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Unerwartete Geschenke der Vergangenheit





Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 15:41

Die nächsten zwei Tage vergingen sehr schnell und bereits am anderen Morgen konnten sie in der Ferne schon die Küste Haylls sehen. Etwas, was die Piraten mit Jubelrufen begrüßten. Zucker beobachtete sie mit neuem Mißtrauen. Wer waren diese Männer und Frauen überhaupt? Bisher hatte er nicht so genau darüber nachgedacht, aber sie mussten irgendwie mit der Königin verbunden sein. So viel hatte Zucker mitbekommen. Was hatten Piraten mit der Königin Haylls zu schaffen? Er hätte früher Fragen stellen sollen. Jetzt war es zu spät und Stunde für Stunde kam Hayll mehr in Sicht. Direkt am Ufer erstreckte sich Draega. Es sah endlos aus. Hunderte von mehrstöckigen Häusern, die sich dicht an dicht drängten. Dazwischen, auf höheren Hügeln, sah man edle Villen, umgeben von Zypressen. Am Hafen lagen dutzende Schiffe vor Anker und die Luft schien über der riesigen Stadt regelrecht zu flimmern. Weiter in der Ferne sah man verschwommen die Hügelkette, die zum Palast der Königin führte.
Zucker bekam ein mulmiges Gefühl. Nichts für die Zukunft zu planen hatte auch einen Nachteil. Er wusste jetzt nicht genau was als nächstes passieren würde. Zumindest freute er sich darauf wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Prinz beobachtete wie Taelos bei Kosta stand. Er hatte wohl die Situation ausgenutzt, dass Kosta, wie alle anderen, auch an Deck sein wollte, um ihre Fahrt in den Hafen zu beobachten.
"Richte ihr die besten Grüße aus", hörte er Taelos sagen. "Wie froh ich bin, dass sie es geschafft hat." Er zögerte, blickte Kosta dann wieder an. "Kommst du wieder zurück?", fragte er.
Bei Zucker bildeten sich mehrere Fragezeichen. Er konnte sich kaum vorstellen, dass der Kapitän Kosta nicht in den Palast begleiten würde. Vielleicht war er ein gesuchter Pirat, der sich da oben natürlich nicht blicken lassen konnte.
Das Schiff steuerte zu einer Anlegestelle. Nun konnte man auch genau das geschäftige Treiben am Hafen ausmachen. Fischmärkte deren Geruch über den halben Hafen wehte, große Holzkräne, die Waren von Schiffen entluden, Matrosen, die bereits jetzt volltrunken aus den Hafenkneipen torkelten und von geschäftigen Huren abgefangen wurden. Sklaven, die Fässer und Kisten hinter ihrem Meister herschleppten und Frauen in edlen Gewändern, die den Zustand ihrer Handelsschiffe überprüften und mit ihren Dienern sprachen. Es vermischte sich alles zu einem einzigen Chaos.
Inmitten darin stachen die vielen Kutschen hervor, die am Kai standen und von dutzenden Wachen in hayllischer Gewandung flankiert wurden. Zucker bekam ein mulmiges Gefühl und auch die anderen Soldaten besahen sich das mit wachsendem Misstrauen.
"Wofür das Empfangskommando?", fragte Adrej. Maria hatte ihm sein filziges, langes Haar gestutzt und gewaschen und nun sah der Dhemlaner wieder ganz passabel aus. Der gehetzte Ausdruck in den Augen war geblieben. Zucker hätte auch gerne gewusst, was die Wachen dort unten sollten.
"Wir kommen aus Kriegsgebiet. Es ist sicherlich nur eine Vorsichtsmaßnahme", erklärte Aerion. Aber Zucker befürchtete, dass sie erneut Gefangene wurden. Er musste sich jetzt schon davonstehlen. Er würde nicht riskieren, in einem neuen Kerker zu landen.
"Wenn ihr uns ausliefert..", begann Samtpfote wütend. Der glatzköpfige Soldat rieb die schwieligen Fäuste gegeneinander. "Wir haben mit euch gekämpft. Ich geh nich nochmal in eine Zelle!"
Das Schiff hatte angelegt und zwei der Piraten schoben einen Landungssteg nach unten, während andere Taue nach unten warfen, damit dortige Dockjungen sie vertäuen konnten. Zucker wartete nicht bis der Steg unten war. Vorsichtig versuchte er sich zurückzuziehen und unter Deck zu gelangen. Er könnte sich immer noch durch eines der Bullaugen abseilen...
Er war kaum die Treppe hinunter, als hinter ihm eine weibliche Stimme ertönte.
"Hast du etwas vergessen?", fragte Leto. Zucker rollte mit den Augen, drehte sich langsam um.
"Was willst du schon wieder?", fragte er genervt zurück. Ihm war nicht entgangen, dass sie ihn für seinen Geschmack viel zu oft in den letzten Tagen beobachtet hatte.
"Ich dachte, du wolltest Kosta in den Palast begleiten", sagte sie.
"Ja, geradewegs in die nächste Zelle. Nein, danke", wehrte er ab.
"Dazu wird es nicht kommen", versuchte ihn die Heilerin zu überzeugen. Zucker sah sie ungläubig an, was Leto dazu veranlasste leicht frustriert zu seufzen. "Ach, ich kann nicht glauben, dass ich mir das antue. Nur wegen den beiden Traumtänzern...", murmelte sie. Leto straffte sich, strich sich die blonden Haare zurück. "Ich will nichts von dir und ich kenne dich auch nicht. Aber Kosta und du-"
Samtpfote kam die Treppe runtergerannt, so schnell, dass er prompt gegen Leto prallte und sie beinahe mit sich riss. Zucker fing die beiden instinktiv auf. Das war bei der schlanken Priesterin kein Problem, aber nicht bei dem schwergewichtigen Samtpfote. Zucker prallte mit ihnen gegen die nächste Wand, keuchte ächzend.
"Ich geh nich wieder in ne Zelle!", sagte Samtpfote energisch, "Zucker, ich mach das nich mehr. Die kriegen mich nich!" Er rappelte sich erstaunlich schnell auf und rannte dann stampfend den Gang hinunter.
Zucker stöhnte geschafft. "Komm zurück, du Idiot", rief er. "Dein fetter Arsch passt niemals durch ein Bullauge." Er schob Leto von sich und eilte seinem Kumpanen hinterher.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Hyacinthos » So 2. Okt 2022, 15:42

Hyacinthos wäre beinahe selber zusammen geklappt, als er Timaris endlich wieder stehen und lächeln sah. Das Gegenmittel hatte gewirkt. Noch nicht komplett und Aarons Juwelen waren dafür beinahe ausgebrannt worten, doch Timaris war auf dem Weg der besserung. Sobald Kosta mit dem Schiff in Draega ankam und die zweite Hälfte des Gegengiftes brachte, würde restlos alles wieder gut werden. Dann konnte sich Timaris wieder auf den Kampf gegen Sion konzentrieren und Hyacinthos musste nicht mehr so eng mit seiner Urgrossmutter zusammen arbeiten. Zwar lag ihre Aufmerksamkeit glücklicherweise überhaupt nicht auf ihm, obwohl sie sich recht oft traffen, doch dem Prinzen war allein die Nähe schon beinahe zuviel.

So erklärte er sich nur zu gerne bereit, Kosta vom Hafen abzuholen, als es hiess, die 'E' sei gesichtet worden. Zumindest so lange, bis er erfuhr, dass das beinhaltete, dass er schon wieder mit Sorra zusammen arbeiten musste. Wie schon bei Prinz Asar, Laree, Olintes und Tiger sollte auch die Crew und ihre Passagiere auf mögliche, versteckte Netze überprüft werden. Schliesslich waren sie alle in der Festung der Spinnenkönigin gewesen und auf weitere Überraschungen konnte man getrost verzichten.
Deswegen hatte Hyacinthos von Prinz Malateste eine ganze Reihe von Anweisungen, Soldaten und Kutschen für in den Hafen mitbekommen. Dort wurde extra ein ganzer Pier abgesperrt, wo die Piraten anlegen sollten und gut überwacht werden konnten. Sorra hatte sich derweil mit ihren Zofen in dem nahe gelegenen, vornehmen Hafenhotel einquartiert, wo sie sich dazu herablassen würde, die Soldaten und Seeleute zu untersuchen, die in die Stadt oder hoch ins Schloss wollten.

Unglücklich über dieses bedrohliche Aufgebot am Steg, scheuchte Hyacinthos die Wachen so weit zurück wie sie sich eben zurück treiben liessen. Das sah so gar nicht willkommensfreudig aus. Dabei freute sich Hyacinthos sehr auf Eneas und die anderen, die seine geliebte Kusine gerettet hatten. Wenigstens war Olintes mit ihm mitgekommen, so dass er nicht das einzige vertraute Gesicht war, das die Crew zu sehen bekam. Gemeinsam warteten sie vorne am Steg und beobachteten, wie das Schiff anlegte. Fröhlich und erleichtert winkte er den Piraten zu. Besonders Kosta, der ihn aber gar nicht wirklich wahrzunehmen schien. Der junge Krieger stand an der Reeling und starrte sehnsüchtig zum Palast hoch. Hyacinthos konnte es verstehen. Kosta hatte etwas wichtiges abzugeben.
"Ahoi, Kapitän", rief er Eneas zu. "Bekomme ich die Erlaubnis an Bord zu kommen?" fragte er gut gelaunt. "Dann kann ich euch auch gleich den Grund meiner Begleitung erklären." Etwas verlegen deutete er auf die Wachen. "Und die Bedingungen, die gestellt wurden, damit ihr an Land dürft." Es kam ihm gar nicht richtig vor, die Helden, die Timaris gerettet hatten, so zu behandeln.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 15:44

Es wurden sehr lange Tage bis sie Haylls Ufer erreichten. Eneas fühlte sich innerlich zerrieben. Seit dieser einen verhängnisvollen Nacht mied Kosta ihn wo er nur konnte. Als Eneas am anderen Morgen ins Kapitänsquartier gekommen war, war Kosta bereits fort gewesen und war nicht einmal mehr zu einem Gespräch bereit. Egal wie oft es Eneas versuchte.
Er wollte ihn ja gar nicht mehr dazu bekommen, bei ihm zu schlafen. Er wollte nur eine Gelegenheit bekommen sich zu erklären. Er hatte Kosta nicht ablehnen wollen. Das war alles ganz falsch gelaufen. Der Krieger machte sich heftige Vorwürfe. Er hätte es tun sollen. Was, wenn sie nun zusammen wären?
Und wie sollte er Kosta helfen, wenn dieser ihn nicht mehr an sich heranließ? Stattdessen hatte Kosta begonnen, Zucker in der Juwelenkunst zu unterrichten. Manchmal beobachtete Eneas sie dabei. Sorgenvoll und sehnsüchtig zugleich. Sein Freund verausgabte sich viel zu viel bei diesem Unterricht. Er musste sich immer noch erholen, aber Eneas konnte nicht mehr auf ihn aufpassen. Also versuchte er Zucker einzuschärfen, dass er den Unterricht reduzieren sollte. Es hatte nicht den gewünschten Erfolg. Der Prinz schien nichts davon zu halten, Kosta zurückzuhalten.
Der Kapitän konnte nichts weiter tun, als alle anderen der Mannschaft mit seiner Sorge zu bedrängen, dass man ja gut auf Kosta achtgeben musste. Mehrmals bat er Maria doch zu schauen, ob der Krieger sich nicht überanstrengte. Eneas wusste einfach nicht mehr was er tun sollte. Nachts lag er lange wach, versuchte noch die letzten Reste von Kostas Signatur im Raum zu erhaschen. Er fragte sich was er tun sollte, wenn sie in Draega ankamen. Würde Kosta sich wieder in den Palast zurückziehen? Tag für Tag machte der Schriftsteller sich Vorwürfe und fühlte sich, als würde er die Tage nach Hayll um Jahre altern.

Die Mannschaft jubelte, als die Hauptstadt in Sichtweite kam, aber Eneas lächelte nur verhalten. Die Reise war endlich geschafft. Sie hatten Kosta retten können und nun konnte er den anderen Teil des Gegengifts überbringen. Es war ein großer Moment. Aber alles was Eneas im Kopf herumging, war diese eine Nacht. Kosta wie er sich nackt auf dem Bett räkelte und stöhnte und wie Eneas ihn gestreichelt und geküsst hatte.
Aber es war nicht richtig gewesen.. es waren diese Piercings. Kosta selbst hatte ihn nicht berührt. Eneas blickte zu seinem Freund, der sich auch auf Deck eingefunden hatte. Fast alle waren hier oben, um zuzuschauen wie sie langsam in den Hafen einliefen. Eneas straffte sich und ging mit klopfenden Herzen zu Kosta hinüber. Gleich würde er von Bord gehen. Und ihn wieder Mal hier zurücklassen. Eneas wollte nicht. Am liebsten hätte er ihn ganz egoistisch festgehalten.
"Wenn du oben im Palast bist, richte ihr die besten Grüße aus", sagte er Kosta. "Wie froh ich bin, dass sie es geschafft hat." Eneas hätte es ihr gerne persönlich gesagt, aber er respektierte das Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Nur fiel es ihm in den letzten Monaten von Mal zu Mal schwerer. Vielleicht hätte er es gar gebrochen, um Kosta nachzueilen, wenn er nicht genau gewusst hätte, dass dies seinen Freund noch mehr enttäuscht und verletzt hätte. Also würde Eneas hier bleiben und sich um die 'E' kümmern. Das Schiff hatte gute Dienste geleistet. Sollten sie sich zwei ausruhen und den anderen den Trubel der Stadt und den Luxus des Palastes überlassen.
Trotzdem brannte ihm noch eine Frage auf der Seele.
"Kommst du wieder zurück?", fragte er leise und fürchtete sich gleichzeitig vor der Antwort.
Kosta sagte zunächst nichts. Es war eindeutig, dass er am liebsten gar nicht geantwortet hätte, doch darauf würde Eneas bestehen. Er hielte das nicht aus, wenn Kosta wortlos ging. Schließlich sagte er, dass er es selbst nicht wusste. Es würde davon abhängen wie es sich im Palast entwickelte und was Timaris sich von ihm wünschte.
Eneas nickte. Natürlich. Es war wichtig, dass sie wieder ganz gesund wurde. "Kümmere dich gut um sie", sagte er.
Kosta sagte, dass er in den Hafen kommen würde, um ihn zu informieren, wenn er sich entschieden hätte. Eneas sah ihn hoffnungsvoll an. "Es gibt so viele Möglichkeiten, die dir offenstehen.. uns.. ich meine, in Draega zu bleiben, oder zu reisen, oder zurück nach Mineva oder was du möchtest", setzte er an. Kosta sollte das wissen. Es musste nicht nur die Wahl zwischen dem Palast und der Piraterie sein. "Ich kann mir auch etwas vor den Stadttoren mieten", bot er an. Er wollte noch viel mehr sagen, merkte aber leichten Aufruhr unter den Soldaten.
Eneas schreckte auf und blickte zu dem Pier, den die Hafenaufsicht ihm gesandt hatte. Dort sollten sie anlegen. Man schien sie bereits erwartet zu haben, denn der Bereich war geräumt und wurde eingenommen von mehreren Kutschen und erschreckend vielen Palastwachen. Damit hatte Eneas nicht gerechnet.
"Aerion hat Recht. Es ist sicherlich nur eine Vorsichtsmaßnahme", versuchte Eneas die Männer zu beruhigen. Er konnte ihr Misstrauen verstehen. Es sah mehr so aus, als würde man sie abholen, um vors nächste Gericht gezerrt zu werden. Wer hatte das veranlasst? Wäre es nicht besser gewesen, sie still und unauffällig in den Palast zu bringen? Eneas gefiel die ganze Aufmerksamkeit nicht, die seinem Schiff zuteil wurde.

Er merkte wie einige der Soldaten rasch weiter zurückwichen, als sie anlegten und der Landungssteg nach unten geschoben wurde. Einer der Soldaten, Samtpfote, schob sich hastig an anderen vorbei, um dann schnurstracks unter Deck zu rennen, dabei brüllend, dass sie ihn nicht wieder erwischen würden. Bevor Eneas sich dem annehmen konnte, rief ihn von unten bereits eine bekannte Person zu. Hyacinthos! Und Olintes war auch bei ihm. Der Kapitän war sehr erleichtert, die beiden zu sehen.
"Ahoi, Hyacinthos!", rief er zurück, "Kommt an Bord!" Der Tolarim wollte ihm erklären, was es mit dem großen Aufgebot der Wachen auf sich hatte, sprach aber auch von Bedingungen, die sie erfüllen mussten, um an Land zu gehen.
"Bedingungen?", fragte Farell leise kritisch. Die Piraten reagieren sehr allergisch gegen solche und wie die Soldaten hatten sie auch das ein oder andere durch die Obrigkeit zu befürchten. Es gab nicht wenige Gesuche in vielen Territorien nach ihnen und so viel Aufmerksamkeit machte sie unwohl.
Eneas verfluchte sich innerlich, dass er nicht abseits von Draega geankert hatte. Die anderen hätten immer noch über die Winde in die Stadt reisen können. Er hatte eben so schnell wie möglich sein wollen.
Hyacinthos und Olintes traten über den Steg nach oben an Deck. Während Olintes viele der Mannschaft rasch mit Umarmungen und Handschlägen begrüßte, begrüßte Eneas den Prinzen.
"Es tut gut dich zu sehen. Dein Bruder hat uns vor Raej ziemlich aus der Patsche geholfen", sagte er. "Aber was sollen die vielen Wachen und Kutschen, Hyacinthos?", fragte er. Normalerweise wurde die 'E' nicht auf diese Weise empfangen. Wenn sie einliefen, dann unter der Tarnung eines gewöhnlichen Handelsschiffes. "Du zerrst uns hier mitten auf den Präsentierteller. Mir wird keine andere Wahl bleiben, als sehr bald wieder abzulegen."
Sie kannten an der Küste Haylls entlang ein paar Stellen, wo es verschwiegene Trockendocks gab. Bei einem davon würde er die 'E' hoffentlich unterbringen können. Sein Mädchen hatte ohnehin eine Generalüberholung verdient.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Hyacinthos » So 2. Okt 2022, 15:48

Sie wurden sofort an Bord gelassen. Olintes begrüsste fröhlich seine Kameraden, während er selber eher skeptische Blicke erntete. Hyacinthos konnte es gut verstehen. Auch wenn er nichts dafür konnte.
"Taelos", grüsste er den Kapitän trotzdem freundlich. "Schön, dass ihr endlich da seid. Hallo Kleiner", wandte er sich lächelnd kurz an Kosta und zerzauste ihm das Haar. "Du wirst dringenst erwartet. Schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht."
"Hyacinthos, danke, dass du uns begrüsst. Ich geh gleich hoch in den Palast." Der Krieger schien sofort losstürmen zu wollen. Hyacinthos hielt ihn sanft am Arm zurück.
"Warte noch einen Moment, Kleiner, wir können bald zusammen hochgehen. Glaube mir, ich kann es auch kaum erwarten", beruhigte er den Krieger, bevor er sich wieder Eneas zuwandte. "Ihr seid Nereos begegnet? Du wirst es kaum glauben, doch ich wünschte fast, ich wäre mit ihm gesegelt." Und das wollte was heissen, wenn das von einem Salonlöwe wie ihm kam. "Sind grad etwas zuviele Tolarims hier." Der Prinz erschauderte und schnitt eine Grimasse. Eneas wusste besser als die meisten anderen, wie Hyacinthos zu seiner Familie stand. Dieser war jedoch nicht zum Scherzen aufgelegt und wollte stattdessen wissen, was der Aufmarsch am Pier zu bedeuten hatte.

"Nun, die Kutschen sind tatsächlich als Aufmerksamkeit gedacht, damit ihr nicht hoch zum Palast gehen müsst", erklärte Hyacinthos zuerst das einfachste. Schliesslich war es wirklich eine ganze Strecke da hoch. "Hmmm, die Wachen, ja, die wirken tatsächlich nicht sonderlich einladend", gab er sich windend zu. "War nicht meine Idee. Ich bin schon froh, dass sie dort hinten stehen und nicht gleich aufs Schiff stürmen. Sie sind etwas übereifrig. Im Palast, wir sind da alle etwas nervös. Ihr könnt euch ja denken warum." Entschuldigend blickte er die Mannschaft an.
"Dabei habt ihr grandioses verbracht", dankte er ihnen herzlich. "Wenn es nach mir ginge, würde ich euch alle in die nächste Taverne einladen. Aber, nun ja, ihr wart alle im Schloss der Spinnenkönigin, die einige böse Überraschungen bereitet hat. Es wird befürchtet, dass ihr unwissentlich eine weitere, böse Überraschung mitschleppt. Urgrossmutter hat sich dahinten im Hotel einquartiert, wo jeder erst untersucht werden soll, bevor er in die Stadt oder ins Schloss gehen kann. Diejenigen, die das nicht wollen, können auch einfach auf dem Schiff bleiben. Aber ohne Untersuchung geht es weder in die Stadt, noch ins Schloss. Deswegen die Wachen. Und du kennst ja Urgrossmutter Taelos. Ihr sollt euch jetzt entscheiden, wie ihr es handhaben wollt. Nochmals wird sie hier nicht runter kommen. Sie ist schon so alles andere, als guter Laune, dass sie hier her kommen musste. Lucero und Tiger haben die Untersuchung schon hinter sich. Ähm... wir haben sicherheitshalber auch genügend hochprozentiges mitgebracht. Man scheint danach ein grosses Bedürfnis danach zu haben."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 15:49

Hyacinthos grüßte sie freundlich und lächelte Kosta zu, zerzauste ihm gar das Haar und erzählte ihm, wie dringend er erwartet wurde. Kosta wollte auch sofort aufbrechen, aber Hyacinthos hielt ihn gleich zurück und wollte ihn nicht vom Schiff lassen. Eneas spannte sich an. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Kosta hatte furchtbares durchgemacht und niemand hielt ihn davon ab, den Rest seiner Aufgabe zu erfüllen und zu Timaris zu gehen, um ihr zu helfen.
"Lass ihn gehen. Er hat etwas wichtiges bei sich", sagte Eneas. Aber so schnell ging es leider nicht. Hyacinthos wandt sich fast verlegen, als der Kapitän ihn auf die Wachen ansprach und warum man sie so empfing. "Ich hätte es vorgezogen, wenn wir nicht die Aufmerksamkeit des halben Hafens auf uns gezogen hätten", sagte er offen. Eneas befürchtete, dass dies viel zu viele Leute neugierig auf das Schiff und dessen Mannschaft machen würde. So konnte er nicht allen sofort Landgang erlauben. Sie würden Wachen brauchen. Nur zur Sicherheit. Und damit meinte er nicht die Palastwachen, die unten Spalier standen.
Hyacinthos wirkte tatsächlich so, als wäre er viel lieber ganz woanders - anscheinend sogar auf See bei seinem Zwillingsbruder - als ihnen hier die schlechte Nachricht zu überbringen.
Im Palast wären sie alle sehr nervös und die Wachen besonders übereifrig. Man würde sich sorgen, dass die Mannschaft und die Soldaten aus dem Schloss der Spinnenkönigin unwissentlich böse Überraschungen mit sich bringen würde. "Hier ist niemand, der etwas schlechtes von Dhemlan mitringt", stellte Eneas gleich klar. Höchstens schlechte Erinnerungen...

Hyacinthos berichtete, dass sich seine Urgroßmutter in der Nähe ein Hotelzimmer genommen hätte. Dorthin würde jeder gebracht, um von der Schwarzen Witwe untersucht zu werden. Erst danach dürften sie weiter in die Stadt und in das Schloß. Die Wachen wären dafür da, sie zum Hotel zu eskortieren und danach in das Schloss.
"Ihr sollt euch jetzt entscheiden, wie ihr es handhaben wollt. Nochmals wird sie hier nicht runter kommen. Sie ist schon so alles andere, als guter Laune, dass sie hier her kommen musste", sagte der Prinz. Eneas wurde wütend über die Worte.
"Sie ist also ungehalten, dass sie sich vom Palast hierher bequemen musste?", sagte er beißend. "Kannst du dir nicht denken, was viele von uns durchgemacht und für dieses Land hergegeben haben? Das ist inakzeptabel." Er kannte Sorra und er konnte sie nicht ausstehen. Sie hatte Kosta gequält und ihm die Erinnerungen genommen und noch viel mehr mit ihm herumexperimentiert. Es war verwerflich gewesen. Sie hatte Kosta seine Angst vor Schwarzen Witwen erst gegeben. Und nun sollte der Krieger ausgerechnet zu ihr und sich von ihr den Geist durchwühlen lassen? Nach allem was Kosta durchgemacht und getan hatte? Für Timaris.
"Nein, Hyacinthos. Das kommt nicht in Frage!", nahm der Kapitän seine Mannschaft und seine Gäste energisch im Schutz. Er selbst würde das Schiff nicht verlassen und so nicht untersucht werden müssen, aber er musste sich für seine Freunde einsetzen. Er wusste, dass der arme Tolarim nur ein Bote war, aber irgendjemanden musste Eneas ja sagen wie wenig er von dieser Behandlung hielt. Er konnte verstehen, dass man im Palast nervös war, doch das ging zu weit. Ausgerechnet Sorra Tolarim.
"Wir werden eine eigene Schwarze Witwe auftreiben, wenn das unbedingt sein muss, aber nicht sie", stellte Eneas klar. Leto hatte einige Kontakte in Draega. Sie würde jemanden finden. Wo war sie überhaupt? Eneas sah seine ehemalige Gefährtin nicht an Deck. "Und Kosta wird sofort durchgelassen", konzentrierte er sich wieder auf seinen Gesprächspartner und stellte seine eigenen Forderungen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 15:55

Der grosse Prinz, der alle Anwesenden eigentlich um einiges überragte, schien kleiner als alle zu werden, als der Kapitän ungehalten mit ihm schimpfte, dass diese Bedingungen inakzeptabel seien. Als ob er das bestimmen könnte. Hyacinthos fand es ja auch furchtbar, sich seiner Urgrossmutter nähern zu müssen. Es war ungerecht. Sie hatten so viel überstanden und wurden nun wie Seuchenkranke behandelt.
"Ihr müsst das ja nicht machen", versuchte er abzuwiegeln. "Ihr könnt auch einfach an Bord bleiben und mir eine Liste mitgeben, was ihr alles für die Weiterreise benötigt. Ich werde euch alles organisieren, was ihr braucht. Nur das Beste natürlich. Ich kenne ein paar von Nereos Kontakten. die können mir weiterhelfen."

Doch Eneas lehnte es kategorisch ab. Lieber wollte er eine eigene Schwarze Witwe auftreiben, doch keinesfalls würde er Sorra akzeptieren. Hyacinthos blickte ihn überrascht an. "Ihr kennt eine weitere Schwarze Witwe, die schwarzgrau trägt und der Timaris vertrauen kann?" fragte er verwundert. Das wäre vielleicht eine Lösung. "Aber nein, gerade Kosta kann ich nicht einfach durchlassen, obwohl er er am Meisten geleistet hat. Ich weiss, es ist unfair. Doch alles andere ist zu gefährlich." Eneas wollte ihm energisch wiedersprechen, da trat Kosta vor. Kreidebleich und als würde er sich gleich übergeben müssen.
"Ist schon gut, Hyacinthos", fiel er Eneas sanft ins Wort und versuchte freundlich zu lächeln. "Ich werde mich gerne untersuchen lassen. Magst du eine Wache rufen? Dann werde ich gleich zu ihr gehen." Überrascht und besorgt mustete Hyacinthos den sanften Krieger. Ihm war die Qual und die Angst in den Augen überdeutlich anzusehen. Der Prinz wusste, was seine Urgrossmutter ihm angetan hatte. Dennoch war er bereit, sich ihr für Timaris zu stellen. Dafür bewunderte Hyacinthos ihn sehr. Diesmal war es jedoch Eneas, der seinen Freund zurück hielt und ihn eindringlich ansah.
"Ja, ich bin mir sicher, Taelos", antwortete der Krieger tapfer auf eine mental gestellte Frage. "Sie haben doch recht mit dieser Vorsichtsmassnahme. Ich war so oft bei Zorya, habe bei ihr geschlafen. Es wäre ihr ein leichtes gewesen, unbemerkt ein Netz in meinem Geist verstecken können. Niemals möchte ich dafür verantwortlich sein, dass Timaris etwas weiteres angetan wird. Und euch hätte sie genau so gut etwas einpflanzen können versteckt hinter dem Netz, was eure Juwelenkraft absaugen sollte", wandte sich der Krieger an eine Gruppe finster dreinschauender Männer, die sich etwas abseits gruppiert hatten. Das waren wohl die Überreste der 6. Kompanie, von denen Olintes und Laree ihm erzählt hatten.
"Vielleicht ist dieses Netz auch nicht nur gegen Königin Tolarim gerichtet", gab er ihnen zu bedenken. "Vielleicht soll es auch Prinz Karssail schaden, den Zorya zu gerne für seinen Verrat gestraft hätte. Oder es ist schlichtweg gegen jemanden gerichtet, der euch am Herzen liegt. Einfach nur um euch zu quälen und euch dafür zu bestrafen, dass ihr entkommen seid, anstatt ihr und ihren Experimenten zu dienen. Wollt ihr das wirklich riskieren? Ich nicht." Kosta wandte sich wieder ihm zu und Hyacinthos wurde sich bewusst, dass er den tapferen Krieger einfach nur bewundernd anstarrte. "Es ist sehr grosszügig von Lady Tolarim, dass sie bereit ist, uns diesbezüglich zu helfen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 15:56

"Ahh, Pfote, wie schnell hast du das geschafft?", stöhnte Zucker, als er in die Kajüte kam und der bullige Söldner bereits versuchte aus dem Bullauge zu klettern. Er strampelte mit den Beinen und schien weder vor noch zurückzukommen. Es war, als wollte man einen riesigen Hund durch ein Nadelöhr quetschen.
"Die kriegen mich nich!", schnaufte der Soldat, zappelte wieder und versuchte sich durch die runde Öffnung zu quetschen. Zucker eilte zu ihm, packte ihn am Gürtel, um ihn wieder zurückzuziehen.
"Du passt da nicht durch", entgegnete er und zerrte an Samtpfote. Der hatte seine Arme schon aus dem Bullauge und schien sich außen an der Schiffswand festzuklammern.
In dem Moment kam Leto in die kleine Kajüte und besah sich fassungslos die Szene. "Was macht ihr denn da? Ihr müsst nicht vom Schiff fliehen", appellierte sie.
"Da sind jede Menge Wachen draußen. Ich geh nich nochmal in den Bau", blieb Samtpfote stur. "Siehst dus nicht, Zucker? Die Hayllier haben uns ein zweites Mal reingelegt."
Der Prinz konnte seinem Kameraden sein Misstrauen nicht verdenken. Er wusste auch nicht was er von den vielen Wachen halten sollte und es weckte ungute Erinnerungen, dass sie wieder in eine Falle geraten war. Er hätte nichtmal mit Sicherheit sagen können, dass es nicht genau dies war.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie euch festnehmen." Leto war auf die andere Seite getreten und griff nach einem von Samtpfotes Hosenbeinen, um ihn ebenfalls wieder hineinzuziehen.
"Von euch Lady benötigen wir keine Ratschläge", keuchte Zucker und stemmte ein Bein gegen die Bordwand, um mehr Hebelwirkung zu erreichen. Samtpfote bewegte sich trotzdem kein Stück und dass der kräftige Soldat hin und her zappelte wie ein flutschiger Fisch machte es nicht besser.

Leto blickte ihn verschnupft an. "Ich bin keine Lady", beharrte sie. "Ich wollte nur etwas von dir herausfinden. Ich muss dir etwas sagen", begann sie erneut. Zucker sah sie genervt an.
"Kann das warten? Siehst du nicht, dass wir ein Problem haben?" Er deutete auf Samtpfote. "Helf mir zu ziehen."
"So kriegt ihr mich nie raus", sagte Samtpfote.
"Raus?! wir versuchen dich wieder rein zu bekommen", gab Zucker zurück. Er und die Heilerin zerrten gemeinsam bis abrupt Pfotes Gürtel nachgab und sie beide nach hinten plumpsten, die Hose in den Händen. Zucker stöhnte, ließ die Hose los.
"Der Kerker war nicht gut für mich. Ich hab abgenommen", verteidigte sich Samtpfote und zappelte nun in Unterwäsche. Leto begann zu lachen und auch Zucker musste dabei etwas belustigt schnaufen. Es war schon eine absurde Situation. Sie versuchten erneut den Soldaten aus seiner misslichen Lage zu befreien und dieses Mal waren sie erfolgreich.
Zu dritt saßen sie auf dem Holzboden. "Ihr habt meinen Plan ruiniert", beschwerte sich der glatzköpfige Krieger.
"Das war kein Plan, das war eine idiotische Eingabe", erwiderte Zucker grinsend. Er klopfte Samtpfote auf die Schulter. Dass er die gleiche Eingabe gehabt hatte, ließ er lieber unerwähnt.
"Ich geh nich da raus zu den Wachen", blieb Samtpfote stur. Leto erhob sich.
"Bleibt hier. Ich sehe nach, was oben los ist", sagte sie und dann war sie bereits aus der Kajüte geeilt. Zucker setzte sich aufs Bett, während Samtpfote seine Hose wieder anzog.
"Den kaputten Gürtel zahlst du mir", beschwerte er sich.
"Hättest ja nicht feststecken müssen", entgegnete Zucker. Samtpfote musterte ihn aus kleinen Augen.
"Du willst doch genauso türmen. Ich will nicht von den Wachen befragt und dann festgenommen werden", sagte er. Zucker nickte. Darauf hatte er auch wenig Lust.
"Wir finden eine Gelegenheit", sagte er.

Kurze Zeit später kam Leto zurück und erzählte ihnen was sie oben gehört hatte. Es waren keine guten Nachrichten. Sie sollten alle von einer Schwarzen Witwe untersucht werden, ob Zorya ihnen gefährliche Netze eingepflanzt hatte. Zucker fluchte.
"Oh nein. Keine Chance. Ich lass mich von so einer nicht durchleuchten", wies er das von sich, "Davon hatten wir in Dunrobin Castle genug."
Samtpfote schlug sich auf seine Seite. "Wir landen wieder im Kerker, wenn die Schwarze Witwe sieht, was wir gemacht haben."
"Kosta wird mit den Wachen mitgehen, um sich untersuchen zu lassen", sagte Leto und blickte zu Zucker. "Er hatte einige gute Argumente dafür. Was ist, wenn ihr ein gefährliches Netz zu Rashar bringt? Oder zu anderen, die euch etwas bedeuten?"
Zucker knirschte mit den Zähnen. Ja, das waren gute Argumente.
"Ich hab nichts dagegen die letzten Reste von Zoryas Netzen entfernt zu bekommen, aber ich trau euch Haylliern nicht mehr", sagte er, "Ich will meinen Geist nicht durchsucht bekommen."
"Ohne werden sie dich nicht in die Stadt lassen", sagte Leto.
"Oh, ich muss nicht nach Draega. Setzt mich irgendwo auf dem Weg nach Raej ab", erklärte Zucker.
"Du könntest immer noch ein Netz in dir haben mit dem sich Zorya an Rashar rächen will", versuchte Leto ihn zu überzeugen. "Ihr beide."
"Wir werden gar nich nach Raej kommen, wenn sie sehen, was wir alles verbrochen haben", fürchtete Samtpfote. Leto schwieg, schien zu überlegen.
"Ich kann versuchen, die Schwarze Witwe zu überzeugen, einen Vertrag aufzusetzen, dass ihr für nichts zur Verantwortung gezogen werdet, was sie in euren Erinnerungen sehen könnte", sagte sie. "Sorra Tolarim ist nur an den Netzen interessiert, nichts anderes."
Eine Tolarim war die Schwarze Witwe? Auch das noch.
"Und wenn ihr nicht vom Schiff geht, bekommt ihr auch nicht eure Belohnung..", fuhr Leto fort. Das lockte zumindest Samtpfote und er nickte. Zucker wollte aber keine Belohnung. Er wollte vor allem in Ruhe gelassen werden.
"Ich bleib lieber hier", wehrte er ab. Die Heilerin blickte ihn eindringlich an.
"Willst du Kosta denn nicht begleiten zum Palast? Er könnte deinen Beistand gebrauchen."
Der Prinz schnaubte abschätzig. "Ich schulde ihm nichts."
"Doch, du und er-", setzte Leto an, als Zucker aus den Augenwinkeln gerade Kosta an der Kajüte vorbeigehen sah. Er sah leichenblass aus und ging schweren Schrittes. Was war da los? Zucker erhob sich und trat auf den Gang.
"Was ist mit dir?", fragte er, "Ich dachte, du hast dich freiwillig gemeldet, zu der Schwarzen Witwe zu gehen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 15:57

Kosta fühlte sich ganz fiebrig. Endlich waren sie im Hafen. Endlich konnte er an Land und Timaris das Gegengift bringen. Kosta wollte gleich sofort zum Schloss hochjagen. Wollte gleichzeitig vor Eneas und seinen schwierigen Fragen fliehen, denen er nicht gewachsen war. Nicht jetzt. Er wollte Eneas nicht quälen oder ihn im Stich lassen. Nur überforderte ihn er Kapitän masslos. Entsprechend unerträglich fühlte es sich für Kosta an, dass er nicht gleich von Bord gehen durfte.
Warum machte Eneas nur so ein Aufheben darum? Gerade er musste doch wissen, wie sehr es Kosta brannte zu Timaris zu gelangen. Und jetzt liess er ihn einfach nicht. Natürlich war es nicht angenehm, sich von Sorra Tolarim untersuchen zu lassen. Kosta wusste das besser als jeder andere. Allein bei dem Gedanken daran bekam er schon Schweissausbrüche und ihm wurde elends übel. Doch das würde sicherlich schnell vorbei gehen. Er hatte erlebt, wie die Schwarze Witwe sich ehrliche Sorgen um ihre Urenkelin gemacht hatte. Sie würde nicht verhindern, dass er ihr das Gegenmittel brachte.
Ausserdem war es nur richtig, dass sie so schnell wie möglich von einer dunklen Schwarzen Witwe untersucht wurden. Wer wusste schon, was die experimentierfreudige Königin so alles mit ihnen angerichtet hatte. Deswegen nahm Kosta sich auch die Freiheit heraus, Eneas zu unterbrechen und allen klar zu sagen, dass sie sich der Untersuchung unterziehen sollten. Schon nur für ihr eigenes Wohl. Das war doch offensichtlich. Endlich gab Eneas nach und liess ihn ziehen. Kosta schenkte ihm einen zutiefst erleichterten Blick. "Danke", hauchte erergeben.

Bevor er jedoch vom Schiff ging, wollte er sich noch von Zucker verabschieden. Kosta konnte sich schon denken, dass dieser sich diesen Bedingungen nicht fügen würde. Kosta konnte das schon irgendwie verstehen. Zucker war immer gefangen gewesen, hatte sich grausamen Adligen unterwerfen müssen und war zum Lohn in die Salzminen verbannt worden. Und auch Sion hatte ihn nur gnadenlos ausgenutzt. Andererseits wollte er Rashar helfen und konnte ihm durchaus zur Gefahr werden. Doch Kosta wollte ihn nicht überreden. Sich nur von ihm verabschieden, da er annahm, dass der Prinz Draega in dem Fall erstmal nicht betreten würde.

Zuallererst musste er Zucker jedoch finden. Perplex stellte Kosta fest, dass er nicht mehr bei den anderen Soldaten stand. Kosta spürte ihn unter Deck. Zusammen mit Leto und dem grossen Krieger Namens Samtpfote. Sie versteckten sich wohl vor den Wächtern. Kosta ging nach unten und nahm dabei gleich die Gelegenheit war, sich im Bad noch rasch das Gesicht zu waschen. Wobei er sich allerdings erstmal übergeben musste, nachdem er sich vornübergebeugt hatte. Zwar hatte er über die Jahre hinweg seine allgemeine Angst vor Schwarzen Witwen allmählich in den Griff bekommen. Doch eine Begegnung mit Sorra Tolarim warf ihn noch jedes Mal wieder aus der Bahn und nun sollte er ihr auch noch seinen Geist öffnen.

So war es dann auch eher so, dass Zucker ihn fand, als er sich etwas orientierungslos durch den Gang schleppte. Plötzlich stand er vor ihm. Kosta lächelte ihn erleichtert an. Blinzelte etwas verwirrt, weil er gleich mit einer besorgten Frage bestürmt wurde. Das klang so nach Eneas. Das war merkwürdig.
"Ja, natürlich", nickte er dazu, dass er sich freiwillig gemeldet hätte, zu Sorra Tolarim zu gehen. "Alles andere wäre fahrlässig. Ich... ich wollte mich nur vorher noch von dir verabschieden. Weil, ich dachte, du willst dich lieber nicht untersuchen lassen. Keine Sorge, ich bringe dir alles, was du für deine Reise zu Rashar brauchst. Hier auf dem Schiff bist du in Sicherheit und Taelos wird euch nacher ausserhalb von Draega bei einem Landepunkt an Land bringen. Keine Sorge, ihr werdet nicht verhaftet." Samtpfotes Schreie waren vorhin nicht zu überhören gewesen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 15:59

Kosta lächelte ihn an ehe er verwirrt erklärte, dass er sich natürlich gemeldet hätte. Alles andere wäre fahrlässig.
"Sonderlich glücklich siehst du nicht darüber aus", stellte Zucker aber fest. Der Krieger war leichenblass und es schien ihm nicht gut zu gehen. Wenn schon Kosta nicht zu dieser Schwarzen Witwe wollte, wollte Zucker erst recht nicht. Er hatte genug davon, als Experiment für irgendwelche Verrückten zu enden.
Kosta sagte, er hätte sich verabschieden wollen. Er war offenbar bereits davon ausgegangen, dass Zucker sich nicht untersuchen lassen wollte.
"Ich kann drauf verzichten", gab der Prinz zu. Er hatte gerne endlich vom Schiff runterkommen wollen, aber von dieser Adeligen den Geist zerpflückt zu bekommen, erfüllte ihn mit Grauen. Kosta versprach, dass er ihn für die Reise nach Raej ausstatten könnte. Taelos würde sie sicher bei einem Landepunkt in der Nähe von Draega absetzen können. Und sie würden auch nicht verhaftet werden.
Der Dhemlaner verschränkte die Arme. "Ich habe bisher selten einen Grund bekommen, Haylliern zu vertrauen und dieser Auflauf an Wachen..." Zucker schüttelte abschätzig den Kopf. Es war naiv gewesen zu glauben, etwas anderes als solch ein Empfangskomitee würde hier auf sie warten.
"Du kannst nicht wissen, ob sie uns nicht doch verhaften. Ich habe einem hayllischen Adeligen den Schwanz abgebissen", sagte Zucker. Dafür war er erst in die Salzminen gekommen. "Und das ist bei weitem nicht das einzige, was ich Haylliern angetan habe." Außerdem wollte er seine Vergangenheit nicht durchwühlt bekommen. Seine Vergangenheit lag hinter ihm und er konnte darauf verzichten, dass eine Adelige diese wieder hervorkramte.
"Wir sind Verbrecher. Wir waren in der dhemlanischen Armee. Du kannst uns nicht verübeln, dass wir etwas skeptisch sind." Zucker musterte Kosta prüfend. "Aber du siehst auch nicht gerade glücklich aus zu dieser Tolarim zu gehen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 16:01

"Ich auch", gab Kosta offen zu, dass er grundsätzlich auch auf diese Untersuchung verzichten könnte und nicht glücklich darüber war. "Es ist schon nicht leicht, jemanden in deinen Geist zu lassen, wenn du ihn magst. Das hier wird noch eine bedeutende Spur unangenehmer. Aber tausendmal lieber nehme ich das hier in Kauf, als zu riskieren, dass irgend ein Netz Kontrolle über mich ergreift und Timaris schadet, wenn ich bei ihr bin. Alles was wir durchlitten, was ich euch angetan habe, wäre dann umsonst gewesen. Ich könnte nicht ertragen, wenn ihr meinetwegen nochmals etwas geschieht. Erst recht nicht, nur weil ich Angst hatte, mich kurz untersuchen zu lassen. Ich weiss nicht, wie es dir da mit Rashar geht, doch mir ist das ein viel zu hohes Risiko. Gerade weil ich gesehen und erlebt habe, zu was Zorya Eacir alles fähig war."

Gerade weil es so furchteinflössend war, sich von Sorra Tolarim den Geist durchwühlen zu lassen, konnte er gut verstehen, dass Zucker das nicht wollte, beteuerte er ihm, dass er ihm trotzdem helfen würde, seine Ausrüstung für Raej zusammen zu bekommen. Zucker glaubte ihm jedoch nicht, verschränkte ablehnend die Arme und schüttelte abschätzig den Kopf. Schliesslich wäre es ein hayllischer Adliger gewesen, dem er den Schwanz abgebissen hätte und das sei nicht das einzige Verbrechen gewesen, das er Haylliern angetan hätte. Er fürchtete, sie würden verhaftet werden.
"Oh, nein, das werdet ihr nicht", schüttelte Kosta doch etwas überrascht den Kopf. "Wenn ihr hier auf dem Schiff bleibt und der Crew nichts antut, ist dies der sicherste Platz auf der Welt für euch", versprach er Zucker im Brustton der Überzeugung. "Sie wird das Schiff ganz bestimmt nicht stürmen lassen." Aber das konnte der Prinz nicht wissen, das verstand Kosta schon. "Weisst du, Zucker, all die Jahre, in denen ich schon Timaris gehöre, habe ich es nie erlebt, dass sie gelogen hat. Ich weiss, das ist eine Seltenheit unter Adligen und schwer zu glauben. Aber du hast mich erlebt. Du weisst, dass ich nicht wie der übliche Sklave bin. Du weisst, was für Sklaven sie bevorzugt. Du kennst viele, kleine Details über sie, die dir vielleicht ein Bild von ihr geben können, wie sie wirklich ist. Die dich vielleicht überzeugen, dass ich die Wahrheit sage. Wenn Königin Tolarim euch sagt, dass ihr an Bord bleiben könnt, wenn ihr euch nicht untersuchen lassen wollt, dann wird sie euch nicht von hier wegzerren lassen." Aber was wollte Zucker ihm schon glauben, nachdem er ihn in Raej schon so verraten hatte.

"Ich glaube nicht, dass sie sich gross für eure Verbrechen interessieren wird", versuchte Kosta es trotzdem noch einmal. "Ich meine, sie hat einen Krieg zu führen. So wie ich sie kenne, wird sie in deinem Fall dir wohl eher gratulieren, als dich in den Kerker zu werfen. Wenn der Adlige nicht stark genug war, dich zu kontrollieren, hätte er dich nicht behalten sollen. Wenn man mit dem Feuer spielt, kann man sich daran verbrennen. Und bei den Anderen, ihr alle wart im Gefängnis und in den Minen, ihr habt für eure Verbrechen schlimmes ertragen müssen. Es ist in der Vergangenheit. Ja, ihr wart in der dhemlanischen Armee, doch Timaris weiss von mir, dass Sion euch dazu gezwungen hat. Dennoch war sie bereit, euch für eure Hilfe zu belohnen. Ich weiss, Prinz Asar hat euch alles mögliche gesagt, um euch zu benutzen. Doch erinnerst du dich daran, dass ich dir gesagt habe, dass sie euch ein Leben danach anbieten wolle? Nicht einfach nur Gold? Das ist so viel mehr wert, als jede andere Belohnung. Das habe ich von ihr Zucker. Nicht von Prinz Asar. Dieses Angebot kam von ihr persönlich." Doch natürlich war das schwer, für den Prinzen zu glauben. Schliesslich kannte er Timaris nicht so, wie Kosta sie kannte.

"Der Gedanke, mich Sorra Tolarim nähern zu müssen, verursacht bei mir immer eine Panikattacke", gab er zu, weil Zucker ihn so kritisch musterte und befand, dass er nicht so aussähe als würde er sich über die Untersuchung freuen. "Ich weiss aus erster Hand, wie unangenehm es sein wird, wenn sie meinen Geist durchpflügt. Das hat sie bei mir schon einmal gemacht, als ich ein Jugendlicher war. Es fühlte sich an, als hätte sich mich in viele Stücke gerissen. Dabei pflanzte sie mir, auf meinen Wunsch hin, ein Netz ein, das ich noch immer trage und welches höllisch schmerzt, wenn ich mich ihm zu nähern oder es zu lockern versuche. In der Hinsicht ist sie Zorya Eacir und Amunet Ellel sehr ähnlich. Experimentieren und erforschen ohne jegliche Rücksicht auf ihr Testobjekt. Schmerzen sind schliesslich vergänglich und nur ein lästiges Nebenprodukt. Aber im Gegensatz zu Zorya interessiert sie sich kein bisschen für politische Belange. Eure Körper mögen im biologischen Sinne interessant für sie sein, nicht jedoch euer Geist oder eure Vergangenheit."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 16:02

Kosta wollte lieber eine Schwarze Witwe in seinen Geist lassen, als zu riskieren, dass er mit einem Netz Timaris schaden würde. Damit hatte er sicherlich recht, doch Zucker hatte große Hemmungen erneut eine fremde Adelige in seinen Geist zu lassen. Rashars Wohlergehen hin oder her. Für Kosta schien es eine schnelle Entscheidung gewesen zu sein. Er glaubte auch fest daran, dass den Soldaten nichts passieren würde. Weder, wenn sie auf dem Schiff blieben, noch, wenn sie sich untersuchen lassen würden.
Aber der Prinz konnte ihm nicht gänzlich glauben. Das klang alles viel zu heikel und er war sich nicht sicher, ob Kosta überhaupt wissen konnte, dass sie nicht festgenommen werden würden. Der Krieger appellierte an, dass die Königin noch nie gelogen hätte. Zucker schnaubte ungläubig. Natürlich. Das glaubte er kein Stück weit. Jeder log einmal und hayllische Adelige waren dabei ganz oben auf der Liste. Vielmehr schien diese Frau ihren Sklaven vollkommen verblendet und hörig gemacht zu haben.
Kosta fuhr fort, dass es zwar schwer zu glauben wäre, doch Zucker würde bei Kosta doch sehen was für Sklaven sie bevorzugen würde. Der Prinz würde mittlerweile schon viele Details über Timaris wissen und das sollte ihm helfen zu glauben, dass sie ihr Versprechen nicht brechen würde.
"Ich weiß nicht viel über die Frau. Nur, dass du für sie ganze Kompanien in den Tod schickst. Hm?", sagte Zucker ernst. "Aber das verrät mir nicht, ob sie die Wahrheit spricht oder nicht. Ich hab die Frau ja nichtmal getroffen und die ganzen Wachen unten am Hafen sagen was ganz anderes." Zucker sah die Auswirkungen der Königin und das reichte ihm bereits.

Der Krieger ließ nicht locker und beharrte, dass sich die Königin nicht für die Verbrechen interessieren würde. Der Krieg wäre wichtiger. Mehr noch, sie würde Zucker sogar gratulieren, was er mit dem Adeligen gemacht hatte. Der Prinz sah von Mal zu Mal ungläubiger drein. Er hatte ganz andere Erfahrungen gemacht.
Kosta redete auf ihn ein, dass Timaris ihnen allen ein Leben nach dem Krieg angeboten hätte. Das würde von ihr persönlich kommen und nicht vom Haushofmeister. Der Prinz knurrte. "Der Haushofmeister arbeitet für sie. Sie hat zu verantworten, dass wir alle wie Schlachtschweine geopfert wurden." Er wollte nicht länger über das Geschehene reden und er misstraute den Versprechungen und Angeboten Haylls. Bisher hatte Zucker nichts greifbares davon erlebt.
"Worte ist bisher alles was ich von euch bekommen habe", sagte er, "Und davor die Peitsche." Zucker erkannte, dass Kosta ja selbst kaum zu dieser Schwarzen Witwe wollte und trotzdem wollte er ihn überzeugen es ihm gleichzutun? Der Krieger gestand, dass Sorra Tolarim bei ihm Panikattacken auslösen würde. Sie hätte bereits einmal sein Geist durchpflügt und sie würde dabei sehr brutal vorgehen. So, als ob man in Stücke gerissen würde.
Zucker spuckte aus. "Bah, und dem soll ich mich auch aussetzen? Samtpfote hat recht. Wir haben dir beim Kerkerausbruch trotzdem geholfen. Und jetzt sollen wir erneut gefoltert werden?" Er schüttelte heftig den Kopf. Dass diese Tolarim es mochte, zu experimentieren, machte Zucker noch unwohler. Dass die Schwarze Witwe sich nicht für Politik und den Geist ihrer Testobjekte, sondern nur ihren Körper interessierte, machte es nicht besser.
"Die Schwarze Witwen, die ich bisher kennengelernt habe, haben sich immer für den Geist interessiert. Die können doch gar nicht anders. Also wenn du mich überzeugen wolltest, mit dir zu gehen, stellst du dich denkbar schlecht an." Keine zehn Pferde bekamen ihm jetzt von dem Schiff hinunter. Er würde eher das Risiko eingehen, ein Netz in sich zu haben, als sich freiwillig solch einer grausamen Frau auszuliefern.
Kosta erzählte, dass Sorra ihm ein Netz eingepflanzt hätte. Er trüge es immer noch in sich drin. "Wieso wolltest du freiwillig ein Netz?", fragte Zucker verwirrt.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 16:04

"Die Wachen sagen aus, dass sie bereit ist, ihr Volk zu schützen", verteidigte Kosta seine Königin schmerzerfüllt. Zuckers Seitenhieb, dass er für sie ganze Kompanien in den Tod schicken würde, hatte sehr weh getan und er fühlte, wie die Schuld ihn beinahe erdrückte. So gut es ging versuchte Kosta Zucker zu beruhigen, damit er sich sicher sein konnte, auf dem Schiff in Sicherheit zu sein. Er erinnerte ihn, an all die kleinen Details, die er über sie erzählt hatte, als sie sich das erste Mal in Raej gesehen hatten. Doch genau wie damals wollte Zucker ihm nicht glauben und verschloss sich vor jeglichem guten, was Timaris tat. Gerade weil in ihrem Namen ihnen so viel schlimmes angetan worden war. Kosta nickte bedrückt. Er wusste, dass Timaris zu dem Stehen würde, was Prinz Asar getan hatte und die Schuld auf sich nehmen würde.

"Ich kann dir nicht mehr geben, als Worte", flüsterte er traurig. "Hier auf dem Schiff seid ihr in Sicherheit. Ganz bestimmt." Er schielte in die Kajüte, vor der sie schräg gegenüber standen. Darin stand Leto, die ihn undurchdringlich musterte und Samtpfote sass auf einer Koje und starrte ihn finster an.
"Ihr habt Minan geholfen, aus dem Kerker auszubrechen", stellte er unbedacht klar. "Nicht mir." Für ihn hatten sie alles nur noch schlimmer gemacht. Sie hatten die Wachen aufgescheucht, den Alarm ausgelöst und ihretwegen wäre Eneas beinahe erdolcht worden. Nein, Kosta hatte ihnen mit seiner Schlüsselkopie geholfen. Denn eigentlich hätte er sie einfach verraten und zurück lassen sollen. Schuldbewusst liess er seinen Kopf hängen.

"Ich weiss, dass es ungerecht ist", stimmte er traurig zu. "Aber versteh doch, Timaris hat eine grössere Verantwortung, der sie sich stellen muss. Hayll würde viel zu stark geschwächt, würde sie noch einmal verletzt werden. Deswegen die Wachen und die Untersuchungen. Sie ist die Territoriumskönigin. Sie muss beschützt werden, damit Hayll weiterhin so stark gegenüber Sion bleibt." Offen erzählte er Zucker davon, wie es war, wenn man sich von Sorra Tolarim untersuchen liess, gaukelte ihm nichts vor. Merkwürdigerweise schien Zucker dass gar nicht gewollt zu haben.
"Nein, ich wollte dich nicht überzeugen, mit mir zu gehen", erwiderte er überrascht. "Ich wollte dir nur versichern, dass du hier auf dem Schiff in Sicherheit bist und ich wollte dir die Wahrheit über Lady Sorra Tolarim sagen. Damit du weisst, was auf dich zukommt, solltest du doch mit mir kommen. Ich wollte dich nicht anlügen oder dir etwas verschweigen, so wie bei Prinz Asar." Zucker hatte ihm das oft genug vorgeworfen. Zurecht.

"Ich wollte ein Erlebnis vergessen", gab er zu, warum er sich ein Netz hatte einpflanzen lassen. "Aber das ist jetzt nicht so wichtig", schüttelte er seinen Kopf. "Ich sollte...
"Kosta? Bist du soweit?" Am Ende des Ganges kam Prinz Tolarim die Treppe hinunter. Der grosse Prinz stiess sich dabei fast seinen Kopf. "Urgrossmutter wird nur sauer, wenn wir sie noch länger warten lassen." Hyacinthos erschauderte und Kosta tat es instinktiv mit ihm.
"Ja, ich komme", beteuerte Kosta brav. "Ich wollte mich nur von Zucker verabschieden."
"Zucker?" fragte der Tolarim, trat näher und musterte den besagten Soldaten neugierig. "Das ist also der Kerl, weswegen du unbedingt wieder nach Raej musstest?" Oh, das war jetzt peinlich. Kostas Wangen begannen zu glühen, leuchteten besonders rot in seinem sonst so blassen Gesicht. "Derjenige, wegen dem du mir Lhal aufgebürdet hast, weil du selber nicht mehr auf sie aufpassen konntest, während Lady Tyrelli arbeiten musste? Weisst du, was ich deinetwegen erleiden musste, Prinz?" fragte Hyacinthos in seinem gewohnt dramatischen Jammerton.
"Lady Lhal ist ein sehr liebes, süsses Mädchen", versuchte Kosta die bevorstehende Jammerarie im Keim zu ersticken, fachte sie jedoch nur weiter an.
"Ja, unglaublich süss, wenn sie einem die niedlichen, kleinen Finger geradewegs in die Augen steckt", legte Hyacinthos gespielt gequält los. Das Funkeln in seinen Augen verriet jedoch, dass er die kleine Jammerauszeit genoss. Kosta konnte sich denken, dass es zur Zeit sehr schwierig war für ihn am Hof. "Sie ist auch ganz lieb, wenn sie dir an den Haaren zieht oder in dein Ohr beisst. Sie bekommt gerade sehr scharfe Zähne. Oh und hast du es schon erlebt, wie sie ein ganzes Zimmer mit ihrem Brei dekoriert. Undglaublich süss und lieb. Sie..."
"Ich bin mir sicher, du hast das wunderbar gemacht", unterbrach Kosta ihn hastig in einer halben Atempause. "Komm, wir sollten jetzt gehen."
"Pff, natürlich habe ich das wunderbar gemacht", schnaubte der Prinz schmunzelnd. "Trotzdem bin ich froh, dass die kleine Lady jetzt ihren Vater ärgern kann. Ich bin zu jung für graue Haare. Aber ja, lass uns gehen." Locker legte er einen Arm um Kostas Schultern, stützte sich vertraut auf ihm ab. Merkwürdigerweise tat er dies bei ihm, seit sie sich kannten. Kosta vertrieb ihn nicht, ahnte er, dass Hyacinthos auch etwas Trost brauchte. "Du beschützt mich wieder vor ihr. So wie damals, bei dem Winsolfest, was der damalige, verrückte Gefährte organisiert hatte."
"Ich habe dich nicht beschützt", musste Kosta nun doch grinsen. "Ich bin nur weggerannt. Du hast dich einfach an uns festgeklammert."
"Hat doch wunderbar funktioniert", entgegnete Hyacinthos zufrieden.
"Und der Gefährte war nicht verrückt", musste er Eneas verteidigen.
"Oh, doch!" beteuerte Hycinthos aus tiefstem Herzen überzeugt. "Absolut verrückt und er wird immer verrückter. Aber ja, es war schön, dass dieses Winsol für uns organisiert hat. Trotz der alten Monster. Apropos, wir sollten wirklich gehen. Hat mich gefreut, dich kennen zu lernen, Zucker." Zum Abschied streckte der Adelige dem Soldaten freundlich die Hand zum Schütteln entgegen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 17:01

Kosta erklärte, dass er ihm die Wahrheit über Sorra Tolarim hätte sagen wollen. Er hatte Zucker nicht anlügen oder ihm etwas verschweigen wollen. Der Prinz glaubte ihm trotzdem nicht. Jedenfalls wollte er nicht zu dieser Schwarzen Witwe. Lieber blieb er auf dem Schiff. Es war nicht verwunderlich, dass Kosta sich diese Tortur antun wollte. Wieder einmal für seine Besitzerin. Dabei hatte ihn die Schwarze Witwe bereits einmal gequält wie er zugab.
Er antwortete, dass er ein Erlebnis hätte vergessen wollen, aber es wäre nicht so wichtig. Zucker fand schon, dass ein Erlebnis, das so schrecklich war, dass man dafür extra ein Netz eingepflanzt bekommen wollte, durchaus wichtig wäre.
"Davon hab ich so einige", bemerkte Zucker über Erlebnisse, die er vergessen wollte. Bevor sie weiter darüber reden konnten, trat ein Prinz von oben auf den Gang. Er sah seltsam vertraut aus und es dauerte eine Weile bis Zucker erkannte, dass der Kerl dem hayllischen Kapitän, dem sie begegnet waren, wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Nur dies konnte unmöglich der gleiche Mann sein. Zwillinge? Der Hayllier sprach von seiner Urgroßmutter, die ungeduldig würde. Zucker brauchte noch eine Weile, sich das alles zusammenzureimen, als er auch schon von dem Mann gemustert wurde.
Zucker blickte irritiert zurück. "Ja, ich bin der Zucker...", begann er, aber anscheinend wusste der andere Prinz bereits über ihn bescheid. Kosta wäre extra wegen ihm zurück nach Raej und hätte die Fürsorge für Lhal an diesen Tolarim abgewälzt. "Extra wegen mir? Das wüsst ich aber", wehrte Zucker ab. Nur wurde Kosta neben ihm knallrot, also musste doch etwas daran sein. Zucker hatte geglaubt, es wäre nur wegen Zorya gewesen. Kosta sollte lieber aufhören, ihn so wichtig zu finden. Zucker war das nicht wert und auf so viel Verantwortung war er nicht unbedingt erpicht.

Inzwischen jammerte der Hayllier, wie anstrengend es gewesen wäre, auf Lhal aufzupassen. Besonders, als sie ihre ersten scharfen Zähne bekommen hätte. Anscheinend war sie ein echter Wildfang. Kein Wunder bei dem Vater. Zucker musste schmunzeln. Der Prinz jammerte eine ganze Weile und hörte gar nicht mehr auf damit bis Kosta es schaffte ihn zu unterbrechen.
"Trotzdem bin ich froh, dass die kleine Lady jetzt ihren Vater ärgern kann. Ich bin zu jung für graue Haare", seufzte der Hayllier. Zucker musste an Tiger denken. Das hieß, er war gut angekommen und im Schloss? Unbehelligt? Die anderen würden dies gerne hören wollen.
Der Tolarim sagte dann etwas seltsames. Kosta sollte ihn vor der Schwarzen Witwe beschützen. Genau wie damals auf einem Winsolfest, das ein Gefährte organisiert hatte. Zucker kam noch weniger mit bei dem Gespräch. Aber es wurde deutlich, dass die beiden sich gut und schon länger kannten.
Bevor die beiden gingen, streckte ihm der Hayllier die Hand entgegen. Zucker schüttelte sie perplex.
"Meinerseits, Prinz Tolarim", sagte der Dhemlaner, als ihm der Prinz sagte, dass er Hyacinthos hieß. "Vermutlich fest verwandt mit dem Kapitän, den wir getroffen haben", spekulierte Zucker und der Adelige bestätigte es. Als Adeliger wirkte er aber sehr anhänglich gegenüber Kosta und etwas sanftmütig. Aber solche gab es ja auch.
"Wartet mal.. was ist mit Tiger? Geht es ihm gut? Ich meine.. Amaya", präzisierte Zucker. Hyacinthos bestätigte es und berichtete, dass der Kriegerprinz bei Lady Tyrelli und der gemeinsamen Tochter wäre. Sie würden im Palast leben. "Man hat ihn nicht festgehalten?"
Anscheinend nicht. Trotzdem konnte sich Zucker den wilden Kriegerprinzen nicht im feinen Palast vorstellen.
"Ich werds den anderen ausrichten", sagte Zucker. "Bis bald."
Kosta und der Adelige gingen aufs Deck. Zucker folgte ihnen etwas später, begleitet von Leto und Samtpfote. An Deck erzählte er seinen Kameraden von Tiger und dass es ihm gut ginge. Manche waren weiterhin misstrauisch, aber es war ja auch Lucero zurückgekommen, der nochmal bestätigte, dass es dem Kriegerprinzen gut ging. Piratenehrenwort.
Dies überzeugte allmählich die Soldaten, aber es war klar, dass sie vor allem mitgingen, um eventuell eine Belohnung zu kassieren für die Rolle, die sie in Zoryas Untergang gespielt hatten. Begleitet wurden die Männer vom Rest der Mannschaft. Nun, nicht alle. Ein paar verblieben auf dem Schiff. Darunter auch der Kapitän und Leto.
"Ich dachte, du würdest das Schiff verlassen", sagte Taelos zu der Heilerin, während sie zusahen wie sich der Tross an Leuten langsam in Richtung Hotel entfernte.
"Und mich von einer Tolarim untersuchen lassen? Meine Familie würde mich endgültig verstoßen", sagte Leto. "Ich habe ihnen bereits gesendet. Es wird vielleicht eine längere Zeit dauern, aber sie werden schon jemanden auftreiben. Ich will nicht wie du enden und nie wieder einen Fuß in Draega setzen können."
Die Worte schienen den Kapitän zu treffen. Zucker merkte, dass das Gespräch sicher nicht für seine Ohren bestimmt war und wollte sich unter Deck zurückziehen, als Taelos ihn bemerkte.

"Was machst du eigentlich noch hier?", fragte er, "Wieso bist du nicht mit Kosta mit?"
"Das gleiche könnte ich dich fragen", gab Zucker zurück, "Und ich habe keinen Bock mich einer weiteren Adeligen auszuliefern, die in meinem Geist herumstochert."
"Aber Kosta braucht jemanden an seiner Seite. Ich dachte, du würdest das tun. Sorra Tolarim hat ihm genug angetan."
Zucker deutete zum Landungssteg. "Dann steh ihm bei." Das war nicht sein Bier.
"Ein Versprechen hält mich davon ab, Draega zu betreten", erklärte Taelos kryptisch. "Ansonsten wäre ich jetzt bei ihm. Sorra Tolarim ist für mich ein kleiner Preis zu zahlen. Wenn du dich beeilst, erwischst du die Untersuchung noch." Er sah zum Hotel hinüber.
"Verzichte dankend", wehrte Zucker wieder ab und schickte sich an unter Deck zu gehen. Bis er sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Von einen Moment auf den anderen schien sich kein Muskel mehr zu rühren. Perplex sah er an sich herab. Rote schillernde Funken zogen sich über seinen Körper.
"Ich glaube, du hast nicht verstanden, wie ernst es mir damit ist, dass Kosta Hilfe bekommt", hörte Zucker die Stimme des Kapitäns hinter sich. "Aus irgendeinem mir schleierhaften Grund mag er dich und vergisst für eine Weile seinen Schwermut, wenn du bei ihm bist."
"Ich.. bin.. nicht.. euer persönlicher Clown", stieß Zucker gepresst hervor. Er sah entsetzt zu wie sich der Boden unter ihm entfernte, als er in die Luft gehoben wurde, aber noch immer konnte er sich nicht bewegen. In der Luft wurde er herumgedreht, schwebte nun starr über Deck.
"Taelos..", begann Leto. "Du solltest nicht-", setzte sie an ehe sie nochmal über ihre Worte nachdachte. "Nein, ich vergaß, ich muss mich in deine Verrücktheiten nicht mehr einmischen. Ich werd jemanden von den Docks bezahlen, mir ein Stück Kuchen zu bringen." Damit wandte sie sich ab und ging zum Landungssteg.
"Hey!", rief Zucker. "Ist das ein schlechter Scherz? Lass mich runter!"
"Gehst du zur Schwarzen Witwe?", fragte der Kapitän.
Zucker sah ihn fassungslos an. "Hat man dein Hirn zu weich gekocht? Ich-" Abrupt schoss er über das Schiff und baumelte plötzlich über den Docks.
"Es tut mir leid, dass ich dich dazu zwingen muss", rief der Kapitän zu ihm hoch, "Du hast Kosta mehr als einmal in Gefahr gebracht. Ich denke, du schuldest mir etwas. Keine Sorge, dir wird nichts passieren. Ich bin sehr gut darin."
"Was-", wollte Zucker noch etwas sagen, als er plötzlich mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft rauschte und geradewegs auf die Hotelfront. Geradewegs über die Docks, Reihen von verdutzten Wachen, Stapeln von Kisten, zwischen zwei Kränen hindurch und dann direkt gegen eine der Gebäudewände. Der Prinz schrie und kniff die Augen zusammen. Mehr konnte er nicht tun.
Dann hatte er das Gefühl, die Welt um ihn herum würde zerplatzen. Nur für ein Augenblinzeln kam es ihm so vor, als wäre er auf roten Juwelenwinden. Ein Herzschlag später knallte er auf den Teppich eines edlen Hotelraums. Zucker keuchte panisch, griff sich an alle Glieder, um zu überprüfen, dass noch alles dran war. Er atmete wild, starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Raum.
"Der ist wahnsinnig! Wahnsinnig!" Zucker deutete bebend auf die Wand, die er gerade irgendwie passiert hatte. "Der hat- ich durch die Luft- und dann-", stammelte er.
Es dauerte einen Moment bis er die alte Schachtel sah und neben ihr Kosta und dieser Hyacinthos.
"Äh... der Kapitän war der Meinung, du bräuchtest Beistand", sagte er Kosta.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 17:04

"Nenn mich ruhig Hyacinthos, wenn die ganz Hochwohlgeborenen nicht dabei sind", bot Hyacinthos Zucker freundlich an, während ihm begeistert die Hand schüttelte. "Kostas Freunde sind auch meine Freunde." Der andere Prinz liess das eher perplex über sich ergehen. "Taelos hat schon gesagt, dass ihr Nereos begegnet seid. Er ist mein Zwillingsbruder. Der steht wie die Piraten hier, voll drauf, sich auf dem Meer zu verausgaben. Ich weiss nicht wieso. Das ist doch so anstrengend. Warum tut man sich das an? Wo man doch sich doch auch einfach in einem gemütlichen Salon verlustieren kann."

Diesmal war es an Zucker, den jammerfreudigen Prinzen zu unterbrechen. Er schaffte es, als Hyacinthos wieder einmal Luft holen musste. Rasch fragte er nach Tiger. "Lhals Papa? Ja, dem geht es ausgezeichnet", bestätigte Hyacinthos unbedarft. "Zumindest wirkt er wie der Typ, der es geniesst, stundenlang im Park herumzutollen, wie Lhal das immer machen will. Ich sage nur, besser er, als ich." Zucker hingegen staunte nur und fragte, ob man den Kriegerprinzen nicht festgehalten hätte. "Festgehalten? Warum denn?"
Kosta lächelte still und hoffte, dass dieser ehrliche Bericht Zucker etwas von seinen Sorgen genommen hatte. Zumindest wollte er das den anderen ausrichten. Hyacinthos und Kosta selbst mussten nun aber wirklich gehen. Der Krieger hätte seinem Schwarm gerne noch ein Küsschen zum Abschied gegeben, doch das ging nun irgendwie nicht mehr vor Hyacinthos und nachdem was dieser über seine Schwärmerei offenbart hatte.

Obwohl er eigentlich ganz dringend zu Timaris war, fiel es ihm dann doch schwer, von Bord zu gehen. Dabei war diesmal nicht der Hintergedanke dabei, dass er nie wieder würde zurück kommen können. Er musste sich nicht selber verbannen. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass es etwas entgültiges hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass er zu Sorra Tolarim musste. Oder weil er Eneas Blicke in seinem Rücken brennen spürte und sich überdeutlich bewusst war, dass er dessen Erwartungen niemals würde erfüllen können. Es konnte für sie Beide nur noch weitere Schmerzen geben.

Schliesslich gelangten sie doch noch zu dem Hotel, in welchem die Schwarze Witwe auf sie wartete. Weder Hyacinthos noch er wollten es wirklich betreten. Doch solange sie hier blieben, konnten sie nicht zu Timaris und diese brauchte doch das Gegengift. Also gingen sie hinein und liessen sich von einem Angestellten in den ersten Stock führen, wo die mächtige Heilerin in einem eleganten Salon gerade Kuchen und Tee zu sich nahm. Glücklicherweise hiess sie die Männer draussen warten, bis sie damit fertig war, bevor sie sie zu sich rief.

"Endlich bist du hier, Sklave", hiess es dann trotzdem, nachdem sie eingelassen wurden. "So zu trödeln, wo du dringend bei Timaris gebraucht wirst. Du hast das Gegengift doch hoffentlich dabei." Kosta nickte und verneigte sich tief.
"Natürlich, Lady Tolarim", beteuerte er leise. "Danke, dass Ihr Zeit für mich gefunden habt."
"Na, dann komm her, Junge", forderte sie ihn barsch auf. "Knie dich hin." Sie deutete auf den Boden vor dem Sofa, auf dem sie sass. Zittrig und mit Übelkeit im Bauch aber trotzdem entschlossen ging Kosta auf die hingewiesene Stelle zu und kniete sich anmutig dahin. Erschaudernd hielt er still, als sie die Hand nach seiner Stirn austreckte, machte sich auf alles zerreissende Schmerzen gefasst.
"Was?" stockte da die Schwarze Witwe und starrte die Wand an. Verwundert blickte Kosta ebenfalls dahin. Er sah dort nichts. Es kribbelte nur plötzlich, als würde jemand mit dunkleren Juwelen, als Kosta sie selbst besass, diese benutzen. Unwillkürlich musste er an Eneas denken, als auf einmal Zucker durch die Wand ploppte. Perplex starrte Kosta ihn an. Der Soldat betatschte sich derweil panisch, keuchte wie wild und hatte die Augen schreckgeweitet. Völlig durch den Wind deutete er auf die Wand und erklärte stammelnd, dass der wahnsinnig sei. Wer der?
"Taelos?" fragte Kosta überrumpelt, nachdem Zucker ihn erkannt und informiert hatte, dass Eneas der Meinung wäre, dass er Beistand bräuchte. "Nein, nein. Alles ist gut", beteuerte er innig. "Es tut mir Leid. Ich bringe dich wieder zurück aufs Schiff." Kosta wollte sich erheben. Doch da zog sich eine eisige Schlinge um seinen Hals und riss ihn grob zurück. Keuchend klappte Kosta zusammen.
"Nichts, da, du hast mich schon lange genug warten lassen", herrschte die Schwarze Witwe ihn an.
"Er will nicht hier sein und sich untersuchen lassen", versuchte Kosta atemlos zu erklären und sich gegen die Fesseln zu wehren. Gnadenlos wurde er gebändigt, so dass ihm die Luft abgeschnürt wurde.
"Trotzdem ist er hier", entgegnete Sorra Tolarim und riss ihn zurück.
"Ich... ich habe ihm versprochen...." Kosta musste Husten, da er keine Luft mehr bekam zu sprechen. Er hatte Zucker doch versprochen, dass er nicht hier her musste und auf dem Schiff in Sicherheit war. Er sollte nicht hier sein. Doch je heftiger er gegen die Fesseln aufbegehrte, desto weniger Luft bekam er und desto schwärzer wurde ihm vor Augen. Er sah gerade noch verschwommen, wie Hyacinthos zu Zucker schlich, um ihm aufzuhelfen.

"Lass den Blödsinn", knurrte Sorra Tolarim und zerrte ihn zu sich hin, legte ihm die Hand auf den Stirn. Dann existierte nur noch Schmerz. Seine Augen schienen zu zereissen, als der letzte Rest des Heilnetzes das seine Augen grün gefärbt hatte. Erinnerungen wirbelten wild ins einem Geist durcheinander, wurden untersucht, so schnell, dass er es nicht verfolgen konnte. Er konnte nur schreien. Es zerriss ihn, wie damals. Dunkelheit, mit scharfen, blendenden Lichtblitzen. Als wäre das Netz aus der Vergangenheit nun überall in seinem Geist. Er spürte, wie sein Drachen ihn in seinen Hals biss und sich brennend um seinen Körper schlang, während der Sichtschutz von ihm genommen wurde.
Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis die Schmerzen dann doch irgendwann etwas nachliessen. Verschwitzt, schwer keuchend und zitternd fand Kosta sich auf dem Boden zusammengerollt wieder. Hände langten nach ihm. Sie waren sanft. Dennoch zuckte Kosta schmerzerfüllt stöhnend zusammen. Nur am Rande bekam er mit, wie Sorra Zucker dazu aufforderte, sich als nächster untersuchen zu lassen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 17:05

"Dein Kapitän ist verrückt", brachte Zucker immer noch etwas desorientiert und aufgebracht hervor. Kosta entschuldigte sich gleich für Taelos und wollte ihn zurück zum Schiff bringen. "Damit er mich nochmal über den halben Hafen schleudert?", fragte der Prinz. Der Krieger hatte vor der alten Adeligen gekniet, aber als er nun Anstalten machte aufzustehen, riss ihn die Frau hart zurück und fuhr ihn an, dass er sie lange genug hatte warten lassen.
Kosta versuchte die Fesseln um seinen Hals zu lockern und abzustreifen, krächzte, dass Zucker doch nicht hier sein wollte. Der Prinz bemühte sich aufzustehen, wobei ihm Hyacinthos eine Hand reichte.
"Hey, lass ihn in Ruhe", sagte Zucker der Frau. "Ihr erwürgt ihn ja!" Schwarze Witwe hin oder her, aber da konnte der Prinz nicht ruhig bleiben. Dafür hatte ihn Taelos ja quasi hergeschleudert. Damit er Kosta beistehen konnte. Angesichts der einschüchternen, hartherzigen Adeligen verstand Zucker allmählich wieso. Und von der hatte sich Kosta einmal freiwillig ein Netz einsetzen lassen? Was musste das für eine schreckliche Erinnerung gewesen sein?
Kosta wehrte sich immer noch verbissen bis er plötzlich nach vorne kippte und die Tolarim den Krieger grob zu sich riss, um ihre Hand auf ihn zu legen. Zucker war inzwischen auf den Beinen und stolperte zu Kosta, um ihn zu halten. Kosta schrie auf, hatte den Kopf zurückgeworfen und verkrampfte sich.
"Sanfter gehts nicht?!", fragte Zucker aufgebracht, "Er hat das Mittel für die Königin und ziemlich viel dafür aufgegeben." Dafür hatte Kosta eine bessere Behandlung verdient. Sklave hin oder her. Aber die Schwarze Witwe ignorierte ihn so ziemlich bis sie endlich ihre Hand zurückzog und Kosta zu Boden sackte. Zucker strich ihm tröstend über den Rücken.

Der Schatten der Schwarzen Witwe legte sich über sie und die Frau sagte, dass Zucker nun an der Reihe wäre. Der Prinz sah sie zornig an.
"Ich denke nicht. Ihr könnt euch eure Untersuchung sonstwohin-" Er schrie auf, als der Arm der alten Frau überraschend schnell zupackte und die langen Finger sich dann an seine Stirn legten. Zucker bekam eine ziemlich gute Vorstellung davon warum Kosta vorhin so markerschütternd geschrieen hatte. Er hatte das Gefühl, als würde sein innerstes nach außen gekehrt. Erinnerungen zuckten in ihm auf. Sein mit einem Netz umgebenes Juwel, die Begegnung mit Zorya, die Momente im Kerker. Bilder wechselten rasch nacheinander ab. Die Folter in Dunrobin Castle, Sions alles umhüllende Aura, sein bohrender Blick wie ein Riss in seinem Geist.
Zucker schrie, als er auf einmal das Gefühl bekam, etwas würde über sein Gesicht kriechen und dort brennen. Auch auf seiner Brust und Rücken schmerzte und brannte es. Er fasste sich an die Brust. Ahh, die Narben... wieso taten sie so weh? Er wollte zurückweichen, weg von der Hand, aber er vermochte sich nicht zu rühren.
Mitten drin begann die Schwarze Witwe plötzlich zu lachen und sagte irgendetwas unverständiges. Na schön, dass wenigstens sie ihren Spaß hatte. Zucker fand überhaupt nichts daran spaßig. Er versuchte seinen Geist zu schützen durch den die Adelige wie mit einer Sense fuhr. Zucker sah Minan wieder, Reste des Waldes tauchten auf und das Gesicht des schmalen Jünglings. Er lächelte und hielt Zuckers Hand. Der Prinz konnte sich dadurch etwas beruhigen bis der Wald abrupt wieder schwand. Erinnerungen schossen unkontrolliert hin und her. Zuckers Geist klammerte sich verzweifelt an einer.

Er schrie und brüllte vor Schmerzen auf, Sterne blitzten vor seinen Augen.
"Ahhhhh, geh runter! Du hast mir den Schwanz gebrochen! Ohhh... Dunkelheit, ahhhh", brüllte er wie von Sinnen. Er spürte kaum wie er sie verließ, als sie von ihm herunterglitt. Seine Körpermitte war ein einziger scharfer Schmerz. Yadriël hielt sich sein Gemächt, schrie. "Ahhh.. wieso hast du das gemacht?!"
Sie kniete entsetzt neben ihm. "Du hast gesagt, härter", verteidigte sie sich, "Es tut mir so leid. Das wollte ich nicht."
"Härter, ja, aber nicht mein Ding brechen!", brüllte Zucker. Tränen waren ihm in die Augen gestiegen. "Hol eine Heilerin!"
"Es tut mir so leid, Yadriël", entschuldigte sie sich wieder, während sie vom Bett rutschte und rasch herumging.
Der Prinz schluchzte. "Hör auf dich zu entschuldigen, hol die Heilerin!", rief er. Sie hatte sich einen Mantel umgelegt, kam zu ihm und strich ihm dann sanft über den Arm. "Was.. was machst du da?", fragte er überfordert und sah in ihre goldenen Augen.
"Dich trösten?", fragte sie zurück, "Ich habe der Heilerin gesandt. Sie wird gleich hier sein."
Trost? Er brauchte keinen Trost, er wollte, dass die furchtbaren Schmerzen aufhörten! Sein dunkler Blick verriet wohl seine Gedanken, denn sie erhob sich.
"Ich.. hole etwas Eis, ja? Es tut mir so leid", bot sie an und wollte gehen. Sie zog ihre Hand fort.
"Uhhm... nein, bleib hier", sagte Yadriël. Sie kniete sich wieder neben das Bett und begann ihn sachte über die Stirn und den Arm zu streicheln.
"Es wird wieder alles gut. Ich mach es wieder gut", versprach sie und der Prinz wollte ihrer sanften Stimme glauben.


Keuchend und schwitzend kam Zucker wieder zu sich. Er stöhnte geschafft auf, blinzelte und sah hoch zu der Schwarzen Witwe.
"Weiß gar nicht was ihr so lacht.. so witzig fand ich das nicht", brachte er hervor. Ugh, wieso hatte er ausgerechnet an diese Begebenheit denken müssen? Das war nun wirklich alles andere als angenehm gewesen. "Mein Gesicht tut weh..", murmelte er belegt. Es fühlte sich so an, als würde es überall brennen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 17:15

Es war Zucker, der bei ihm war und ihm über den Rücken streichelte. Kosta blinzelte ihn überrumpelt an. Das hatte er irgendwie nicht erwartet. Doch es war schön. Auch wenn es schmerzhaft war, da sich sein Rücken, überall da, wo sich sein Drache befand, ganz wund und offen anfühlte.
Während er noch hektisch nach Luft zu schnappen versuchte, wandte sich Sorra Tolarim Zucker zu. Nein, er wollte sich doch nicht untersuchen lassen. Kosta brachte jedoch nur ein schwaches Nicht hervor, als der Prinz ebenfalls unter der Hand der Heilerin landete und kurz darauf zu schreien anfing. Nein, so hatte das nicht sein sollen. Schon wieder hatte er Zucker verraten. Das hatte er nicht gewollt. Kraftlos rutschte er zu dem Prinzen, um ihn tröstend im Arm zu halten. Es würde bald vorbei sein. Deswegen tat es ja so weh, dachte sich Kosta. Weil die Schwarze Witwe so schnell vorwärts machte.

Diese fing unvermittelt an zu lachen und meinte amüsiert: "Das ist ja eine unerwartete Überraschung. Sehr nett." Verblüfft starrte Kosta sie an, bevor er Hyacinthos einen fragenden Blick zuwarf. Der Adelige stand kreidebleich hinter ihnen und schien ebenfalls keine Ahnung zu haben, warum seine Urgrossmutter auf einmal lachen musste. Sie schien gar nicht damit aufhören wollen. Kosta erschauderte und klammerte sich an Zucker. Das einzige Mal, wo er die Schwarze Witwe hatte lachen hören, war da gewesen, wo sie Prinz Nevander Tolarim wegen seines Schwurs ausgelacht hatte. Das war ein sehr unheimlicher Moment gewesen.

"Oh, ihr zwei seid überaus witzig", schmunzelte Sorra, nachdem sie mit Zucker fertig war und dieser sich über ihr Lachen beschwerte. "Ihr seid so herrlich unwissend. Ich habe selten eine so schöne verzwickte Ironie der Dunkelheit gesehen." Mit ihrem unheimlichen Grinsen wandte sie sich an ihren Urenkel. "Hyacinthos, hol den nächsten rein. Los mach schon. Ich will nicht den ganzen Tag hier verbringen."
Kosta und Zucker waren derweil dabei, sich gegenseitig aufzuhelfen. Sorgenvoll schaute der Krieger seinem Schwarm ins Gesicht, weil dieser gemeint hatte, dass es weh täte. Überrascht keuchte Kosta auf. Zuckers Gesicht war wunderschön und ebenmässig. Strahlend schön. Lady Tolarim musste ihn geheilt haben. Das war sehr, hmmm, aufmerksam. Narben konntne schliesslich weh tun. Nur, ob Zucker das auch gewollt hatte, machte Kosta sich Sorgen. Wehmütig lächelte er ihn an. Selber hatte er Zucker immer schön gefunden. Auch schon mit den Brandnarben im Gesicht.

"Danke, Lady Tolarim, dass Ihr so schnell Zeit für uns hattet", brachte er krächzend hervor, verneigte sich wackelig vor der Heilerin. "Und danke, dass Ihr ihn geheilt habt."
"Gern geschehen, Kleiner", kicherte die alte Frau noch immer sehr amüsiert über irgend etwas. "So ein hübsches Paar, das sollte nicht nur Narben verunstaltet sein." Sie musste wieder lachen. "Und du, komm in ein paar Tagen noch einmal zu mir. Ich habe noch etwas für dich. Aber jetzt geh erstmal hoch zu Timaris und bring ihr, was du ihr zu bringen hast. Daipha soll schon mal alles vorbereiten und Aaron soll zusehen, dass er genügend gegessen hat."
"Ja, Lady Tolarim", nickte Kosta artig, auch wenn er keine Ahnung hatte, was das alles zu bedeuten hatte. Noch einmal zu ihr kommen, wollte er jedoch keinesfalls. "Danke." Er verneigte sich noch einmal und zerrte Zucker dann mit sich aus dem Salon heraus. Wobei er da nicht wirklich zerren musste. Der Prinz war genau so froh, von ihr fliehen zu können. Kosta brauchte einfach nur etwas, woran er sich festhalten konnte.

Draussen im prachtvollen Treppenhaus des Hotels, liess Kosta sich zittrig auf einen Diwan fallen. Er brauchte einen Moment, um wieder klar atmen zu können. Ohne Worte streckte Hyacinthos ihm einen Flachmann entgegen. Kosta nickte ihm dankbar zu und trank grosszügig von dem scharfen, gut schmeckenden Alkohol. Das reinigende Brennen in seiner Kehle, brachte ihn wieder etwas zur Ruhe. Rasch reichte er den Flachmann an Zucker weiter, der genau so geschafft war, wie er selbst.
"Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest, Zucker", entschuldigte er sich erschöpft. "Ich hatte wirklich gedacht... So hätte es nicht sein sollen." Die 'E' war doch immer ein sicherer Hafen für alle Verfolgten gewesen. Aber anscheinend nicht für Kosta.
"Danke auch für deine Hilfe, Hyacinthos", meinte er zu dem adeligen Prinzen, der ihm daraufhin verlegen grinsend das Haar zerzauste.
"Ich schulde dir weit mehr als das", stellte er klar. "Nach allem, was du für Timaris getan hast." Kosta schüttelte abwehrend den Kopf. Dafür schuldete ihm niemand etwas. Eher im Gegenteil.
"Ich werde gleich eine der Kutschen nehmen, die mich sofort hochbringen soll", beschloss Kosta. "Ich möchte nicht warten, bis Lady Tolarim die anderen untersucht hat und sich so die ganze Kutsche füllen lässt. Zucker, wenn du möchtest, kann ich dich wieder zurück zum Schiff bringen. Ausser du möchtest hier bleiben und Hyacinthos helfen, deinen Leuten beizustehen. Es tut mir Leid, dass du das auch noch hast erleiden müssen. Aber ich muss jetzt wirklich zur Königin." Kosta erhob sich und wollte gerne zur Kutsche rennen. Doch er würde Zucker vorher noch zum Schiff begleiten, wenn dieser das wünschte. Dass er mit ihm hoch zum Schloss kommen wollte, damit rechnete er absolut nicht.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 17:24

Er fand, es war überhaupt nicht witzig diesem Martyrium unterzogen zu werden, doch die hayllische Schwarze Witwe amüsierte sich scheinbar köstlich daran, dass Kosta und er geschrien und gebebt hatten von etwas was man nur untertrieben Unbehagen nennen konnte. Zucker schüttelte sich immer noch. Er hatte das Gefühl sein Augenlid würde unkontrolliert zucken und seine Haut schien an diversen Stellen zu brennen und zu schmerzen.
"Eine Ironie würde ich das auch nennen, nach den Torturen in dhemlanischen Kerkern nun hier weiterer Folter ausgesetzt zu sein", bemerkte Zucker patzig. Die alte Hayllierin wandte sich an Hyacinthos und verlangte von ihm, das nächste Opfer hinein zu bringen. Nur nannte sie es wohlweißlich nicht Opfer.
Kosta half Zucker inzwischen auf, als der Krieger ihn auf einmal überrascht ansah ehe er etwas traurig lächelte. "Was? Hab ich gesabbert? Lass dir sagen, du sahst auch nicht grad sehr vorteilhaft aus", gab Zucker zurück und wischte sich über den Mund und das Kinn. Irritiert glitt er noch einmal über die Haut. Da stimmte etwas nicht. Sie war gespannt... glatt...
Verblüfft packte sich der Prinz mit beiden Händen an die Wangen, drückte aufgeregt dagegen. Die Narben... er spürte sie nicht mehr. Die Tolarim hatte ihn geheilt?
Kosta bedankte sich dafür bei der Schwarzen Witwe und verneigte sich sogar. Die alte Schachtel schien aus dem Kichern gar nicht mehr herauszukommen und sagte unter Lachen, dass ein hübsches Paar wie sie nicht von Narben verunstaltet sein sollte. Paar? Sie waren kein Paar und wenn sie es wären, was war daran so komisch? Zucker wünschte, er hätte den Witz verstanden. Er öffnete sein Hemd vorne, befühlte sich die Brust. Auch dort waren keine Narben mehr. Einzig die Haut sah etwas gerötet aus und brannte noch.
Nun, vielleicht war das die Entschädigung für diese schmerzvolle Behandlung gewesen. Damit konnte Zucker durchaus leben. Endlich keine Narben mehr.

Die Adelige verlangte von Kosta, dass er in ein paar Tagen ein weiteres Mal zu ihr kommen sollte. Natürlich. Sowas tolles wollte man sich gleich zweimal antun, dachte Zucker sarkastisch bei sich. Für den Moment war er noch zu überrascht über die unerwartete Heilung. Er wankte hinüber zu einem Spiegel über einer Kommode und betrachtete sich darin. Es war sehr lange her, seitdem er sein Gesicht ohne Verletzungen gesehen hatte. Der Prinz drehte den Kopf hin und her. Er war nicht wirklich eitel, aber das hier gefiel ihm.
Trotzdem hatte er nichts dagegen, das Zimmer schnell zu verlassen, als Kosta sich verabschiedete und ihn mit sich zerrte.
"Schön, dass ich für eure Unterhaltung sorgen konnte", sagte der Prinz noch, dann hatten sie rasch den Raum mit der unheimlichen Schwarzen Witwe verlassen. Zucker machte eine kreisende Bewegung neben seiner Schläfe. Ganz geistig richtig im Kopf konnte die kichernde Alte nicht mehr sein.
"Du hast nicht untertrieben, als du sie beschrieben hast", sagte er, "Ich hätte nicht gedacht, dass sie mich heilt", musste er danach zugeben.
Kosta ließ sich auf eine Chaise Longue sinken, atmete schwer. Zucker setzte sich neben ihn und lehnte sich gegen die Wand, rieb sich die Stirn. "Ughh... lass uns das trotzdem nie wieder tun. Und ich musste ausgerechnet an eine sehr schmerzhafte Erinnerung denken." Hyacinthos kam zu ihnen und teilte mit ihnen seinen Flachmann. Der Dhemlaner trank einen kräftigen Schluck, klopfte sich gegen die Brust. Derweil entschuldigte sich Kosta. Mal wieder.
"Ist ja nicht deine Schuld oder?", fragte Zucker, "Dafür bin ich meine Narben los. Wie war es bei dir? Hat sie etwas bei dir verändert?", fragte er. Zucker musste an die Piercings denken.
Kosta wollte nicht warten bis der Rest untersucht worden war, sondern gleich weiterreisen zur Königin. Zucker hatte schon mitbekommen, dass der Krieger es kaum erwarten konnte endlich bei seiner Herrin zu sein. Wenn er meinte. Übereifrig bot Kosta an, ihn zurück zum Schiff zu bringen. Zucker hob abwehrend die Hände.
"Ich will nicht herausfinden, ob Taelos mich bis zum Palast schleudern kann", sagte er und erhob sich ebenfalls. Immer mal wieder musste er sich über das glatte Gesicht streichen. "Wenn ich das schon hinter mich gebracht habe, kann ich auch Tiger besuchen." Kosta schien ihn verwundert anzusehen.
"Hey, ich halte immer noch nicht viel davon in einen Ort angefüllt mit Adeligen zu gehen, aber Tiger ist dort. Und Phönix ebenfalls." Zucker wollte sich gerne mit ihm beratschlagen und hören, ob der Kriegerprinz wirklich nicht mehr mit nach Raej wollte. Natürlich wollte er auch Laree sehen. "Nur zu deiner Königin muss ich nicht mit." Das konnte Kosta ruhig alleine machen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 17:25

"Damit hätte ich auch nicht gerechnet", gab Kosta ebenfalls verwundert zu. Natürlich hatte er es sich schon lange für Zucker gewünscht, dass er keine Schmerzen mehr leiden musste und diese Narben loswerden konnte. Nur hatte er nicht erwartet, dass dies dermassen schnell geschehen würde. Hoffentlich war Zucker nicht zu erbost darüber, dass man ihn in dieser Frage nicht hatte entscheiden lassen.
"Sie hat einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik", gab Hyacinthos eine mögliche Erklärung. Kosta nickte sachte. Stimmt. Der Prinz hatte schon immer darunter zu leiden gehabt, dass er möglichst wie sein Bruder und seht attraktiv auszusehen hatte. Selbst wenn Notfalls mit heilerischer Gewalt dafür gesorgt werden musste.

"Ich wollte nicht, dass du das gegen deinen Willen erleiden musstest", erklärte Kosta, warum er sich entschuldigt hatte. "Dann bist du nicht verärgert, dass sie die Narben hat verschwinden lassen?" wollte er scheu wissen. Einmal hatte Zucker angedeutet, dass er sie nicht wegmachen lassen wollte, weil dann wieder all diese schrecklichen, adligen Frauen hinter ihm her wären. "Bei mir? Nein, ich glaube nicht, dass sie etwas verändert hat."
"Man kann deinen Drachen wieder sehen", steuerte Hyacinthos.
"Das erklärt, warum er so höllisch brennt", erkannte Kosta. Trotzdem zog er sich das Hemd hoch, um zu sehen, ob der Drache wirklich wieder von der Hüfte aus abwärts in die Hose verschwand. Das tat er. "Darauf lag ein Netz, um ihn zu verbergen." Lady Tolarim hatte offensichtlich alle Netze entfernt. Ob sie auch ihr eigenes weg genommen hatte, getraute er sich nicht nachzuprüfen. Lieber wollte er nun endlich zu Timaris und drängte entsprechend zum Aufbruch. Wobei er Zucker natürlich anbot, ihn vorher wieder zurück zum Schiff zu bringen.

"Hmm, ja, das könnte er wohl tatsächlich", überlegte Kosta nachdenklich, ob Eneas Zucker ihm hinterher schicken, respektive schleudern könnte. "Vielleicht ist es für dich doch sicherer bei mir." Auch wenn das leider eher hiess, dass Zucker sich damit in grosse Gefahr begab. Entsprechend skeptisch blickte er den Prinzen an. Dieser gab auch gleich zu, dass er nicht zu den vielen Adligen wollte. Doch er würde gerne zu Tiger und Phönix. Das konnte Kosta verstehen und er nickte lächelnd. Nur als Zucker meinte, dass er nicht mit zu Kostas Königin müsse, wich er dem Blick betreten aus. Das konnte er nicht garantieren. Wenn Timaris ihn sehen wollte, würde sie ihren Willen bekommen. Das musste Zucker doch klar sein.

Nach einem letzten Schluck Whiskey verabschiedeten sie sich von Hyacinthos, der noch hier blieb, um die Mannschaft und die anderen Soldaten zu betreuen. Nachdem Kosta die anderen Piraten informiert hatte, stiegen Zucker und er rasch in eine der geräumigen, komfortablen Kutschein mit der Richtung Palast, den er noch gar nicht sehen konnte. Dafür sah er viele andere Dinge, die er dann doch auch Zucker mitteilen wollte. Er deutete aus dem Fenster und erzählte dem Prinzen, was es war, wofür es berühmt war, oder was er dort erlebt hatte. Es ging von Tavernen über Freudenhäuser zu Edelboutiqen, Museen und natürlich das Theater.

Oben beim Schloss angekommen, wurden sie gleich durchgelassen, da man sie ja erwartete. Allerdings ging es schon nicht direkt zum Haupteingang, sondern zu den Stallungen, wo es nicht so auffallen würde, wenn ein Haufen zerlumpter Soldaten und raubeinige Piraten den Palast betreten würden. Kosta wünschte sich, er hätte seine Uniform an. Leider hatte er diese in seinem Zimmer im Schloss gelassen. Er würde so zu Timaris müssen. Er ertrug nun keinen Umweg in sein Badezimmer mehr.
Allerdings stürmte er nicht gleich los, nachdem sie die Kutsche verlassen hatten, denn er spürte eine vertraute Signatur in der Nähe und tatsächlich, ein paar Meter weiter stand Nathaniel mit zwei Pferden an einem dafür vorgesehenen Brunnen und tränkte die Pferde.
"Komm mit, ich möchte dir jemanden vorstellen", lächelte er Zucker zu und ging auf den anderen Sklaven zu. "Nathaniel", grüsste er ihn freundlich. "Schön dich hier draussen zu sehen. Dann hat die Königin deiner Bitte nach einer Beschäftigung draussen offensichtlich entsprochen. Ich wusste, dass sie dir das gewährt, wenn du dich beweist." Es freute ihn für den ehemaligen Gladiatoren, der verständlicherweise grossen Bewegungsdrang verspürte. "Nur hoffe ich, dass du nicht zu beschäftigt bist, um mir einen kleinen Gefallen zu machen. Das hier ist Zucker." Er deutete auf den Soldaten, mit dem er gekommen war. "Er wird einige Tage hier sein und bräuchte jemanden, der ihn beim Kampftraining etwas herausfordern kann. Aus eigener Erfahrung weiss ich ja, dass du dafür definitiv geeignet bist." Verschmitzt zwinkerte er ihm zu.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 17:26

Ästhetik? Zucker fand die Schwarze Witwe immer absonderlicher, aber er hatte nichts gegen die Heilung, obwohl Kosta dies scheu vermutete. Der Prinz schüttelte den Kopf.
"Nein, ich hab nicht an meinen Narben gehangen", sagte er. "Ich fühl mich auch ohne männlich genug." Er grinste. Hyacinthos wies darauf hin, dass man Kostas tätowierten Drachen wieder sehen könnte. Prompt musste der Krieger auf seiner Brust nachschauen. Zucker konnte da nicht anders, als es ebenfalls etwas zu mustern. Leckerer Anblick. Er sah aber auch, dass die Brustpiercings weiter da waren. Die hatte die Adelige also nicht entfernt. Zucker hätte es besser gefunden, die Piercings wären auch verschwunden. Nicht, weil sie nicht schön anzusehen waren, sondern weil sie Kosta nicht gut zu tun schienen.
"Sieht schick aus", sagte der Prinz über den Drachen.
Kosta wollte nun möglichst schnell zur Königin aufbrechen und hielt es tatsächlich für wahrscheinlich, dass Taelos Zucker bis zum Palast schleudern könnte. Der Prinz hatte dies eigentlich nur im Scherz erwidert, aber nun war er sich nicht mehr so sicher, ob sie scherzten oder nicht. Sie verabschiedeten sich von Hyacinthos und Zucker bat ihn, sich um die anderen Soldaten gut zu kümmern.
"Du wirst mehr Whisky brauchen!", rief er ihm noch zu ehe er Kosta aus dem Hotel folgte. Auf dem Weg kamen sie natürlich an der Mannschaft und Zuckers Kameraden vorbei, die nervös warteten. Zucker log wie gedruckt, als er behauptete, es wäre nicht so schlimm gewesen und sie hätte ihm sogar die Narben geheilt. Naja, letzteres stimmte ja auch. Und das andere würden sie ihm schon nicht so krumm nehmen nach ein paar ausgleichenden Bieren.

Draußen gingen sie zwischen den Wachen entlang und bestiegen eine große Kutsche. Zucker warf den Wächtern misstrauische Blicke zu. So viele Wachen behagten ihm trotzdem nicht. Was würde sie dann erst im Palast erwarten?
Der Prinz bekam nicht viel Gelegenheit darüber nachzudenken, denn Kosta schien nach dem Besuch bei der Tolarim eine erste, große Last von den Schultern gefallen zu sein und er begann aufgeregt zu plappern. Immer wieder musste Zucker aus dem Fenster schauen und sich dieses oder jenes Gebäude anschauen. Er nickte interessiert und ließ Kosta weiterreden. Der war bereits beim anderen Fenster. Zucker wurde dorthin gezerrt. Ah ja, das Museen für Naturgeschichte. Er nickte wieder.
Nur bei der Erwähnung der Tavernen und Freudenhäuser merkte er auf. Wobei es nicht ging ohne Kosta etwas aufzuziehen.
"Ein Bordell? Gibst du mir einen aus oder was?", scherzte er und genoss wie der Krieger rot wurde. Wenig später zeigte er wieder auf die nächste Sehenswürdigkeit.
So verging die Fahrt durch die Stadt sehr schnell und dann befanden sie sich bereits auf den Hügelketten, die geschwungen zum Palast führten, umgeben von prächtigen Zypressenhainen, Gärten und kleineren Villen.
"Ist es zu spät mich noch dramatisch aus der Kutsche zu rollen?", fragte Zucker, um seine Unsicherheit zu überspielen. Es war wohl spätestens zu spät, als die Pferde auf einen Hof einbogen und sie bei den riesigen Stallungen anhielten. Sie stiegen aus und Zucker hatte kaum Gelegenheit sich die beeindruckende Palastfassade anzuschauen, als Kosta ihn bereits weiterzog und anscheinend jemanden gesehen hatte, den er kannte. Jemand namens Nathaniel. Der junge Mann kümmerte sich um einige Pferde.
Kosta zeigte sich erfreut, dass die Königin diesem Nathaniel erlaubt hatte, draußen arbeiten zu dürfen.
"Hallo, Nathaniel", begrüßte Zucker den Mann. Kosta bat Nathaniel sofort um einen Gefallen. Zucker bräuchte für einige Tage etwas Kampftraining. Moment... was?
Der Prinz blickte verwirrt zu Kosta. Zucker war sich nichtmal sicher gewesen, ob er so lange bleiben wollte, aber Kosta schien unbedingt dafür sorgen zu wollen. Und dieser Nathaniel sollte ihn wohl weiter auf Raej vorbereiten.
"Nun mal langsam... ich wollt mich eigentlich ausruhen und nicht wieder was in die Fresse bekommen", wehrte Zucker ab. Nathaniel lachte.
"Kampftraining wäre super. Hast du was drauf?", fragte er.
Der Prinz zuckte mit den Schultern. "Ich komme klar. Danke fürs Angebot. Vielleicht komm ich mal drauf zurück." Er wollte sich jetzt nicht festlegen.
Er sah, dass Kosta aber unruhig schien und sofort weiter in den Palast wollte.
"Na geh schon", sagte Zucker lächelnd, "Ich häng ein bißchen hier beim Stall rum." In dem Moment kam eine kleine Person über den Hof gerannt und beim Näherkommen erkannte der Prinz Laree.
"Kosta! Zucker! Ihr habts geschafft!", freute die Hexe sich und packte sie gleich beide in eine überschwengliche Umarmung. "Hyacinthos wollte euch abholen, aber dann habt ihr so lange gebraucht und-" Sie sah Zucker verdutzt an. "Oh, was ist mit deinem Gesicht?" Sie griff nach seiner Wange, streichelte darüber.
"Erzähl ich dir gleich, doch Kosta muss schnell zur Königin", sagte Zucker.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 17:28

Missbilligend starrte Timaris in den hohen Spiegel. Sie trug eine weiche, schwarze Hose, die oben enganliegend war und unten weiter werdend. Dazu hatte sie einen engen cremfarbenen Rollkragenpullover aus weicher, flauschiger Wolle an. Ihre langen Haare waren zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und mit wertvollen Spangen fixiert worden. Grundsätzlich stand ihr die edle Kleidung ausgezeichnet und sie sah eine schöne Frau in dem Spiegel. Doch sie war noch immer viel zu dünn. Das Gift hatte sie beinahe gänzlich ausgezerrt. Jetzt musste sie wieder aufbauen. Muskeln und Fleisch. Nur konnte sie noch nicht zuviel Sport machen, weil ihr Körper noch zu wenig Reserven hatte und zum Essen kam sie auch nicht wirklich, da sie sich schon wieder viel zu viel Arbeit zumutete. Respektive verbrauchte die Arbeit alle Energie, die sie mit Nahrung zu sich nahm.

Nun, zumindest den morgigen Tag würde sie sich freinehmen können und heute vielleicht auch schon etwas. Die 'E' war gesichtet worden. Bald würde sie in den Hafen einlaufen und Kosta würde mit dem Gegenmittel zu ihr hochgestürmt kommen. Sie würden miteinander reden und morgen würde Sorra sie gänzlich heilen. Aaron, der nur gerade so halb von der letzten Heilung erholt hatte, war gleich wieder eine Menge zu essen aufgetischt worden. Er sollte sich stärken und ausruhen, solange geprüft wurde, ob niemand der Neuankömmlinge eine Gefahr in sich barg.

Vorher hatte Ayden sie jedoch dazu eingeladen, ihn beim Training zu besuchen. Timaris staunte nicht schlecht. Ayden war schon viel zu stolz zuzugeben, dass er kein Glas hochheben konnte und nun sollte sie ihm zusehen, wie er sich mühsam abquälte. Doch natürlich freute es sie. Timaris war es schwer gefallen, ihm nicht hinterher zu spionieren. Nicht, weil sie glaubte, dass er sich zu wenig anstrengte, sondern viel eher weil er sie so stolz machte mit seiner Tapferkeit. Er war ihr Haushofmeister. Er blieb bei ihr, obwohl es einfach gewesen wäre, sich in irgend eine Villa zurück zu ziehen und sich bedienen zu lassen. Das war so scharf.

Nach einem letzten, unwilligen Blick in den Spiegel, verliess sie ihre Gemächer. Wie immer in der letzten Zeit, wurde sie dabei begleitet von ihren Leibwachen und eine ihrer Zofen. Gerade war es etwas nervtötend. Sie hatte nicht übertrieben, als sie Ayden gesagt hatte, dass sie sich am Liebsten in die Stadt schleichen würde. Nur für eine Nacht ohne ihre Aufpasser zu sein. Ohne Verantwortung für ein Territorium im Krieg. Doch natürlich würde sie ihr Volk niemals im Stich lassen.
Vor dem Zimmer, in dem Ayden trainierte, blieben wenigstens die Wachen stehen. Ihre Zofe öffnete ihr die Tür, blieb dann aber auch draussen stehen. In dem hellen Trainingsraum stand Ayden gerade in einem Gerüst mit zwei langen Balken, an denen er sich festhalten konnte, während er versuchte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen wagte. Seine Schwester unterstützte ihn dabei liebevoll. Timaris schaute interessiert zu. Es gefiel ihr zu sehen, wie er für sie kämpfte. Ja, das war wirklich scharf.
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