Re: Ein langer Weg
von Eneas » So 9. Okt 2022, 22:03
Bevor er noch die Türe hatte aufmachen können, um nach unten zu gehen, rief Kosta ihn fast schon energisch zurück. Überrascht von dem Tonfall, blickte Eneas fragend auf. Kosta kam in schnellen Schritten auf ihn zu, nahm ihm ungefragt das Handtuch weg und begann ihm die nassen Haare kräftig trocken zu rubbeln.
"Hey, was-", begann Eneas, überrumpelt von so viel entschlossener Fürsorglichkeit. Sein Freund ignorierte alle Einwände und trocknete ihm weiter die Haare, während er mit Eneas zu schimpfen begann. Er könnte nicht mit nassen Haaren nach unten, er würde sich sofort erkälten und für Tileo wäre das überhaupt kein gutes Beispiel.
"Ich wollte nicht- hey", versuchte der Kapitän sich zu verteidigen, aber gegen Kostas Fürsorge kam er sowieso nicht an. Hinten im Bett hatte Tileo zu kichern begonnen und schien sich die Szene prustend zu betrachten. Wirklich übel nahm Eneas die Ermahnungen nicht. Im Gegenteil, die Aufmerksamkeit seines Schwarmes gefiel ihm immer. Dass dieser ihn ausgerechnet scholt und tadelte, löste noch allerlei andere weniger anständige Vorstellungen in Eneas aus. Früher hätte so etwas zwischen ihnen schnell zu mehr geführt. Jedoch hatte Kosta gesagt, dass solange Tileo bei ihnen war, jede seiner Handlungen nicht mehr als Freundschaft war. Aber das half nicht, dass Eneas sich gerade trotzdem sehr zu dem anderen Krieger hingezogen fühlte.
Dieser beschwerte sich gerade, dass Eneas ganz unvernünftig wäre und man immer auf ihn aufpassen müsse. Der Hayllier nickte reuig.
"Ich wollt doch nur kurz nach unten..."; wandte er ein. Dabei wäre es sehr schön, wenn Kosta immer auf ihn aufpassen würde. Nicht, dass Eneas hilfsbedürftig wäre, er war schließlich ein erwachsener Mann wie Kosta auch feststellte. Einer, der im Schlafanzug runter in den Schankraum gewollt hatte, wie Kosta ihn darauf aufmerksam machte. Eneas blickte an sich herab.
"Oh, daran hab ich gar nicht gedacht..", musste er zugeben. Manchmal war er einfach mit den Gedanken woanders. Kosta fand sogar in entsetzten Tonfall, er wäre halbnackt, was Tileo noch weiter zu unterdrückten Lachen brachte. Eneas wusste nicht wieviel von Kostas gespielter Empörung nur wegen Tileo war. Es erinnerte den Piraten einfach viel zu sehr an ein neckisches Vorspiel. Dann zog Kosta auch noch am offenen Schlafanzughemd. Eneas presste die sanften Lippen aufeinander, nagte kurz an der Unterlippe, um nicht zu keuchen. Allein dieser kleine Zug ließ seinen Körper vibrieren. Dabei berührte Kosta ihn nichtmal. Er zog ihn auch nicht aus, sondern im Gegenteil, schloss ihm alle Knöpfe vorne. Eneas dürstete nach den kleinsten Streifzügen von Kostas Fingerspitzen über seine nackte Brust, aber es kam so gut wie nicht vor. Trotzdem musste der Krieger sehr an sich halten, nicht an weitere Berührungen zu denken oder sich diese zu ersehnen. Das fühlte sich alles viel zu verführerisch an. Wahrscheinlich interpretierte Eneas in diese Behandlung wieder zu viel hinein und wollte darin unbedingt mehr sehen. Es ist nur freundschaftlich, sagte er sich wieder. Kosta meint es nicht so. Eneas musste das dringend seinem Körper einreden, der schon viel zu lange auf sinnliche Berührungen hatte verzichten müssen.
Auch als Kosta ihm das Oberteil zugeknöpft hatte, war er nicht zufrieden. Nach einer letzten Musterung entschied er resolut, dass der Kapitän so nicht nach unten gehen könnte. In einem Schlafanzug in eine zwielichtige Spelunke!
"Ich hätts schon jedem gezeigt, der sich darüber lustig gemacht hätte", verteidigte sich Eneas leicht schmollend, aber er fügte sich der Entscheidung nur zu willig, denn es war viel zu aufregend so wie sein Schwarm gerade mit ihm verfuhr. Da bekam er sogar einen leichten Klaps auf den Hintern und wurde regelrecht ins Bett geschickt. Eneas keuchte kurz auf. Es ist nur freundschaftlich gedacht, nur freundschaftlich. Seine Männlichkeit ließ sich davon überhaupt nicht überzeugen, zuckte erregt. Damit Tileo von all dem nichts mitbekam, suchte Eneas tatsächlich schnell das gegenüberliegende Bett auf, stieg rasch unter die Decke.
Gespielt rieb er sich den Hintern. "Pff, dafür, dass ich der Kapitän bin, werd ich aber ganz schön rumkommandiert", beschwerte er sich und Tileo kicherte wieder.
Kosta wollte die Zeitung besorgen und Eneas sollte derweil die Gutenachtgeschichte zu Ende erzählen. Das wollte der Krieger nur zu gerne machen, blickte seinem Freund noch kurz sehnsüchtig hinterher.
Bevor Eneas die Geschichte fortführen konnte, unterbrach ihn Tileo.
"Du, Taelos, ich glaube, Iason mag jetzt mit dir zusammen sein", sagte er. Eneas lächelte ihn an.
"Ich glaube, da kannst du recht haben", erwiderte er.
"Kommt ihr dann jetzt zusammen?", wollte der Junge wissen. Eneas wollte ihm keine definitive Antwort geben, da er es selbst nicht wusste.
"Vielleicht. Erst einmal wollen wir noch weiter darüber reden", versuchte er zu erklären. Tileo fand es komisch, dass Erwachsene immer so viel reden wollten und darüber mussten sie beide leise lachen. Eneas hatte gerade begonnen ihm weiter über den Troll und den drei Abenteurern zu erzählen, als Kosta mit der Zeitung wiederkam. Eneas nahm sie dankend entgegen, immer noch im Bett liegend. Er blickte hoch zu Kosta und sofort kribbelte es wieder. Seine Männlichkeit presste sich weiterhin steif gegen die Schlafanzughose. Verdammt. Wie sollte das werden, wenn Kosta nachher zu ihm ins Bett kam? Der andere Krieger würde ihm am Ende noch rausschmeißen und doch auf den Boden verfrachten, wenn Eneas sich nicht beherrschen konnte.
Zunächst ging sein Freund jedoch duschen und Eneas konnte für einen Moment durchatmen. Er löschte das Licht auf Tileos Seite mit einem Wink der Kunst, nachdem er die Geschichte zuende erzählt hatte. Damit dass der Troll die Helden zu sich in seiner Höhle einlud und sie dort übernachteten, nachdem sie ihn dazu gebracht hatten den Tee mit ein bißchen Honig zu versüßen.
"Ich werde einen Hörschutz um dein Bett errichten, Tileo", erklärte er dem Jungen, "Dann wirst du durch den Lärm unten in der Taverne nicht aufgeweckt. Also wundere dich nicht, solltest du einmal aufwachen und es ist ganz still. Iason und ich sind direkt hier, wenn etwas ist."
Tileo schien die Erklärung einzuleuchten und dann mummelte der Junge sich auch tiefer in die Decke und schloss die Augen. Eneas errichtete einen kräftigen und sorgfältigen Hörschutz aus roter Juwelenkraft. Mehr als eigentlich nötig gewesen wäre, aber er wollte gerne Kosta diese Sorge nehmen. Kosta... Eneas blickte hinüber zur Badezimmertüre von wo man das Wasserplätschern hören konnte. Zu gerne wäre er zu seinem Freund unter die Dusche gestiegen. Früher wäre dies ohne weiteres möglich gewesen. Jetzt durfte Eneas nicht mehr. Er sah ein wieso, aber es ließ seine Sehnsucht bloß weiter ansteigen. Beziehungsweise anschwellen. Verdammt. Der Krieger presste die Decke gegen seinen Schoß.
Als Kosta aus dem Bad kam, schlug Eneas rasch die Zeitung auf, um beschäftigt zu wirken. Verstohlen sah er über den Zeitungsrand, um seinen Freund zu beobachten.