Re: Hexe
von Darken » Sa 28. Jan 2023, 20:20
Sie blickten immer noch entsetzt über das Land hinweg, das so tot und ausgebrannt dalag.
"Wir müssen das verhindern", stieß Darken heftig und entschlossen aus, stützte sich am Geländer ab, während Minan neben ihm stand und sich der Tänzer auf die Brüstung gehockt hatte, schwach mit den leuchtenden Flügeln schlug. Ein einzelnes Licht in einem See aus Finsternis und Zerstörung.
"Vielleicht ist es auch nicht nur das Land.... vielleicht ist es sein Wesen, das so tot ist und das sehen wir hier. Wie das leere Schloss in dem nichts ist außer ihm. Er ist nicht mächtig, er... er ist abhängig", bemerkte Minan nachdenklich, wollte sich zu Eoshan umdrehen, um sie nach ihrer Meinung zu fragen. "Was denkst- Eoshan?!" Auch die anderen wandten sich nun um, aber ihre Schwester war nicht mehr da. Darken fluchte und rief gleich nach ihr.
"Was fällt ihr ein ohne uns weiterzugehen? Nur weil sie Informationen will! Ich dachte, es geht um Hexe", wetterte er und verließ den Balkon, doch auch im Schlafzimmer war sie nicht mehr. Der Pixie schwirrte aufgeregt hin und her, zurück in den Gang draußen.
"Diese Vision, dieser Ort... das ist nicht gut für sie. Ich mach mir Sorgen", sprach er aus. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als nach Eoshan zu suchen, doch das Schloss war riesig und in vielen Gängen herrschte so dichter dunkler Nebel, dass es ihnen versperrt war. Bei einer Gabelung blieben sie ratlos stehen. Minan seufzte.
"Wir hätten auf sie aufpassen sollen", murmelte er, als hinter ihnen irgendein Luftzug zu spüren war, leichtes Klacken. Rasch presste Minan sich an seinen älteren Splitter. "Was war das?", wisperte er ängstlich.
"Ich weiß nicht... aber wir sollten weitergehen." Der Tänzer schwebte vor, ein hin und her tanzendes Licht, sie blieben immer in seiner Nähe, denn hinter ihnen rollte gleich die Dunkelheit wieder heran wie als wäre sie etwas greifbares. Ein intelligentes Raubtier, das ihnen dicht auf den Fersen war.
Darken konzentrierte sich auf seine Schwester, verließ sich auf seine Intuition und sein Gespür wo sie langgingen bis sie einen langen Gang entlang schritten und zu einer hohen Türe kamen. Unter der Türritze quollen schwarze Spinnfäden heraus. Rasch stieß der Prinz die Türe auf und sie stolperten regelrecht hinein.
"Eoshan!" Sie lag ausgestreckt in einer großen Halle und ein dunkler vielarmiger Schatten schwebte über ihr. Darken achtete gar nicht wo sie waren, er rannte einfach zu ihr und versuchte nach dem Schattengewirr zu schlagen. "Lass sie in Ruhe!" Kaum hatte er aber mit seiner linken Hand die Dunkelheit gestreift, keuchte er auf, als er Kälte spürte, die seine Finger entlang kroch und weiter nach oben zog. Trotzdem drehte er Eoshan auf den Rücken, erblickte ihre bleiche Haut und wie die Adern fast schwarz hervortraten. Aus ihrer Brust ragte noch der dunkle Knauf eines Dolches, aber er wirkte fast als wäre er aus der gleichen Substanz wie der Schatten. Genau wie in seinen Visionen!
Minan kniete sich schluchzend neben ihr, hielt ihre Hand.
"Es ist nur ein Traum, es ist nur eine Vision. Das kann uns nichts anhaben. Das hast du selbst gesagt, große Schwester", erinnerte er sie mit erstickter Stimme. Darken umfasste indess den Griff der Waffe, er hatte das Gefühl seine Hand würde weiter absterben. Sein Gesicht verhärtete sich als er gegen den Schmerz kämpfte und dann langsam, Stück für Stück, den Dolch herauszog. Kaum getan löste sich die Klinge in Rauch auf.
Der Tänzer ließ sich auf ihre Brust sinken, blickte zu ihr. "Eoshan, ich liebe Dich. Denk daran. Denk daran wieviel diese Worte bedeuten. Träume sind real, sie sind so real wie du sie machst und die Wirklichkeit existiert in deinem Herzen. Und dort weißt du auch wie du aussiehst und wer du bist. Du mußt dich nur daran erinnern." Er lächelte sie an. Darken saß stumm daneben, hielt sich seine schmerzende Hand, während er ernst aber auch besorgt zu Eoshan blickte. Wie konnte der Tänzer so zuversichtlich sein und er spürte dagegen diese Angst, sie könne plötzlich nicht mehr da sein, nicht mehr zu seinem Leben gehören. Vorsichtig strich er über Eoshans Wange.
"Du kannst das bekämpfen", sagte er leise.