Re: Die Suche geht weiter
von Leto » Di 19. Jul 2022, 19:01
Es stimmte Leto mißtrauisch, dass Julia nicht sagen wollte woher sie die Informationen hatte. Sie meinte nur, die Quelle wäre verlässlich und man sollte ihr das ruhig glauben. Es war auffällig, dass Julia so schnell an so viele Informationen gekommen waren. Sie alle vermuteten natürlich inzwischen, dass die Glacierin eine Verbrecherin war, es hatte Andeutungen gegeben, aber wer konnte schon sagen was für Möglichkeiten einer Hexe mit schwarzem Juwel offen standen.
"Es ist deine Freundin", sagte Leto dazu nur. Also lag es auch in Julias Verantwortung, dass die Informationen stimmten. Wenn sie der Meinung war, sie hätte mehr als nur einen heißen Tipp, so wollte die Heilerin ihr gerne glauben und nicht weiter nachfragen. "Taelos und Iason werden bald hier sein", erklärte sie Julia und hoffte, dass die Glacierin sich damit zufrieden gab. Die Frau schien gerade so als wollte sie mit dem Kopf durch die Wand.
Zelika füllte derweil das Gegenmittel in eine Phiole ab, reichte sie Leto. *Du solltest dir ein Rezeptebuch anlegen, ich kann dir ein leeres geben*, bot sie an, *Bei deinem Gegengift kann ich dir leider nicht helfen. Du mußt dir sicher sein, sonst bleibt der Mann gelähmt.* Leto lächelte sie an. *Das wird schon.*
"Gehen wir in die Messe, da können wir bereden wie es weitergeht und etwas essen", entschied Leto, während Tileo mit dem Teddy im Arm vom Bett rutschte. Zelika kniete sich vor ihn hin, bot ihm die Hand an und fragte ihn, ob er mit ihr schauen wollte was es leckeres zu essen gäbe. Der Junge zögerte noch ein wenig.
"Zelika hat ein Gegengift für den Mann gebraut", half Leto aus. Es war ihr auch gerade egal, dass Julia ungeduldig auf sie wartete. Der abschätzige Blick vorhin zu den beiden ehemaligen Sklaven war der Hayllierin nicht entgangen. Tileo fasste Zelika schließlich an der Hand, seine Scheu war verständlich, doch tapfer überwandt er seine Angst. Kosta wäre stolz auf ihn.
*Vielleicht erklärst du ihm irgendwann mal was eine Schwarze Witwe ist und was sie macht*, schlug sie Zelika vor, denn wahrscheinlich kannte Tileo nur Gruselgeschichten, wenn überhaupt.
"Tileo, das ist übrigens Julia. Wir helfen ihr ihre entführte Freundin wieder zu finden", sagte sie als sie dann losgingen. So viel durfte der Junge schon wissen, fand die Heilerin. Kinder merkten meist relativ schnell wenn bei den Erwachsenen etwas nicht stimmte und es half niemanden wenn der Kleine im Ungewissen belassen wurde. *Er ist ein ehemaliger Sklave. Taelos und Iason haben ihn beim Suchen nach Siandra auf dem Sklavenmarkt gesehen und ihn befreit*, klärte sie die Hexe auf und wenn die Frau ein Problem damit hatte, dass die Männer noch Zeit fanden ein Kind aus seiner Qual zu erlösen, konnte sie gerne Kielwasser schlucken.
Auf dem Weg zur Messe, kam ihnen Farell entgegen - bzw. Amancio wie der Deckname des schlanken, sonnengebräunten Haylliers war.
"Amancio, deine schnellen Botenfüße werden gebraucht. Hier ist ein Gegenmittel, das dringend zur Wachstation im Hafen geliefert werden muss. Frag nicht, mach es einfach und komm danach sofort wieder zurück", wies Leto ihn. "Ich erklär es dir später."
Farell grinste gewitzt, nickte den Frauen zu. "Gerne. Wenn du mir dann erklärst, wer diese hübsche Lady hier ist und seit wann wir kleinen Piratenzuwachs haben." Er tippte sich grüßend an die Stirn, schob sich in dem schmalen Gang an ihnen vorbei und zur Kajüte.
So gelangten sie in den Speiseraum mit den schönen Holzbänken, die so gut poliert waren, dass die Maserung ölig und warm glänzte. Einige der Mannschaft waren schon da, natürlich nicht alle, so viel Platz hatte man hier gar nicht. Solomon und Vissarion teilten die Linsensuppe mit Kartoffeln und knusprigen Würstchen aus. Leto setzte sich mit den beiden anderen Frauen und Tileo.
"Kannst du mir die Adressen sagen oder geben?", fragte sie Julia. "Je eher wir die Route planen können desto besser." Zumindest würde sie sich das schonmal geistig durch den Kopf gehen lassen, während sie essen würden. Leto schnitt Tileo noch rasch die Würstchen in kleine Stücke bevor der Junge sich ziemlich hungrig drüber her machte.
Leto stellte Zelika einige der Männer vor, Maria war auch da, die andere Heilerin auf dem Schiff, die den Decknamen Esmeralda trug. Weit kam Leto jedoch nicht mit dem Vorstellen, denn da spürten schon alle eine kalte Welle näher kommen. Kayne war wieder zurück. Jeder von ihnen schwieg, wartete bis die Schritte näher kamen. Es dauerte nicht lange, da trat er in die Messe. Seine goldenen Augen waren gefroren wie immer, nur jetzt lag auch ein gewisses Drängen darin. Er blickte sofort Julia schweigend an, die Hände in die Manteltaschen geschoben. Leto bemerkte noch etwas. Der Prinz roch nach Blut... sie wollte nicht wissen was er getan hatte. Vielleicht wollte nichtmal er selbst das wissen.
"Was ist passiert?", fragte er.
"Setz dich doch und iss etwas mit uns", bot Leto an, denn sie befürchtete, dass Kayne dazu erst recht keine Ruhe mehr hatte wenn er wüßte was los wäre.