Re: Saphire, Diamanten und andere Kostbarkeiten
von Hagen » Do 27. Okt 2022, 18:40
"Sehr gut", lächelte Hagen zufrieden, als Jona ihm mitteilte, dass sein Pferd gesattelt wäre. Zur Belohnung zerwuschelte Hagen ihm das Haar. Wobei das eigentlich mehr eine Belohnung für ihn selber war. Egal. "Dann kann es ja los gehen." Damit liess er seinen Schrankkoffer verschwinden und verliess das Hotelzimmer. Zu seiner Verwunderung schulterte Jona einen zerschlissenen Rucksack, anstatt ihn verschwinden zu lassen. Oder besser noch fort zu werfen. Aber vielleicht hatte der Krieger ja da wichtige, persönliche Sachen darin, die er während der Reise unbedingt griffbereit haben wollte.
An der Rezeption unterzeichnete er die Rechnung und liess sie sich nach Hause schicken. Wenn er schon in Glacia war. Wie versprochen war sein Pferd bereits gesattelt und wartete mit dem Stallmeister vor der Türe. Jona musste seines sicher im Hof hinten holen gehen, da Dienstboten in der Regel nicht so bedient wurden. Also schwang sich Hagen kraftvoll auf sein Pferd und schnippte dem Stallmeister ein Trinkgeld zu, bevor er das Hotelgelände verliess.
Da er Jona dicht hinter sich spürte, nahm er an, dass der Krieger sein Pferd nun auch bekommen hatte und hinter ihm herritt. So schaute er sich auch gar nicht erst um, sondern achtete auf die Strasse. Es hatte über Nacht wirklich doll geschneit und es war sehr rutschig. Er wollte nicht, dass sein Pferd ausglitt und sich etwas brach. Ausserdem galt es auf andere Reiter, Fussgänger, spielende Kinder, Kutschen, Hunde und die breiten Karren von Händlern zu achten.
So war Hagen richtig froh, als sie die Stadt endlich verlassen hatten. Sein Pferd ebenfalls und es griff bereitwillig zu einem zügigen Galopp aus, als Hagen es dazu anspornte. Erst als die Strasse immer zugeschneiter und der Wind eisiger wurde, zügelte er sein Pferd und merkte, dass Jona nicht mehr bei ihm war. Bis eben war er doch noch bei ihm gewesen. Oder nicht? Hagen runzelte die Stirn. Ja, ihm war schon aufgefallen, dass Jona zurückgefallen war, hatte aber angenommen, dass er einfach nicht so gut reiten konnte, wie er selbst.
Doch jetzt war er nirgendswo mehr zu sehen. Nur recht weit weg zu spüren, als Hagen nach seiner Signatur tastete. War Jona etwa der kleine, schwarze Fleck da hinten am Horizont. Aber wo war sein Pferd. Er hatte doch ein Pferd, oder? Hagen merkte gerade, dass er es eigentlich gar nicht gesehen hatte. Verwirrt wendete er sein eigenes Tier und ritt zurück. Allerdings nur im Schritt, da sein Ross seine Kräfte sparen sollte.
Als er wieder auf Jona traf, hatte der Wind empfindlich aufgefrischt und war hinter einer grauen Wolkendecke verschwunden. Es fing auch wieder in eisigen Flocken an zu schneien. Sehr weit würden sie heute wahrscheinlich nicht kommen. Andererseits, wenn sie es in den Wald schafften, der auf ihrer Strecke lag, würden sie dort wieder besser vorwärts kommen, da die Bäume sie vor dem Wetter schützten.
"Wo ist denn, dein Pferd? Oder hast du gar keines? Warum hast du nichts gesagt? Dann hätte ich dir doch noch eines auftreiben können", überschüttete Hagen seinen frisch gebackenen Kammerdiener mit Fragen, bis er sah, wie durchgefroren der Junge war. "Oh, mein armes Schneehäschen", schmolz er da dahin. "Komm, gib mir deinen Rucksack." Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm Hagen ihm ihn ab und liess das Gepäck kurzerhand verschwinden. So konnte er den durchfrorenen Jungen nämlich vor sich auf den Sattel hochziehen, ihn mit in seinen Reiseumhang hüllen und ihn mit einem Hitzezauber vorsichtig wärmen. Hagen fror schon fast selber ob dem kühlen Körper. Jonas Kleidung war auch ganz feucht. Ob er hingefallen war?