei dem Anblick. Er sollte sich nicht daran stören. Schließlich war es er selbst gewesen, der Kosta daran erinnert hatte, dass nicht jede Berührung sexuell war und Eneas eifersüchtig machen würde.
Wieso kam er sich dann trotzdem wie ein Störenfried vor?
"Hey, ihr zwei...", begrüßte er sie lächelnd. Fabiene setzte sich sofort etwas aufrechter hin. "Genießt ihr den Sonnenuntergang?"
Eneas wusste nicht, ob er Kostas Fortlaufen ansprechen soll und entschied sich, es bleiben zu lassen. Eneas erinnerte sich gut daran, dass er, als es ihm nicht gut gegangen war, auch oft Rückschläge gehabt hatte. Es gehörte dazu. Jetzt schien es Kosta aber wieder besser zu gehen.
"Danke, dass du so gut auf Kosta aufgepasst hast", sagte er Fabiene lächelnd. Hatte der Junge zuvor noch schüchtern die Schultern zusammengezogen und schuldbewusst zu Boden geblickt, sah er nun auf und strahlte regelrecht unter dem Lob.
Kosta lächelte Eneas zwar an, aber er sah auch die Traurigkeit in den Augen. Eneas fragte sich, ob er mit seiner Anwesenheit nicht alles verschlimmerte.
"Levi sucht nach dir, Fabiene", informierte er erst einmal den Jugendlichen. "Ich glaube, es geht um eine gewisse Strandfeier..."
"Oh..." Fabiene blickte unsicher zu Kosta. Der Jüngling schien bei Kosta bleiben zu wollen, aber er wollte wohl auch nicht Levi abweisen. Noch so einer, der es allen recht machen wollte, dachte Eneas bei sich.