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Lias Träume





Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:11

Bei Minans letzten Worten knurrte Merion plötzlich auf, packte ihm am Kinn und hob seinen Kopf an, so dass sie sich doch noch in die Augen blickten und der Krieger erkennen mußte wie gefährlich nahe der Prinz daran war ins Verzerrte Reich zu gleiten. Er blinzelte, streifte einige Tränen mit seinen langen Wimpern fort. Minan wagte nicht sich zu rühren, zusätzlich mußte er kurz gegen Erinnerungen ankämpfen als er Merion so reden hörte. Anderseits war es auch für den Tänzer elektrisierend, während es Minan Angst machte und Darken sehr wütend. Die Emotionen pendelten von einer Extreme zur nächsten. Denn Merion verbot ihm regelrecht, dass er nochmal mit irgendjemand anderem schlief, egal wo.
"Das werde ich nicht...", hauchte Minan, fühlte sich wider Willen von Merions entschlossenen Worten angezogen. So wie es ihn damals auch schon erregt hatte, wenn man ihm Befehle erteilte. Nein, das hier war anders, du darfst nicht mehr an früher denken, du bist nicht mehr so. Trotzdem verursachte es ein schönes Gefühl, dass er weiterhin Merions Freund war und dieser ihn allein für sich haben wollte. Er versprach ihm auch, dass er ihm in einer Woche sagen würde wie es mit ihnen beiden weitergehen würde. Eine Woche? Das war ja ewig, jedenfalls für den ungeduldigen Tänzer. Er schwieg auf die Worte nur, als der Dea al Mon sich ihm auf einmal nochmal sehr näherte und sie einen langen leidenschaftlichen Kuss austauschten. Minan schloss die Augen, atmete in den Krieger, spürte wie sich ihre Zungen berührten und seine ganze Haut kribbelte angenehm.
Dann war es auch schon wieder vorbei, Merion löste sich von ihm, drehte sich um und eilte mit raschen Schritten aus der Laube.

Der Tänzer hielt sich am Torbogen fest, atmete tief durch. Eine Woche... und dann? Er würde es nicht ertragen, sich eine Woche im Ungewissen herumzuquälen, nur um dann wieder zurückgewiesen zu werden. Sie waren immer noch Freunde... warum fühlte es sich aber nicht so an? Er seufzte, verließ langsam die Laube, ging aber nicht zurück zur Stadt, sondern ging traumwandlerisch zwischen den Bäumen umher bis das Graue Reich ihn immer stärker rief und er sich am Fuße einer hohen ausladenen Linde niederließ, sich gegen den Stamm lehnte. Seine Augen wurden vollends milchig und sein Geist verschwand im Verzerrten Reich.
Darken blickte ihn wütend an. Sie hatten ihre Schlägerei wegen dem Traum schon gehabt. Wirklich toll gemacht, großartig. Bist du stolz auf dich? Siehst du endlich wohin dich deine Verführungskünste bringen? Aber jetzt sind auch noch wir diejenigen, die darunter zu leiden haben. Wenn er uns verlässt, bist du dran. Darken deutete drohend auf den Tänzer ehe er wieder verschwand.
Minan sank in die tieferen Schichten des Reiches, schwebte zwischen dem Nebel und den blassen Gestalten der anderen Zerbrochenen, die er hier manchmal traf. Nur er wußte was ganz unten am Grund lag.... aber es war besser sich in den tieferen Ebenen aufzuhalten, trotz des Netzes. Seitdem er es trug, hatte er mit keiner Schwarzen Witwe mehr reden können. Er sah viele, aber sie bemerkten ihn nie. Der Prinz ließ sich immer weiter fallen, so gerne hätte er den Schmerz betäubt. Er wollte Merion zurück. Im Grunde war er nicht besser als Hexe, sie hatte auch alle selbst verletzt. Er hatte es nur auf andre Weise getan... aber er hatte es doch nie gewollt. Oder?
Der Prinz schlug einen schwarzen Mantel zurück, breitete seine Flügel aus und setzte sich auf einen goldenen großen Schemel. In der Ferne sah er eine Frau mit dunklem Haar, aber sie flackerte und das Bild war bald fort. Dann war er wieder allein, so wie er sich auch gerade fühlte, verlassen von allen. Lia, die nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte und nun auch Merion.
In der Wirklichkeit rutschte sein Körper langsam zur Seite, blieb im Moos vor dem Baum liegen und so vergingen mehrere Stunden ohne dass er es mitbekam. Schmetterlinge umschwirrten ihn neugierig, ließen sich teilweise auf ihm nieder. Seine weißen Augen blickten über den Waldboden und sahen ihn dennoch nicht. Über ihm bogen sich ein paar Zweige zur Seite, so dass die Sonne zu ihm hinunterreichte und seinen Körper leicht wärmte.
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von Anzeige » So 5. Feb 2023, 09:11

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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:12

Sesha

Sie war im Wald gewesen Kräuter sammeln. Der Tod es alten Mannes hatte sie ein wenig aufgewühlt. Vor allem da Eoshan sie nicht weg ließ. Da aber Lia schon fort war, konnte man sie zur zeit nicht entbehren. Schade. Sie hätte den Brief gern selbst überbracht. So hatte sie selbst einen hinzugefügt, in dem sie den Personen an die der Alte geschrieben hatte, versicherte, dass er friedlich eingeschlafen war.
Die frische Luft hatte ihr gut getan, sie war schon ein bisschen enttäuscht gewesen. Irgendwann würde sie gerne einmal ein anderes Territorium besuchen. nicht für lange, einfach nur um mal zu sehen wie es Anderswo so zuging. auf Dauer würde sie Dea al Mon jedoch nie verlassen. Hier war ihr Herz zu Hause.

Aus dem Augenwinkel sah sie etwas und im nächsten Moment sauste ihr voller Kräuterkorb zu Boden. Dort an dem Baum lag jemand. Reglos. Wohl schon eine Weile. Sie rannte auf die Gestalt zu und bemerkte Schmetterlinge. Es war doch nicht... "Minan?"
Tatsächlich war es wirklich ihr junger Patient. Blicklos starrte er aus milchigen Augen vor sich hin. Vorsichtig untersuchte sie ihn und richtete ihn auf, lehnte ihn mit dem Rücken gegen den Baum. Was war los mit ihm. Die Schmetterlinge flatterten aufgeregt herum, verschwanden aber nicht.
"Minan? Kannst du mich hören?"
Sie fühlte seine Stirn. Hatte er Fieber? War eine der Wunden aufgeplatzt? Aber es war nirgends Blut zu sehen.
"Minan? Minan! Mach keinen Blödsinn, ja? Ich bin's Sesha. Tut dir was weh?"
Sie flöste ihm ein wenig Wasser ein. Seine Lippen waren ganz trocken. Wie lange lag er schon da?
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:13

Es hatte nicht lange gedauert und die Visionen hatten ihn gefunden. Jene, die er in den Träumen nicht mehr erlebte, da sie durch Eoshans Netz ausgesperrt wurden. Vor seinen weit aufgerissenen Augen sah er den drohenden Krieg, sah Kolonnen um Kolonnen von schwarzgewandten Soldaten, die die dhemlanische Flagge trugen. Das Bild rief in Minan tiefes Grauen hervor. Dunrobin Castle begann sich von unten aus dem Nebel zu schrauben, er sah hinter den Fenstern eine Frau mit blondem Haar und traurigen fernen Augen. Sie war gefangen... sie konnte nicht fort, sie litt. Die ganzen Eindrücke hämmerten nur so auf den Prinzen ein und er sank im Verzerrten Reich auf die Knie, presste sich die Handflächen gegen die Schläfen, um dem irgendwie Einhalt zu gebieten.
Wieder flackerten die Bilder über den schwarzen Dolch auf. Er sah wie ihn jemand in ein Seidentuch einwickelte, dann in eine Kiste packte und sie durch verschiedene Hände ging, immer weitergereicht wurde, aus Dhemlan verschwand. Er durfte sein Ziel nicht erreichen, nur Böses würde entstehen. Abrupt ragte ein Mann vor ihm auf, sein Gesicht durch eine Maske halb verborgen. Der Wind spielte mit seinem schwarzen Mantel, blähte ihn auf, doch dahinter war nichts, der Körper des Mannes war eine leere Hülse, die nichts enthielt außer einem Augenpaar mit langen Wimpern wie Venusfliegenfallen. Sie lächelten.
Minan stürzte weiter in die Dunkelheit seiner Visionen. Er sah eine Stadt mit wehenden Bannern, hörte von dort das stumme Weinen einer Frau, das sonst niemand hörte, denn sie stellte sich nur vor wie es wäre zu weinen. Ob es dann besser würde, doch sie glaubte nicht mehr daran. Er hätte ihr so gerne geholfen, irgendeiner der vielen Gestalten geholfen, die er sah und die ihre eigenen Unglücke zu bewältigen hatten.

Minan? Kannst du mich hören?
Der junge Prinz schreckte auf. Eine Stimme erreichte ihn von weit, weit weg, er konnte sie zuerst nicht zuordnen, irritiert schwebte er im Verzerrten Reich.
Minan? Minan! Mach keinen Blödsinn, ja? Ich bin's Sesha. Tut dir was weh?
Sesha... aber wo war sie? Er sah sie nicht. Das Graue Reich, er war immer noch hier, wie lange schon? Minan versuchte sich auf seinen Körper zu konzentrieren, aber es dauerte noch eine ganze Weile bis er die Verbindung dorthin wiederfand und teilweise das Verzerrte Reich verließ. Kaum hatte er es getan, hustete er, spuckte das Wasser teilweise wieder aus. Seine Augen behielten den Schleier jedoch noch bei, er zog seine Beine dichter an sich, fixierte nach einigen Anläufen Sesha mit seinen Blicken.
"Ich.. hab dich gehört... von so weit weg...", flüsterte er. "Mir geht es gut... ich hab nur die Zeit.. vergessen." Er schloss die Augen sehr erschöpft. Nein, es ging ihm nicht gut. Die ganzen Bilder hatten ihn alles andere als beruhigt, eher noch mehr aufgewühlt. Aber nun galten seine ganzen Gedanken wieder Merion, es tat immer noch so weh. Er hatte Angst, dass der Krieger ihn am Ende doch verließ. Wie sollte er nur eine Woche überstehen? Die Ungewissheit war bereits kaum zu ertragen, so gerne hätte er sich mit Merion wieder versöhnt. Warum war alles so schwer?
Der Prinz öffnete die Augen wieder, aber einige der Visionsfetzen ließen sich nicht vertreiben, vermischten sich mit der wirklichen Welt. Er streckte seine Glieder leicht, was die Schmetterlinge kurz zum Davonfliegen brachte ehe sie ihn wieder umschwirrten, angezogen von seinem Duft und seiner Ausstrahlung.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:14

Sesha

Eine ganze Weile reagierte er nicht und sie überlegte schon ob sie Hilfe rufen sollte, denn bis auf die Tatsache, dass er dringend etwas trinken musste und auf den kühlen Boden etwas ausgekühlt war, zum Glück war der Tag heute warm, wusste sie nicht was sie tun könnte. Es schien ihr so ein Schwarze Witwending zu sein und da konnte sie nichts tun. Sie heilte den Körper, nicht den Geist.
Dann spuckte er plötzlich das Wasser halb wieder aus, dass sie ihm einzuflößen versuchte und natürlich traf sie das, aber das störte sie jetzt wirklich nicht. Sie war nur froh, dass er zurück gekommen war. Es erschreckte sie in welchem zustand er war. Sie hatte nicht soviel Erfahrung mit Schwarzen Witwen, aber solch ein Ausfall erschein ihr nicht besonders normal. Er behauptete auch noch es ginge ihm gut. Sicher nicht.
„Kannst du aufstehen? Komm, wir gehen zu mir und ich mach dir einen Tee und das steht nicht zur Debatte. Du musst dringend etwas trinken. Was warmes.“
Sie betrachtete sich Minans Verfassung. Er sah so blass und kränklich aus. „Brauchst du Hilfe?“
Sie zog mit der Kunst ihren Korb zu sich und ließ ihn in ihrem Juwelengepäck verschwinden.
„Beim Aufstehen und Laufen meine ich.“ Als sie seine Stirn gefühlt hatte, war diese ein wenig warm gewesen, auch wenn der Rest von ihm eher ausgekühlt war. Fieber hatte er keins. Noch nicht. Sie wollte lieber sehen, dass es so blieb und ihn vom Boden hoch und in ihre Praxis bekommen. Im Geiste stellte sie schon die Zutaten für den Tee zusammen. Keine wirkliche Heilkunst, aber ein paar Heilkräftige Kräuter darin, konnten nicht schaden. Vor allem, da er sich immer noch etwas von seinen Verletzungen erholte.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:14

Sesha fragte ihn, ob er aufstehen könne und sie würden zu ihr gehen, einen Tee trinken, da duldete sie keine Widerrede. Minan hob den Kopf langsam, Darken hätte sie jetzt vermutlich angefaucht, doch der Tänzer war immer noch niedergeschlagen, auch wenn er gewohnt war dies zu verbergen und ein Lächeln aufzusetzen. So lächelte er auch jetzt langsam, nickte.
"Ein Tee wäre nett, danke, Sesha", erwiderte er und versuchte sich wieder zu sammeln und zusammenzureißen. Ein Teil von ihm wollte sitzen bleiben, alles andere vergessen und sich im Verzerrten Reich verlieren bis er nicht mehr an Merion dachte. Die Heilerin bot ihre Hilfe beim Aufstehen und Laufen an, aber der Prinz schüttelte leicht den Kopf.
"Es geht schon, ich habe nur die Zeit vergessen", entschuldigte er sich wieder, begann sich ein wenig wacklig zu erheben und hielt sich am Ende doch kurz an Sesha fest, seine hellen Augen durch sie hindurchblickend. Es war vermutlich nicht die beste Wahl gewesen einige Stunden auf dem Waldboden zu liegen, denn ihm war ein wenig kalt, auch wenn Minan nicht wußte, ob es wirklich sein Körper war, der diese Kälte fühlte.

Dann stand er noch ein wenig unsicher neben der Heilerin. "Wo wohnst du denn? War ich schon einmal da? Ich erinnere mich nicht...", meinte er leise, schloss noch einmal die Augen, aber die Visionen blieben, schwebten wie Nebelfetzen vor seinem inneren Auge. "Ich fürchte, ich kann einige Visionen nicht abschütteln." Der Tänzer lächelte traurig. "Manchmal passiert das. Du mußt dir keine Sorgen machen." Der Prinz ging neben ihr her. "Ich hab noch gar nicht gefragt wie es dir geht. Du hast so viel für mich getan..." Er wechselte lieber das Thema, vielleicht würde ihn das von Merion ablenken. Darken verschloss sich bei so etwas eher und der andere Minan ließ es gerne in Tränen heraus, wandte sich dann an seine Schwester, die ihn schon oft wegen Liebeskummer getröstet hatte. Aber der Tänzer... er gab lieber so vor als wäre nichts in der Hoffnung, er konnte sich selbst davon überzeugen, dass alles gut war, dass es schön war wie ihn andere behandelten, dass es Spaß machte... irgendwann hatte er sogar begonnen es zu glauben. Er konnte es wieder tun.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:16

Sesha

Er hatte nur die Zeit vergessen? Das konnte sie unter den Umständen wie sie ihn gefunden hatte nicht nachvollziehen, aber sie wollte auch keine große Szene machen. Sie wollte nur, dass er wieder warm wurde und den Tee trank, damit er nicht krank wurde. Er konnte zwar alleine aufstehen war aber doch sehr wackelig. Am liebsten hätte sie ihn doch gestützt aber sie erinnerte sich noch genau daran, dass er gesagt hatte, er mochte es nicht so sehr angefasst zu werden, sie erinnerte sich an die Narben. Sie ließ es ihn allein versuchen, er würde sagen, wenn er nicht mehr konnte, hoffte sie. „Ist schon gut, aber du musst trotzdem was warmes trinken, damit du nicht schon wieder im Krankenbett landest, ja?“
Es machte ihr ein bisschen Angst wie Minan so durch sie hindurch sah. Sie würde Eoshan demnächst bitten, ihr vielleicht ein wenig mehr über Visionen und Schwarze Witwen zu erzählen. Zu unterscheiden, was Visionsbedingt und was Krankheitsbedingt war, dazu hatte ihre Tante sie nicht ausgebildet. Das musste sie dringend nachholen, das zu unterscheiden. Normalerweise wäre sie davon ausgegangen, dass Minan sich ganz übel verkühlt hatte und nun schlimm krank würde, nach der Trübung der Augen, aber davon konnte sie so nicht zwangsläufig ausgehen. Sie würde das ganz schnell lernen müssen, da Minan offenbar, was seine Gesundheit anging, viel Pech hatte. Waren das Folgen der Misshandlungen die er hatte erleiden müssen?

„Nein, du warst noch nicht bei mir zu Haus. Ich hab eine Kleine Praxis in der Nähe des Markts mit einem kleinen Behandlungsraum. Es ist nicht viel und nicht groß, aber es gefällt mir sehr gut.“ Sie ging langsam, damit Minan mitkam und sie hielt sich in seiner Nähe, damit er sich auf sie stützen oder sie ihn packen könnte, wenn er umfiel oder stolperte. „Ich mach mir nur Sorgen, weil ich dich gern mag. Das machen Freunde so. Es geht mir gut, danke, dass du fragst.“ Gerne hätte sie ihm gesagt er solle sich wegen seiner Heilung nicht immer wieder bei ihr bedanken, aber er würde von selbst begreifen müssen, dass es nun mal das war, was sie tat und dass sie es sehr gern tat. Anderen helfen. Sie führte ihn in ihre kleine Küche und sorgte dafür, dass er sich setzte, bevor sie anfing den Tee zuzubereiten und zwei Tassen auf den Tisch stellte.
„Möchtest du eine Kleinigkeit essen? Oder hättest du gern eine Decke? Der Boden war bestimmt kalt.“
Und würdest du mir sagen was wirklich los ist? Sie sagte es nicht, aber sie würde es gerne. Sie konnte es nicht glauben, dass alles in Ordnung war, dass es ihm gut ging, aber sie wollte ihn auch nicht bedrängen. Sie wünschte sich zwar mit ihm befreundet zu sein und hätte gerne gewusst, dass er wusste, dass er mit ihr reden konnte, aber das konnte man nicht erzwingen. Sie hatte ihm ihre Freundschaft angeboten, aber annehmen musste er sie schon selbst.
Wenn er es ihr nicht sagte, würde sie jedoch Eoshan davon erzählen, wie sie ihn gefunden hatte. Wenn sie ihn nicht gefunden hätte, wie lange hätte er dann noch so da gelegen?
Es hätte wer weiß was passieren können.
Er konnte die Visionen nicht abschütteln, bedeutete das auch, dass es ihm schwer fiel ihren Worte zu folgen?
„Wenn du die Visionen nicht loswirst, kannst du dich nach dem Tee gern in der Praxis ins Bett legen, bis es besser ist, oder ich bring dich zurück zu deinem Zimmer, wie du möchtest.“
Aber allein würde sie ihn nicht umher wandern lassen.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:17

"Alles was du willst", erwiderte er samten auf ihre Worte, dass er unbedingt etwas Warmes trinken sollte. "Es war nicht gewollt, dass ich dort so lange saß", erklärte Minan sich und ging langsam neben der Heilerin her, lauschte stumm und zurückgezogen ihren Worten. Sesha erzählte von ihrer kleinen Praxis, dass es ihr dort sehr gut gefalle. "Meinst du, ich kann dir die nächsten Tage helfen?", fragte er aus plötzlichem Impuls heraus. "Lia ist nicht mehr da... und sonst hatte ich bei ihr Unterricht und habe manchmal in der Krankenstation mitgeholfen." Der Tänzer lächelte schwach. "Ich würde das gerne beibehalten." Gut, er selbst hatte noch nie dort gearbeitet, allerdings hatte er dort das erste Mal mit Liasanya geschlafen. Aber er wußte, dass sein anderer Splitter dort ausgeholfen und gelernt hatte. Minan befürchtete, wenn er nichts zu tun bekam, würde er die Woche viel zu viel Zeit haben, um über Merion nachzudenken und das wollte er nicht. Sein Herz fühlte sich wie unter tausend Ketten an. Verfluchte Treue.
"Du mußt dir keine Sorgen machen", beharrte Minan mit milder leiser Stimme, folgte der Dea al Mon langsam und versuchte sich an der Wirklichkeit festzuhalten. Einer der Aufzüge brachte sie zurück nach oben in die Stadt und von dort suchten sie die Praxis von Sesha auf, wo er er eine kleine aber gemütliche Küche betrat. Der Prinz setzte sich auf einen der Stühle, wirkte seltsam verloren in dem Raum.

"Nein, ich habe keinen Appetit, danke. Eine Decke wäre nett", erwiderte er und blickte sich in dem Raum um. Minan blinzelte, langsam schwand die Trübheit aus seinen Augen, obwohl Sesha ihm riet, er könne sich nach dem Tee in ihrer Praxis ins Bett legen oder sie würde ihn zurück zu seinem Zimmer bringen. Der Prinz lächelte schwach. "Ich will dir wirklich keine Umstände bereiten... außerdem glaube ich, dass ich momentan nicht gut schlafen könnte." Er sah sie aus seinen dunklen alten Augen an, stellte sich vor wie es wäre ihren nackten Körper in ihrem Bett zu halten, sie zu küssen und alles zu vergessen.
Wie konnte er so etwas denken, wenn er Merion doch liebte? Liebte er ihn dann nicht genug? Waren solche Gedanken schon Untreue? Aber der Tänzer war es noch nicht gewohnt sich nur ausschließlich einer Person hinzugeben, er brauchte die Nähe wie die Luft zum Atmen und es machte alles nur noch schwerer, dass die anderen ihn unterdrückten. Er fragte sich warum er überhaupt noch anwesend war. Nicht gerade jetzt sondern überhaupt. Warum existierte er noch? Er war wie eine schlechte fleischgewordene Sexvorstellung, zusammengesetzt von dutzenden von schmutzigen Fantasien. Etwas anderes konnte er nicht. Selbst das Tanzen, das er so sehr liebte, war ihm verboten, weil er dann erst recht mehr wollte und sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Minan wartete auf den Tee, griff danach nach der Tasse und nippte an dem warmen Gebräu. "Es war in letzter Zeit nur alles sehr viel...", gestand er.
"Hattest du schon einmal eine Beziehung?", fragte er Sesha neugierig.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:18

Sesha

Minan erkundigte sich ob er ihr helfen könnte, die nächsten Tage, weil Lia ja fort wäre. Er hatte ihr schon bei ihrer ersten Begegnung erzählt, dass er unterricht in der Heilkunst bekam, sie hatte aber gar nicht daran gedacht, dass das nun ausfiel. „Gerne, ich freue mich über die Gesellschaft. Ich weiß allerdings nicht, was Lia dir schon alles beigebracht hat. Da wirst du mir ein bisschen helfen müssen und ich werde sehen ob ich eine passable Lehrerin abgebe.“ Sie hatte schließlich ihre Ausbildung gerade erst abgeschlossen, bevor sie nach Faolchur gekommen war. „Ich habe aber zur Zeit nicht soviel zu tun und wir werden öfter zwischen hier und der Krankenstation hin und her laufen. Solange Lia weg ist, kümmere ich mich um beides.“ Sie hatte überlegt ob sie ihre Praxis hier vielleicht doch aufgeben sollte, so viele Patienten hatte sie nicht, aber sie wollte nicht in Lia’s Revier eindringen. Sie hatte öfter das Gefühl die andere Heilerin mochte sie nicht. Besonders wenn Minan in der Nähe war.

Als das Wasser anfing zu kochen, ging sie nach nebenan ins Schlafzimmer und holte eine Decke aus einer Truhe und legte sie um Minan ohne ihn direkt zu berühren. „Hier, gleich wird dir wieder warm.“ Sie goss das Wasser über die Teeblätter und Kräuter. „So der muss noch durchziehen, dauert aber nicht lange.“ Sie stellte die volle Kanne und ein Schälchen Kandiszucker schon auf den Tisch. Dazu stellte sie noch eine kleine Schale Gebäck. Auch wenn Minan nichts essen wollte, vielleicht wollte er etwas Gebäck knabbern. Sie nahm sich selbst einen Keks, damit er sich nicht unter Druck gesetzt fühlte. „Ich freu mich, dass du mir die nächste Zeit Gesellschaft leistet. Ich bin ein bisschen traurig zur Zeit muss ich gestehen, da ist Gesellschaft nett. Vor allem nette Gesellschaft.“ Und sie fand, dass Minan nette Gesellschaft war, auch wenn er sich manchmal etwas seltsam verhielt.
Sie wollte gerade nach der Kanne greifen und Tee einschenken als Minan danach fragte ob sie schon einmal eine Beziehung gehabt hatte. Sie wurde rot.
„Ähm, nein. Eigentlich nicht. Ich hatte nur meine Ausbildung und meine Bücher im Kopf. Außerdem hätte meine Tante mir schön was erzählt wenn ich mich hätte ablenken lassen. Sie ist eine sehr strenge Frau und ihr hat schon meine ganze Tagträumerei nicht gefallen und ehrlich gesagt war mir meine Ausbildung zur Heilerin wirklich, wirklich wichtig.“
Sie betrachtete Minan kurz und schenkte ihnen Tee ein.
„Gibt es einen bestimmten Grund warum du fragst? Wenn du es mir nicht sagen möchtest, frag ich nicht mehr, aber über Probleme zu reden ist bestimmt nicht verkehrt. Manchmal stellt man fest, dass sie gar nicht so schlimm sind wie man dachte.“
Sie sagte das neutral. Wie gesagt, sie wollte ihn nicht unter Druck setzten. Sie erinnerte sich noch gut daran wie unfreundlich er einmal gewesen war.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:23

Sesha stimmte bereitwillig zu, dass er ihr für die Dauer wo Lia nicht da war aushelfen könne. Minan hatte sich schon gedacht, dass die Heilerin nun auch für die Krankenstation im Palast zuständig war. Der Tänzer brachte es nicht über sich ihr zu sagen, dass sie eventuell die Krankenstation für länger würde übernehmen müssen. Vor allem wenn Liasanyas Juwelen wirklich ausgebrannt waren... er wollte gar nicht daran denken. Wieder eine Sache an der er Schuld war, selbst wenn sie nicht wollte, dass er so dachte. Doch gerade fühlte er sich sehr verletzlich und war anfällig für solche Gedanken.
Während sie gemeinsam warteten, dass der Tee durchzog, holte die Dea al Mon auch noch Zucker und eine Schale mit Plätzchen. Aber selbst wenn der Tänzer Süßigkeiten sonst mochte (womit er der einzige der Splitter war der so empfand), so hatte er gerade wirklich keinen Appetit. Minan lächelte geschmeichelt, nachdem Sesha gemeint hatte, er wäre nette Gesellschaft.
"Du stellst auch ausgesprochen nette Gesellschaft da. Aber warum bist du traurig? Kann ich dir helfen?", erkundigte er sich mit anteilsamen Blick. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig helfen...

Seine nächste Frage war wohl etwas direkt gewesen, denn Sesha errötete prompt niedlich und verneinte, dass sie je eine Beziehung gehabt hatte. Leichtes Kribbeln machte sich in dem Tänzer breit. Ob sie noch Jungfrau war oder einfach nur nie einen festen Partner gehabt hatte? Nein, hör auf so zu denken, du interessiert dich doch sowieso nicht für sie, du willst Merion. Warum konnte er das nicht abstellen?
Die Heilerin schenkte ihnen Tee in die Tassen, wollte dann wissen warum Minan danach fragte und bot an, dass er darüber reden könne. Der Tänzer pustete über den dampfenden Tee, nippte dann daran. "Ich war auch noch nie in einer Beziehung. Vor Merion, meine ich", erklärte er, sprach aber dann nicht weiter darüber, sondern trank lieber seinen Tee. Sein Gesicht wurde eine Spur wärmer und er hob die Tasse kurz an. "Der ist gut... danke." Er lächelte Sesha freundlich an, stellte die Tasse beiseite und blickte sie an.
"Magst du mir sagen, warum du traurig bist?", fragte er. So viel wußte er gar nicht über Sesha, fiel ihm auf. Aber er hatte ein Gespür dafür, wenn jemand einsam war. Er hätte dafür sorgen können, dass sie nicht mehr so empfand, doch seine Gedanken gingen immer wieder zu Merion. Eine Woche... eine Woche Ungewissheit und Selbstvorwürfe bis der Krieger ihm seine Entscheidung mitteilen würde. Und wenn sie negativ ausfiel? Dann wäre er wenigstens wieder frei und könnte mit jedem schlafen mit dem er wollte.
Nur... er wollte gar nicht, das war das seltsame. Teilweise natürlich schon, doch das Verlangen nach dem Krieger war größer.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:25

Sesha

Sie betrachtete ihn eine Weile. Sie war keine Schwarze Witwe und sie hatte keine Visionen, aber sie sah sehr wohl, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Und so kam sie nicht weiter. Sie würde sich sehr schlecht fühlen, wenn sie ihn mit ihren kleinen Wehwehchen belastete und sie ihm im Gegenzug nicht auch helfen könnte. Und sein Problem erschien ihr irgendwie schlimmer, ob es daran lag, dass sie Heilerin war oder einfach an der Tatsache wie sie ihn gefunden hatte… Das war ganz egal. Sie nippte an ihrem Tee. „Danke, ist eine Landenmischung, die ich mal aufgeschnappt habe. Ganz ohne Heilkunst. Beugt Erkältungen und so was vor. Und sie schmeckt richtig lecker.“
Ob sein Problem etwas mit seinem Freund zu tun hatte? Vieles deutete darauf hin, warum hätte er sie sonst nach etwaigen Beziehungen fragen sollen? Hatten die beiden sich gestritten? Kurz wallte in ihr Wut hoch. Sie würde Merion die Ohren lang ziehen, bis er sich damit die Schuhe zubinden konnte! Erst hatte er mitgemacht bei Aktivitäten, die ihr die Röte ins Gesicht treiben würden und Minans Wunden waren aufgerissen und nun war er mitverantwortlich, dass er sich beinahe noch unterkühlt hätte oder von wilden Tieren gefressen wurde. Aber vielleicht sollte sie erst heraus finden was genau geschehen war… Zu einem Streit oder Problem gehörten auch immer zwei.
Sie überlegte einen Moment.
„Ich erzähle dir gern warum ich traurig bin, weil ich weiß, dass es mir danach viel besser gehen wird, aber ich würde dir auch gern bei dem helfen, was dich belastet, wenn du mich lässt.“
Sie lächelte freundlich.
„Werd aber bitte nicht wieder sauer, ja?“ So wie damals als sie auch das erste Mal auf Merion getroffen war. Diese Begegnung war irgendwie total schief gelaufen. „Ich möchte dir auch helfen. Ich finde es schön, wenn alle um mich glücklich sind und es macht mich auch traurig wenn sie es nicht sind. Aber wenn du es wissen willst, erzähle ich dir warum ich traurig bin ,auch wenn du mir nicht sagen möchtest was mit dir ist. Ich möchte, nur, dass du weißt, dass du ruhig kannst, du musst aber nicht.“

Sie aß noch einen Keks. „Es ist gestern Nacht ein alter Mann gestorben. Er war nicht krank oder verletzt, er war einfach nur alt. Da kann alle Heilkunst der Welt nicht helfen. Ich habe mich zu ihm gesetzt. Ich war den ganzen Tag da und die ganze Nacht, bis es vorbei war.“
Sie starrte in ihre Tasse. „Es ist niemand gekommen. Keiner hat ihn besucht oder wollte sich von ihm verabschieden. Niemand den er kannte hat ihn auf seiner letzten Reise begleitet. Nur ich war da und ich kannte nicht einmal seinen Namen, oder er meinen. Er war ganz allein. Die Einzigen , die er wohl kennt und die ihm etwas bedeuten sind in Askavi.“
Sie lächelte traurig.
„Ich hab erst aus seinem Testament seinen Namen erfahren. Er hat mich gebeten einen Brief diesen Personen zukommen zu lassen. Eigentlich wollte ich den persönlich hinbringen, aber im Moment geht das nicht. Ich hab den Brief mit einem Boten geschickt.“
Sie trank einen Schluck.
„Das hat mich traurig gemacht. Es hätte wenigstens einer da sein sollen, den er kannte. Er hat sich so gefreut, dass er nicht allein war. Es ist vielleicht Unsinn, aber am Ende sollte man liebe Menschen um sich haben. Und es hat mich ein bisschen an den Tod meiner Eltern erinnert. Da war auch nur ich da.“
Sie sah Minan abwartend an. Weinen musste sie nicht, aber ihre Augen glänzten ein wenig. Ob er ihr anvertrauen würde was ihn so beschäftigte?
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:26

Noch ein weiteres Mal bot Sesha an, dass er ihr ruhig erzählen könne, was ihn belaste wenn er nur wollte. Der Prinz schüttelte sacht den Kopf, lächelte dennoch dankbar. "Nein, es ist schon in Ordnung, aber es ist sehr nett von dir, Sesha. Nur heute möchte ich nicht darüber reden." Jedenfalls wollte er nicht darüber reden, es auszusprechen würde es real machen und ihn noch mehr schmerzen. Lieber verschloss er es und gab vor, es ginge ihm gut. Und wenn man ihn nicht besser kannte, so hätte man auch nicht vermuten oder ihm ansehen können, dass er Probleme hatte. Vielleicht würde einer der anderen Splitter lieber alles rauslassen, auf welche Art auch immer, aber nicht der Tänzer.
Als die Heilerin ihn aber darum bat, er solle bloß nicht wieder sauer werden, blickte der Tänzer sie verwundert an. "Wann bin ich denn sauer geworden?", fragte er verwirrt zurück. Vermutlich war die Dea al Mon irgendwann mal an Darken geraten, es klang zumindest danach. Ein weiteres Angebot zum Reden folgte, sie war wirklich sehr verständnisvoll, doch Minan machte nur eine leichte Geste und wartete ab bis Sesha zu erzählen begann was sie bekümmerte.
Ein alter Mann wäre verstorben und Sesha hätte ihn auf seiner letzten Reise begleitet. Es schien sie zu beschäftigen, dass er ansonsten ganz alleine gewesen wäre, niemand hätte sich von ihm verabschiedet oder ihn besucht.
Minan trank noch einen Schluck Tee. "Im Tod ist jeder allein... aber es war gewiss tröstend, dass du bei ihm warst. Obwohl es schwer für dich war", erwiderte er. Er hatte auch schon einige Menschen sterben sehen und selbst war er dem Tode so oft so nahe gewesen, dass er seinen Schrecken verloren hatte. Damals war er mehr wie ein Retter, ein Erlöser gewesen, das verheißungsvolle Ende, die Errettung aus der Qual. So oft war er dem Glauben erlegen, dieses Mal wäre es tatsächlich vorbei, doch man hatte ihn immer wieder zurückgeholt.

Sesha fuhr fort, dass sie gerne den letzten Wunsch des Mannes erfüllt hätte, doch sie könne den Brief nicht persönlich nach Askavi bringen. Kurz hatte Minan den Eindruck einer Version, schloss rasch die Augen, um sie zu vertreiben. "Vielleicht ist es besser so. Außerdem wirst du ja hier gebraucht." Der Prinz strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, lächelte die Heilerin an.
Auch vertraute sie ihm noch an, dass sie ebenfalls beim Tod ihrer Eltern dabei gesessen hätte und niemand sonst da gewesen wäre. Minan erkannte ihre leicht wässrigen Augen, streckte die Hand vorsichtig über den Tisch aus und streichelte ihr zärtlich über den Handrücken. "Das tut mir leid... kann ich irgendetwas tun, damit es dir besser geht?", fragte er. "Wollen wir etwas unternehmen?"
Er mußte sich einfach ablenken. Es war nicht seine Art sich in seinem Zimmer zu verkriechen und stundenlang zu weinen. Und vielleicht würde er alleine wieder ins Verzerrte Reich abdriften und nicht mehr zurückfinden.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:27

Sesha

Sie nickte. „Dann vielleicht ein andermal. Oder schreib es auf. Nur in dich hineinfressen solltest du es nicht.“ Es war schade, aber eventuell brauchte er wirklich nur noch ein bisschen mehr Zeit. Sie würde ja die nächsten Tage viel zeit mit ihm verbringen und könnte aufpassen, dass ihm nichts passierte. Oder er würde vielleicht mit der Königin darüber reden, die beiden schienen ja echt dicke Freunde zu sein. Sie würde ihn nicht weiter bedrängen, sich ihr anzuvertrauen. Man konnte durchaus zuviel Hilfsbereitschaft an den Tag legen. Behauptete zumindest ihre Tante.
Er erkundigte sich wann er wütend auf sie gewesen war. Das war etwas verwirrend. So oft hatten sie sich nun auch nicht getroffen. „Das war als ich Merion kennen gelernt habe. Mehr oder weniger. Ich weiß immer noch nicht, warum du so aggressiv gewesen bist, aber das ist auch nicht so wichtig.“ Womit sie ausdrücken wollte, dass es vergeben und vergessen war und er sich deswegen keinen Kopf machen sollte.

Sie seufzte. „Ich hätte den Brief trotzdem gern selbst hingebracht. Aber ich hab hier auch genug zu tun und so schlimm ist es auch nicht, dass ich nicht fort kann.“
Minan war wirklich ein sehr lieber Junge. Da ging es ihm offenbar nicht so gut, eher schlechter als ihr, sie hatte oft mitbekommen wie ihre Studienkolleginnen vor Liebesleid fast gestorben wären, und er fragt was er für sie tun konnte. Sie lächelte ihn an.
„Ach, mir geht es schon wieder gut. Es jemandem zu sagen, hat schon geholfen.“
Er erkundigte sich ob sie zusammen etwas unternehmen wollten.
„Also ich wollte heute eigentlich noch die Vorratskammer der Krankenstation ordnen, damit ich alles gleich finde. Wenn Lia wieder da ist, können wir das dann so einräumen, dass wir beide gleich wissen wo alles ist. Danach wollte ich mir mal was gönnen und essen gehen. Wenn du mir helfen magst, lad ich dich ein. Wir können aber auch was anderes machen, wenn du die Krankenstation nicht schon wieder von innen sehen willst.“
Er konnte gerne einen Gegenvorschlag machen, aber sie arbeitete eben für gewöhnlich eine Menge.
„Die Bibliothek durchstöbern, Geschichten vorlesen, schlag was vor.“
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:28

Ja, aufschreiben könnte er es vielleicht. Sie hatten zwar kein Tagebuch, Darken allein fand die Idee schon zu bescheuert, aber eines wo sie ihre Albträume festhielten. Minan meist um damit besser umgehen zu können, Darken um Schwachstellen und neue Strategien zu finden. Sie verschlossen das Buch jedesmal, denn es sollte niemals je jemand lesen müssen, es war zu grausam. Sesha verriet ihm auch, wo er so aggressiv zu ihr gewesen war, da hätte sie Merion das erste Mal gesehen und kennengelernt.
"Ich weiß auch nicht mehr warum ich da so war...", gab der Prinz leise zu, lächelte sie aufrichtig an. "Es tut mir auf jeden Fall leid. Ich wollte dich nie verletzen. Aber... ich hab öfters Stimmungsschwankungen, ich versuche es unter Kontrolle zu bekommen." Wußte sie, dass er zerbrochen war? Minan war sich nicht mehr so sicher und seitdem er Merion alles gestanden hatte, redeten die anderen Splitter nicht mehr mit ihm, hatten sich weiter in den Abgründen verkrochen, wütend und traurig. Der Tänzer war auch traurig, obwohl er es gar nicht sein wollte. Warum war es so kompliziert? Warum konnte Merion ihm nicht einfach verzeihen? Der Prinz hatte auch immer allen verziehen, nichts ernst genommen weil er nichts ernst nehmen durfte.
"Möchtest du denn gerne fort?", fragte Minan nach, schwieg kurz und nippte an dem wärmenden Tee. "Ich glaube... ich gehe bald fort. Es fühlt sich so an...", murmelte er leise in die Tasse. "Es fühlt sich kalt an..."

Die Heilerin teilte ihm ihre weiteren Pläne für den Tag mit, es war ja schon etwas später, obwohl der Prinz nicht genau wußte wie lange er im Verzerrten Reich gewesen war. Merions Zurückweisung sollte ihn nicht so erschüttern, dachte er sich. Wie es dem Krieger jetzt wohl ging? Minan versuchte die Gedanken zu vertreiben. "Nein, ich helfe dir sehr gerne die Vorräte zu ordnen", antwortete er, "Und essen gehen klingt gut." Der Tänzer lächelte sacht und mit leichter Sinnlichkeit, die er nie ganz abstellen konnte. Vielleicht würde sein Appetit beim Essen wieder zurückgehen. Aber ich wollte deinen Tag nicht durcheinanderbringen. Sag, wenn ich dir zur Last fallen sollte, denn das möchte ich wirklich nicht...", fügte er hinzu. "wolltest du dir noch irgendetwas anderes gönnen außer dem essen gehen?", fragte er mit gefühlvollem Timbre nach, blickte ihr tief in die Augen. Nein, nein, hör auf, es gibt sicher auch andere Möglichkeiten sich abzulenken und zu trösten.
"Wollen wir dann aufbrechen oder treffen wir uns später wieder?" Er wußte ja nicht, ob Sesha vorher noch etwas zu erledigen hatte.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:29

Sesha

Minan entschuldigte sich bei ihr, dass er damals so aggressiv gewesen war und sie winkte ab. „Mach dir nichts draus. Es hat mich nur zu dem Zeitpunkt ziemlich aus der Bahn geworfen. Es ist wirklich nicht schlimm. Ich hab auch manchmal schlechte Laune.“
Als seine Verletzungen aufgegangen waren, zum Beispiel. Da war sie ziemlich sauer gewesen, weil er nicht auf sich aufgepasst und lieber mit seinem Freund rumgemacht hatte. Sie hatte sich dann aber auch relativ schnell wieder beruhigt, denn da war es ja auch schon zu spät gewesen.
Der junge Prinz erkundigte sich, ob sie denn gerne fort wollte und dann fing er an sich ein wenig zusammen zu kauern - ob er das merkte? - und sagte, er ginge bald fort. Sie runzelte die Stirn. „Wie, du gehst bald fort? Du weißt schon, dass du nicht von hier weg musst? Du bist hier in Sicherheit.“ Er sagte es fühle sich kalt an. Meinte er das Gefühl fort zu müssen oder war ihm immer noch vom Waldboden kalt?
„Du musst nirgends hin, wenn du nicht willst.“ Sie war sich ziemlich sicher, dass die Königin das genauso sah. „Brauchst du noch eine Decke? Oder eine Jacke?“ Es war schwer abzuschätzen ob er von äußerer oder innerer Kälte geplagt wurde.

Sesha schüttelte abwehrend den Kopf auf Minans Aussage, er wolle ihren Tag nicht durcheinander bringen. „Machst du nicht. Zu zweit ist das weniger langweilig und es geht auch schneller. Du bist doch keine Last. Du kannst auch jederzeit hier vorbei schaun, ja?“ Sie stellte ihre Tasse in die Spüle, als der junge Mann fragte ob sie sich noch etwas anderes hatte gönnen wollen und sie überhörte völlig den Ton in dem er das sagte, viel zu beschäftigt war sie noch mit ihren Gedanken. „Danach wollte ich mich mit einer guten Tasse Früchtetee durch die Hofbibliothek stöbern. Ich wollte mich mit einem der Bücher vor den Kamin setzten, mir die Füße wärmen lassen und bei einer schönen Geschichte die Seele baumeln lassen.“
Sie dachte einen Moment über die Frage nach ob sie sich später wieder treffen wollten.
„Von mir aus können wir gleich los. Ich hol mir nur noch Sachen zum Umziehen, ja? In meinen Arbeitssachen wollte ich nicht essen gehen. Bis wir fertig sind, sind die bestimmt schmutzig.“
Sie ging wieder kurz nach nebenan und suchte ein paar Sachen heraus, die sie in ihrem Juwelengepäck verschwinden ließ. Der Kräuterkorb ließ sie drin. Da wurden die Kräuter nicht schlecht, bis sie sich um sie kümmern konnte.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:29

Sesha schien nicht ganz zu verstehen was er damit meinte, dass er bald fort müsse. Der Tänzer verstand es ja nichtmal selbst, da war nur so ein Gefühl, dass er den Wald verlassen würde. Dabei wollte er auch wirklich nicht hier fort. War es ein flüchtiger Eindruck der Zukunft gewesen? Bedeutete es dann, dass Merion ihn entgültig zurückwies? Minan schluckte leicht und atmete tief durch.
"Nicht vor allem", wandte er leise auf die Worte der Heilerin ein, dass er hier in Sicherheit wäre. Es war ja schon lieb wie sie sich um ihn sorgte und so lächelte der Prinz sie wieder aufrichtig an. "Mir geht es gut, ich brauche nichts." Außer einer dringenden Antwort in einer Woche, die so einen großen Einfluß auf sein Leben haben würde. Seit wann war er so abhängig von dem Krieger geworden? Der Tänzer wußte, dass er nicht der einzige Splitter war, der davon irritiert und verunsichert war. Er konnte nachempfinden wie Darken sich fühlte, es war besser sich überhaupt nicht zu binden, dann wird man auch nicht verletzt und enttäuscht. Es ist besser gar nichts zu fühlen... außer dem Hass und der Wut...
Aber das waren die Gedanken von einst. Nur in solch kritischen Situationen konnte sie niemand verhindern. Als Zerbrochener waren sie längst nicht so gefestigt wie andere Menschen.
Die Dea al Mon versicherte, er würde weder ihren Tag durcheinanderbringen noch eine Last sein. "Ich besuche dich gerne, Sesha", erwiderte der Tänzer und erhob sich mit seiner wiedergewonnenen Graziösität und Geschmeidigkeit, die einem Dea al Mon alle Ehre gemacht hätte.

Sie erzählte ihm auch was sie nach dem Essen vorgehabt hatte. "Das klingt nach einem gemütlichen Abend." Sein Lächeln wurde eine Spur charmanter und er trat zu ihr, um seine Tasse auch in die Spüle zu stellen.
"Ich könnte ihn noch angenehmer machen indem ich deine Füße wärme und massiere..." Minan versuchte verzweifelt den verführerischen Tonfall in seiner Stimme zu dämpfen, aber es mischte sich einfach nicht mehr darunter, vielleicht waren es auch nur die Reste von den Fähigkeiten einer Schwarzen Witwe, die er besaß. In seiner Stimme fast so etwas wie Verführungsfäden einzuspinnen, denen man sich nur schwer entziehen konnte und die unbekannte Sehnsüchte im Gegenüber wachriefen.
"Ich... möchte mich nicht aufdrängen. Bitte lass mich nur nicht allein..." Leicht bittend blickte er die Heilerin an. Er wollte nicht allein sein, er konnte das nicht. Und es wäre ja auch nur freundschaftlich gemütlich beisammen zu sitzen, sich gegenseitig zu wärmen und vorzulesen. Minan lehnte sich unbewußt lasziv und einladend an den Türrahmen und wartete auf Seshas Entgegnung und dass sie sich ihre Kleidung holte.
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Re: Lias Träume

Beitragvon NSC » So 5. Feb 2023, 09:30

Sesha

Sie grinste ihn fröhlich an. "Und ich freu mich sehr über Besuch von dir." Solange es nicht schon wieder als Patient war, aber das wollte sie nicht dazu sagen, aus Angst er könnte es falsch verstehen. ER fühlte sich sowieso schon irgendwie immer schlecht, wenn Andere sich um ihn kümmerten und ihm halfen. Sie wollte das nicht schlimmer machen. "Weißt du was? Wenn du wirklich einen Ausflug machst, kann ich ja mitkommen. Ich will zwar nicht für lange weg vom Wald, aber was Anderes sehen wäre sicher mal interessant."
Vielleicht fühlte er sich nicht mehr so ... kalt... was das verreisen betraf, wenn er daran dachte, dass er nicht allein gehen müsste. Und dass er natürlich zurück kommen konnte. Seine Bemerkung, dass er aber nicht vor allem sicher sei, bezog sie auf die Visionen und auf Wölfe. Wölfe? Ja, er hatte bei ihrer ersten Begegnung Geisterwölfe gesehen und furchtbare Angst gehabt. Ob er sowas meinte?

Der weitere Verlauf des Gesprächs verunsicherte und beunruhigte sie ein wenig. Sein Tonfall löste Gedanken aus, die sie sehr wohl kannte, die sie während ihrer Ausbildung öfters bereits zur Seite geschoben hatte, aber es ließ sie auch inne halten und nachdenken. Sie dachte nicht so über Minan, da war sie sich sehr sicher. Fußmassagen waren auch nichts was sie irgendwie anmachte, weshalb also müsste sie einen Schauder unterdrücken? Außerdem hatte Minan einen Freund und damit war sowieso der Hahn dicht, was sie betraf. Selbst wenn sie auch sonst so über ihn denken würde. Was sie nicht tat. Außer heute, wie es schien.
Sie drehte sich zu ihm um und wollte schon fragen ob er versuchte sich mit ihr über welche Probleme er auch immer mit Merion hatte zu trösten, als sie seine Worte hörte, die so gar nicht zu der Pose im Türrahmen passte. Innerlich seufzte sie. Sie war sich mehr als bewusst, dass sie sehr wenig über Minan wusste und der Abend für sie nicht so entspannend werden würde, wie sie mal gehofft hatte, aber sie würde ihn nicht wegschicken. Aus irgend einem Grund litt er und da konnte sie einfach nicht wegsehen. Sie konnte nicht.
"Ich werde dich nicht allein lassen, wenn du das nicht möchtest."
Was sollte sie sonst sagen: Aber hör auf mit mir zu flirten? Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass er das gar nicht wirklich absichtlich machte. Deswegen überging sie es. Und weil sie nicht wusste, wie sie ihm erklären sollte, dass er zwar ein lieber und hübscher Junge war, aber er auch so gar nicht ihr Typ war? Nebst ein paar anderen Schwierigkeiten die sie da sah.
"Du drängst dich auch nicht auf. Ich hab dich ja eingeladen, nicht?"
Sie ging auf die Tür und damit auf Minan zu.
"Dann machen wir uns mal auf die Socken und verdienen uns unser leckeres Essen, die Vorratskammer räumt sich ja leider nicht von selber um." Sie leibte solche Arbeit eigentlich, aber in Anbetracht der seltsamen Stimmung von Minan und ihrer sehr ungewohnten Reaktion wäre ihr eine Beschäftigung mit etwas mehr Bewegungsraum lieber gewesen. Sie wollte ihn aber nicht verunsichern indem sie nun was anderes machen wollte.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:30

Wenn die Heilerin sich von ihm angezogen fühlte, so zeigte sie es nicht und Minan war sehr froh darum, auch dass sie ihn trotzdem nicht alleine lassen würde, wenn er das nicht wollte. Der Prinz schüttelte den Kopf, um zu bekräftigen, dass er wirklich nicht alleine sein wollte, genausowenig wollte er aber darüber reden. Das hatte er mit Darken allein, doch Minan spürte, dass jener lieber allein sein wollte. So kämpfte der zerbrochene Prinz gegen seine widersprüchlichen Wünsche und Bedürfnisse an, da je stärker er sich zerrissen fühlte, je mehr rief auch das Verzerrte Reich nach ihm, lockte der Abgrund. Ablenken war da viel besser. Der Tänzer blinzelte, konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
Sesha versicherte ihm auch, er würde sich nicht aufdrängen, sie hätte ihn immerhin eingeladen. Minan löste sich vom Türrahmen. "Naja, so ganz stimmt das nicht. Ich habe dich gefragt, ob wir etwas unternehmen können", erinnerte sie. Die Dea al Mon hätte auch ablehnen können, hatte sie nur zugestimmt weil sie sich als Heilerin verpflichtet fühlte und ihm helfen wollte, da sie ihn in einem solch verletzlichen Zustand gefunden hatte? Aber Minan glaubte, dass sie ihn wirklich mochte und er hatte sie ja auch gern. Zumindest sah er bisher keinen Grund warum er sie nicht mögen sollte.
Sie kam langsam auf ihn zu und der Prinz blieb stehen, blickte ihr in die Augen, seine eigenen schimmerten wie polierter Onyx, aber sie wirkten nicht kalt, sondern eher voller anziehender Energie und tiefen Seen in denen man sich verlieren konnte. Nur heute hatte sich eine eigentümliche kaum erkennbare Schwermut darunter gemischt, eine Spur Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Die Dea al Mon wollte dann endlich aufbrechen und Minan öffnete schon die Türe, warf Sesha noch ein charmantes Lächeln über die Schulter hinweg zu. "Vergiß nicht deine Kleidung zum Umziehen." Die hatte sie ja noch besorgen wollen. "Meinst du, ich brauche auch welche? Ich weiß nicht wieviel in der Kammer zu tun ist..." Der Prinz blickte prüfend an sich herab. "Aber mein Zimmer ist ja auch im Palast, falls es nötig sein sollte, können wir dort doch noch kurz vorbei oder?", fragte er bei ihr nach und trat aus dem gemütlichen kleinen Baumhaus, das sich zwischen die anderen in den oberen Stockwerken schmiegte.
"Es ist ungewohnt wieder dort zu schlafen..." Als er nicht da gewesen war, hatte man den Boden stillschweigend von allem Blut gereinigt, auch die Matraze und den zerbrochenen Spiegel ausgewechselt. "Und nicht mehr jemanden zu haben, der einem gleich nach dem Aufwachen mit Frühstück, einem Lächeln und netten Worten begrüßt." Der Prinz sah zu Sesha. Damit meinte er auch durchaus sie, ihm war nicht entgangen wie sie sich um ihn gekümmert hatte. Zusammen mit Lia, Eoshan, Merion und all den anderen, die ab und zu bei ihm vorbeigesehen hatten.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Merion » So 5. Feb 2023, 09:32

Der Kuss zum Abschied war so süss und verlockend gewesen. Beinahe hätte Merion sich dem hingegeben und einfach versucht zu vergessen, was passiert ist, was der Tänzer ihm gebeichtet hatte. Wahrscheinlich hätte das sogar funktioniert. Zumindest so lange, wie er bei seinem Freund geblieben wäre. Aber spätestens Nachts, wenn er alleine in seinem Zimmer gelegen und zu schlafen versucht hätte, wäre alles wieder hoch gekommen und hätte ihn nur noch mehr gequält. Und erst recht, wenn sie Lia begegnet wären oder Minan seinen Unterricht bei der Heilerin gehabt hätte. Das hätte den Krieger wohl durchdrehen lassen, weil er Minan nun einfach nicht mehr vertrauen konnte.
Aber dann hätte er ihm nicht mehr sagen kännen, nein, ich will nicht mehr mit dir zusammen sein, weil es zu sehr weh tut. Das wärde dem Prinzen gegenüber nicht fair gewesen. So hatte er sich mühsam von Minan fortgerissen und war weggerannt.

Wenigstens hatte er diesmal nicht vergessen sich abzumelden und seiner Mutter und seinen Lehrern mitgeteilt, er würde einen Dauerlauf machen, was er dann auch sogleich tat. Dabei versuchte er noch herauszufinden, was das nun bedeutete, dass Minan ihm nicht treu gewesen war. Zumindest ein Splitter von ihm. Obwohl anscheinend auch Darken Probleme damit gehabt zu haben. Doch Minan hatte es ihm nicht genauer erklärt. Es war alles so verflixt kompliziert.
Auch wenn Merion wusste, dass nur ein Splitter ihn betrogen hatte, so war das in der Gefühlswelt doch sehr schwer zu unterscheiden. Zudem war es ja nicht wirklich körperlich gewesen, sondern nur in einem Traum. Nur ihre Geister hatten sich vereinigt. Aber war das nicht noch viel intimer? Ihm schwirrte der Kopf von dem Versuch gerecht zu sein und sein Herz tat einfach nur weh. So rannte er einfach nur, bis er nicht mehr konnte, sich auf einem der riesigen Ästen zusammen rollte und in Tränen ausbrach.

Stunden später kam er müde und abgekämpft wieder zurück in die Stadt. Er fühlte sich ausgebrannt und wollte eigentlich nur mit Minan zusammen sein. So wie es vorher gewesen war. Er vermisste ihn so sehr. Auch war er in seiner Entscheidung kein Stück weiter gekommen. Er wusste nur, dass er den Prinzen vermisste und dass es gleichzeitig sehr weh tat, an ihn zu denken.

Er schimpfte gerade gedanklich mit sich selber, dass er nicht einen der anderen Aufzüge genommen hatte. Er war nur froh gewesen, wieder zu Hause zu sein, dass er einfach in die Stadt hochgefahren war und sich dann in seinem Zimmer hatte verkriechen wollen. Oben hatte er jdeoch festgestellt, dass er noch weniger anderen Dea al Mon begegnen wollte, da er so müde und verheult aussah.

Da öffnete sich schon wieder eine Türe und Merion überlegte fieberhaft, wo er sich vor dieser Person, die da gleich heraus treten mochte, verstecken sollte. So merkte er erst auch gar nicht, wer da jemand anderen daran erinnerte Kleider zum wechseln mitzunehmen und dass sie ja auch noch kurz zu seinem Zimmer im Schloss vorbei gehen könnten. Nein, er wollte jetzt bestimmt nicht einem glücklichen Pärchen auf dem Weg zu ihrem Stelldichein begegnen.

Dennoch kam er nicht umhin nochmals hinzusehen und im gleichen Moment wünschte er sich, es nicht getan zu haben. Merion erstarrte und sah Minan schmerzerfüllt an, der jemanden in dem Haus sagte, dass es ungewohnt sei, wieder in seinem Zimmer zu schlafen und dass er nun niemanden mehr hätte, der ihn gleich nach dem Aufwachen mit einem Frühstück, einem Lächeln und netten Worten begrüsste.
Er war aber sehr dabei, sich dies wieder zu beschaffen, so wie er da redete, fand Merion. Nun erkannte er auch, wo er sich befand und mit wem Minan wohl sprach. Sesha. Lief mit ihr das etwa schon länger. Merion wusste ja, wie intensiv sie sich um Minan gekümmert hatte und immer schon da gewesen war, egal wie früh oder spät er seinen Freund, nein seinen Ex-Freund, besucht hatte.
"Das ging ja schnell mir deiner Entscheidung, was du tun willst", brachte er rau und mit gebrochenem Herzen hervor. Es tat so weh. So unendlich weh. Dabei hatte Minan ihm doch versprochen zu warten. Und jetzt waren die anderen ebenfalls Splitter anwesend. Es war also eine bewusste Entscheidung von allen von ihnen. "Ich wusste nicht wie sehr du auf Heilerinnen abfährst. Aber wenn das so ist, können wir uns diese Woche sparen und gleich getrennte Wege gehen. Lebwohl Minan Darken." Rasch wandte er sich um, um zu gehen, bevor er hier vor dem Prinzen in Tränen ausbrach.
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Re: Lias Träume

Beitragvon Darken » So 5. Feb 2023, 09:33

Minan wandte sich um und riss dann die Augen überrascht auf. Es war wie als hätte ihm jemand einen Schlag verpasst, er hatte nicht erwartet Merion so schnell wieder über den Weg zu laufen, er wollte das nicht, denn dann wurde es immer schwieriger sich vorzugaukeln, dass alles in Ordnung wäre, dass es ihm gut ging. Dann fiel das Lächeln nicht so schwer. Aber es ging nicht wenn der Krieger nun so nah wieder vor ihm stand, ihn aus verheulten gerröteten Augen anblickte, so verletzt und vollkommen enttäuscht.
Der Dea al Mon meinte bitter, dass Minan sich ja schnell entschieden hätte, er hätte nicht gedacht, dass er so sehr auf Heilerinnen stehe und sie könnten sich ja auch eigentlich die Woche sparen und sich gleich trennen. Der Tänzer wußte überhaupt nicht was er dazu sagen sollte. Er hatte doch versprochen, er würde sich zurückhalten, es war unfair, dass Merion ihm nicht glaubte und ihm nichtmal eine Chance gab. Inzwischen wandte der Krieger sich ab, ging fort. Minan blickte noch einmal kurz zu Sesha, sah sie leicht entschuldigend an, hin- und hergerissen ehe er sich löste und rasch seinem Gefährten, seinen ehemaligen Gefährten, hinterhereilte.

"Merion, warte", bat er ihn und holte ihn bei einer schmalen Hängebrücke ein. Es durfte nicht vorbei sein, nicht einfach so, das war nicht gerecht. Wann war das Leben jemals gerecht zu dir? "Ja, ich hab mich schnell entschieden", bestätigte er, pausierte kurz um wieder zu Atem zu kommen, "Ich will mit dir zusammen sein. Aber... ich bin nicht so wie du oder die anderen.. ich zeige es nicht wenn ich traurig bin, das habe ich nie. Ich wollte mich nur ablenken und nicht allein sein, etwas mit Sesha unternehmen. Jedoch nicht so wie du denkst." Der Prinz blickte zu Boden, ihm, dem Verführungskünstler, fehlten die Worte, weil gerade die einzige Person auf die es ankam, ihm seine Worte nicht mehr glaubte.
Langsam machte er einen Schritt zurück, hielt sich mit der Hand an dem Geländer fest, da es sich gerade so anfühlte als würde sich der Boden unter seinen Füßen weiter auflösen.
"Es ist schwer... mir selbst zu vertrauen", setzte er leise an, blickte Merion wieder ins Gesicht. "Aber es ist noch unendlich schwerer, wenn du mir auch nicht mehr vertraust."
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Re: Lias Träume

Beitragvon Merion » So 5. Feb 2023, 09:39

Er hatte nicht vor, auf Minan zu warten. Doch er hatte sich den ganzen Tag aufs heftigste verausgab, so war es kein Wunder, dass Minan, der ebenfalls sehr ausdauernd war, ihn schliesslich auf einer schmalen Hängebrücke, die unter dem Gewicht der beiden aufgebrachten, jungen Männer heftig wankte. Andererseits sehnte er sich noch immer nach Minan, so blieb er schliesslich trotzdem stehen und blickte den Prinzen ausdruckslos an, um zu hören, was dieser sagen wollte.

Sogleich zuckte er aber schmerzhaft zusammen, als Minan ihm bestätigte, dass er sich wirklich schnell entschieden hätte. Und deswegen war er ihm nachgerannt? Wusste er denn nicht, wie weh das tat? Doch dann, nachdem er wieder zu etwas Atem gekommen war, sagte er ihm, dass er mit ihm zusammen sein wollte. Ob Merion nun wollte oder nicht, sein Herz schlug vor Aufregung gleich schneller. Aber weshalb...? Minan erklärte ihm dann auch gleich, dass er sich mit Sesha hatte ablenken wollen und zwar ganz harmlos.

"Wirklich?" fragte Merion hoffnungsvoll und trat eilig zwei Schritte auf ihn zu, nachdem dieser einen Schritt zurück gemacht hatte. "Das... das kann ich verstehen. Ich muss mich auch ablenken." Vorsichtig und unsicher nahm er Minans Hand in die seine. Dabei hatte er allerdings grosse Angst, dass Minan sie ihm entziehen würde, nun da er ihm so etwas unterstellt hatte.
"Ich vertraue dir doch Minan", hielt er genau so leise und mit brüchiger Stimme entgegen. "Du hast mir bis jetzt immer die Wahrheit gesagt. Selbst das mit Lia obwohl dir das bestimmt nicht leicht gefallen ist. Und wenn du mir sagst, dass mit Sesha nichts passiert ist, dann glaube ich dir. Ich will dir glauben. Es... es ist nur so schmerzhaft. Es tut so weh und ich weiss nicht, was ich glauben soll. Das ist alles so verwirrend."
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