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Ein Schluck Safframatte





Ein Schluck Safframatte

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:54

Als Kayne zum ungefähr hundersten Mal verliebt seufzte, wurde es Meister Hendrik anscheinend doch zu bunt.
"Könnte ich dich vielleicht mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen? Liebe allein hat bekanntlich noch nie den Magen gefüllt." Der Schneider rasselte mit der nahezu leeren Geldkassette in der Hand. Kayne blickte ihn leicht schuldbewußt an.
"Wenn erst einmal die Kleider für Siandra und Tania fertig sind... dann hast du.. haben wir wieder Geld." Er hatte es noch nicht übers Herz gebracht, Hendrik zu gestehen, dass er vorhatte, fortzugehen.
"Aber wir brauchen das Geld jetzt. Wenn du nicht alles für die Stoffe ausgegeben hättest und..."
"Und deine nächtlichen Kneipengänge sind wohl völlig unschuldig daran?", fiel ihm Kayne ins Wort. Hendrik blickte ihn mißmutig an, für kurze Zeit schwiegen sie verdrossen.

"Gut, wir haben beide schuld. Aber dort in der Stube hängt noch ein fertiges Kleid... du mußt nur Lady Ibelia bescheid geben, dass sie es anprobieren kann", wand der alte Schneider ein. Kayne seufzte und rieb sich die Stirn.
"Kannst du nicht...", fing er an.
"Hab ich schon versucht. Sie will nur vorbeikommen, wenn du ihr bei der Anprobe hilfst und das alles regelst." Hendrik zuckte mit den Schultern und wich aus gutem Grund dem Blick seines Lehrlings aus.
"Du weißt ganz genau, warum das so ist. Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl dabei und ich werd mich gewiss nicht von ihr betatschen lassen. Sie will ihr Kleid? Gut, aber das ist auch alles, was sie von mir bekommt", erwiderte er.
"Was anderes verlange ich doch gar nicht von ihr. Nur... nur sei ein wenig nett und höflich. Du wirst nie ein Meister werden, wenn du nicht mit Kunden umgehen kannst." Noch bevor Kayne den Mund aufmachen konnte, redete Hendrik weiter. "Und damit meine ich die Kunden in die du nicht gerade zufällig verliebt bist."
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Kayne
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von Anzeige » Di 5. Mär 2024, 23:54

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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:54

Kayne hatte alles vorbereitet für Lady Ibelia und er war mehr als nur froh, wenn er das endlich hinter sich hatte. Meister Hendrik hatte natürlich recht. Sie brauchten das Geld und da Kayne ein Anteil davon auch ihm gehörte, brauchte er es erst recht. Siandra sollte nicht denken, er könne sich rein gar nichts leisen. Wie sollte er sie sonst zum Essen ausführen so wie er es gerne tun würde? Wie ihr etwas schenken, wenn er kein Geld dafür hatte?
Also mußte er wohl oder übel nett zu Lady Ibelia sein, sie anlächeln und zuvorkommend sein. Als sie dann endlich anrauschte, bereute er den Entschluss schon wieder. Das Kleid, was sie jetzt trug, war ziemlich sicher nicht von ihm, denn es stand ihr nicht und hatte keinen Geschmack. Ihre roten Locken waren hochgesteckt und umrahmten ihr rundes leicht pausbäckiges Gesicht. Vielleicht wäre sie sogar ganz hübsch, würde sie nicht immer so herablassend schauen.

"Wie schön zu erfahren, dass mein Kleid fertig ist. Wo ist es? Ich bin begierig, meine Hände darauf zu legen." Dabei schaute sie Kayne jedoch so lüstern an, dass ihm ganz anders wurde. Hoffentlich bezahlte sie und ging gleich wieder.
"Es ist gleich in unserem Ankleideraum, Lady Ibelia." Hendrik verneigte sich leicht und wies in die entsprechende Richtung.
"Geh voran, Bursche", wandte sich die Königin wieder an Kayne, der nichts anderes tun konnte als zu nicken. Bursche. Mehr war er für die Frau nicht. Vermutlich hätte er auch nur ein Stalljunge sein können, das wäre ihr egal gewesen.
In dem Werkraum angekommen, reichte er ihr das verpackte Kleid. "Ihr könnt es gerne anziehen, ich warte draußen und komme dann, um zu sehen, ob wir noch letzte Änderungen vornehmen müssen."
"Nein, bleib doch hier", flötete sie, "Ich ziehe mich nur rasch um, es dauert ja nicht lange."
"Wie ihr meint, Lady Ibelia", presste Kayne hervor. Er dachte an Siandra und sehnte sich nach ihr. Am liebsten hätte er jeden Tag und jede Stunde mit ihr verbracht.
"Willst du mir nicht helfen? Alleine bekomme ich das Kleid nicht auf." Lady Ibelia drehte ihm den Rücken zu, wo ihr Kleid fest geschnürt war. So fest, das ihr Busen regelrecht aus dem Ausschnitt hervorquoll. Kayne stellte sich hinter sie und begann mechanisch die Schnüre zu lösen.

Irgendwann stand Lady Ibelia nur noch im knappen Mieder vor ihm, doch er bemühte sich nicht allzu genau hinzuschauen. Sie schien es wohl zu bemerken, denn sie drehte sich leicht schnippisch zu ihm um.
"Du mußt die Arbeit hier doch regelrecht genießen, hm?", neckte sie ihn und reckte ihr Kinn hoch, "So viele Frauen, die du ausziehen kannst. Hast sicher hier schon einiges erlebt."
"Wir fertigen auch Männerkleidung an, Lady Ibelia", wies Kayne sie dezent darauf hin und ging auf das andere nicht. Nur weil er an die leere Kasse dachte, riss er sich zusammen und hielt ihr das neue Kleid entgegen. "Darf ich euch hinein helfen? Ich weiß, dass ein Ballkleid alleine schwer selbst anzulegen ist."
Sie schien für den Moment wenigstens beschwichtigt und nickte eifrig. "Wie freundlich von dir. Hilf mir hinein. Aber lass deine Hände bei dir." Kayne unterdrückte ein Kopfschütteln. Jetzt tat sie auch noch so, als wäre er der unsittliche Kerl, der ihr nur an die Wäsche wollte. Er mußte sehr vorsichtig sein, hinterher behauptete sie noch, er hätte sie gegen ihren Willen angefasst und der Ruf der Schneiderei wäre dahin.

"Ich bin immer professionell, Lady Ibelia", gab er zurück und so war es auch. Er half ihr, damit sie sich an ihm abstützen konnte, während er die mehreren Unterrücke anlegte und dann das eigentliche Oberkleid hochzog. Es lag eng, doch die Farben betonten ihren Körper und kaschierten einige Schwächen. Schließlich stellte er sich vor sie und begann das vorne geschnürte Kleid zu schnüren und zu drapieren. "Ich glaube, wir müssen nicht viel ändern. Sitzt es gut?"
"Schon... nur hier, meinst du nicht, es drückt hier oben rum ein wenig? Genau dort..." Ihre Hand führte die seine von den Schleifen hoch zu ihren Brüsten. Kayne zog seine Hand nicht sofort zurück, beherrschte sich stattdessen und prüfte den Sitz des Kleides dort tatsächlich.
"Könnt ihr frei und tief durchatmen?"
Sie atmete tief ein und Kayne betrachtete wie sich der Stoff spannte. "Es ist zwar eng anliegend, aber solange ihr tief durchatmen könnt, wird es gehen. Und vorne könnt ihr die Schnüre nach Belieben einstellen, Lady Ibelia." Er lockerte diese ein wenig. "Wie ist es jetzt?"
"Viel besser...", schnurrte sie und drückte sich dicht an ihn.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:55

Sie war flink, das mußte man ihr lassen. Kayne wußte gar nicht so recht was ihm geschah, da hatte sie bereits ihre Hand zwischen seinen Lenden. Seine eigene Hand schloss sich fest um ihr Handgelenk, zog sie davon weg.
"Ich fürchte, ihr habt da etwas missverstanden. Dafür bin ich nicht zu haben, Lady Ibelia", sagte er und hoffte, dass es sowohl unmissverständlich als auch höflich genug gewesen war, obwohl er der Frau am liebsten eine gescheuert hätte. Warum mußte er für solche arroganten Adeligen Kleider schneidern, die glaubten, alles würde ihn gehören und kein Mensch wäre ihren Respekt wert?
"Nun stell dich nicht so an!", giftete sie zurück, "Ich weiß ganz genau, dass du mich schon ansiehst seid ich das erste Mal in den Laden kam. Du würdest doch am liebsten das Kleid zerreißen und mich nehmen... hier und jetzt..." Ihre Stimme wurde lüsterner und die Wut verschwand ein wenig daraus. Kayne machte trotzdem vorsichtshalber einen Schritt zurück.

"Ich glaube, ihr fantasiert euch da etwas zusammen, Lady Ibelia." Beinahe hätte er gesagt, er wäre schon fest vergeben, doch er biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Lippen. Hinterher würde es die Königin erst recht anstacheln oder sie würde gar auf die Idee kommen, Siandra ausfindig zu machen. "Möchtet ihr, dass ich noch etwas an dem Kleid ändere? Wenn dies nicht der Fall ist, so ist es fertig und ihr könnt es bezahlen und mitnehmen."
"Bezahlen?" Sie lachte ihn aus. "Ich werd dir was ganz anderes bezahlen... hm, dreimal so viel wie dieser Schund hier wert ist." Sie kam auf ihn zu, er wich wieder zurück, den Körper angespannt und wachsam wie bei einem Kampf.

Sie beleidigte ihn mehr damit, dass sie das Kleid als Schund bezeichnete, als dass sie ihm tatsächlich so ein Angebot machte.
"Es ist kein Schund", presste er hervor und blickte sie zornig an. "Und ihr solltet jetzt besser gehen bevor ich mich vergesse. Keinesfalls werde ich mich je zu so einem Dienst herablassen wie ihr gerade gewagt habt anzudeuten."
Lady Ibelia rümpfte verärgert die Nase und sah ihn voller Verachtung an. "Das werden wir ja noch sehen. Ich werde jedem in den Adelskreisen von Klein-Terreille erzählen, dass er nichts mehr hier anfertigen lassen soll. Ich werde sogar noch weiter gehen, du wirst nirgendwo mehr Arbeit finden! Hinterher wird dir nichts anderes mehr übrig bleiben, als genau das zu tun, was du jetzt ablehnst", zischte sie, raffte ihr unbezahltes Kleid und ging zur Türe. "Du wirst noch darum betteln ihn bei mir reinstecken zu dürfen."

"Verschwindet! Auf Kunden wie euch sind wir nicht angewiesen!", rief er ihr hinterher, als sie den Raum verließ und dann auch ziemlich schnell die Schneiderei. Nur wenig später kam Meister Hendrik in die Werkstube geeilt.
"Was ist passiert? Warum hat sie das Kleid anbehalten? Ist es bezahlt?", fragte er hastig nach. Kayne fluchte und raufte sich die Haare.
"Nein, gar nichts ist bezahlt! Diese verdammte Schnepfe!" Er trat gegen einen Hocker, der im hohen Bogen gegen die nächste Wand krachte. "Ich hab dir gesagt, dass ich so etwas nicht mache! Ich wollte nur meine Arbeit machen, aber sie hat ja dauernd wieder damit anfangen müssen!"
"Sie wird noch unseren ganzen Ruf ruinieren." Hendrik ging ebenso aufgebracht hinterher. "Und das Kleid hat sie auch noch gestohlen. Wir müssen irgendetwas unternehmen."

"Was denn? Willst du der Palastgarde sagen, dass Lady Ibelia ein Kleid nicht bezahlt hat? Die lachen uns doch nur aus und selbst wenn wir sie zur Rede stellen, sie wird einfach behaupten, ich hätte sie unsittlich angefasst... verflucht." Kayne lehnte sich gegen den nächsten Tisch.
"Du mußt dich entschuldigen", entschied der alte Schneider plötzlich. Kayne blickte ihn entsetzt an.
"Was? Oh nein, werde ich nicht. Sie müßte sich bei mir entschuldigen!" Er verschränkte die Arme. Von Anfang hatte er ein schlechtes Gefühl bei der Sache gehabt und nun hatte es sich bewahrheitet. Kayne versuchte sich wieder zu beruhigen. Irgendeine Lösung mußte ihnen doch einfallen. Selbst, wenn er fortging mit Siandra, würde Hendrik immer noch mit dem schlechten Ruf kämpfen müssen. Wie sollte er da sein Geld zum Leben verdienen können?
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:55

Wie kam er nur aus dieser Zwickmühle heraus? Kayne seufzte, langsam verrauchte seine Wut wieder.
"Wenn ich zu ihr gehe, wird sie immer noch nur das eine wollen... ich weiß nicht wie ich verhindern kann, dass sie uns nicht doch ruiniert", gab er zu und blickte Hendrik verzweifelt an, "Und ich kann und ich will nicht mit ihr schlafen. Ich bleibe Siandra treu... es tut mir leid, Hendrik."
"Wir können genauso mit Gerüchten zurück schlagen. Wenn sie nicht bezahlt, werde ich mich an jede andere Schneiderei wenden und sie vor Lady Ibelia warnen. Dann wird sie keine maßangefertigten Kleider mehr bekommen. Weder aus Klein-Terreille noch sonstwo", gab der alte Mann zurück.

"Mit genügend Geld wird sie schon irgendeinen überzeugen..." Kayne legte den Kopf in den Nacken, starrte an die Decke. Wie kamen sie da nur wieder raus? Er wollte nicht zu ihr gehen und sich entschuldigen, sie hatte das überhaupt nicht verdient. "Hendrik... ich muss dir noch etwas sagen."
"Du gehst mit Lady Tharish fort", erriet der Schneider. Kayne blickte ihn ein wenig verblüfft an, doch bevor er etwas sagen konnte, hatte der Mann schon weitergeredet. "Junge, ich bin nicht blind. Und böse bin ich dir auch nicht. Meinen Segen hast du. Du bist ein guter Schneider." Er lächelte gütig und Kayne fühlte sich gleich befreiter.
"Danke... und... ich geh morgen zu ihr und ich entschuldige mich. Das bin ich dir schuldig. Vielleicht hilft es, wenn ich sage, dass ich die Stadt verlasse. Wenn ich nicht mehr da bin, hat sie ja keinen Grund die Schneiderei in Verruf zu bringen."
"Ich hoffe für dich, mein Junge, dass sie von dir ablässt. Du hast dich, glaub ich, leider durch deine Ablehnung erst recht interessant gemacht", wand Hendrik ein. Kayne seufzte. Was würde Siandra von ihm denken, wenn sie davon erfuhr? Vielleicht sollte er erst mit ihr darüber sprechen... anderseits waren Gespräche über diese Dinge bisher nie so richtig gut verlaufen.. und womöglich las sie dann zuviel dort hinein, wo er doch überhaupt nicht Lady Ibelia berühren wollte oder von ihr berührt werden. Wenn er einfach ganz schnell diese Entschuldigung abhakte... aber das hatte er schon von dem Schneidereibesuch gedacht und das war auch schief gelaufen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:56

Er fühlte sich als würde er den Gang zum Schaffott antreten, dabei sollte er sich nur entschuldigen. Lady Ibelia wird mehr wollen als eine Entschuldigung... Kayne ging die Straßen entlang zu dem besseren Viertel von Klein-Terreille. Die letzte Nacht hatte er furchtbar schlecht geschlafen. Einerseits weil ihm Siandra natürlich aus dem Kopf ging und er sie jetzt schon vermisste, anderseits weil er nicht wußte wie er aus der Sache mit Lady Ibelia rauskommen sollte. Er hatte Siandra gesagt, dass er ihr gehöre, jeder Kuss, jede Berührungen und daran würde er sich halten.
Das große Anwesen der Familie Ibelia kam in Sicht und Kayne steuerte den Bediensteteneingang an. Er war schon einmal hier gewesen wegen dem Kleid, wo die Königin nicht selbst hatte herkommen wollen.
Man empfing ihn recht pikiert und was er denn hier wolle und Kayne musste eine recht lange Zeit im Flur des Gesindetraktes warten bis jemand bei Lady Ibelia nachgefragt hatte und sie anscheinend eingewilligt hatte, den Schneiderlehrling sehen zu wollen. Ob er sich nun darüber freuen sollte, wußte Kayne auch nicht. Er wäre lieber wieder nach Hause gegangen.

Von einem Diener wurde er in einen Audienzraum geführt, wo er noch einmal warten mußte. Solange, dass es Kayne allmählich zu bunt wurde. Gewiss tat sie das extra, um ihn weiter zu demütigen. Es waren bestimmt schon zwei Stunden vergangen, als dann die Türe aufging und Lady Ibelia hineinkam.
"Entschuuuldigung, habe ich dich lange warten lassen?", flötete sie unschuldig. Ein Teil von Kayne wäre ihr am liebsten an die Gurgel gegangen, doch er zwang sich zu einem Lächeln.
"Nein, es hat mir nichts ausgemacht, Lady Ibelia", erwiderte er und verneigte sich leicht. "Ich bin hergekommen, um mich zu entschuldigen..."
"Wirklich?" Ihre Stimme bekam einen spitzen Tonfall wie als wäre sie total überrascht darüber, doch man sie es ihr an wie eindeutig sie dies genoss. Ob er noch den Kniefall vor ihr machen mußte? Kayne fand es mehr als nur demütigend, vor allem weil er sich nichts zu schulden hatte kommen lassen und es nun so wirkte wie das Gegenteil.

Und dann stellte sie eine Frage auf die Kayne absolut keine Antwort wußte. "Weswegen denn?" Ja, weswegen sollte er sich überhaupt entschuldigen? Liebend gerne hätte er ihr das an den Kopf geworfen. Er hatte ja nichts falsch gemacht, sie hatte ihn dauernd begrabschen müssen!
"Dafür, dass ich mich euch gegenüber unhöflich und ungebührlich benommen haben", presste er leise hervor und hielt immer noch den Blick gesenkt, hörte wie Lady Ibelia langsam näher kam. Heute trug sie ihre roten Haare offen, abgesehen von zwei geflochtenen Zöpfe, die an den Seiten befestigt waren.

"Ich bin gewillt dir zu vergeben... und die ganze dumme Angelegenheit zu vergessen..." Sie atmete tief und genüßlich ein, kostete vermutlich seinen unterdrückten Zorn und seine Erniedrigung aus. "Wenn... du mir einen kleinen Dienst erweist."
"Vergeßt es!", entfuhr ihm sofort und sie schüttelte tadelnd den Kopf und fasste ihn plötzlich am Kinn, um ihn ansehen zu können.
"Ts ts... und du hast dich bis hierher doch schon so bemüht... aber mir gefällt, dass du gleich so unartige Gedanken hattest." Sie lächelte triumphierend. "Denn daran hast du ja wohl gedacht. Aber das wollte ich gar nicht von dir. Ich erwarte nur eine kleine Gefälligkeit von dir, um mir Genugtuung zu verschaffen dafür, dass du mich gestern so zurückgewiesen hast."

Lady Ibelia ließ ihn abrupt wieder los und machte einen Schritt nach hinten, um auf den Tisch hinter sich zu greifen und ihm dann etwas entgegen zu schleudern. Kayne fing es instinktiv und betrachtete dann eine dunkle bordeauxrote Hose und ein enges schwarzes Hemd. Zwischen dem Stoff fand sich noch eine schwarze schlichte Maske, die Augenlöcher besaß und ansonsten noch die Nase bedeckte, den Mund aber freilassen würde. Kayne betrachtete leicht ratlos die Maske.
"Was soll das alles?"
"Deine Arbeitskleidung. Für meinen morgigen Ball. Ich will, dass du einer der Kellner bist und das tragen nunmal alle Kellner dort. Eine kleine Aufmerksamkeit für meine Gäste...", erklärte sie süffisant.
"Ich weiß nicht, ob ich-", setzte Kayne an, wurde jedoch sofort von Lady Ibelia unterbrochen.
"Hab ich mich so angehört, als würde ich darum bitten? Das ist eine Forderung einer Königin an einen billigen Schneiderlehrling!"
Kayne knirschte mit den Zähnen, sah Lady Ibelia ernst an. Das höchste was sie trug war rot... aber bisher hatte er vor jeder adeligen Kundin verschleiert, dass er überhaupt Juwelen hatte... hätte sie ihn anders behandelt, wenn sie es gewußt hätte? Aber es preiszugeben, würde zu viel Interesse hervorrufen und Kayne wollte dies nicht. Vor langer Zeit war er in Dhemlan von einem Meister in der Kunst unterrichtet worden und die erste Lektion, die ihm dieser beigebracht hatte, war, dass man einen Mann mit hohen Juwelen fürchten würde. Und Furcht... Furcht trieb viele Menschen zu schlimmen Dingen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:56

"Und was genau beinhaltet dieser Dienst?", fragte Kayne mißtrauisch nach. Er wollte nicht hinterher erst herausfinden, dass Lady Ibelia ein ganz anderes Verständnis von dem Wort 'kellnern' hatte. Sie lachte kokett.
"Was denkst du denn? Du wirst den Gästen die Getränke und Appetithäppchen servieren, du wirst nett und freundlich sein, die Türe öffnen, ihnen die Mäntel ausziehen und zur Garderobe bringen. All das", erklärte sie, doch Kaynes Mißtrauen wich nicht so ganz. Würde sie ihn wirklich so einfach davon kommen lassen? Er hatte zwar noch nie bei einem Ball gekellnert, eher in Wirtshäusern, immerhin war er in einem aufgewachsen, doch Kellnern erschien ihm als nichts schlimmes, selbst wenn er diese seltsame Kleidung tragen mußte.

"Ist das wirklich alles?", hakte er nach. Lady Ibelia setzte sich auf den Arbeitstisch und schlug aufreizend die Beine übereinander.
"Nur noch eine Kleinigkeit... und ich werde dir jetzt die Wahrheit sagen, sei nicht allzu überrascht." Sie grinste und strich sich eine Haarsträhne nach hinten. "Ich gebe gerne mit meinen Liebhabern an... und du... meine Güte, selbst wenn man dein hübsches Gesicht hinter einer Maske versteckt, siehst du einfach zum Anbeißen aus. Also werde ich Geschichten über dich auf dem Ball erzählen, wie unglaublich gut du doch bist und was für ein wildes Tier im Bett."
Kayne blinzelte, starrte Lady Ibelia an. Das konnte sie doch gerade nicht wirklich gesagt haben oder? Bevor er noch protestieren konnte, sprach sie schon weiter.
"Und du wirst das alles abnicken und bestätigen. Keine Widerrede. Das ist meine Bedingung", eröffnete sie ihm und sah ihn belustigt an, weil Kayne wohl überdeutlich anzumerken war, was er von der Sache hielt.

"Also nur damit ich das richtig verstehe, ich lasse mich einen Abend lang als die billigste Hure von Klein-Terreille darstellen, damit wir den Ruf als Schneider behalten können?", fasste er zusammen. Klang das nur in seinen Ohren paradox? Lady Ibelia nickte.
"Dein wirklicher Name wird niemals fallen. Und es ist ja nicht so, dass deinesgleichen irgendwen beim Ball kennen wird", gab sie schnippisch zurück. "Du mußt nur diesen Abend bei meinem Spiel mitspielen."
Kayne krallte seine Finger in den Stoff in seinen Händen. Selbst, wenn er dort nur ein namenloser Kellner war, passte es ihm überhaupt nicht, dort als Liebhaber von Lady Ibelia präsentiert zu werden. Sein schlechtes Gefühl, was den Ball betraf, verstärkte sich.
"Aber ihr berührt mich nicht wirklich oder? Keine Berührungen, keine Küsse, gar nichts", verlangte er. Lady Ibelia nickte und lächelte süffisant.
"Nein, nichts dergleichen. Da du mir so anständig und ehrenhaft vorgekommen bist, dachte ich, nur falsches über dich zu erzählen, würde dich mehr treffen." Sie blickte ihn amüsiert an. "Und es sieht so aus als hätte ich recht. Also, Schneiderbursche, bist du dabei oder nicht?"
Kayne stand nur da und hätte ihr am liebsten ins Gesicht gebrüllt, dass sie irgendeinen anderen für ihre Spiele finden sollte, aber er mußte an Hendrik denken und an die Schneiderei. Es ging nicht nur um seinen eigenen Stolz.
"Ich bin dabei", knurrte er und funkelte sie wütend an. "Wenn ihr irgendetwas unternehmt, was diese Grenze überschreitet, werde ich den Ball nutzen, um als euer Liebhaber nur schlechtes über euch zu erzählen. Und ihr wißt ja, wie gerne die Leute alles glauben, was man ihnen sagt."
Bevor er Lady Ibelias Entgegnung hören konnte, wandte er sich um und verließ den Raum mit raschen Schritten. Er war wütend, hauptsächlich auf sich selbst, dass er sich wirklich darauf eingelassen hatte. Aber was hatte er für eine Wahl gehabt? Lady Ibelia war eine Provinzkönigin und eine Intrigantin. Wenn sie wollte, so hatte sie wirklich die Macht, die Schneiderei ein für allemal zu schließen. Er konnte das nicht zulassen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:57

"Und, wie ist es gelaufen?", fragte Hendrik, als Kayne zurück kam. Dieser fetzte nur die Kleidung und die Maske wütend in die Ecke. "Ich schließe daraus, nicht besonders gut."
"Sie verlangt nicht, dass ich mit ihr schlafe. Nein, sie verlangt, dass ich so tue, als hätte ich es getan", stieß er hervor und ließ sich schwer auf einen Stuhl sinken. Kayne rieb sich über die Stirn. "Ihr macht es Spaß, mich in den Dreck zu ziehen und zu erniedrigen, weil ich sie abgewiesen habe. Das da.." Er deutete angewidert auf die Kleidung. "Soll ich morgen bei ihrem Ball tragen und für sie kellnern und nebenbei so tun, als wäre ich ihr Liebhaber. Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll..."
"Ich hätte dich niemals darum bitten sollen, Junge... es tut mir leid", erwiderte Hendrik zerknirscht. In dem Moment wirkte der Schneider noch älter und gebeugter. Kayne lächelte schwach und winkte ab.

"Schon gut... es ist wichtiger, dass du weiterhin deine Arbeit machen kannst. Da sollte es mir egal sein, was sie über mich bei ihren Gästen erzählt", gab er etwas milder zurück, seufzte dann aber wieder. "Ich weiß nur nicht, wie und was ich Siandra darüber erzählen soll."
Hendrik war beinahe entsetzt. "Du willst ihr darüber etwas sagen? Junge, es ist doch nur ein Abend, behalt das lieber für dich."
"Etwas zu verschweigen, ist ebenso eine Lüge... und ich fühl mich irgendwie schuldig, das zu tun, selbst wenn überhaupt nichts passiert." Kayne lehnte den Kopf in den Nacken, strich sich durch die zerzausten Haare. "Ich hoffe, der Abend geht ganz schnell vorbei... und Lady Ibelia bezahlt dann und wir haben wieder Geld."
"Sag deiner Freundin doch einfach, dass du eine zweite Arbeit hast annehmen müssen, weil ich alles versoffen habe", sagte Hendrik und zuckte mit den Schultern, als Kayne ihn zweifelnd ansah. "He, es stimmt teilweise auch... sag ihr, du hilfst mir damit aus der Klemme. Das stimmt auch. Es ist ja nicht deine Schuld, dass Lady Ibelia so rachsüchtig ist." Hendrik erhob sich und ging Richtung Küche. "Sag es ihr aber besser erst, wenn der Ball vorüber ist. Dann hast du alles hinter dir und die Hälfte des Geldes kannst du nehmen und mit Siandra aufbrechen. Sei froh, dass du so wenig Geld hast. Geld verdirbt nur den Charakter, Junge."
Der Prinz seufzte schwer. "Vielleicht... trotzdem wäre es schön, manchmal etwas davon zu haben. Nicht für mich, nur für sie..." Er blickte zu einem Holzstück, das unter dem Chaos auf dem Tisch herausragte, nahm es und begann ein wenig zu schnitzen, um seine Gedanken zu beruhigen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:58

Kayne sah in den Spiegel, betrachtete sein von der schwarzen Maske verhülltes Gesicht. Lady Ibelia dachte wohl, das sähe verwegen und verrucht aus. Ausnahmsweise war Kayne für die Maske sogar dankbar, allein aus dem Grund, dass ihn so niemand gleich sofort erkannte und er wenigstens nicht total entblößt wurde. Außerdem konnte er seinen Groll hinter der Maske verbergen, wenn Lady Ibelia all diese Lügen über ihn verbreitete. Er atmete tief durch, sah dann vom Spiegel weg, einer seiner Kollegen zog sich gerade sein Hemd an. Der andere bemerkte seinen Blick und nickte ihm freundlich zu. Sie befanden sich in einem der Umkleideräume für die Bediensteten, der Ball stand kurz bevor und überall herrschte hektischer Betrieb.
"Bist neu hier oder?", fragte der andere. Kayne nickte.
"Nur für einen Abend", erklärte er.
"Ja, das hab ich damals auch gedacht." Der Mann lachte und schüttelte den Kopf über sich selbst. "Pass bloß auf. Eh du dich versiehst, bist du komplett benebelt und unterschreibst irgendwas, was du nicht willst. Safframate mischt sie auch gern rein."

"Danke für die Warnung", erwiderte Kayne. Wenn er ehrlich war, hatte er schon so etwas befürchtet und dass es schwieriger würde als gedacht. Er würde einfach nichts essen und trinken auf den Ball, er sollte ja sowieso nur servieren.
"Keine Ursache. Ich hab ja meine Juwelen, aber du..." Der Mann streifte sich seine Maske über. Für den anderen mußte es so wirken, als wäre Kayne ein Blutmann ohne Juwelen.
"Ich kann schon auf mich aufpassen", versicherte er.
"Ich hoffe es für dich. Ich bin übrigens Sarphez." Er reichte Kayne die Hand, der sie, dabei kurz lächelnd, drückte.
"Lares." Mehr Zeit blieb nicht, sich zu unterhalten, denn der oberste Kellner wies sie bereits an, dass sie in der Küche zu erscheinen hatten, um Tabletts mit Appetithäppchen zum Buffet zu bringen. Der harmlose Teil, dachte Kayne, es machte ihm immerhin nichts aus, normal zu kellnern und zu servieren. Der schwierige Teil kam erst, wenn die ersten Gäste eintrafen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Siandra » Di 5. Mär 2024, 23:59

Tania und Siandra hatten in letzter Zeit viel über Kayne und Siandras verwirrende Gefühle für ihn gesprochen. So lange, bis ihnen beiden schon fast die Köpfe zu rauchen anfingen. Also beschlossen sie etwas Spass zu haben und etwas zu zweit zu unternehmen. Etwas, wobei sie lachen und sich ablenken konnte und Kayne kein Thema war.

Da hatte sich der Ball von irgend so einer Lady geradezu angeboten. Sie wollten dort tanzen, sich amüsieren und vorallem den Reichen ihre Geldbeutel etwas erleichtern. Nicht, dass sie zuwenig Gold hätten. Nein, doch es machte Spass und schliesslich wollten sie ja nicht aus der Übung kommen.
Schnell waren zwei junge, gut aussehende Männer gefunden, die eine Einladung hatten, aber noch eine Begleitung für den Abend suchten. So würden sie ohne Probleme reinkommen. Drinnen würden sie sie schon irgendwie loswerden.

Am besagten Abend trug Siandra ein tiefdunkles Abendkleid, dass sie sehr elegant und sinnlich erscheinen liess. Die Träger waren dünn. Vorne besass es einen Wasserfallausschnitt, der an ihrem Rücken war jedoch eindeutig tiefer. Bis auf ein paar gelockte Strähnen hatte sie das Haar mit silbernen Spangen hochgesteckt. Das Kleid selber war hauteng, aber ein langer Schlitz auf der Seite, erlaubte ihr bequem zu gehen. Ihre zarten Füsse steckten in einem Paar passenden, hochhakigen Riemchensandalen.
Während sie eintraten, flirtete sie ungeniert mit dem jungen Mann, bei dem sie sich eingehakt hatte. Es war ein Spiel und Tania passte auf sie auf. Also war es kein Problem. Als sie in den prunkvollen Saal mit den vielen Gästen eintraten, warf sie ihrer Freundin einen vielsagenden Blick zu. Hier würde sich reiche Beute machen lassen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Tania » Mi 6. Mär 2024, 10:23

Ein Ball, gute Gelegenheit um mal wieder etwas Spaß zu haben und sich von dem Stundenlangen Hirn zermarternden Gesprächen zu erholen, die zwar schön waren aber ein bisschen Spaß konnte nun wirklich nicht schaden.

Tania trug an diesem Abend ein blaues Kleid, es war von der Farbe wie ein Sternenklarer Nachthimel mit vielen kleinen Glitzernden Steinchen. Der Ausschnitt war ziemlich tief und bot ganz gute Einblicke, hinten war es fast bis auf den Hintern offen.
Ihre Begleiter hatten Tania und Siandra schnell aufgerissen, ganz süß eigentlich wenn auch ein wenig zu snobistisch. Sie würden sie später loswerden, jetzt gerade warf sie dem Mann an ihrer Seite aufreizende Blicke zu und strahlte wie ein kleines Kind, das glücklich war zu so einem Fest mitgenommen worden zu sein. Ihre Rolle spielte sie perfekt auch wenn ihr das Angetatsche von dem Prinzen ziemlich auf die Nerven ging. Immer wieder quietschte sie auf, ganz so als wäre sie die Unschuld vom Lande.

"Wärt ihr Beide so freundlich uns etwas zu trinken zu holen." Sie lächelte ihren Begleiter an.

Die Beiden verschwanden und Tania und Siandra waren für den Moment allein. Die Kerle würden sicherlich bald wieder kommen.
*Ganz schön was los hier, das lohnt sich ja richtig*, sandte sie ihrer Freundin und warf ihr Grinsen zu.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Mi 6. Mär 2024, 10:24

"Gib das her, unsere Begleiterinnen sind durstig." Der Mann riss ihm regelrecht das Sektglas vom Tablett, aber Kayne senkte nur den Blick und verbarg so seinen aufwallenden Zorn. Er hatte bisher nur in Wirtshäusern gekellnert, einfache Menschen mit einfachen Bedürfnissen, herzliche Menschen. Natürlich hatte es auch dort immer mal wieder ein paar arrogante, eingebildete Schnösel gegeben, aber doch nicht gleich Dutzende davon. Hier hatte Kayne, abgesehen von den anderen Kellnern, noch keine freundliche Seele getroffen. Passend zu Lady Ibelias Charakter, hatte sie sich auch scheinbar diese Gesellschaft ausgesucht. Dekadent, gelangweilt, vergnügungssüchtig.
Kayne blieb ruhig stehen, versuchte sich nichts anmerken zu lassen, während er unfreiwilligermaßen mit anhören mußte wie die zwei Männer darüber protzten, wie schnell sie nun ihre Begleiterin flach legen würden. Beinahe war er schon dankbar, dass Lady Ibelia dann ankam und ihn mit fortriss und Kayne hinterher stolperte zu einer nächsten "Freundin" der Adeligen.

"Das ist er?", flötete die andere Frau und betrachtete Kayne eingehend von oben bis unten.
"Das ist er", bestätigte Lady Ibelia, während sich Kayne wirklich wünschte, er wäre es nicht. Trotzdem blieb er höflich, begrüßte die Frau mit einem raschen Handkuss.
"Er ist aber recht schweigsam", meinte die andere, doch Lady Ibelia lachte kokett und neigte sich verschwörerisch hinüber zu ihrer Freundin.
"Nicht, während er zwischen meinen Schenkeln ist. Ich sag dir, er kann gar nicht genug von mir bekommen... ich muss ihn immer bremsen." Sie kicherte wie ein junges Mädchen. Heute trug sie zum Ball das Kleid, was Kayne für sie geschneidert hatte. Wenigstens etwas geschmackvolles und schönes was die Frau an sich hatte. Das unbezahlte Kleid, erinnerte sich Kayne wieder einmal.
"Trink was mit uns." Lady Ibelia hielt ihm ein Weinglas entgegen. Kayne bemühte sich, nicht sofort angewidert das Gesicht zu verziehen. Das zweite Mal, dass sie ihm ein Getränk mit Safframate versehen, anbot. Zwar verschleiert, aber er erkannte es trotzdem. Dummerweise mußte er irgendwie so tun, als erkenne er es nicht und trotzdem ablehnen, wenn er seine Juwelen nicht enttarnen wollte.
"Weißt du nicht mehr... ich trinke nur prickelnden Sekt." Er beugte sich näher zu ihr. "Am liebsten von deinem nackten Körper...", raunte er. Oh ja und am liebsten hätte er sich für die Worte selbst geohrfeigt, aber es hatte den gewünschten Effekt. Lady Ibelia war auch so zufrieden und er konnte die Gelegenheit nutzen wieder im Trubel der Menge zu verschwinden und sich eine kleine Atempause zu verschaffen.
Es gab eine große Ballhalle, dann ein Speisesaal mit dem riesigen Buffet, mehrere Balkone, wo man die ruhige Nachtluft genießen konnte und sich meist einsame Paare hin zurückzogen. Dann folgte zwei Salons, ein Herrenzimmer, wo einige Männer zusammensaßen und Zigarren rauchten und Karten spielten. Kayne versuchte sich irgendwie rar zu machen und unbemerkt Lady Ibelias Griff zu entfliehen, aber immer war ihm das nicht gelungen und mittlerweile folgten ihm sehr oft viele Damenblicke und er hörte anrüchiges Getuschel aus allen Ecken über ihn. Er wünschte nach Kräften, er könnte endlich aus diesem Albtraum erwachen, er hasste es hier.
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Re: Der Ball

Beitragvon Siandra » Mi 6. Mär 2024, 10:25

Erleichtert seufzte Siandra auf, als ihre Begleiter verschwanden und warf Tania einen dankbaren Blick zu. *Wir hätten unsere Begleiter etwas geschickter aussuchen sollen. Die sind ja so etwas von nervtötend. Wenn dieser Depp mir noch einmal auf den hintern tätschelt, hacke ich ihm die Hand ab.* Natürlich würde sie das nicht tun. Sie würden das Spiel weiter spielen und bald würden sie die zwei ja auch wieder los sein.

Siandra hakte sich bei ihrer Freundin unter. Sie bewunderte, wie sie es schaffte, schon den ganzen Abend lang ihre Intelligenz zu verbergen und die Unschuld vom Lande zu spielen. Siandra hatte da schon mehr Mühe. So spielte sie einfach die schweigsam Schüchterne. Ihrem Begleiter schien das ganz zu passen und war den ganzen Abend lang schon am prahlen und sie am Vollquatschen. *Hast du schon eine Idee, wie wir sie loswerden, oder wollen wir sie auf unseren Streifzug mitnehmen?*

Sie sah sich scheinbar beeindruckt in der Ballhalle um. In Wahrheit nahm sie die anwesenden unter die Lupe, suchte potentielle Opfer heraus. *Und wen hast du schon so entdeckt? Wie wäre es mit der alten Lady dort drüben, die an der Wand auf einme Stuhl sitzt? Oder der fette Krieger dort, der alle jungen Frauen mit den Blicken auszieht. Der blonde Jüngling der da so nervös bei der Türe steht, sieht auch nicht gerade arm aus und sie mal dort, die Gruppe von Frauen, die so aufgeregt miteinander tuschelt mit der Rothaarigen im Zentrum, wäre bestimmt auch etwas.* Siandra blickte ihre Freundin frech grinsend an. *Ich nehme mal an, du hast deinen Begleiter ebenfalls schon restlos ausgeplündert.* Es machte einfach Spass, mit Tania auf Beutetour zu gehen. Es verschaffte so ein angenehm prickelnder Nervenkitzel.
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Re: Der Ball

Beitragvon Tania » Mi 6. Mär 2024, 10:26

Sie lächelte ob dem Gedanken den Typen die Hand abzuhaken, eigentlich war das gar keine schlechte Idee, würde nur für ein wenig mehr Aufsehen sorgen als gewünscht. Und ja Tania hatte schon so einige Ideen wie sie die Kerle loswerden könnten, dummerweise beinhaltete jede Idee den Tod der Kerle, dumm für die zwei. Vermutlich sollten sie die zwei einfach abfüllen und dann in eine Ecke legen.

Dann folgte sie mit ihrem Blick den von Siandra und sah sich die potentiellen Opfer an. Die alte Frau nicht, ein bisschen so was wie Ehrgefühl sollte man als Dieb auch haben. Da war der Krieger schon ein viel verlockenderes Ziel, ein Typ bei dem man denkt er hat es verdient, der Jüngling war Tania nicht so ganz koscher, von ihm sollten sie vielleicht die Finger lassen.
Gerade als Siandra die Rothaarige erwähnte hatte auch Tania sie entdeckt, die war ein verlockendes Ziel, sicherlich war der Schmuck den sie trug nicht gerade billig. Die würde sich lohnen, jetzt hieß es nur noch an sie heran kommen.

*Außer der Kleidung die er trägt besitzt er nichts mehr*, gab Tania grinsend zurück. *Ich bin für die Rothaarige, wollen wir doch mal lauschen worüber sie sprechen.* Mit Hilfe der Kunst verstärkte Tania ihr Gehör, sodass sie mit einmal alles sehr laut hörte, dann schottete sie sich gegen alle anderen Einflüsse ab und hörte nun nur noch die Worte des Grüppchens. Nach etwa einer Minute wusste sie was es zu wissen gab.

*Sie unterhalten sich über die Kellner, der eine scheint besonders gut im Bett zu sein, so kommen wir an sie ran*, meinte sie zufrieden und blickte sich nach ihren Begleitern um, die schon wieder auf dem Weg zu ihnen waren. *Mist, sie kommen zurück.* Natürlich strahlte Tania ihren Begleiter fröhlich an und nahm dankend das Glas entgegen, kurz überprüfte sie das Glas, aber es war alles in Ordnung damit, bei Siandra tat sie das gleiche. Dann prostete sie ihr zu als Zeichen dafür, dass alles in Ordnung war.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Mi 6. Mär 2024, 10:27

"Wenn du sie noch einmal anrührst, bring ich dich um. Ist das klar?" Der Mann spuckte Gift und Galle, seine breiten Hände hatten Kayne schmerzhaft gegen die nächste Wand gedrückt und er fühlte geradezu überdeutlich jeden Finger an seinem Hals.
"Ziemlich klar, sogar sehr klar", brachte Kayne hervor und überlegte, wann er dazu gezwungen wäre, die Kunst einzusetzen. Er wollte aber keine Schwierigkeiten und kein Aufsehen verursachen, ihm schien außerdem so, als wolle der Adelige dies ebenfalls nicht und ihn nur einschüchtern.
"Schon bald werde ich ihr Gefährte sein und da kann ich so einen Schmarotzer wie dich überhaupt nicht gebrauchen!" Der andere Prinz presste Kayne noch einmal gegen die Wand, ließ ihn dann aber fallen wie ein Sack Kartoffeln. Jeder andere hätte dir schon längst eine runtergehauen, dachte Kayne und rieb sich den Hals, wo nun eindeutig die Würgemale zu sehen waren. Lady Ibelia schien irgndwie vergessen zu haben, zu erwähnen, dass sie da einen Freier hatte, der sehr empfindlich auf scheinbare Konkurrenz war. Kayne blickte dem anderen Mann nach, der wütend aus der Bibliothek stapfte. Als er endlich weg war, begann er die Bücher wieder ordentlich einzusortieren, die heruntergefallen waren und seufzte. Der Abend kroch nur so dahin und das Ende schien noch Ewigkeiten entfernt. Er dachte zum mindestens hundertsten Mal an Siandra und vermisste sie schrecklich, er wäre so gerne jetzt bei ihr gewesen...

Nach dem Aufräumen verließ er den Raum wieder, ging über eine Galerie von wo er aus einen Salon ziemlich gut im Blick hatte. Dummerweise befand sich dort unten auch Lady Ibelia, umschwärmt von einigen anderen Frauen. Wie gerne wäre er jetzt bei Siandra... er konnte ihre Gegenwart schon beinahe spüren. Sie wird mir immer nah sein. Bisher hatte er es für besser gefunden, sie bei dieser Arbeit auszublenden, doch nun mußte er immer wieder an sie denken. Moment mal.... Kayne hatte sich von dem Anblick dort unten wieder abgewandt, aber nun drehte er sich langsam wieder um. Er mußte sich an dem Geländer der Galerie festhalten, weil er das Gefühl hatte zu schwindeln, seine Knie wurden weich.
Siandra. Da unten stand wirklich Siandra. Ihre Gegenwart war nicht nur ein Gefühl gewesen, sondern Wirklichkeit. Er starrte sie, verborgen hinter seiner Maske an, sie trug ein atemberaubendes Kleid und er wußte gar nicht mehr wohin mit all seinen Gedanken, die ihm bei diesem Anblick überströmten. Als er sich einigermaßen wieder davon gefangen hatte, dass sie unglaublich schön war, dachte er an die anderen Fragen. Was machte sie hier auf diesem Ball? Ausgerechnet hier? Tania entdeckte er dann auch noch, allerdings war das nicht alles, denn in dem Moment sah er wie die zwei arroganten Männer von vorhin zu Siandra und Tania traten und ihnen ihre Getränke reichten.
Kayne wandte sich rasch von der Galerie ab. Das brauchte er wirklich nicht mehr zu sehen. Er ging einfach ins nächste Zimmer, wo zum Glück nichts war und setzte sich mit dem Rücken zu einem hohen Kleiderschrank. Er wußte nicht was er noch denken sollte, es tat nur furchtbar weh Siandra dort unten mit einem anderen Mann zu sehen. War es denn alles Lüge? Was hast du denn erwartet? Sie hat immer gesagt, dass sie so viel Spaß wie möglich will, sie hat nie gesagt, dass sie dir treu bleibt... Aber vernünftigte Argumente halfen dabei überhaupt nicht, es tat einfach nur weh.
"Lares?"

Kayne schreckte auf. Sarphaz, der andere Kellner mit dem er sich ein wenig angefreundet hatte über den Ball hindurch, war in das Zimmer getreten.
"Was machst du hier? Lady Ibelia sucht dich schon."
Kayne machte eine wegwerfende Geste. "Soll sie doch... ist mir egal." Er brütete weiter vor sich hin und Sarphaz setzte sich auf das Bett in dem Raum, betrachtete ihn kritisch.
"Woher hast du denn die Würgemale? Was ist passiert?", fragte er weiter.
Kayne seufzte, strich sich durchs Haar. "Ich bin ein Vollidiot, das ist passiert. Ich kann nicht mehr nach unten. Meine... meine..." Er brachte das Wort gar nicht mehr über die Lippen. "Freundin... ist dort unten mit einem anderen...."
"Die Glacierin?", hakte Sarphaz nach, aber Kayne schüttelte den Kopf.
"Die andere..."
"Du meinst also die, die mit diesen Begleitern angekommen sind, die schon den ganzen Abend darüber reden wie sie die beiden am besten dazu bringen, mit ihnen in die Kiste zu steigen? Der Begleiter, der einen Ring an der Hand hat, den man aufklappen könnte und wo sicher Safframate drin ist?"
Kayne blickte Sarphaz verblüfft an, der mit den Schultern zuckte und ihn angrinste. "Woher ich das weiß? Ich bin schon lange Kellner hier, und einem guten Kellner entgeht nichts. Also willst du deine Angebetete wirklich diesem Schwein überlassen?" Er streckte eine helfende Hand nach Kayne aus, der sich aufhelfen ließ.
"Nein, verdammt." Kayne rieb sich über die Fingerknöchel, ließ sie leicht knacken. "Auch wenn sie mich dann sicher für einen eifersüchtigen Vollidioten hält und sie sowieso nicht weiß, dass ich hier bin und ich von Lady Ibelia als irgendein perverser Liebhaber hingestellt werde." Er seufzte. "Das wird sicher ganz großartig." Zusammen mit Sarphaz verließ er das Zimmer und trat wieder auf die Galerie, um dann nach unten zu gehen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Siandra » Mi 6. Mär 2024, 10:28

*Hmpf, wie einfallsreich*, kommentierte sie das Gesprächsthema der Frauen. Wandte sich dann aber sofort an ihren Begleiter, als er mit dem Getränk zurück kam. Kurz vermeinte sie beobachtet zu werden, doch das Gefühl verschwand gleich darauf wieder und sie verdrängte es.
Mit einem gespielt schüchternen Lächeln bedankte sie sich bei ihm dafür und prostete Tania ebenfalls zu. Sie würde niemand täuschen können. *Aber du hast Recht, so kommen wir wirklich an sie ran. Eine lenkte sie durch ach so interessiertes Zuhören und Nachfragen ab, während die andere sich um den Rest kümmert.* Siandra nahm einen kleinen Schluck Champagner und strahlte Tania an. *Da du mir die letzten Tage immer so liebevoll und hilfreich zugehört hast, werde ich sie ablenken, damit du dich vergnügen kannst. Nur wenn du willst natürlich.*

Mit grossen Augen sah sie sich um und seuftze schliesslich ergeben. "Ach, es ist hier ja alles so prachtvoll. Danke, dass du mich mitgenommen hast", sagte sie süsslich zu ihrem Begleiter. "Die Halle, die Musik, die vielen Leute, wie zum Beispiel diese rothaarige Frau dort drüben." Sie nickte dezent in die Richtung ihres Opfers. "Sie trägt so ein wunderschönes Kleid." Das war das einzige, was ihr gerade so auf die Schnelle eingefallen war. Und es stimmte ja auch, das Kleid war wirklich fabelhaft.

Sofort plusterte sich ihr Begleiter auf. "Das ist Lady Ibelia. Sie ist die Gastgeberin dieses Balles. Ich kenne sie und sie hat mich persönlich eingeladen." Ja, genau wie alle anderen hier, schoss es Siandra durch den Kopf. Sie bezweifelte, dass die Lady ihn wirklich kannte, doch es war eine Möglichkeit. Glücklicherweise fuhr der Prahlhans an ihrer Seite gleich fort. "Wenn du willst, kann ich dich ihr vorstellen", meinte er stolz.
Ob sie wollte oder nicht, wurde nicht wirklich in Frage gestellt, sondern sie wurde sogleich am Arm zu ihr geführt. Schelmisch grinste sie Tania an. *Das läuft ja wie geschmiert. Und kommst du auch?*
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Re: Der Ball

Beitragvon Tania » Mi 6. Mär 2024, 10:29

Das Lächeln das sie Siandra zuwarf würde von jedem als unschuldig gesehen werden, der ihr nicht direkt in die Augen sah. Siandra würde das abenteuerlustige Funkeln darin erkennen. *Ich will spielen*, gab sie dann zurück.

Und Siandra fand auch sehr schnell einen Weg dem Opfer nahe zu kommen, die Begleiter waren wirklich lohneswert. Der Prahlhans zog auch gleich Siandra zu Lady Iberia und Tania blickte daraufhin ihren Begleiter mit bettelnden Augen an, ganz so als hätte sie noch nie jemanden so wichtigen kennengelernt und sie auch gern wöllte das er sie vorstellte. Natürlich ging der Trottel darauf ein.
Kurz nachem Siandra und ihr Begleiter bei Lady Iberia angekommen waren gesellten sich auch Tania und der Kerl an ihrer Seite zu der Rothaarigen.

"Lady Iberia", ihr Begleiter verneigte sich tief. "Darf ich euch meine Begleitung vorstellen, sie ist ganz wild darauf mal jemand wichtigen kennen zu lernen." Am liebsten hätte ihm Tania einen Dolch in die Rippen getrieben, doch sie knickste nur vor der Lady, ganz wie es sich gehörte.
"Ich bin Julia Livell und es freut mich außerordentlich eure Bekanntschaft zu machen", meinte sie untergeben. Dann schwieg sie erst einmal wieder, schließlich wollte Siandra ja für Ablenkung sorgen.
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Re: Der Ball

Beitragvon NSC » Mi 6. Mär 2024, 10:29

Diane Ibelia - Fara

Lady Diane Ibelia begrüßte gerade eine alte Bekannte mit zwei raschen Wangenküssen und plauderte ausgelassen mit ihr über neuste Entwicklungen in Klein-Terreille, als zwei Männer mit ihren Begleiterinnen zu ihnen traten und sich tief vor ihr verneigte so wie es sich gehörte. Die Königin nahm diese Geste mit einem huldvollen Lächeln auf und betrachtete dann die zwei Männer rasch, um sich wieder an sie zu erinnern.
"Prinz Veris, wie schön, dass ihr es zu meiner kleinen Feier geschafft habt", flötete sie dann entzückt, als ihr der Name des einen wieder eingefallen war. "Die Damen wollten also einmal jemand wichtigen kennenlernen, nun, das haben sie geschafft." Lady Ibelia bemühte sich, nicht allzu abschätzig zu schauen, aber ganz eindeutig, hatten die zwei entfernten Bekannten keinen Stil und zwei Landpomeranzen mitgebracht. "Ich bin Lady Ibelia, die Provinzkönigin von Briosh. Amüsiert ihr euch auch gut? Prinz Veris, ihr müüüsst mir später unbedingt einen Tanz schenken." Allerdings klang es mehr wie eine Forderung, denn eine Bitte.

Ungeachtet dessen lächelte Diane fröhlich, einer ihrer spitzen Fingernägel spielte mit einer ihrer roten Haarlocken, in der anderen Hand hielt sie ein Sektglas. Als gerade ein Kellner vorbeikam, winkte sie ihn herbei. Er hatte ein Tablett mit weiteren Sektgläsern stehen.
"Ihr müßt den Sekt probieren, es befindet sich reiner Goldstaub darin. Ich weiß, es ist übertrieben, aber man gönnt sich ja sonst nichts." Als sie davon gehört hatte, hatte sie es unbedingt für den Ball organisieren müssen, es war so wunderschön dekadent und wenn jemand die Meisterin der Dekadenz war, dann sie. Abermals wandte sie sich an den maskierten Kellner. "Wo ist mein Liebling? Ich glaube, ich habe ihn vorhin auf der Galerie gesehen, er soll herkommen", wies sie den Kellner spitzzüngig an und setzte dann wieder ein einnehmendes Lächeln auf, als sie die beiden Frauen ansah. "Meine neuste Errungenschaft", erklärte sie, "Ein wahnsinnig hübscher Glacier. Man sagt ja immer, die aus Glacia wären so kalt, aber in Wahrheit sind sie unheimlich feurig und wild. Lady Livell, ihr könnt das sicher bestätigen, ihr kommt doch auch von dort." Sie bedachte die Blonde kurz mit einem herablassenden Blick.
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Re: Der Ball

Beitragvon Siandra » Mi 6. Mär 2024, 10:30

Oje, worauf hatte sie sich da nur eingelassen, fragte sie sich besorgt, als ihr Lady Ibelia vorgestellt wurde. Und sie hatte sich auch noch freiwillig dazu gemeldet, dass sie mit dieser rothaarigen Hexe reden würde, damit Tania ihren Spass haben konnte. Doch sie knickste artig vor Königin und liess ihre abschätzigen Blicke über sich ergehen.

"Lady Ibelia, ihr habt wirklich ein einzigartiges Talent, Feste zu organisieren und vielen Dank, dass ihr die Güte besitzt uns zu empfangen. Mein Name ist Lywen Mygari", meinte Siandra mit bewundernder, schmeichelnder Stimme. "Und ich bin meinem Begleiter ja so dankbar, dass er mich hier her mitgenommen hat. Ich weiss gar nicht, wie ich mich ihm erkenntlich zeigen kann. Dabei würde ich das ja so gerne." Gut das hatte wenigstens etwas mit ihrer Kellnergeschichte zu tun. Vielleicht konnte sie so die Aufmerksamkeit der Königin auf sich ziehen. Weniger gut war, dass ihr Begleiter nach diesen Worten das Gefühl hatte, er müsse seinen Arm um ihrer Taille legen, sie ganz eng an sich ziehen und ihr einen Kuss auf den Hals geben. Als Gegenleistung tauschte sie ihr volles Glas mit seinem leeren, ohne dass jemand davon etwas bemerkte.

"Eure neuste Errungenschaft?", fragte sie nach, als ob sie nicht verstehen würde, dass Ibelia ein Bettspielzeug meinte. "Ein Glacier? Ich kann nicht glauben, dass die wild und feurig sein sollten." Nein, natürlich nicht, schliesslich kannte sie Tania ja auch nicht. "Und wobei denn überhaupt? Ach, das ist ja so aufregend, von jemandem etwas lernen zu können, der so viel Erfahrung hat." Siandra sah sie mit grossen, bewundernden Augen an und hoffte, das würde für den Anfang reichen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Tania » Mi 6. Mär 2024, 10:31

Ich reiß dir gleich deine Zunge raus, dachte Tania freundlich lächelnd, sie tat so als hätte sie den herablassenden Blick nicht gesehen. Sie würde sich zurück halten und nichts sagen, sie würde ja auch noch ihren Spaß haben und das Armband an Iberias Handgelenk war wirklich verlockend, das würde schon bald ihr gehören.

"Warum sind denn hier alle Kellner maskiert? Dann kann man ja gar nicht ihre Gesichter sehen", fragte Tania nach, das fand sie nun doch interessant. Und wenn der Typ sie noch einmal antatschte würde sie ihn eine runter hauen. Sie löste sich ein Stück von ihm und nahm sich eins der Sektgläser mit dem Goldstaub darin, dabei tat sie so als würde sie die Dekadenz wunderbar finden, doch das Gegenteil war der Fall, das war nun wirklich übertrieben.

Während sie das tat hatte sie sich so gedreht, dass sie der Frau neben Ibelia in die Handtasche greifen konnte ohne, dass diese etwas davon bemerkte. Noch während sie wieder ihre Hand zurück zog verschwand die schwere Geldbörse, irgendwie war das schon fast zu leicht gewesen.
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Re: Der Ball

Beitragvon Kayne » Mi 6. Mär 2024, 10:32

Langsam kam Kayne zusammen mit Sarphaz die Treppe hinunter, doch seine Beine fühlten sich unglaublich schwer an. Er wollte gar nicht nach dort unten gehen und seine Blicke huschten überall und nirgends hin, dabei heftig bemüht, bloß nicht nach Siandra Ausschau zu halten. Natürlich entdeckte er sie trotzdem, ausgerechnet bei Lady Ibelia. Konnte es bitte noch ein bißchen schlimmer kommen? Da Kayne sich von selbst gar nicht mehr bewegte, schubste Sarphaz ihn ein wenig.
"Ich sollte gehen... ich sollte nicht hier sein", murmelte er immer wieder. Leider mußte er hier sein, er mußte so tun, als wäre er jemand anderer, um den Ruf von Hendrik zu bewahren. Aber mußte er dabei Siandra sehen? Sehen... sehen wie ihr Begleiter sie gerade besitzerergreifend an der Taille umfasste und ihren Hals küsste? Mußte er all das sehen?

Kayne schluckte schwer, zum Glück hatte er eine Maske an, die verbarg wie grauenhaft es ihm gerade ging. Sein Herz tat furchtbar weh. Es kann nur ein Albtraum sein, nur ein schlimmer hässlicher Albtraum.
Abermals erscholl ein mentaler Ruf von Lady Ibelia nach ihm, dass er gefälligst zu erscheinen hatte, doch er konnte doch nicht zu ihr gehen. Nicht während sie gerade mit Siandra und Tania redete. Nicht während dieser andere Mann seine Hände auf Siandra hatte. Nicht während sein Herz gerade blutete.
So hielt er sich im Hintergrund, versuchte nicht von Lady Ibelia entdeckt zu werden. Er brauchte... brauchte nur Zeit, um sich wieder zu fangen, um mit der Situation umgehen zu können. Ungefähr ein Jahr Zeit...
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