Re: Wer ist Prinz Erenos?
von Eneas » Di 7. Apr 2020, 14:37
Irgendwann und viel zu spät schien sein Freund zu begreifen was er eben mit Yadriël für einen Anblick auf dem Sofa geboten haben musste. Weiterhin verteidigte er es nicht oder erklärte es. Als wäre es ganz selbstverständlich intensiv mit seinem ehemaligen Liebhaber zu kuscheln. Nichtmal Eneas war in letzter Zeit in Genuss von so viel Nähe gekommen. Es tat weh und es schürte seine Eifersucht immens. Merkte Kosta das nicht?
Er war sogar hart! Wenn das nicht eindeutiger Beweis war wie scharf er auf Yadriël war. Da half auch nicht, dass Kosta ihn entschuldigend anblickte und schließlich errötete, als Eneas ihn auf seine Härte ansprach. Sein Freund schüttelte den Kopf und senkte den Blick reumütig. Wenigstens machte er keine Anstalten mehr so zu tun als wäre da nichts.
Nur um dann tatsächlich zu erklären, er wäre erst erregt geworden als Eneas ins Wohnzimmer gekommen wäre. Er sähe so unglaublich verführerisch aus. Verwirrt blinzelte Eneas und sah seinen Liebsten an. Meinte er das ernst? Er war gerade aus dem Bett gerollt. Aber Kosta beschrieb vollmundig was er gerade an Eneas so attraktiv fand. Das enge Unterhemd über das Kosta streicheln wollte nur um dann seine Finger in Eneas' Hose zu schieben. Es würde ihn reizen Eneas zurück ins Bett zu bringen.
All das nahm Eneas' Wut so ziemlich den Wind aus den Segeln. Er war fest davon ausgegangen, dass Kosta sich beim Rumknutschen mit dem Prinzen erregt hatte. Aber die Art wie Kosta beschrieben hatte was er jetzt mit ihm anstellen wollte, war wunderschön und... sehr prickelnd. Unerwartet bekam Eneas selbst Lust bei diesen Vorstellungen. Kosta sollte da nicht so unschuldig stehen und ihn unter seinen dichten Wimpern so ansehen.
"Ich... oh.. ähm..", suchte der Schriftsteller nach Worten. "Ich wusste nicht.. aber ihr beide.. ihr wart auf dem Sofa", versuchte er den Faden von vorhin wiederzufinden. Es wollte nicht so recht gelingen. Verflixt, Kostas Beschreibung hatte ihn total durcheinander gemacht.
Dieses Mal gelang es Kosta spielend leicht Eneas zum Sessel zu führen. Er behauptete immer noch aufgeregt, dass Yadriël tolle Neuigkeiten hätte und Eneas sich für ihn freuen würde. Verwirrt plumpste Eneas in den Sessel und bekam so gar nicht gänzlich mit, dass Kosta sich vor ihn kniete. Normalerweise wäre Eneas dies unangenehm. Kosta nutzte es, um ihm fürsorglich die Socken überzustreifen.
"Warte mal... wieso wart ihr zum Reden auf dem Sofa?", fragte Eneas.
"Wir haben erzählt", beschwichtigte Yadriël. Er sah schmunzelnd zu ihnen herüber.
"Normale Freunde schmusen nicht miteinander rum während sie sich unterhalten", lehnte Eneas ab. "Was..." Kosta hatte sich an seine Beine geschmiegt, die Wange an der samtigen Hose. Wieder wurde er fürsorglich und überdreht gefragt, ob er etwas gegen Kopfschmerzen wolle oder einen Tee. Eneas schüttelte überfordert den Kopf.
"Wasser", fiel ihm dann ein. "Aber ich kann-"
Kosta war bereits aufgesprungen und kam kurze Zeit später mit einem Glas Wasser für ihn wieder.
"Wir sind mehr als Freunde", sagte Yadriël. Eneas sah ihn dunkel an.
"Ich will nicht, dass ihr wieder Liebhaber werdet!", protestierte er. "Oh.. danke.." Kosta hatte sich hingekniet und hielt ihm das Glas Wasser entgegen. Seine goldenen Augen strahlten glücklich. Verwirrt nahm Eneas das Glas an. Kosta hatte sich früher oft zu seinen Füßen gekniet, obwohl Eneas beteuert hatte, dass es nicht nötig wäre und es ihm auch etwas unangenehm war. Jetzt war der Schriftsteller viel zu abgelenkt und Kostas rau vorgetragene Beschreibung wie er seine Hand in Eneas' Hose schieben wollte, verdrehte ihm immer noch den Kopf.
Ebenso das Küsschen auf dem Knie.
Kosta wollte, dass Yadriël nochmal die Neuigkeit erzählte. Er höre ihm dabei so gerne zu. Aha? Es war Eneas unbegreiflich wie der Prinz plötzlich eine Neuigkeit haben sollte, wo er kaum aus dem Haus kam. Es sah auch nicht so aus, als könnte er plötzlich wieder gehen. Dann... war es etwas, was er bisher verschwiegen hatte. Eneas hatte gewusst, dass der Mann irgendwas verborgen hatte. Und das sollte jetzt etwas sein worüber Kosta sich immens freute? Eneas wurde misstrauisch.
Bevor Yadriël auch nur anfangen konnte, platzte Kosta hervor, dass er es zunächst auch nicht begriffen hätte.
"Leto hat es als erstes herausgefunden. Dann Sorra Tolarim. Sie hat es Timaris gesagt. Timaris war die erste, die es dann Zucker endlich auch gesagt hat und er erzählt es uns jetzt."
"Leto?", fragte Eneas verwirrt. Was hatte sie damit zu tun? Und dann die Schwarze Witwe, die Kosta gequält hatte? Das konnte doch nichts gutes sein. Weniger überrascht war, dass Timaris Yadriël darüber aufgeklärt hatte. Wenn sie helfen konnte, tat sie das. Auch indem sie besonders blinden hilflosen Männern die Augen öffnete...
"Sag mir bitte nicht, er hat durch Timaris herausgefunden, dass er in dich verliebt ist", sagte Eneas.
Yadriël sah ihn verdutzt an und musste dann laut lachen. "Nein, wieso sollte sie das tun? Das wüsste ich schon selber."
Eneas brummte und nahm einen Schluck Wasser. Vielleicht war er der einzige, der Probleme mit wichtigen Erkenntnissen hatte.
"Muss ich das jetzt wirklich alles nochmal erzählen?", fragte der Prinz und Kosta nickte kräftig und strahlte wieder. Er war so gut gelaunt, richtgehend quirlig und glücklich. Eneas wurde neugierig was das ausgelöst hatte, obwohl er immer noch nagende Zweifel hatte wieso die beiden zusammen gekuschelt hatten. Das war kein schöner Anblick und es war viel zu nah und intim. Wieso sahen die beiden das nicht?
"Hmm.. na schön. Wo hab ich vorhin angefangen?" Der Prinz schien zu überlegen. Hatte er etwa seine tolle Neuigkeit wieder vergessen? Eneas bereute es überhaupt aufgestanden zu sein. "Wie der Kleine gesagt hat, ich weiß es seit Draega.. aber ist nicht so einfach das zu erzählen. Ich habs jetzt gesagt, damit Kosta weiß, dass er nicht abartig mit seinen vielen Trieben ist. Damit er weiß woher er kommt und was er ist."
Eneas runzelte die Stirn. Das klang sehr kryptisch und was hatte es mit Kostas Lust zu tun? "Woher er kommt?", fragte er.
"Ja. Also du musst wissen, dass ich kein Lustsklave war. Hmm, also nicht nur. Geboren wurde ich als Zuchtsklave", fuhr Yadriël fort ohne die Frage zu beantworten.
"Zuchtsklave?", fragte Eneas. Er kam nicht mehr mit was das alles mit Kosta zu tun hatte und ob es überhaupt zusammenhing.
"Stellt er immer so viele Fragen?", beschwerte der Prinz sich bei Kosta. "Zuchtsklave. Dazu geboren neue Sklaven zu machen. Es war damals, vor gut sechshundert Jahren, große Mode in Dhemlan. Meine Züchterin war eine Adelige namens Rousseaux. Sie hatte viele Sklaven mit denen sie handelte und experimentierte, um immer schönere und bessere Sklaven zu produzieren."
Eneas sah den Dhemlaner erschrocken an. Das war entsetzlich wovon er redete. Es war schlimm genug, dass es Sklaven gegeben hatte und in einigen Teilen der Welt immer noch gab, die von Geburt an Sklaven waren. Eneas wuste davon. Aber dass Sklavenhändler bewusst Sklaven dazu brachten sich fortzupflanzen war widerlich.
"Diese Praktiken sind abscheulich", befand er. "In Hayll gibt es das nicht mehr." Timaris hatte es abgeschafft. Viel zu spät für Eneas' Geschmack, doch wenigstens hatte sie es getan. Es änderte nichts an den Tausenden von Sklaven, die bereits in Sklaverei geboren worden waren und die immer noch als Sklaven galten. So wie Kosta. Timaris hatte es nicht nachträglich aufgehoben. Aber sie beide redeten nicht mehr über Politik. Es war einer der Punkte gewesen weswegen sie immer wieder gestritten hatten.
"Bravo für Hayll", sagte Yadriël, "Aber auch dort wurde früher fleißig gezüchtet und gehandelt."
Eneas presste die Lippen zusammen. Langlebige Adelige und andere Reiche hatten leider zu viel Zeit, um diesen perversen Praktiken nachzugehen.
"Das ist schrecklich. Aber warum erzählst du mir das?", fragte Eneas.
"Tja, um dir von der Neuigkeit zu erzählen. Falls du mich lassen würdest", beschwerte Yadriël sich wieder. Eneas nickte und versuchte einfach zuzuhören. Der Dhemlaner beschrieb wie ihn seine damalige Herrin benutzt hatte, um sich mit vielen Frauen zu paaren. Sie hätte ihn auch ausgeliehen, zu anderen Züchtern in Dhemlan, Hayll und Askavi.
"Als ich ungefähr 250 Jahre alt war kam ich mal wieder nach Hayll. Zu einer Safframatteplantage, die einer Freundin und Handelspartnerin meiner Herrin gehörte. Lady Moreno."
Unwillkürlich musste er an Benita denken mit der er gemeinsam auf der Akademie gewesen war. Sie war eine Moreno.
"Ich sollte dort Lustsklavinnen schwängern", fuhr der Prinz fort. Eneas verzog leicht das Gesicht. Yadriël redete sehr vulgär und abschätzig über das was er hatte tun müssen. War es das was Kosta gemeint hatte? Dass er mit abfälliger Sprache und Sprüchen kaschierte was ihn wirklich schmerzte?
"Und, als eine Art Gefälligkeit, eine Haussklavin. Phoebe." Praktisch gleichzeitig erschien sowohl auf Kostas als auch auf Yadriëls Gesicht ein verträumtes Lächeln.
"Phoebe?", fragte Eneas. Der Name sagte ihm nichts und er wunderte sich immer noch wieso der Prinz ihm plötzlich so viel aus seinem Leben sagte. Er schien es wegen Kosta zu tun, doch Eneas wusste nicht warum.