Re: Hexe
von Darken » Mi 1. Feb 2023, 21:36
Minan wußte gar nicht was gerade los war, als die anderen ihn weiter durch den Wald führten und sie Eoshan mit dem anderen Jungen zurückließen. Er spürte nur, dass irgendetwas nicht stimmte und dass die anderen alle so angespannt und ernst waren, selbst der Tänzer. Das machte ihn nervös und unsicher blickte er zwischen den anderen mit großen fragenden Augen hin und her. "Warum gehen wir schon? Was macht denn Eoshan?"
"Sie zerstört das Netz", erklärte Darken auf Hexes Schulter. Zunächst wußte Minan mit den Worten nichts anzufangen, seiner Meinung nach hatten sie das Netz noch gar nicht gefunden. Es dauerte ein paar Schritte bis es ihm dämmerte und gleichzeitig hörte er das Schreien und Flehen.
"Nein! Lasst nicht zu, dass sie das tut!" Er wollte zurückrennen, wurde aber von dem Tänzer aufgehalten. Minan warf sich gegen ihn, aber der andere war überraschend stark, hielt ihn an den Armen gepackt.
"Es ist der einzige Weg, um das Netz zu zerstören", sagte er leise. Minan schüttelte heftig den Kopf, starrte in die Dunkelheit. Er wollte so gerne Eoshan zur Hilfe eilen, warum wollten die anderen das nicht?
*Sie muss das alleine machen*, sandte Hexe in einem klaren Moment.
"Aber sie tötet mich!" Minan wand sich in dem Griff des Tänzers bis seine Bemühungen langsam schwächer wurden und er nur noch keuchend seinen Kopf an die Brust des anderen gebettet hatte. Mit einem Mal spürte er regelrecht das Reißen von etwas, wie das Reißen eines Fadens und doch genauso stark wie das Zerspringen einer Kette. Er wußte, dass es vorbei war. Jeder wußte es. In dem Wald war es still geworden.
Es dauerte noch kurz, da tauchte Eoshan wieder auf, fast traumwandlerisch und wie als wäre sie nicht wirklich da. Selbst ihre silbernen Augen wirkten zurückgezogen hat. Wortlos hielt sie Minan einen schwarzen Juwelensplitter entgegen und der junge Prinz nahm ihn vorsichtig entgegen.
"Hören die Albträume jetzt auf?", fragte er leise. Die Maus schüttelte den Kopf.
"Nein, aber jetzt hast du eine echte Chance sie zu verändern. Jetzt ist es nicht mehr unmöglich gegen sie zu bestehen. Du mußt es nur versuchen", entgegnete Darken. Minan strich sich über die Augen.
"Ich bin nicht mehr blind..." Nein, nie mehr. Er merkte jetzt, dass es sein Traum war. Vielleicht würde er tatsächlich mit der Zeit etwas darin ändern können. Der Prinz konzentrierte sich stark bis in der Dunkelheit ein kleines Funkeln zu sehen war, ein vollkommen silberner Schmetterling. Minans Augen glänzten satt, dann lächelte er Eoshan an. "Danke... dass du stark genug warst mir zu helfen..." Er spürte, dass sie weiter wegdriftete und schob seine kleine Hand in ihre, dieses Mal aber nicht weil er Angst um sich hatte.
"Ich denke, wir sollten alle zurück in unsere eigenen Träume, es war sehr anstrengend für alle", bemerkte Darken, "Außerdem... ich hab noch einen Drachen zu bekämpfen."
Der Tänzer blickte ihn an. "Du weißt, dass du niemals gewinnen wirst?"
"Es ging nie ums Gewinnen. Es ging immer nurs um Kämpfen. Das ist alles was zählt." Er wußte schon lange, dass etwas seine Träume blockierte, doch trotzdem hatte er stets weitergekämpft und das würde er auch weiterhin tun. Eoshan hatte für heute genug geholfen. Die Maus verschwand langsam, auch der Tänzer und Hexe traten zurück. Sie waren alle dankbar, doch niemand sprach es aus und niemand tröstete sie, denn sie alle wußten, dass es dieses Mal Minans Aufgabe war und dass er alleie klarkommen würde. Trotz all der Zwistigkeiten und Zersplitterungen, sie waren immer noch ein und dieselbe Person.
So stand Minan kurz darauf alleine mit Eoshan da, folgte ihr wie von selbst ins Verzerrte Reich. Egal wie tief sie dringen würde, er wäre immer da, konnte ihr überallhin folgen. Als sie dort in der Nebelwelt trieben, sank Minan mit ihr zu Boden und schloss seine Arme um sie, um sie festzuhalten. Er wirkte wieder so alt wie er nunmal war, siebzehn und doch gleichzeitig viel jünger und viel älter.
"Es tut mir so leid, dass du das hast tun müssen...", flüsterte er, "ES tut mir so leid..." Der Prinz streichelte über ihr silbernes Haar und über ihre Wange, blickte zu ihr. "Danke..." Selbst wenn es wie Darken sagte nur ums Kämpfen ging, um den Weg und nicht das Ziel, heute hatten sie tatsächlich etwas gewonnen, er fühlte sich so wie als wären sie einen Riesenschritt weitergekommen. Auch wenn sie alle einen Preis dafür hatten zahlen müssen.
"Kann ich irgendetwas für dich tun, große Schwester?", fragte Minan sie leise.