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Hexe





Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 17:35

Fasziniert beobachtete Eoshan, wie Eissplitter in einem Funkenregen in alle Richtungen davonstoben, nachdem so ein riesiger Eiszapfen zu Boden gefallen war. Sie konnte sehen, wie sie pfeilschnell auf sie zu flogen, dann aber im letzten Moment richtig langsam wurden und sich schon beinahe zärtlich in ihre Haut bohrte. Eoshan verspührte zwar keinen Schmerz, aber eine scharfe Hitze schien von den blutenden Wunden auszugehen.

Doch inzwischen schien sich der Tänzer etwas erholt zu haben, rief einen kleinen Stab herbei, dessen eines Ende ein Stern hatte und hüllte sie alle in Glitzerstaub ein, nachdem er meinte, er würde sie von hier wegbringen. Und tatsächlich verschwamm der Eispalast um sie herum und nachdem der Glitzerstaub wieder herab gesunken war, befanden sie sich in einer sehr bunten und unwirklichen Welt. Fast so, als seien sie in einer Zeichnung.

Dem Tänzer schien es wieder gut zu gehen und flatterte fröhlich voraus. Eoshan folgte ihm etwas gemächlicher, nachdem Minan ihre Hand gefasst hatte und Darken folgte ihnen murrend. Anscheinend schienen sie alle zu wissen, was für ein seltsamer Kräutergarten und ein noch seltsameres Haus zu sein schien. Minan erklärte es auch dadurch, dass sie hier schon einmal gewohnt hätten... früher. Darken fand hingegen nur, dass es lächerlich aussah und er wollte lieber zu Hexe. Dabei stiess er sie sonst doch immer weit von sich.

Eoshan war jedoch ganz froh, dass sie etwas Zeit hatten, sich zu erholen. Dieses Traumreisen wurde mit der Zeit schon ganz schön anstrengend. Zwar waren ihre Wunden wieder weg und ihr war wieder eindeutig klar, dass es nur ein Traum war. Doch die Konzentration, die das alles von ihr forderte, erschöpfte sie und zu gerne hätte sie sich einfach etwas ins Gras gelegt, nur um etwas zu dösen. Nur ganz kurz, bis sie nicht mehr so Mühe hatte, die Augen offen zu behalten.

Beim hinauf gehen fragte sie dann doch nach, wo sie sich befänden, da sie das Haus und die Umgebung ja nicht kannte. "In wessen Traum sind wir denn?" erkundigte sie sich interessiert. "Und weshalb sollten wir hier nicht lange bleiben? Oder ist es mehr eine Erinnerung, als ein Traum."
Da kamen sie oben an und fanden einen eingerollten, kleinen Koalabären am Fusse der Baumwurzeln schlafen. "Oh wie süss", meinte sie begeistert. "Ich hab mir auch immer gewünscht, dass meine Stofftiere lebendig sind."
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von Anzeige » Sa 28. Jan 2023, 17:35

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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 17:41

Eoshan wollte wissen wo sie sich befanden und Darken konnte ihr nur schweigend zustimmen. Er hatte keine Ahnung wohin der Tänzer sie gebracht hatte. Der lächelte nur versonnen und klimperte mit den Wimpern.
"Das ist mein kleines Geheimnis. Aber ihr müßt alle ganz leise sein", informierte er sie noch und flog weiter vor, schwirrte dann über etwas bei der Baumwurzel was sich dann, als sie näher herankamen, als kleiner schlafender Koalabär entpuppte.
"Awww, ist der niedlich", stieß auch Minan aus und als seine Schwester ihm begeistert zustimmte, konnte Darken nur die Augen verdrehen.
"Stofftier? Passender Name", wand der Prinz nur ein. Das kleine Stofftier strampelte gerade mit den Beinchen in der Luft wie als würde es im Traum laufen, schmatzte dann, kratzte sich kurz mit der Pfote am weichen Bauch und rollte sich wieder schlummernd ein.
"Psst, ihr müßt leise sein. Weckt ihn nicht auf", bat der Tänzer und schwebte in der Luft. Hier bei dem Koala waren die roten Strömungen am stärksten. Der Baum hielt seine Äste und Zweige fast schützend über das kleine Tier, das von alle dem nichts mitbekam. Fast schien es so, dass knapp hinter der Rinde sich noch etwas bewegte, man hörte regelrecht den Baum ein- und ausatmen. Minan strich fast zärtlich mit der Hand über den Stamm.

"Hier hab ich meine Geburtsjuwelen bekommen", erzählte er leise, "Damals wußt ich gar nicht was das ist."
Übergroße bunte Schmetterlinge erschienen in der Luft, flatterten umher. Es war überhaupt vieles größer als es eigentlich hätte sein sollen. Der Traum schien fast aus der Sicht eines Kindes zu sein.
"Ich erinnere mich nur daran wie Talian später den Baum angezündet hat...", bemerkte Darken bitter. Der Tänzer hielt ihm rasch seine kleine Hand auf den Mund, was ihm einen finsteren Blick des Prinzen einbrachte.
"Hört auf darüber zu reden. Hier sollen keine schlechten Gedanken herein. Wir sollten uns etwas abseits hinsetzen und ausruhen. Aber nicht mehr reden", ermahnte er und schwirrte bereits fort und sank zwischen einer Wiese aus blühenden langstieligen Margeriten nach unten. Minan ließ sich ebenfalls neben ihm ins Gras fallen, nachdem er noch einmal den schlafenden Koalabären betrachtet hatte. So hatten sie alle Zeit sich etwas auszuruhen, während am Himmel über ihnen weiße Wattewölkchen in Form von Schafen und anderen Tieren vorbei schwebten. Manche winkten ihnen zu und Minan winkte jedesmal vergnügt zurück. Er roch an einer Blume deren Blumenkopf so groß wie seine ausgebreitete Hand war.
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 17:53

Der Tänzer wollte ihr nicht verraten, wo sie waren und klimperte nur mit den Wimpern. Darauf musste Eoshan leise lachen. Dann eben nicht. Dann würde sie es einfach nur geniessen hier zu sein. Auch Minan schien ganz begeistert von dem kleinen Koalabär zu sein, der im Traum wohl gerade umher ging und genüsslich schmatzte. Nachdem er sich noch abwesend mit einer Pfote am Bauch gekratzt hatte, rollte er sich wieder ein und schlummerte weiter. Darken hatte für das niedliche Tier allerdings nur ein Augenverdrehen übrig.

Der Tänzer meinte gleich besorgt, dass sie leise sein sollten und den kleinen nicht aufwecken durften. Eoshan nickte lächelnd. Es wäre auch zu schade, die friedliche Atmosphäre hier zu stören. Durch Minans Worte verstand sie aber auch die Strömungen in der Luft und weshalb sie hier beim Baum so rot waren. So rot wie Minans Geburtsjuwel.

Dann nahm sie Darken bei der Hand und warf ihm einen freundlichen Blick zu, der so viel hiess wie, na komm. Selbst der stärkste Kämpfer braucht zwischendurch eine Rast, damit er nacher wieder weiter kämpfen kann.
Danach zog sie ihn zu Minan und dem Tänzer hinüber und liess sich neben ihnen ins Gras nieder. Mit einem wohligen Seufzen legte sie sich auf den Rücken. Noch eine Weile bekam sie mit, wie Minan vergnügt mit den Wolken spielte. Aber dann fielen ihr relativ bald die Augen zu und sie schlief ein. Träumte davon, wie sie da beschützt von ihrern Brüdern auf dieser Margeritenwiese schlief, in deren Traum. Irgendwie war das gerade sehr absurd. Aber sie fühlte sich wohl und sie wusste, dass sie noch bei ihnen bleiben sollte, damit sie nacher Hexe besuchen konnten.
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 17:56

Auch wenn Darken am liebsten schon diese Welt verlassen hätte, schienen die anderen diese Ruhe zu brauchen und als Eoshan ihn an der Hand fasste, ließ er sich dann auch mitziehen bis zu der Wiese wo er sich zu den anderen setzte. Er widerstand dem Drang eine der Blumen auszurupfen und danach ihre Blütenblätter, trotzdem war er wie immer unruhig. Darken lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen, dachte an Merion. Er hatte so aufgelöst und besorgt gewirkt. Sie mußten unbedingt verhindern, dass Hexe das noch ein weiteres Mal tat... unbedingt...
Selbst er driftete ab in Träume bis er von dem Krächzen eines Raben aufgeschreckt wurde. Der Prinz war sofort auf den Beinen, blickte sich um. Sie waren überhaupt nicht mehr in der fröhlichen bunten Kinderwelt, nein, das hier war etwas anderes. Gemeinsam lagen sie in einem hohen Maisfeld, der Wind ging nur leicht dadurch. In einiger Entfernung war eine knorriger verdrehter Baum ohne jegliche Blätter, so dass der Blick freigegeben war auf dutzende und aberdutzende Raben, die jeden Zentimeter der Äste zu besetzen schien. Manche krächzten verhalten, andere schlugen kurz mit den Flügeln ihres schwarz gefiederten Körpers, der fast ölig glänzte.
Darken sah nach oben. Der Himmel war dunkel und Wolken rollten heran. Überhaupt schien es hier alles andere als bunt zu sein, jegliche Farben waren gedämpft.

Lautlos kniete er sich wieder hin, die anderen schliefen noch und so berührte Darken seine Schwester an der Schulter, bedeutete aber gleich mit einem Finger auf den Lippen, dass sie leise sein sollte.
"Ich glaube, dieses Mal sind wir richtig....", wisperte er, überließ es Eoshan die anderen zu wecken. Als Darken ihnen die Raben auf dem Baum gezeigt hatte, drückte sich Minan ein bißchen ängstlich an seine Schwester, während sich der Tänzer an einem der Maiskolben festhielt.
"Und wo finden wir Hexe?", fragte er leise. Darken machte eine Geste, dass sie erstmal weitergehen und aus dem Feld kommen sollten, möglichst ohne die Raben aufzuscheuchen, denn sie schienen ihm nicht ganz geheuer.
Minan zupfte Eoshan am Gewand, sah hoch zu ihr. "Meinst du, dem Koala geht es immer noch gut?"
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 18:08

Sie dachte die ganze Zeit daran, dass sie nicht wirklich tief einschlafen durfte. Nur so ein bisschen, aber sie wollte immer noch bei ihrem Bruder bleiben und nicht in ihren eigenen Körper und Traum zurück kehren. So schlug sie auch sofort die Augen auf, als Darken sie an der Schulter berührte. Klar erwiderte sie seinen Blick und nickte sacht. So etwas war sie von Rachhad gewohnt, wenn sie mit ihm unterwegs war. Er hatte ihr beigebracht, nach dem aufwachen sofort präsent zu sein und erst einmal zu schweigen, wenn es ihr jemand bedeutete. Denn dafür konnte es ja einen guten Grund geben.

Sie lagen inzwischen in einem hohen Maisfeld, durch das ein leichter Wind ging. Am Himmel trümten sich hohe, dunkle Wolken auf und alle Farben waren gedämpft. Hexes Traum also. Sacht weckte sie ihren Pixie-Bruder und Minan, der sich sogleich etwas ängstlich an sie drückte. Zärtlich streichelte sie ihm über den Kopf um ihn zu beruhigen und erhob sich dann mit ihm. Nun konnte sie auch den knorrigen, verdrehten Baum sehen, der anstatt Blätter unzählige, schwarzölige Raben auf den Ästen trug. Schatten war viel schöner, schoss es ihr durch den Kopf.

Aber dann folgte sie Darken geräuschlos, nachdem sie den Tänzer vom Maiskolben gepflückt und sich auf die Schulter gesetzt hatte. Eoshan vermutete, dass das glitzernde Schlagen seiner Flügel, die Raben auf sie aufmerksam machen würde. So achtete sie auch darauf, dass sie ihre eigenen nicht bewegte. Darken schien es wichtig zu sein, die Rabe nicht aufzuscheuchen und das konnte sie gerade gut nachvollziehen. Sie boten schon ein eindrucksvolles Bild.
Da fragte sie Minan, ob sie dachte, dass es dem Koala noch immer gut gehe. Sanft legte sie ihm einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihm leise zu sein. Darken würde schon wissen weshalb. Zwar wusste sie nicht so genau, für was der Bär gestanden hatte, denn der Tänzer hatte ihnen darüber ja nichts verraten wollen. Trotzdem nickte sie mit einem überzeugten Lächeln. Das war er bestimmt. So wie der Tänzer auf ihn aufpasste. Ausserdem war das hier ein anderer Traum.
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 18:14

Darken war bereits als erster losgegangen und suchte einen Weg zwischen dem Mais hindurch, während Eoshan den Tänzer von einer der Pflanzen genommen und vorausschauender darauf achtete, dass seine libellenhaften Flügel nicht zu sehen waren. Minan tappte vor Eoshan her und Darken wollte ihn schon anzischen, dass er gefälligst den Mund halten sollte, als er nach dem Stoffbär fragte, doch da regelte das die Dea al Mon schon viel diplomatischer. Schweigend glitten sie nun weiter durch das dunkle Feld bis sie am Rand war und Minan so neugierig, dass er gegen Darken prallte, rasch an ihm vorbeilugte.
Beim Feldrand war ein grober Weg, der sich zwischen weiteren Feldern vorbeischlängelte, aber dafür konnten sie nun auch weiter schauen. In der Ferne sah man eine dunkle Stadt über die sich die Wolken zusammenballten und dahinter...
"Das Schloss!", entfuhr es Minan aufgeregt. Quasi über der Stadt thronte ein gewaltiges dunkles Schloss mit lauter Zinnen, Türmen und hohen Mauern. Blitze schienen sich vom Sturm auf die Turmspitzen zu entladen. Und aberhunderte von Raben kreisten darum herum. "Das hab ich schonmal in Visionen gesehen."
"Ich auch, aber kannst du vielleicht noch was lauter sein?!", fuhr Darken ihn an, als hinter ihnen lautes Flügelschlagen und das Kreischen von Raben zu hören war.

"Schnell, ins nächste Feld", schlug der Tänzer vor und hielt sich fester bei Eoshan fest. Trotzdem mußten sie vorher noch über den Weg und die Raben stießen wie ein Todeskommando auf sie herab. Darken ließ sich fallen und riss Minan gleichzeitig mit sich rum, schützte ihn mit seinem eigenen Körper.
"Weiterrobben!", rief Darken, schob sich über die Erde in Richtung eines Roggenfeldes. Die Raben flogen dicht über sie hinweg, hackten mit ihren Schnäbeln nach ihnen bis sie es endlich weiter ins Feld geschafft hatten und die Vögel suchend über den Halmen kreisten. Darken erfasste Eoshans Hand, zog sie noch ein Stück weiter und sah sie schwer atmend an. "Alles in Ordnung?" Der Tänzer krabbelte unter ihrem Oberkörper hervor, richtete seine etwas zerknautschten Flügel.
"Gemütlich und eng. So wie ichs mag." Er grinste frech.
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 18:35

Schweigend schlichen sie weiter bis zum Rande des Maisfeldes, wo sich ihnen ein atemberaubendes Bild bot. Ein grober Weg führte durch dunkle Felder zu einer weit entfernten düsteren Stadt, über der ein finsteres Schloss thronte. Lauter hohe Mauern, Türme und Zinnen bauten sich zu einem Gewaltigen Bauwerk auf, das bedrohlich seine Schatten über das Land warf. Der Sturm, der darüber tobte schien seine Blitze in den Turmspitzen zu entladen und unzählige Raben kreisten darüber.

Dem jungen Minan entfuhr aufgeregt, was sie selber dachte. Aber anscheinend schien er im Gegensatz zu ihr nicht zu wissen, was es war. Eisiges Entsetzen durchfuhr sie, bei der Erkenntnis wie gefährlich Nahe Hexe Sion gewesen sein musste, dass sie so sehr von diesem Schloss träumen konnte.
Doch sie kam nicht dazu, lange darüber nachzudenken, denn Minans Stimme hatte die Raben aufgescheucht, die sich nun laut krächzend auf sie stürzten. Sofort rannte sie mit Minan und Darken los, entsprechend dem Vorschlag von Tänzer. Da stiessen die Vögel einem Speer gleich auf sie nieder und Darken riss Minan mit sich zu Boden, schützte ihn mit seinem eigenen Körper. Während sie selber ebenfalls zu Boden hechtete, musste sie unwillkürlich lächeln. Darken war wirklich ein tapferer Beschützer. Anschliessend robbten sie unter den Krallen- und Schnabelattacken auf dem Boden weiter, bis sie in ein weiteres Feld gelangten, wo die Raben sie nicht mehr sehen konnten.

Darken war wirklich ein guter Beschützer. Denn er fasste sogleich ihre Hand, zog sie ein Stück weiter und fragte sie, ob alles in Ordnung sei. Ebenfalls heftig atmend, lag sie eng neben ihm und nickte aufmunternd lächelnd. Es war ja nur ein Traum und die Raben hatten sie nicht verletzen können. Aber vielleicht war der Traum auch eine Erinnerung an eine Vision, was sehr hilfreich sein konnte.
Der Tänzer bekundete ebenfalls, dass es ihm gut ging und kroch unter ihrem Oberkörper hervor. Etwas verwirrt sah sie ihn an. "Das Feld ist doch so weit", meinte sie verständislos. "Wo soll es denn hier bitte schon gemütlich und eng sein? Selbst wenn das wirklich schön klingt." Die sexuelle Anspielung verstand sie nicht. Was vielleicht auch ganz gut war.
Dann sah sie die drei aber sehr ernst an. "Ich will, dass ihr mir etwas versprecht", forderte sie sie eindringlich auf. "Solltet ihr dieses Schloss jemals in der Realität sehen, dann rennt ihr so schnell ihr könnt ganz weit davon weg. Verstanden? Nähert ihm euch unter keinen Umständen und betreten sollt ihr es schon gar nicht. Am besten auch nicht, wenn ihr eine Vision oder einen Traum habt."
Sie blickte jedem fest in die Augen, um ihre Worte zu unterstreichen. "Aber hier und jetzt muss ich in das Schloss hinein", erklärte sie weiter. "Ihr könnt gerne hier bleiben. Es ist ja schon recht unheimlich." Wenn das eine Vision war, konnte sie vielleicht etwas wertvolles über das Innere erfahren. Als sie das Schloss zum letzten Mal in einer Vision gesehen hatte, war es unmöglich gewesen, in die Fenster zu blicken. Diesmal war es vielleicht anders. Ihr Bruder konnte tiefer in die Dunkelheit sehen, als sie.
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 18:37

Eoshan lächelte aufmunternd und schien unversehrt. Erst als sie nachfragte wie der Tänzer das mit dem gemütlich und eng gemeint hatte und wo das wäre, lief Minan rot an, blickte zu Boden und Darken grinste ausgelassen. "Du bist unverschämt", wandte er sich an den Tänzer, "Das ist unsere Schwester."
Sie wurden auch wieder ernst, als Eoshan sie alle anblickte und verlangte, dass sie etwas versprechen sollten und dass sie, wenn sie das Schloss jemals in der Realität sahen, ganz schnell davon weglaufen sollten. Minan nickte gleich pflichtschuldig.
"Es sieht nicht aus wie ein freundlicher Ort", stimmte auch der Tänzer zu, nur Darken blickte entschlossen drein, ballte die Faust zur Hand.
"Ich lauf sicher nicht weg", widersprach er. Minan setzte sich neben Eoshan zwischen die Roggenhalme während über ihnen noch die kreisenden Raben zu hören waren. Fragend sah der Junge seine ältere Schwester an.
"Was ist denn in dem Schloss? Ich hab immer das Gefühl gehabt, etwas ganz Böses. In den Visionen seh ich Nebel wenn es weiter geht, aber ich glaube, innen drin habe ich auch schonmal etwas gesehen, eine siebeneckige Kammer. Ich bin mir nicht mehr sicher", erinnerte er sich vage. "Aber wenn es so schlimm ist, warum musst du jetzt dort hin?"

"Und wir gehen auf jeden Fall mit dir. Denn ich glaube Hexe ist dort drin", erklärte Darken, drückte kurz Eoshans Schulter aufmunternd. "Außerdem lassen wir dich jetzt ganz bestimmt nicht im Stich."
"Wenn wir dorthin müssen, sollten wir uns durch die Felder bis zur Stadt schleichen", überlegte der Tänzer und versuchte sich am Stängel eines Roggenhalmes festzuhalten war aber doch etwas zu schwer und knickte damit nach unten. "Ich hoffe, es geht ihr gut."
"Hallo? Reden wir von der, die versucht hat sich umzubringen? Uns umzubringen?", zischte Darken verärgert, kroch ein wenig weiter durchs Feld.
"Guck dir doch mal an womit sie jede Nacht zu tun hat. Ach, jeden Tag", wandte der Pixie ein, "Sie bekommt all die Visionen ab, die sonst wir hätten. Kein Wunder, dass sie verwirrt ist."
"Sie darf das trotzdem nie mehr tun", meinte Minan bestimmt und folgte Darken bis zum Rand des Feldes. Der Prinz blickte nach oben, sah zurück zu Eoshan und wartete bis alle bereit waren.
"Los, zum nächsten Feld!" Darken rannte geduckt über den Weg bis er in ein weiteres Maisfeld gehechtet war bevor die Raben sie erwischten. So schafften sie es bis zur Stadt. Man sah auch Menschen, doch sie bewegten sich sehr langsam, schlurften nur träge umher.
"Oh Dunkelheit, sie haben keine Augen mehr", entfuhr es Minan, als sie an der Stadtmauer entlang schlichen.
"Die Raben scheinen trotzdem noch nicht satt zu sein", bemerkte Darken zynisch.
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 18:47

Was der Tänzer wohl gesagt hatte, dass Minan nun rot anlief und zu Boden sah und Darken ausgelassen grinste. Neugierig blickte sie von einem zum anderen, doch niemand wollte ihr dazu etwas sagen. Nur Darken meinte an den Pixie gewandt, dass er unverschämt sei und dass sie ihre Schwester sei. Was das eine wohl mit dem anderen zu tun hatte? Na ja, sie konnte ja auch noch später nachfragen. Erst ging es einmal zum Schloss.

Wenigstens Minan nickte gleich pflichtschuldig, dass er sich in Realität von dem Schloss fernhalten würde. Auch der Tänzer stimmte zu, dass es nicht wie ein freundlicher Ort aussah, was es bestimmt auch nicht war. Aber von keinem bekam sie ein eindeutiges ausgesprochenes Versprechen und sie nahm sich vor, das von jedem noch zu bekommen und wenn sie darum kämpfen musste. Darken widersprach ihr ja schon jetzt.
"Doch wirst du Darken", hielt sie ihm unnachgiebig entgegen. "Wenn es sich um dieses Schloss handelt, wirst du das tun. Denn du bist derjenige, der beschützt."

Eoshan setzte sich wie Minan ebenfalls auf. "Vielleicht kannst du mir die Kammer ja ein ander mal zeigen", schlug sie sanft vor, bemüht den Jungen nicht zu erschrecken. "In dem Schloss ist wirklich etwas sehr böses. Ich werde dir davon erzählen, wenn wir wach sind. Hier in den Träumen ist das nicht so gut. Und ich muss jetzt dahin, um es auszukundschaften. Um zu sehen, ob es da irgendwo eine Schwachstelle gibt."

Darken drückte kurz aufmunternd ihre Schulter und sie lächelte ihm dankbar zu. "Das ist schön. Aber sonst solltet ihr euch wirklich davon fernhalten. Es ist schon schlimm genug, das Hexe dort drinn wohnt. Das macht mir Sorgen. Wir sollten sie schnellstens von da wegbringen."
So schlichen, krabbelten und hechteten sie sich von Feld zu Feld, bis sie schliesslich nach mühseliger Arbeit die Stadt erreichten. Dort stellten sie zu ihrem Entsetzen fest, dass die Menschen keine Augen mehr hatten. Tröstend drückte sie Minans Hand. Dadurch, dass er erst zwölf zu sein schien, fand ihre Hand immer wieder den Weg in seine. Es war einfach ein schönes Gefühl, den kleinen Bruder an der Hand zu führen.
"Ich glaube nicht, dass die Raben jemals satt sein werden", fügte sie leise zu Darkens zynischen Kommentar hinzu.
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 19:00

Als Eoshan darauf beharrte, dass er sich nicht dem Schloss näherte, blickte Darken sie kurz finster an. Sie hatte hier überhaupt nichts zu befehlen. Überhaupt, würde er in der Wirklichkeit wohl nie dorthin kommen solange er in Dea al Mon festgehalten wurde. Aber sie redeten nicht weiter darüber, denn sie tröstete bereits Minan und dass sie ihm von dem Schloss erzählen würde sobald sie wieder wach wären und nun wolle sie es auskundschaften, um vielleicht eine Schwachstelle zu finden.
Ging es ihr jetzt nur noch darum? Der Gedanke gefiel Darken alles andere, aber schließlich war auch seine Schwester der Meinung, dass sie Hexe von dort fortschaffen sollten. Sie kämpften sich bis zum Stadtrand, aber zum Schloss zu kommen, würden sie durch die Gassen jener Stadt und an den auglosen Menschen vorbei. Ihre Kleidung und auch ihre Haut schien nichtmehr viel Farbe und Lebendigkeit zu beinhalten.
"Gut, wir schleichen uns an ihnen vorbei. Wenn sie keine Augen mehr haben, bemerken sie uns vielleicht nicht", flüsterte Darken und ging wie immer voran, gefolgt von Minan, den Eoshan schon wieder an die Hand genommen hatte, aber der Junge schien den Trost und den Schutz zu brauchen. An den Häuserwänden gepresst, schoben sie sich voran und wichen den Menschen aus wann immer sie in ihre Nähe kamen. Sie waren schon weit gekommen als einer der Stadtbewohner abrupt nach links taumelte und dadurch noch Minan streifte, obwohl Eoshan ihn schon beiseite gezogen hatte.

Minan quietschte entsetzt auf und die meisten Menschen blieben stehen, wandten sich langsam zu ihnen um. Der junge Prinz kämpfte sich strampelnd aus dem Griff des Mannes.
"Kommt schon, rennen wir die letzten Meter!" Darken wartete noch auf die anderen, dann sprintete er hakenschlagend los, wich einigen geschickt aus oder verpasste anderen Tritte oder Schläge, so dass sie gegen ihre nächsten Nachbarn fielen und sie sich selbst erstmal neu orientieren mußten. Vielleicht waren sie hinter den Schlossmauern sicher. Ein lachhafter Gedanke.
Trotzdem gelangten sie irgendwann bis zu einem hohen gusseisernen Tor. Darken rüttelte daran, aber vergeblich, es war verschlossen. Fluchend trat er dagegen. Der Tänzer flog auf, über das Tor hinaus.
"Vielleicht kann ich es von der anderen Seite öffnen." Er schwirrte um das große Vorhängeschloss herum und begann dann mit seinen zarten Fingern darin herumzufuhrwerken. Minan sah ängstlich über die Schulter wo hinter ihnen die Stadtbewohner den Weg hinauf kamen. Auf der anderen Seite thronte das Schloss groß, dunkel und unerbittlich auf. Beide Möglichkeiten schienen nicht sehr verheißungsvoll.
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 19:08

Diese Menschen in der Stadt waren wirklich überaus unheimlich. Sie wirkten nicht einmal richtig lebendig. Aber Dämonentote schienen es auch nicht zu sein. Die hatten mehr Feuer, mehr... Leben in sich. Eoshan wollte ihnen nicht zu nahe kommen, dennoch war sie Darkens Meinung, dass sie sich wohl an ihnen vorbei hoch zum Schloss schleichen könnten. Das hätten sie wohl auch gekonnt, wenn sie gesehen hätte. Zumindest wenn Eoshan mit ihrer Wache unterwegs gewesen wäre. Sie wären einfach Schattengleich von Hausdach zu Hausdach gehuscht, leise wie der Wind. Aber auch ihr Bruder war sehr geschickt darin, sich geschmeidig und leise fortzubewegen.

Doch dann geschah dennoch ein Unglück. Einer der Stadtbewohner taumelte abrupt nach links und obwohl Eoshan Minan rasch zu sich zog, streifte der Mann den Prinzen und hielt ihn fest. Verständlicherweise quitschte dieser entsetzt auf, worauf viele der anderen Menschen stehen blieben und auf sie aufmerksam wurde. Während Minan sich strampeld aus dem Griff des Mannes kämpfte, half Eoshan dem mit einem gezielten Faustschlag auf die Nase des Mannes nach. Danach packte sie Minan wieder bei der Hand und rannte hinter Darken her. Rennen schien jetzt wirklich sehr vernünftig. Darken machte ihnen auch kämpfend den Weg frei, so dass Eoshan nur noch selten Minan beschützen musste.

Schliesslich erreichten sie das gusseiserne Tor, doch es war verschlossen. Alles rütteln und dagegen treten half nichts und die Menschenmenge kam langsam und bedrohlich immer näher. Da entschied sich Tänzer, er wolle von der anderen Seite versuchen, das Tor zu öffnen.
"Sei vorsichtig", rief sie ihm noch nach und überlegte sicht, ob sie Minan und Darken vielleicht hinüber fliegen konnte. Vielleicht auch nur einer nach dem anderen. Doch das würde sie sehr viel Konzentration kosten, die sie nacher vielleicht noch brauchen würde. Da hatte es der Pixie auch schon geschafft und sie öffneten das Tor einen Spalt breit. Gerade genug, das sie hindurch schlüpfen konnten. Getan, verschlossen sie es auch gleich wieder und atmeten erst einmal tief durch.
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 19:36

Es schien viel zu lange zu dauern bis der Tänzer geschafft hatte das Schloss zu knacken, aber dann konnten sie rasch das Tor auf einer Seite öffnen und alle drei hindurchschlüpfen, um es gleich hinter ihnen zu verschließen und das Schloss wieder anzubringen. Zeit zum Durchatmen gönnte Darken ihnen nicht lange.
"Los, weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ab hier gemütlicher wird", bemerkte er und schritt rasch aus. Der Weg führte sie nach oben zum Schloss, zu beiden Seiten war nur tote ausgebrannte Erde, doch ab und zu konnte man dort etwas rötliches durchschimmern sehen wie Adern, die zum Schloss liefen. Über ihnen hörten sie die vielen Raben, die wie ein Wirbelsturm um das Schloss kreisten. Es donnerte und blitzte, aber kein Regentropfen fiel, selbst die Wolken schienen aus Raben zu bestehen. Nur der Wind war stärker und sie mußten sich regelrecht dagegen lehnen als sie näher kamen. Es schien wie eine Barriere dort zu sein, doch schließlich hatten sie doch den Eingang erreicht. Niemand erwartete sie, der Hof schien wie ausgestorben.
"Hier sind lauter tote Menschen", wisperte Minan, deutete zu der verbrannten Erde. "Ich kann sie fühlen, sie sind darunter. Aber nicht wirklich tot. Er ernährt sich von ihnen, die ganze Zeit.. schon die ganze Zeit..." Er erschauderte und rieb sich selbst über die dünnen Arme. Der kleine Pixie flog vor bis zu der hohen Eingangspforte. Zu beiden Seiten waren Wasserspeierfiguren, Gargoyle mit entsetzlichen dämonischen Fratzen.

Knirschend öffnete Darken die Türe und lugte hinein. Überall war es stockdunkel. "Wir brauchen ein Licht."
"Bin ja schon da." Der Tänzer schlüpfte hindurch und sein Körper begann wirklich wieder heller zu leuchten wie in seinem Traum auf der Lichtung als er erregt gewesen war. Hinter der Pforte erwartete sie eine hohe Halle aus grauem Stein, mehrere Gänge zweigten von ihr ab und an den äußeren Seiten auch zwei Wendeltreppen, die wohl zu Türmen führten. Irgendwo in der Ferne schrie jemand, aber das war nicht das Beunruhigende was Darken fühlte. Jede Wand, jede Säule in dieser Festung schien bis ins Mark dunkel und unheilvoll zu sein wie als würde aus jeder Pore eine verdorbene Kraft fließen. Es war einfach überall. Auch wenn sie durch das Pixielicht immer nur Ausschnitte sahen, einen kleinen Lichtkegel, das meiste lag im Schatten verborgen, lauernd und wartend.
"Eoshan, warum ist dieses Schloss so wichtig?", fragte er leise und blickte sie forschend an, "Du weißt doch etwas darüber. Hattest du darüber auch schon Visionen? Warst du schon einmal hier?"
"Es gehört dem Schattenmann", flüsterte Minan. "Hier ist es ganz schlimm, ich hab Angst."
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 19:38

Darken liess ihnen nicht viel Zeit und scheuchte sie gleich weiter. Dabei war es nur ein Traum. Doch dass schien inzwischen wieder jeder seiner Splitter vergessen zu haben. Auch Eoshan begann langsam daran zu zweifeln. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich nun in einem Traum, in Minans Geist oder in einer Vision befanden. Es wurde immer verwirrender. Zwar wusste Eoshan, wie sie sich zurück ziehen konnte, wenn es ihr zuviel wurde. Doch sie würde ihre Brüder nicht im Stich lassen.

Doch sie merkte sich jedes Detail. Der Sturm aus Raben ohne Regen, der Wind der sie wie ein Schild fast abhielt, die rötlichen Adern unter der ausgebrannten, toten Erde, Minans gewisperten Hinweis, dass ER sich von Menschen ernährte, jeder Winkel und Gang. So gut es eben ging. Und zum ersten Mal benutzte sie ihre Juwelen, um alles aufzuzeichnen. Damit sie es sich nacher noch einmal in Ruhe ansehen konnte. Und auch um es ihren Verbündeten schicken zu können. Es war zwar nur ein Traum, eine Vision. Aber sie erkannte genug wieder, um zu erkennen, dass es kein Phantasieprodukt war.

Kaum waren sie in die dunkle, hohe Halle aus Stein getreten, wurde es Eoshan sofort Übel. Verderben schien aus jeder Ecke und jedem Ende auf sie einzuwirken. Sie hatte es in Askavi schon einmal gespürt. Nur war es damals viel weiter entfernt gewesen. Nun wirkte es direkt auf sie ein und sie keuchte erst einmal auf. Ihre ohnehin schon helle Haut war ganz blass geworden und ohne sich dessen Bewusst zu sein, drückte sie Minans Hand fest. Irgendwo schrie jemand, aber das ging beinahe unter in dem Verderben. Genau wie Tänzers Licht. Nein, das lag an ihr. Sie musste ihre Augen wieder aufmachen. Vielleicht würde sie es ja dann schaffen, ihre Flügel ebenfalls so hübsch zum Leuchten zu bringen. Sie durfte ihre Brüder nicht noch mehr verängstigen.

Doch da war noch etwas anderes. Etwas, das sie lockte und umschmeichelte. Etwas, dass ihr alles versprach. Sie musste sich dem nur hingeben. Es war das, was Shathiel gespürt hatte. Der Grund, weshalb sie Sion verfallen war. Es war gefährlich und doch so schön. Ein leicht entrückter Blick verschleierte ihre Augen und sie machte einen Schritt in die Dunkelheit.
Da fragte Darken sie, warum dieses Schloss so wichtig sei. Meinte, dass sie doch etwas darüber wisse. Sofort war sie wieder da, erschrocken darüber wie sehr diese Reinheit verführen konnte. Selbst wenn es das reine Gegenteil von Leben war.

"Ich war noch nie hier drinn", schüttelte sie den Kopf. "Aber ich hatte eine Vision von dem Schloss, konnte aber nicht herein sehen." Tröstend drückte sie den verängstigten Minan an sich. "Du brauchst keine Angst zu haben Minan", beruhigte sie ihn liebvoll. "Es ist nur ein Traum, nur eine Vision. Und noch nicht einmal deine. Es kann dir hier nichts anhaben. Aber du hast Recht. Es gehört dem Schattenmann. Dem, der kein Wesen aus Fleisch und Blut ist. Das ist das Schloss von Sion."
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 19:45

Darken blickte weiterhin zu Eoshan, die blasser geworden schien und es war mittlerweile nicht mehr so genau klar wer nun wem die Hand hielt und Schutz spendete, da sie weiterhin neben Minan stand. Die Dea al Mon widersprach, dass sie nie hier gewesen war, allerdings eine Vision von dem Schloss gehabt hatte, jedoch ohne es selbst da zu betreten. Bei den Worten schien sie sich langsam wieder zu fangen, konnte nun auch Minan Trost spenden und beruhigte ihn, dass er keine Angst haben bräuchte und ihm hier niemand etwas anhaben könne, es wäre nur eine Vision und nicht einmal seine.
Doch es beruhigte Minan nicht, er machte sich im Gegenteil von Eoshan los. "Nein, es ist nicht nur eine Vision. Es ist nie nur eine Vision! Du weißt doch auch wie schlimm und fürchterlich viele sind und wie man sich dabei fühlt. Und es ist meine Vision", beharrte er, "Hexe ist doch auch ein Teil von mir. Und sie leidet unter all den Visionen, weil wir anderen zu bequem waren sie auszuhalten und uns durch das Netz geschützt und alles auf sie abgeschoben haben!"
Darken kümmerte das weniger, er hatte keine Gewissensbisse. Vor allem nicht nach Hexes letzter Tat. "Nur damit wir mit unseren Albträumen besser zurecht kommen, das weißt du doch."
"Aber du weißt auch wie das mit Visionen ist. Sie wollen gehört und gesehen werden. Wir können uns nicht davor verstecken oder davon laufen", entgegnete der junge Splitter entschieden. Der Tänzer schwebte zwischen sie, hob seine kleinen Arme.
"Bitte hört auf zu streiten. Lasst uns Hexe suchen und dann so schnell wie es geht verschwinden." Sein Blick ging besorgt zu Eoshan, schwebte zu ihr hinüber und sah ihr in die Augen. "Dir geht es hier nicht so gut oder? Ich fühle es auch. Wir sollten sehr vorsichtig sein und immer auf das hören was uns unser Herz sagt."

"Noch so eine schwachsinnige Idee?", murrte Darken und ging los. "Wie heißt dieses Schloss eigentlich?" Er blickte sich um, doch immer noch wirkte alles wie ausgestorben. Und trotzdem... das Gefühl von einer Präsenz ließ sich nicht abschütteln, wie ein klammer Griff im Nacken, wie ein Säuseln im Ohr.
"Warum braucht ein blutloses Wesen ein Schloss?", fragte Minan, als sie durch einen der dunklen Gänge schritten. Darken führte sie an und schlug unbewußt immer wieder Biegungen ein, es zog sie jedoch eindeutig nach oben und mittlerweile hatten sie so einige Treppen erklommen. Der Prinz wollte gerade weitergehen, als Minan eine der Türen probierte. Sie schwang knarrend auf und dahinter war ein Schlafzimmer zu entdecken. Bei einem Durchgang wehten zwei Vorhänge und langsam ging er darauf zu, schlug sie beiseite bis sie bei einem Balkon waren.
"Mutter der Nacht", entfuhr es Darken. Von oben konnten sie nun weiter über das Land blicken. Es war schwarz und Rauchsäulen waren in einiger Entfernung zu sehen, rot aufflammende Brände. "Ist das die Vision wo wir verlieren?"
"Das Land stirbt... er hat ihm alles ausgesaugt... einfach alles...", bemerkte Minan mit entrückter Stimme. Während sie noch hinab blickten, wurde die lockende Stimme, die Eoshan hörte, immer intensiver.
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 19:59

Es tat weh, dass Minan sich von ihr losriss. Sie fühlte imensen Verlust, als hätte sie ihn wirklich verloren und nicht, als wäre er nur einen Schritt von ihr weggetreten. Was war bloss los mit ihr. Normalerweise liess sie sich doch auch nicht so sehr von einer Vision beeinflussen.
"Du hast recht Minan", meinte sie leise und lächelte sacht. "Es ist deine Vision, denn Hexe ist ein Teil von dir. Aber auch wenn Visionen manchmal schrecklich zu sehen und zu hören sind, so können sie dir nicht wirklich etwas anhaben. Die Dunkelheit sendet sie nicht, um uns zu quälen, sondern um uns zu warnen. Sollte es uns zu viel werden, ist es unser Recht, uns dagegen zu sperren. Also lass uns gehen und Hexe dabei helfen." Sie war schon beeindruckt von Minans mutigem Gerechtigkeitssinn.

Als der Tänzer meinte, ihr ginge es hier nicht so gut, schüttelte sie nur abwehrend den Kopf. Ihr ging es nicht besser oder schlechter, als sonst irgendwem hier. Es war alles in Ordnung soweit und so folgte sie Darken entschlossenen Schrittes. Dennoch traute sie sich den Namen des Schlosses auszusprechen, wie als könne es dann wie das Haus von Talian vorhin, lebendig werden. Dabei war das völlig absurd.
"Vielleicht, braucht es einfach ein grösseres Gefäss, um es mit seiner Präsenz und seiner Macht aufzufüllen", mutmasste sie auf Minans Frage hin. "Vielleicht ist ein menschlicher Körper einfach zu klein."

Schliesslich traten sie in ein Schlafzimmer und von da aus zwischen zwei Vorhängen hinaus auf einen Balkon. Sie erstarrte bei dem Bild, was sich ihr bot. Das Land war schwarz. Dunkel Rauchsäulen krönten zornig aufflammende Brände. Eoshan brauchte Minans Worte nicht, um zu wissen, wie es dem Land ging. Sie war eine Königin. Sie spürte es am eigenen Leib. Alles Leben floss dahin. Nichts war mehr da, was man beschützen, hegen und pflegen konnte. Nichts zu erschaffen. Weshalb brauchte es da denn überhaupt noch eine Königin? Sie konnte ohne lebendes Land ja eh nicht existieren. Eigentlich war sie vollkommen überflüssig.
Verderbnis und Moder, was das Schloss schon die ganze Zeit ausstrahlte, hüllten sie ein, streichelten sie sanft. Es war ekelerregend und doch fühlte es sich gut an. So wie wenn man barfuss durch Schlamm spazierte. Kühl und warm zugleich, geschmeidig, sanft, nachgiebig und doch zäh, klebrig und haftend. Und diese lockende Stimme. Sie schien Erlösung von all dem Leid zu versprechen. Sie würde dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr so leer und hohl fühlte, nun wo alles weg war. Wo das Land tot war.
Ohne auf die anderen zu achten, oder etwas zu sagen, drehte sie sich um und ging durch die Vorhänge wieder ins Schlafzimmer. Ihre Pixie-Flügel, an denen sie vorhin so Freude gehabt hatte, verdorrten wie Blätter im Herbst. Zerbröselten bis nur noch ein karges Skelett davon übrig war.
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Re: Hexe

Beitragvon NSC » Sa 28. Jan 2023, 20:06

Die Stimme zog und lockte sie immer weiter durch die Gänge, fort von ihrem Bruder, und nie nachlassend. Voller Versprechen ihre Leere zu füllen, für sie da zu sein, sie nie zu verlassen. Immer.
*Komm... komm zu mir.... ich werde dir zeigen wie es endet. Ich werde dir alles zeigen... das ist es doch was du willst oder? Und ich gebe den Menschen immer das was sie wollen...* Dunkle langfingrige Schattenhände zogen sie weiter, krochen leicht ihren Körper hinauf, berührten sie fast zärtlich und beschützend. *Ich werde dich wieder ganz machen. Das ist es doch was du dir ersehnst oder? Und ich kann es vollbringen...*
Eoshan gelangte in den Thronsaal. An den Querstreben der Dachkonstruktion wehten die langen schwarzen Wimpel mit der roten Hydra. Es war totenstill in der Halle, doch die dunkle Präsenz fast erdrückend. Bei jedem Atemzug schien sie schwarz und verheißungsvoll die Kehle hinunter zu gleiten.

Eine Gestalt erhob sich vom Thron, kam näher. Langes wallendes Haar, das silbern glänzte. Das Kleid war mitternachtsblau, umschmeichelte ihren zierlichen anmutigen Körper. Nur die Augen waren nicht silbern wie bei Eoshan, sondern schwarz, jedoch genauso wunderschön. Ein silbernes schmales Diadem zierte ihre Stirn und in der Mitte war ein schwarzer Stein eingelassen, so dass es ab und zu wirkte wie als besäße sie drei Augen.
"Ja, so wird es enden", bestätigte Sion mit sanfter Stimme, "Der Körper ist nur eine Hülle, vergänglich. Ich bin nicht darauf angewiesen. Nur auf das was darinnen ist." Sie legte ihre Hand aufs Herz, lächelte. "Oder vielleicht ist das einfach nur deine Angst, die du hast... aber solange auch nur ein Mensch vor mir Angst hat, werde ich weiter bestehen. Die Menschheit bekommt immer das was sie verdient und was sie sich wünscht. Ich bin hier weil es jemand so wollte. Es gibt immer einen, der es so will."
Die Gestalt zerfloss in Schatten, setzte sich erneut zusammen und zeigte die Erscheinung, die Sion jetzt besaß. Ein groß gewachsener gutaussehender Kriegerprinz. Er lächelte dunkel, bedeutete dann mit seinem Arm, dass sie näher herankommen sollte. Sie würde unfähig sein sich dagegen zu wehren.
"Ich werde dich wieder ganz machen... dein Geist geschmiedet in den Qualen deines Lebens... aber hier und jetzt ist es vorbei. Dafür werde ich sorgen", versprach er mit verführerischer Stimme, legte sein Hand an ihre Hüfte und blickte ihr tief in die Augen. Sein Gesicht näherte sich dem ihren, aber kurz bevor er sie küsste, fuhr ein schwarzer Schattendolch in ihre Brust. Sion zog seine andere Hand langsam zurück.
"Und so wird es anfangen."
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 20:17

"Ja", hauchte sie sanft.
Sie würde zu ihm kommen. Er sollte ihr alles zeigen. Sie musste so viel wie möglich über dieses Schloss wissen. Und er würde sie wieder ganz machen. Diese Leere in ihr, weil das Land tot war, er würde dafür sorgen, dass sie verschwand. Das ersehnte sie sich wirklich. Beinahe willenlos liess sie sich führen, schmiegte sich in die Schattenhände, die sie zärtlich und beschützend berührten. Die ihr Trost spendeten. Oder waren es noch nicht viel mehr kalte Klauen, die ihr jegliches Leben und Willen entzogen? Nein, das konnte nicht sein. Es begann doch schon. Wie er versprochen hatte, füllte er die Leere in ihrem Innern. Mit jedem Atemzug glitt diese verheissungsvolle Verderbnis ihre Kehle hinunter.

Schliesslich gelangte sie in den Thronsaal. Nur am Rande nahm sie Sions Wappen war. Ihr Blick war gefangen von der kühlen Schönheit, die sich vom Thron erhob und auf sie zu kam. Ihr langes, wallendes Haar glänzte silbern und das mitternachtsblaue Kleid unterstrich ihren zierlichen, geschmeidigen Körper. War das etwa sie? Aber sie hatte doch silberne und nicht schwarze Augen. Auch hatte sie kein schwarzes Juwel. Doch das Diadem war sehr schön und der schwarze Stein, der vorne eingelassen war, wirkte zwischendurch wie ein drittes Auge.

"Enden?"
Was denn? Ihr Leben? Würde sie diese Königin sein? So kalt und doch so schön. So leer und doch erfüllt. Sie wünschte es sich. Dann wäre alles vorbei. Aber es war gerade wohl doch Sion und nicht sie, wie sie trotzdem erleichtert feststellte. War Sion schon in ihr? Dadurch dass sie Angst vor ihm hatte? Aber sie hatte doch gar keine Angst vor ihm. Sie verabscheute ihn zutiefst.

Es schmerzte beinahe, als das Bild zerfloss. Eoshan wollte mehr davon sehen. Wollte es sein. Aber da stand auch schon wieder Sion vor ihr. So wie sie ihn schon einmal in einer Vision gesehen hatte. Hiess das etwa, dass er seine Gestallt ändern konnte? Er hatte ja selber gemeint, der Körper sei nur eine Hülle, auf die er nicht angewiesen sei. Ein Geist?
Auch so sah Sion unglaublich gut aus. Selbst dafür, dass er kein Dea al Mon war. Doch irgendwie lag das weniger an seinem Körper, als viel mehr an seinem dunklen Lächeln und seiner Ausstrahlung. Willig kam sie seiner Aufforderung nach, näher zu ihm zu treten. Dicht vor ihm blieb sie stehen und ihr Herz drohte zu zerspringen. Seine dunkle Präsenz machte es unglaublich schwer zu atmen. Es gelang ihr nur flach und ihre Brust hob und senkte sich angestrengt.

"Ja", hauchte sie aufgeregt. Ja, er würde sie wieder ganz machen. Jetzt!
Ihr Geist geschmiedet in den Qualen ihres Lebens.
Aber ihr Leben war doch gar nicht so qualvoll gewesen. Sie hatte ein Leben voller Freude und Liebe geführt.
Nein! Das stimmte nicht. Sie hatte immer gelitten. Ihre Eltern, die sie so früh verloren hatte. Die lange, einsame Ausbildung zur Königin und Schwarzen Witwe. Ihre Jungfrauennacht. Lynns gespaltener Geist. Der Tod von Saphira. Ihre eigene viel zu rasche Ernennung zur Territoriumskönigin. Der Tod von Marek. Cian, der sie verletzte. Caranthir, der über sie her fiel. Minans traurige Vergangenheit.
Minan!
Kurz flackerte es in ihren Augen und ihr Geist schien für einen Momen klarer zu werden. Sie musste ihren Bruder beschützen. Er war doch auch hier irgendwo.

Hier und jetzt ist es vorbei. Ja, das war gut. Seine Stimme klang so schön und die brennend eisige Hand auf ihrer Hüfte fühlte sie wunderbar an. Leer erwiderte sie seinen tiefen Blick. Sion beugte sich vor, schien sie küssen zu wollen. Hingebungsvoll öffnete sie ihre sinnlichen Lippen ein bisschen.
Nein! Sie wollte nicht von ihm geküsst werden. Rachhad. Das durfte nur er tun. Nur von ihm wollte sie es.

Doch da fuhr ein schwarzer Schattendolch in ihre Brust. Verblüfft sah sie nach unten. Im ersten Moment fühlte es sich unglaublich gut an. Beinahe lustvoll keuchte sie auf. Alles überflüssige war weg und sie war wunderbar ausgefüllt. Doch dann setzten die Schmerzen ein. Feuer jagte durch ihren Körper. Sie konnte spüren, wie sich Sions dunkles Gift in ihr ausbreitete und alles verdorrte. Als Schwarze Witwe versuchte sie instinktiv das Gift zu bekämpfen und aus ihrem Körper zu drängen. Doch es war zu stark und überschwemmte sie einfach. Qualvoll schrie sie auf. Nicht laut. Es war mehr wie ein seufzen. Unbemerkt rannen ihr Tränen über die Wangen und schliesslich sackte sie in sich zusammen.
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 20:20

Sie blickten immer noch entsetzt über das Land hinweg, das so tot und ausgebrannt dalag.
"Wir müssen das verhindern", stieß Darken heftig und entschlossen aus, stützte sich am Geländer ab, während Minan neben ihm stand und sich der Tänzer auf die Brüstung gehockt hatte, schwach mit den leuchtenden Flügeln schlug. Ein einzelnes Licht in einem See aus Finsternis und Zerstörung.
"Vielleicht ist es auch nicht nur das Land.... vielleicht ist es sein Wesen, das so tot ist und das sehen wir hier. Wie das leere Schloss in dem nichts ist außer ihm. Er ist nicht mächtig, er... er ist abhängig", bemerkte Minan nachdenklich, wollte sich zu Eoshan umdrehen, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. "Was denkst- Eoshan?!" Auch die anderen wandten sich nun um, aber ihre Schwester war nicht mehr da. Darken fluchte und rief gleich nach ihr.
"Was fällt ihr ein ohne uns weiterzugehen? Nur weil sie Informationen will! Ich dachte, es geht um Hexe", wetterte er und verließ den Balkon, doch auch im Schlafzimmer war sie nicht mehr. Der Pixie schwirrte aufgeregt hin und her, zurück in den Gang draußen.
"Diese Vision, dieser Ort... das ist nicht gut für sie. Ich mach mir Sorgen", sprach er aus. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als nach Eoshan zu suchen, doch das Schloss war riesig und in vielen Gängen herrschte so dichter dunkler Nebel, dass es ihnen versperrt war. Bei einer Gabelung blieben sie ratlos stehen. Minan seufzte.
"Wir hätten auf sie aufpassen sollen", murmelte er, als hinter ihnen irgendein Luftzug zu spüren war, leichtes Klacken. Rasch presste Minan sich an seinen älteren Splitter. "Was war das?", wisperte er ängstlich.
"Ich weiß nicht... aber wir sollten weitergehen." Der Tänzer schwebte vor, ein hin und her tanzendes Licht, sie blieben immer in seiner Nähe, denn hinter ihnen rollte gleich die Dunkelheit wieder heran wie als wäre sie etwas greifbares. Ein intelligentes Raubtier, das ihnen dicht auf den Fersen war.

Darken konzentrierte sich auf seine Schwester, verließ sich auf seine Intuition und sein Gespür wo sie langgingen bis sie einen langen Gang entlang schritten und zu einer hohen Türe kamen. Unter der Türritze quollen schwarze Spinnfäden heraus. Rasch stieß der Prinz die Türe auf und sie stolperten regelrecht hinein.
"Eoshan!" Sie lag ausgestreckt in einer großen Halle und ein dunkler vielarmiger Schatten schwebte über ihr. Darken achtete gar nicht wo sie waren, er rannte einfach zu ihr und versuchte nach dem Schattengewirr zu schlagen. "Lass sie in Ruhe!" Kaum hatte er aber mit seiner linken Hand die Dunkelheit gestreift, keuchte er auf, als er Kälte spürte, die seine Finger entlang kroch und weiter nach oben zog. Trotzdem drehte er Eoshan auf den Rücken, erblickte ihre bleiche Haut und wie die Adern fast schwarz hervortraten. Aus ihrer Brust ragte noch der dunkle Knauf eines Dolches, aber er wirkte fast als wäre er aus der gleichen Substanz wie der Schatten. Genau wie in seinen Visionen!
Minan kniete sich schluchzend neben ihr, hielt ihre Hand.
"Es ist nur ein Traum, es ist nur eine Vision. Das kann uns nichts anhaben. Das hast du selbst gesagt, große Schwester", erinnerte er sie mit erstickter Stimme. Darken umfasste indess den Griff der Waffe, er hatte das Gefühl seine Hand würde weiter absterben. Sein Gesicht verhärtete sich als er gegen den Schmerz kämpfte und dann langsam, Stück für Stück, den Dolch herauszog. Kaum getan löste sich die Klinge in Rauch auf.
Der Tänzer ließ sich auf ihre Brust sinken, blickte zu ihr. "Eoshan, ich liebe Dich. Denk daran. Denk daran wieviel diese Worte bedeuten. Träume sind real, sie sind so real wie du sie machst und die Wirklichkeit existiert in deinem Herzen. Und dort weißt du auch wie du aussiehst und wer du bist. Du mußt dich nur daran erinnern." Er lächelte sie an. Darken saß stumm daneben, hielt sich seine schmerzende Hand, während er ernst aber auch besorgt zu Eoshan blickte. Wie konnte der Tänzer so zuversichtlich sein und er spürte dagegen diese Angst, sie könne plötzlich nicht mehr da sein, nicht mehr zu seinem Leben gehören. Vorsichtig strich er über Eoshans Wange.
"Du kannst das bekämpfen", sagte er leise.
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Re: Hexe

Beitragvon Eoshan » Sa 28. Jan 2023, 20:26

Sie spürte nicht mehr, wie sie zu Boden fiel. Spürte nur den Schmerz des Dolches und des Verrates, den Sion an ihr begangen hatte. Dabei musste sie schon fast etwas Lächeln, auch wenn sie ihre Muskeln kaum bewegen konnte. Aber Sion hatte durch seinen Verrat an ihr, auch sich selber verraten. Eoshan war dies zwar schon vorher bewusst gewesen. Doch diese Vision hatte sie es erleben lassen. Das würde sie nicht mehr vergessen. Sie musste diese Vision nur noch zu Ende erleben. Denn da war noch etwas.

Da aber spürte und hörte sie, wie ihre Brüder den Saal betraten und zu ihr hin eilten. Sie schienen sich Sorgen zu machen. Doch das brauchten sie nicht. Es war doch nur eine Vision. Und was sollte sie in Ruhe lassen. Träumte ihr Bruder schon wieder.
Auf einmal lag sie auf dem Rücken und sah durch einen schwarzen Nebel hindurch, wie die drei sich zu ihr niederliessen und wirklich sehr besorgt zu sein schienen. Doch sie waren schwer zu erkennen, da das Gift ihre Augen erreicht hatte.

Ich weiss Minan. Es ist nur eine Vision. Mir ist nichts passiert. Ich muss nur erst die Vision zu Ende sehen. Du brauchst nicht zu weinen. Es ist alles in Ordnung. Doch ihre Stimme versagte. Sie brachte keinen Ton heraus und im Endeffekt drückte sie nur tröstend Minans hat. Dieser hatte die ihre ergriffen, als er sich schluchzend neben sie gekniet hatte.

Darken versuchte inzwischen den Dolch aus ihr heraus zu ziehen.
Nein! versuchte sie ihn zu warnen. Das wird dir nur wehtun. Ich bin doch noch gar nicht soweit Sie sah es ja seinem Gesicht an. Doch er hörte nicht auf sie und zog stattessen unbeirrt den Dolch aus ihrer Brust. Als er sich dann aber in Luft auflöste, atmete sie doch erleichtert auf.

Die Worte des Tänzers wärmten sie auf. Es stimmte wirklich nicht, dass sie so leer war. Sie war voller Liebe. Wurde geliebt und durfte andere lieben. Wie hatte sie je nur etwas anderes denken können? Selbst wenn es eine Vision war. Aber im Gegensatzt zu einem Traum konnte man den Inhalt einer Vision nicht steuern. Sie hatte es wohl denken müssen, um entsprechend gewarnt werden zu können.

Da streichelte Darken vorsichtig über ihre Wangen und mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen schloss sie ihre Augen. Es war wohl wirklich an der Zeit, die Reste ihrer Vision loszuwerden. Nicht dass ihre Brüder sich noch mehr um sie sorgten. So konzentrierte sie sich auf ihren Körper und das Gift darin. Unendlich langsam floss dunkler Rauch aus ihrer Brustwunde heraus uns sammelte sich da zu einer immer grösser werdenden Wolke. Am Anfang kostete es sie noch imense Anstrengung, doch je mehr Gift ihrern Körper verliess, desto schneller und einfacher ging es. Und auf einmal war kein Gift mehr darin vorhanden. Schwebte nur in einer dichten Wolke über ihr und frisches rotes Blut floss aus ihrer Brust.

Aber auch das hörte auf und ihre Wunde verschloss sich wieder. Dann öffnete sie ihre Augen wieder und ihr wieder silberner Blick ruhte als erstes auf dem Tänzer auf ihrer Brust. "Ich liebe die auch Kleiner", lächelte sie herzlich. "Und jetzt gib mir ein Küsschen." Das brauchte sie jetzt einfach.

Dann wandte sie ihren Blick zu Darken und streckte ihre Hand nach ihm aus. "Gib mir deine Hand," meinte sie sanft. "Ich werde sie wieder wärmen." Immerhin hatte sie die brennende Kälte, die Verderbnis des Dolches selber gespürt.

Schliesslich wandte sie sich noch an Minan. "Genau!" stimmte sie ihm zu. "Es war nur eine Vision. Und sie kann mir nichts anhaben. Sie hat mich nur sehr eindringlich gewarnt. Das hat mich wohl für den Moment im wahrsten Sinne des Wortes umgeworfen."
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Re: Hexe

Beitragvon Darken » Sa 28. Jan 2023, 20:28

Für seinen Geschmack dauerte es viel zu lange bis Eoshan endlich reagierte, aber da lächelte sie und das Gift aus ihrem Körper floss in schwarzem Nebel aus ihrer Verletzung, stieg immer weiter auf und schwebte als dunkle Wolke über ihren Köpfen. Minan sah mit großen Augen dorthin, noch ein paar Tränen flossen über seine Wangen, aber er wischte sie tapfer beiseite als er auch sah wie es Eoshan wieder besser zu gehen schien und alles Gift verschwand bis sich auch die Wunde verschloss und die Dea al Mon ihre Augen erneut öffnete, sie wieder silber und klar waren.
Der Pixie auf ihrer Brust lächelte erfreut, krabbelte nach vorne bis zu ihren Lippen und küsste sie zärtlich auf den Mund ehe er wieder aufflatterte. Darken reichte seiner Schwester die Hand und als ihre Finger die seinen umschlossen, konnte er wieder die Wärme fühlen. Auch den jungen Minan beruhigte sie wieder und dass die Vision sie nur im ersten Moment überwältigt hätte.
"Diese Vision hatten wir auch schon." Er hatte ihr ja davon erzählt was Darken in der Hütte gesehen hatte und später hatte auch Hexe davon oft geträumt. "Irgendeine Rolle spielt dieser Dolch."
"Vielleicht steht er einfach dafür wie Sion die Herzen der Königinnen vergiftet", bemerkte Darken und erhob sich wieder. Sie hörten auch wieder die Schreie in der Ferne, herzzerreißend und voller Qualen. "Hexe..." Der Prinz ballte die Hand zur Faust, öffnete und schloss sie bis er wieder ein Gefühl darin hatte. Über ihnen hatten sich die Rauchschwaden fast verflüchtigt.

"Geht es dir wieder gut genug?", fragte der Pixie, während Darken Eoshan aufhalf und sie stützte, sollte sie noch Probleme haben. An diesem Ort wollte sich niemand unbedingt länger aufhalten als nötig.
"Was hast du denn gesehen? Was ist überhaupt passiert?", fragte Minan als sie den Thronsaal verließen und den Schreien folgten. Die Dunkelheit schien immer dichter zu werden wie ein dichter Teppich aus Öl. Und wieder hörten sie hinter sich ein Schaben oder Klacken, das Huschen von irgendetwas was ihnen folgte. "Das haben wir eben auch gehört", wisperte er, "Das ist so unheimlich..." Er suchte erneut die Nähe von Eoshan, schob seine kleine Hand in die ihre. Sie mußten weiter hinauf und gingen durch leere vereinsamte Korridore. Bei einer hohen schwarzen Flügeltüre blieben sie stehen, dahinter waren gedämpft die Schreie zu hören. Über dem Türrahmen war die Steinbüste einer Frau mit verbundenen Augen, zu beiden Seiten und am Türstock entlangen wanden sich silberne Zeichen in einer Sprache, die Darken nicht verstand aber sie sah alt aus. Auf beiden Flügelseiten war ein Stundenglas eingeprägt.
"Und jetzt?", fragte er in die Stille als er an der Türe gerüttelt und sie nicht aufgegangen war.
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