Re: Saphire, Diamanten und andere Kostbarkeiten
von Jonatan » Sa 29. Okt 2022, 09:57
Der Adelige berührte ihn doch. An den Hüften. Jona schaute ihn weiterhin bittend an, wagte sich nicht zu rühren. Sein Herr sagte, Jonatan müsse sich nicht schämen, er würde ihn nicht verurteilen dafür, dass seine Familie so arm war. Dann versprach Lord Hagen sogar, dass er ihn auf jeden Fall wieder mitnehmen würde.
Jonatan wagte trotzdem nicht ganz zu lächeln. Vor allem, als sein Herr ihm vollmundig beschrieb wie er vorhin auf dem Bett ausgesehen hatte, nachdem er das mit dem Mund gemacht hatte. Der schlanke Jüngling wollte am liebsten im Boden versinken. Er hatte nicht gewusst wie er ausgesehen hatte... das mit den Samenspritzern... nein, er schämte sich gerade sehr sehr, egal wie oft der Adelige sagte, es gäbe nichts zum Schämen und es wäre sehr heiß gewesen. Jonatan war rot angelaufen, brachte kein Wort mehr heraus, während sein Herr sich über die Lippen leckte, grinste. Innerlich bebend verfolgte der junge Krieger dies, starrte auf den sinnlichen Mund des Mannes. Würde jetzt etwas passieren?
Nein, plötzlich ließ sein Herr ihn los und widmete sich wieder der Karte. Jonatan schaute verblüfft drein. Er sollte froh sein, dass der ältere Glacier aufgehört hatte ihn zu beschreiben. "D-das... sagt ihr meinen.. Eltern doch nicht oder?", getraute er sich leise zu fragen. Schämen hin oder her. Aber Lord Hagen schien das auch für ihr Geheimnis behalten zu wollen. Stattdessen fragte er Jonatan aus, wo genau der Hof lag und der Jüngling tat sein bestes all die Fragen zu beantworten so gut er konnte. Ja, im Bezirk Winhill war das. Das hatte Jona auch schonmal gehört. Aufmerksam hörte er seinen Herrn zu, der auf der Karte die Entfernungen anzeigte. So ganz konnte sich Jonatan das immer noch nicht vorstellen.
Nachdem die Reiseroute geklärt war, begann der reiche Krieger ihn neu anzuziehen mit den edlen Wintersachen des Adeligen, der genügend dabei hatte. Jonatan kam sich immer mehr dick eingepackt vor. Mehrere Pullover und Socken, Schal und eine dicke gefütterte Jacke. Jona kam sich sehr unförmig vor. Aber warm. Er stapfte unbeholfen seinem Herrn hinterher, der ihn dann mit kräftigen Schwung auf das Pferd hievte. Unsicher saß der eingemummelte Krieger auf dem Ross. Von Jona waren nur schreckhafte blaue Augen, eine leicht rosa Nasenspitze und zwei blonde Strähnen im Gesicht zu sehen.
Sein Herr stieg nicht auf das Pferd. Nicht gleich. Jonatan kam es nicht recht vor, dass er als Diener nun ritt und Lord Hagen zu Fuß ging. Das sollte anders herum sein, aber der Lord wollte keinen Widerspruch. Erst bei einem Landenetz saß der Krieger auf und sie gerieten sehr schnell auf rote Winde. Jona wurde sehr mulmig zumute. Noch nie war er auf solch dunklen Winden gewesen und sein weißes Juwel sowohl wie sein Herz bebte bei der Reise. Er klammerte sich ängstlich an seinen Herrn, presste die Augen fest zusammen, doch das innerliche Zittern und Erbeben wollte kaum aufhören. Es war wie als riss der rote Wind an ihm, würde ihn augenblicklich entzweireißen, wenn er den Lord losließ. Jonatan wimmerte, drückte sich an den Adeligen.
Plötzlich, von einem Moment auf den anderen, war der Druck vorbei. Jona öffnete vorsichtig die Augen, sah ein schimmerndes Schild um ihn herum. Erleichtert atmete er auf. *Danke, Herr*, sandte er dankbar und etwas ruhiger. Der Rest der Reise verlief zum Glück ereignislos und Jonatan kam unbescholten in Winhill an. Sie landeten vor den Toren einer kleineren Stadt, machten eine Pause und aßen etwas. Von hier ritten sie dann weiter bis nach Addon, aber es war schon spät als sie ankamen. Müde fiel der rund verpackte Jona beinahe vom Pferd, als sie bei der einzigen Gaststätte hielten. Jeder Knochen im Leib schien erschöpft. Zwar war der Bauernjunge normalerweise recht zäh, doch er erholte sich immer noch von der Lungenentzündung.
Schweigend folgte er Lord Hagen in das Gasthaus. Es war sehr klein, allgemein bot Addon nicht sehr viel außer einigen, oft baufälligen, Häusern, einer Töpferei und einen Marktplatz mit Brunnen. Jona kannte die Leute hier, sie waren zäh, verschlossen und die meisten versorgten sich selber. Hauptsächlich waren es nur noch ältere Leute, denn die Jungen waren, wie Jona, in die größeren Städte abgewandert.
Als sie die Schenke betraten, erkannte man Jonatan in all der fremden Kleidung nicht. Zwei Blutmänner wandten misstrauisch die Köpfe. Als sie Lord Hagen sahen, entstand gedämpftes Wispern, man senkte rasch wieder die Blicke. Der Adelige war sehr mächtig mit seinen Juwelen. So jemanden wie ihn hatte noch niemand hier je getroffen. Ein alter aber breitgebauter Glacier hinter der Theke war der einzige, der nicht zu Boden schaute, sondern ungerührt einen Humpen Bier trank, während er mit der anderen Hand über seinen ergrauten buschigen Backenbart strich. Jonatan kannte ihn. Das war Kester.
"Zimmer ist ein Silber pro Nacht, zwanzig Kupfer dazu wenns Essen dabei sein soll", sagte er, als sie bei der Theke angelangt waren.